Darum spielt Sousa nicht
Lienen findet ihn nicht fleißig genug. 750 000-Euro-Einkauf ist enttäuscht.
Umstrittene 96-Personalie – der als Spielmacher geholte Ricardo Sousa sah die Partie in Bremen von der Ersatzbank.
VON ANDREAS WILLEKE
BREMEN. Als er aus der 96-Umkleidekabine schlich, schaute er ziemlich düster drein. „Natürlich bin ich enttäuscht“, meinte Ricardo Sousa, „ich will schließlich spielen.“
Doch Ewald Lienen hatte Clint Mathis dem Portugiesen vorgezogen. „Clint fordert selber Pässe und geht in die Tiefe“, begründete der 96-Trainer die Entscheidung. Das blieb in Bremen allerdings ein Wunsch. Der Amerikaner machte ein schwaches Spiel – und damit rückte auch Lienens Aufstellung in die Kritik.
Noch mittags vor dem Anpfiff hatte der Coach mit Sousa gesprochen. „Er hat mir erklärt, dass ich wegen der Taktik nicht spiele“, berichtete Sousa, „ich muss seine Meinung respektieren.“ Lienen erläuterte, Sousa habe nicht „den glücklichsten Eindruck gemacht in der zweiten Hälfte gegen Freiburg und unter der Woche im Training.“ Doch der Coach schränkt ein: „Ricardo ist mehr der Spieltyp als der Trainingstyp.“
Da ist er allerdings bei Lienen an den Falschen geraten. Der 50-Jährige fordert stets vollen Einsatz beim Üben. Damit hatte auch schon Sousas kreativer Kollege Nebojsa Krupnikovic seine Probleme. „Der Trainer hat da eine klare Linie“, sagt Ilja Kaenzig, „da weiß jeder, woran er ist.“ Keiner werde bevorzugt.
Muss der 750 000-Euro-Einkauf aber nicht bevorzugt eingesetzt werden, um in seine Spielmacher-Rolle hineinzuwachsen? „Doch“, sagt Kaenzig, „da stimme ich zu.“
Es sei aber die Frage, „wie balanciert man das aus in der Mannschaft“. Mathis sei robuster, „Sousa kann mit einer Situation ein Spiel entscheiden.“ Da könne man „mal richtig, mal falsch liegen.“
Diesmal also falsch.
Sousa und Lienen – eine schwierige Beziehung? Der Trainer hatte ja schon über den zu hohen Körperfettanteil beim 25-Jährigen geschimpft.
Kaenzig erwartet jedoch, dass Sousa ins Team zurückkehrt. „Er wird uns helfen, damit wir anders auftreten können und selber Tore erzielen.“
So sieht das angeblich auch Lienen. „Wir setzen auf Ricardo und hoffen, dass er seine Topform findet.“ Dazu sollte ein Spieltyp dann aber spielen.