Politischer Zoff-Thread oder so

  • Und Christian Lindner hält die Mär vom "man hätte ja nicht ahnen können, was kommt" hoch:


    Es gibt offenbar eine neue "konstruktiv-destruktive" Strategie der AfD, nur zum Schein eigene Kandidaten aufzustellen, um dann komplett anders abzustimmen. Damit haben wir nicht gerechnet, und diese Fehleinschätzung darf und wird sich nicht wiederholen. CL



    Ich hoffe er kommt damit nicht durch.



    Edit: Hier übrigens ein Symbolbild für die Brandmauer der FDP. Wer den Film kennt, weiß, wie es endet.

  • Diese Tickermeldungen ohne vernünftige Recherche sind mal wieder ein Graus.

    In der Berichterstattung fehlt leider auch in dieser Causa in manchen Medien wieder die gebotene Sorgfalt.

    Dass sich die Familie von Kemmerich zur Zeit nicht sicher fühlt, ist noch bedauernswerter.

  • Der Slogan kommt vom Rotfrontkämpferbund aus den 20ern/30ern, in der Originalfassung mit Sozialdemokraten statt Freie Demokraten.


    Ist jetzt wenig überraschend dass der genommen wird, reimt sich gut und lässt sich schnell merken.


    Das da einige jetzt über die Stränge schlagen wie von @theMenace geschildert ist sicherlich absolut unnötig und trifft halt auch Leute die mittelbar damit nichts zu tun haben.

    Trotzdem ist es absolut gerechtfertigt FDP Mitglieder zu fragen in was für einer Partei sie da eigentlich sind, die sowas durchzieht.


    Und noch ein Wort dazu dass die Ostverbände von CDU und FDP spezieller sind, da sitzen noch ganz viele drin die schon zu DDR Zeiten in den entsprechenden Blockparteien Mitglied waren und alles was die SED an Verbrechen zu verantworten hat, wurden von den Blockparteien mitgetragen. Wird besonders immer dann interessant wenn der Linken vorgeworfen wird sich nicht richtig von der Vergangenheit als SED distanziert zu haben, selber hat man aber die Immobilien, Mitglieder, Strukturen und Finanzen aus DDR Zeiten großteils einfach ungeniert weiter genutzt.

    Aus diesem Grund haben FDP und CDU für mich im Osten keinerlei moralische Berechtigung sich über die Linke zu echauffieren.

  • Ob mir das gefällt oder nicht ist in der Tat vollkommen irrelevant. Und ob dir die Tatsachen passen oder nicht ebenfalls.


    Das diese Verbände ihre eigene Vergangenheit nicht wirklich aufgearbeitet haben ist nun wirklich nichts neues und das als "SED-Propagandalüge" zu bezeichnen ist schon sportlich. Aber ich nehme dies als Auszeichnung an!


    P.S. es geht um die Zeit nach '89, nicht davor.


    Aber genug davon, wir beißen beide beim jeweils anderen bei der Thematik auf Granit. Lassen wir es gut sein.


    Back2Thüringen.

  • Es ist gerade spannend, ich platze trotzdem kurz rein, weil ich es sonst vergesse.


    Der Lindner ist (für mich) die größte Wurst, seitdem ich bewußt Politik wahrnehme. Über sechs Jahre hat er jetzt den Parteivorsitz der FDP....

    Ich verfolge das politische Tagesgeschehen generell nicht, weil ich eh keinen Einfluss habe, ich nicht erfahre was hinter den Kameras läuft, und die politische Einordnung/Bedeutung immer erst Jahre später stattfinden kann.


    Aber den (Lindner) hab ich zufällig beim selbstverliebten Lanz in einer Runde mit Neubauer gesehen (wer das nicht kennt, und sich eine halbe Stunde Zeit nehmen mag findet es leicht auf Youtube..., wem das im Gesamten zu dröge ist, dem lege ich wenigstens die letzten 2 Minuten ans Herz ), wie man nach dem Auftritt und all dem, was danach folgte, diesen Vorsitzenden weiter folgen konnte...?


    Aber im Globalen, da ist gestern mehr in den USA passiert (soviel kann ich schon heute sagen).

    Und ich würde gerne jemanden hier hören, der mir Hoffnung machen kann, das der kommende Präsident nicht wieder der alte sein wird. Ich hab das gestern als den größten Schlag ins Gesicht der freien Welt empfunden, an den ich mich erinnern kann. Hier überhaupt nicht wahrgenommen. In der ganzen Welt nicht!

  • Und noch ein Wort dazu dass die Ostverbände von CDU und FDP spezieller sind, da sitzen noch ganz viele drin die schon zu DDR Zeiten in den entsprechenden Blockparteien Mitglied waren und alles was die SED an Verbrechen zu verantworten hat, wurden von den Blockparteien mitgetragen. Wird besonders immer dann interessant wenn der Linken vorgeworfen wird sich nicht richtig von der Vergangenheit als SED distanziert zu haben, selber hat man aber die Immobilien, Mitglieder, Strukturen und Finanzen aus DDR Zeiten großteils einfach ungeniert weiter genutzt.

    Aus diesem Grund haben FDP und CDU für mich im Osten keinerlei moralische Berechtigung sich über die Linke zu echauffieren.

    Davon ist buchstäblich jedes Wort eine billige SED-Propagandalüge, und jeder Demokrat hat das Recht (und die Pflicht), sich über das SED-Unrechtsregime zu echauffieren.


    Das ist aber egal. Für das Verständnis dessen, was in Thüringen passiert, genügt das Wissen, dass die Gegnerschaft zur Linkspartei zum Selbstverständnis der Verbände gehört - ob Dir das gefällt oder nicht. Hintergrund ist wohl der, dass diejenigen, denen man eine Quasi-Zwangsmitgliedschaft in der SED angedeihen lassen wollte, in die Blockparteien geflüchtet sind. Von denen ist kaum noch wer übrig, aber sie haben in der Nachwendezeit offenbar nachhaltig das politische Selbstverständnis geprägt.


    Das klingt jedenfalls nicht nach Propagandalüge.

  • Das ist etwa so lustig wie die linken Demonstranten in Frankfurt (am Main), die "Wer hat uns verraten - Freie Demokraten" gerufen haben. (Wer die Herkunft des Slogans nicht kennt, dem wird Dahl sie bestimmt gern erklären).

    Da gibt es noch weitere Experten im Forum (andremd hat ja Dich dankenswerterweise aufgeklärt). Aber wo wir beim Historischen sind: Es waren nicht Sozialdemokraten, sondern Angehörige der Vorgängerparteien von CDU/CSU und FDP, die 1933 dem Ermächtigungsgesetz zustimmten. Es waren "bürgerliche" Rechts-Nationalisten (DNVP), die Steigbügelhalter für Hitler waren.

    Und: Als "Verrat" haben nicht wenige Wähler von CDU und FDP diese Aktion im Erfurter Landtag aufgefasst. Gewählt wurden beide Parteien mehrheitlich nicht, damit sie versuchen würden, sich mit Hilfe von Höcke und Co. an die Macht zu tricksen, und die AfD damit zum Teil des "bürgerlichen" Lagers werden zu lassen, indem sie einem "bürgerlichen" Kandidaten die nötige Mehrheit verschaffte.

    Zu bedenken ist folgendes: Gegenüber der Bundestagswahl 2017 blieben 2019 in den ostdeutschen Ländern die Stimmenanteile der AfD weitgehend konstant. Die Partei verfolgt zur Zeit eine Strategie der "Selbstverharmlosung", um durch Integration in Regierungsarbeit an die "Macht" zu gelangen. Da hätten CDU und FDP in Thüringen die ersten Helfer sein können - womit sie wohl niocht gerechnet haben, war der starke zivilgesellschaftliche Protest, der das "Projekt" zum Scheitern brachte.


    Von daher ist auch Merkels Wortwahl "unverzeihlich" angemessen gewesen - eine Reaktion auf diesen beispiellosen Tabubruch (denn Merkel erlebt im Bundestag die verbale Gewalt und die Entgleisungen der AfD-Abgeordneten in jeder Sitzung), der erstmals so massiv mit dem Konsens der Demokraten, nicht mit Faschisten zu kooperieren, brach, und eine Reaktion darauf, dass es bis gestern vormittag keine Konsequenzen gegeben hatte. Auch eine Reaktion auf das Entsetzen der jüdischen Gemeinden (mein Hinweis darauf scheint bei theMenace nur für kaltes Schulterzucken gesorgt zu haben,. reasgiert hat er nicht darauf) und des Internationalen Auschwitz-Komitees; der Wahlakt war wenige Tage nach dem Gedenken an die 75-jährige Wiederkehr des Gedenbkens an die Befreiung von Auschwitz; da gab es dann den tiefen Händedruck zwischen Kemmerich und dem Holocaust-Relativierer Björn Höcke.

  • Das ist aber egal. Für das Verständnis dessen, was in Thüringen passiert, genügt das Wissen, dass die Gegnerschaft zur Linkspartei zum Selbstverständnis der Verbände gehört - ob Dir das gefällt oder nicht. Hintergrund ist wohl der, dass diejenigen, denen man eine Quasi-Zwangsmitgliedschaft in der SED angedeihen lassen wollte, in die Blockparteien geflüchtet sind.

    Es gab auch die Möglichkeit, sich keiner Partei anzuschließen - es bedeutete in der Regel etwas Einschränkungen in der beruflichen Karriere, aber es war möglich - die Mehrzahl der Ostdeutschen war in keiner politischen Partei.

  • Und ich würde gerne jemanden hier hören, der mir Hoffnung machen kann, das der kommende Präsident nicht wieder der alte sein wird. Ich hab das gestern als den größten Schlag ins Gesicht der freien Welt empfunden, an den ich mich erinnern kann. Hier überhaupt nicht wahrgenommen. In der ganzen Welt nicht!

    Völlig richtig - wahrgenommen wurde es, aber überschattet von Thüringen. Wehret den Anfängen, wohl auch deshalb. Im Fernsehen zeigten sie am Mittwoch eine US-Amerikanerin, die in Berlin mitdemonstrierte gegen den Betrug von CDU/FDP/AfD und sagte, sie wolle verhindern, dass es bei uns so wird wie in Nordamerika.

  • mustermann : der Abschluss des Impeachment-Verfahrens war ja leider schon einige Tage so abzusehen. Für mich war es daher nachvollziehbar, dass medial hier das Thüringen-Thema dominierte.

    Ich hatte schon seit längerem vermutet, dass das Verfahren eher DT bei der "speziellen Denkweise " seiner Anhängerschaft nutzen würde, so nach dem Motto gemeinsam gegen das politische "Establishment" (was immer das dann alles beinhaltet). Man muss diese Anhängerschaft ja nur mal bei seinen Auftritten irgendwo beobachten... ich könnte da nur noch kotzen..

    Und dann der verpatzte Auftakt der Demokraten in Iowa, nein, so richtig Hoffnung auf einen anderen Präsidenten habe ich nicht.

  • Mir macht vor allem Sorge, dass er in seinen Reden jetzt davon spricht das diejenigen die die falschen Anklagen verbrochen haben zur Rechenschaft zu ziehen sind. Die Interpretation wie das geschehen solle überlässt er aktuell aber noch(?) seinen Anhängern.


    Ich frage mich wie stark Trumps Rückhalt in der Executive ist. Meine Hoffnung ist das er sich da einiges verbaut hat. Ist dem so?

  • Arlie Russell Hochschild, eine Soziologin aus Californien, ist der Frage nachgegangen, aus welchem Grund Trump besonders von den amerikanischen Rechten unterstützt wird. Welches Bedürfnis befriedigt Trump?

    Seine erzkonservative Wählerschaft hat permanent das Gefühl abgehängt zu sein. Sie können Ihren amerikanischen Traum nicht mehr verfolgen, weil andere vom Staat bevorzugt würden, obwohl diese nicht halb so fleißig wären: Migranten, Flüchtlinge, Alleinerziehende etc. Dieses Milieu ist im Wesentlichen weiß, mittelalt bis alt und männlich.


    Trump tut zwar nicht viel für sie, aber er gibt ihnen das Gefühl zurück, stolz sein zu dürfen. Das reicht ihnen schon.


    Nach der Lektüre dieser Studie habe ich auch wenig Hoffnung, dass Trump nicht wiedergewählt wird.

    3 Mal editiert, zuletzt von Alter Ego ()

  • Dass sich die Familie von Kemmerich zur Zeit nicht sicher fühlt, ist noch bedauernswerter.


    Das ist übrigens etwas, was in der ganzen Berichterstattung viel zu kurz kommt.


    Und es ist ja leider ein generelles Problem. Es bleibt nicht bei (harten) Worten, die es ja durchaus geben kann, und meiner Meinung nach, auch darf. Nein, es werden Menschen bedroht und teilweise sogar tätlich angegriffen. Nicht erst im Nachgang zu Thüringen, sondern auch schon lange davor (u.a. bei Herrn Diaby).

    Auch hier muss die Gesellschaft klar machen, dass damit Grenzen überschritten werden. Und da ist es übrigens völlig egal, wer das Ziel von Attacken ist, selbst wenn es die Faschisten und Rassisten von der AfD sind. Menschen dürfen wegen ihrer Meinungen und Taten nicht bedroht oder tätlich angegriffen werden. Hier muss eine Demokratie klare Grenzen setzen!

    Selbst die ganzen Schmierereien, die an etlichen FDP-Zentralen platziert wurden, sind zu verurteilen. Auch wenn diese natürlich im Vergleich zur Bedrohung von Menschen quasi banal sind. Ein falsches Zeichen sind sie trotzdem.

  • Ich habe das eben mal eingegeben: Hat da jemand belastbare, seriöse Quellen? Ich finde die Nachricht nur auf explizit rechten Seiten wie tichys einblick, Junge Freiheit, AfD Kompakt, Vera Lengsfeld.

  • mdr.de, rtl.de, ...


    Das ist nun nichts, was man in Frage stellen muss. Da nehmen sich "beide Seiten" nichts. Natürlich alles im Namen der Demokratie :engel:

  • Für solche Posts fehlt eindeutig der "Gefällt mir nicht button" :kopf: