Politischer Zoff-Thread oder so

  • Zitat

    Freedom of movement rules will continue to apply during transition. This means that UK nationals will be able to live and work in EU countries (and EU nationals will be able to live and work in UK) during this period.


    Auch danach wird sich nichts grundlegend ändern. GB kann sich nicht von Europa abschotten.


    Ansonsten bin ich etwas überrascht davon, wieviele Fragen Du nach all den Jahren noch hast. 'Brexit' war immer populistischer Schwachsinn. Natürlich funktioniert das nicht. Selbst wenn es Wege gäbe, wie es funktionieren könnte, wäre es nicht so, dass das UK da irgendwie _eine_ Vision hätte oder sich auf _einen_ Weg einigen könnte. Alle vorsichtigen Ansätze, nicht rumzuwurschteln sondern eine leitende Vorstellung zu konkretisieren, konnten sich nicht durchsetzen, weil das halt von einer obskuren Ablehnung 'dieser' Gesellschaft - sei der Antagonist das zentralistische, instrumentelle und England aussaugende Brüssel oder die polnischen Immigranten oder französische Fischer - motiviert ist und ansonsten nur gähnende konzeptionelle Leere dahintersteckt.


    Mir kommt das vor, als hättest Du das inhaltlich zu ernst genommen. War immer ein Clusterfuck, wird immer ein Clusterfuck bleiben. Alle sind dagegen, aber letztlich will keiner selber die Bombe zünden. Was viele hier den Briten vorwerfen, nämlich diese Unentschlossenheit, ist doch gerade das verbleibende Resthirn, welches, konfrontiert mit den realen Optionen, kapiert, dass die irgendwie Scheiße sind. Alle wollen Feuerwerk sehen, aber keiner will selber die Bombe gezündet haben. Außer Boris natürlich, der unbedingt "upper-class twit of the year" werden will, aber sie lassen ihn ja nicht, die Cretins!

    Einmal editiert, zuletzt von ExilRoter ()

  • Ok, danke. Das kann ich fast zu 100 % unterschreiben.


    Ein Vorwurf von mir an die EU. Die ganze Verhandlungen rund um den deal, den vermeintlich “weichen“ Brexit. Statt dessen: Wenn ihr raus geht, bedeutet das x, y, z. Wollt ihr das wirklich?

  • Die Position der EU ist nicht einfach. Letztlich geht es darum, dass 'Brexit' ja eine riesige Inszenierung ist, die irgendwie glaubhaft machen soll, dass wir noch in einer Demokratie leben.


    Vor allem im Brexit-Lager selbst: Dieses unendlich hohle Insistieren darauf, dass es BREXIT geben _muss_, weil in einem nicht rechtlich-bindenden Referendum sich 51% der Bevölkerung dafür entschieden hat. (Ohne eine einheitliche Vorstellung zu haben, was 'Brexit' bedeutet noch überhaupt eine Vorstellung, außer, das dadurch alles irgendwie besser wird.) Letztlich ist dieses Insistieren das Kernargument der Brexit-Befürworter. Brexit ist zu einem Fetisch des Glaubens an Demokratie geworden. Brexit 'muss' sogar durchgezogen werden, wenn es sich herausstellt, dass es Scheiße ist, weil: Hey, das ist der Souverän, der da gesprochen hat. Oder etwa nicht?


    Brüssel steht vor demselben Dilemma. Es muss diesen Irrglauben - wir lebten in einer funktionierenden Demokratie - Ernst nehmen. Sogar dann, wenn komplett offensichtlich ist, was passieren wird: Kommt Brexit, wird es ein Desaster und die Briten werden der EU die Schuld geben, kommt Brexit nicht, ist die EU ebenfalls Schuld und als 'diktatorisch' entlarvt. Die EU kann hier nur gute Miene zum schwachsinnigen Spiel machen und so fair wie möglich mitarbeiten. Genau deswegen muss sie auch jede angefragte Verlängerung abnicken. Gleichzeitig - und das sehe ich anders als Du - kann sie den britischen Phantasien keine Zugeständnisse machen, sich nicht wirklich auf einen Kompromiss einlassen. Denn alles, was es an Zugeständnissen den Briten gegenüber gäbe, wäre eine Ermutigung für alle anderen Unabhängigkeitsbestrebungen.


    Die EU kann deswegen nicht hardball spielen. Ihr sind die Hände gebunden. Sie muss die Briten das zu einem Ende bringen lassen, egal, zu was für einem Ende. Jegliche Proaktivität, egal ob für Brexit oder dagegen, würde die Illusion der Demokratie, der Volkssouveränität einerseits, oder aber andererseits die europäischen Ideale und das europäische Selbstverständnis untergraben.

  • Juncker, der große Demokrat auf EU-Seite hat aber gestern doch - spontan und einsam - beschlossen, dass es keine weitere Verlängerung geben wird...

  • Bester Kommentar:

    Der "Kölner Stadt-Anzeiger" kommentiert den Brexit:

    "Hand aufs Herz: Welchen Unterschied macht es eigentlich, ob die Briten A) aus der EU austreten, aber in einer Vielzahl von Punkten so behandelt werden, als seien sie doch weiter drin oder B) in der EU verbleiben, aber in einer Vielzahl von Punkten so behandelt werden, als seien sie draußen?"

    Kurze Anmerkung:

    Das habe ich heute 1:1 so in der HAZ gelesen. Dürfte also eine RND Quelle sein.

  • Auf pro7maxx läuft gerade eine Folge "boarder control Ireland". Wo man sehen kann (wie so oft), dass zwischen Irland und Nordirland kontrolliert wird...

  • Auf pro7maxx läuft gerade eine Folge "boarder control Ireland". Wo man sehen kann (wie so oft), dass zwischen Irland und Nordirland kontrolliert wird...


    Es ist aber auch nicht einfach mit Dir zu diskutieren. Jetzt zitierst Du hier Reality-TV. Aufgrund der Tatsache, dass Du oben wirklich Verständnisdefizite hattest, was der Johnson-Vorschlag, den Du selber hier diskutiert hast, bedeutet, kann man das nicht so ohne weiteres als Zynismus abtun, viel mehr führt mir das gerade deutlich vor Augen, dass die Grenze zwischen Zynismus und Gesellschaftswahrnehmung fließend ist und es Dir vielleicht gar nicht wirklich wichtig ist, das zu unterscheiden.


    Die Grenze zwischen Irland und Nordirland ist immer noch eine Staatsgrenze. Das hat auch nie jemand geleugnet. Aber heute ist das eine ganz normale Staatsgrenze wie jede andere in der EU, früher sah die noch martialischer aus, als die innerdeutsche Grenze.


    Jetzt hast Du Deine Meinung zum Nordirland-Konflikt ja hier neulich dargestellt, und wenn ich das in einem Halbsatz zusammenfasse, war das: Catholics, get over it. Was die Situation am Boden auf das groteskeste verkennt. Da zeigt sich wieder, dass gar nicht so einfach ist, zu entscheiden, ob das bei Dir Zynismus oder echte Unkenntnis oder beides, sich gegenseitig begünstigend, ist.

  • Ja, ist Zynismus. Vielleicht auch Unkenntnis/Unverständnis. Letzteres entscheidest natürlich Du in Deiner unendlicher Weisheit.


    Ich wollte darauf hinaus, dass die Situation zwischen Irland und Nordirland durchaus problematisch ist. Genau wie ein no deal brexit. Aber beide es gemein haben, dass die Darstellung und Wahrnehmung (vor allem in Deutschland) als Problem stark überhöht ist. Und das ist meiner Meinung nach kein Fehler, sondern Absicht. Eben damit man jeden noch so bekloppten Deal als Erfolg verkaufen kann. Es führt eben nicht und alternativlos jede Kontrolle zwischen Irland und Nordirland alternativlos zum Bürgerkrieg. Warum auch?

  • Die Katalanen hätten eine terroristische Untergrundarmee gründen sollen, die dauernd Anschläge gegen Einrichtungen und Polizisten sowie Soldaten Zentralspaniens verübt. Dann hätte die NATO inkl. Deutschland Luftangriffe auf spanische Kasernen in Katalonien und auf Madrid als Planungszentrum geflogen.

  • Die Katalanen hätten eine terroristische Untergrundarmee gründen sollen, die dauernd Anschläge gegen Einrichtungen und Polizisten sowie Soldaten Zentralspaniens verübt. Dann hätte die NATO inkl. Deutschland Luftangriffe auf spanische Kasernen in Katalonien und auf Madrid als Planungszentrum geflogen.


    Alter...


    Ich wollte ja eigentlich noch antworten, was unsere Diskussion angeht. Aber wenn ich sowas lese, frage ich mich: Wozu überhaupt?


    Ich hoffe, es geht dir gut. Man könnte leicht einen anderen Eindruck gewinnen, hoffen wir, dass das täuscht.

  • Aber beide es gemein haben, dass die Darstellung und Wahrnehmung (vor allem in Deutschland) als Problem stark überhöht ist.

    Hatte ich zwar schon mal erläutert, aber lass dir gerne nochmal gesagt sein, dass bezogen auf den Nordirlandkonflikt das genaue Gegenteil der Fall ist. Die tatsächliche Brisanz dieser Thematik wird in Deutschland nicht ansatzweise dargestellt.