So löst 96 auch den zweiten Fall Fromberg
VON ANDREAS WILLEKE
HANNOVER. An der Kleidung erkennt man die Funktion – das war ganz leicht gestern. Als Martin Kind die Beschlüsse der 96-Geldgeber um 18.36 Uhr in der AWD-Arena vorstellte, trug er eine Lederweste über dem Polohemd – Freizeitkleidung halt. Die soeben gewählten Geschäftsführer Götz von Fromberg und Karl-Heinz Vehling hatten zu feinen dunklen Anzügen gegriffen. Die beiden übernehmen ab heute die Verantwortung bei 96, Kind zieht sich zurück.
„Einstimmig“ haben die neun Gesellschafter die Doppelspitze berufen, berichtet Kind. In der knapp dreistündigen Versammlung in Kinds „Hotel Kokenhof“ zu Großburgwedel wurde lange über „die Schnittstellen“ der beiden neuen Bosse gesprochen. „Die Spielregeln müssen klar sein“, erklärt Kind.
Der alte Chef übergibt jedoch einen Klub, der nicht bis aufs letzte Hemd ausgezogen ist. „Kind hat uns ein Fundament hinterlassen, auf dem wir aufbauen können“, sagt von Fromberg. Der 56-Jährige sah „96 bisher als Fan“, auch eher im lockeren Outfit. Er verspricht: „Die Dreierspitze wird alles geben.“ Er rechnet dabei Manager Ilja Kaenzig mit ein, der Manager wurde zum Geschäftsführer Sport berufen. „Einen Kind kann man nur durch drei ersetzen“, ergänzt Vehling und spricht von einem „bunten Team“.
Dass von Fromberg dabei die Farbe ins Spiel bringt, erkennt man an den Gratulanten. Gerhard Schröder hatte schon am Dienstag in der Kanzlei des 56-Jährigen angerufen zur Wahl zum Vereinschef gratuliert und ihn „ermutigt“. Schröder riet seinem Freund, „mit Bedacht“ die neuen Aufgaben anzugehen.
Fromberg will trotz hauptamtlichen 96-Jobs einen Nebenjob als Anwalt behalten. In Absprache mit Vehling sei das durchaus möglich. „Große, spannende Fälle“ will er noch bearbeiten. Wenn der 96-Boss als Anwalt vor Gericht stehen sollte – eine schwer vorstellbare Konstellation. Kind konterte auf der Pressekonferenz auch gleich: „Geschäftsführer müssen präsent sein.“ Hier scheint es noch Klärungsbedarf zu geben. Die Verträge der neuen Chefs sollen jedenfalls „ab Montag zügig verhandelt werden“, sagt Kind. Erst danach treten sie ihre Ämter offiziell an.
Wie das neue Führungsteam startet, ist laut von Fromberg „abhängig von der Mannschaft“. Er meint, „wenn 96 gegen Frankfurt gewinnt, haben wir einen Superstart hingelegt“.
Wahrscheinlich wird der Boss dann trotz aller Verantwortung wieder Fan sein – und legeres Outfit tragen.