ZitatAlles anzeigen"Ungeheuerliches Totschweigen"
Von Andreas Kröner
Während in Rom Fußballanhänger das Derby zwischen Lazio und AS Rom zum Abbruch brachten, sind auch in Deutschland rechtsgerichtete Fans auf dem Vormarsch. Weil DFB und Vereine das Thema aus der öffentlichen Wahrnehmung drängen, sehen Experten Riesenprobleme für den deutschen Fußball. "Uns drohen italienische Verhältnisse."
Hamburg - Das Fritz-Walter-Stadion in Kaiserslautern ist wegen seiner enthusiastischen Stimmung berüchtigt. Kommentatoren sprechen ehrfurchtsvoll vom "Hexenkessel Betzenberg" oder dem "Pfälzer Fußballtempel". Bei Nando Rafael hingegen hält sich die Begeisterung für die "Hölle der Roten Teufel" in Grenzen: Als der Angolaner beim Auswärtsspiel in Kaiserlautern zum 1:0 für Hertha BSC Berlin traf, tönt lautes Urwaldgebrüll aus der Westkurve. "Scheiß Nigger", "Bimbo", "Afrika für Affen" bekam der farbige Berliner Stürmer zu hören. Neben vereinzelten "Sieg Heil"-Rufen sangen einge FCK-Fans Lieder wie "Wir hassen die Türkei" oder "Wir bauen eine U-Bahn - von Ausschwitz nach Berlin".
Leider sind derartige Geschehnisse keine Einzellfälle, auch bei Hertha besitzt die rechte Fanszene eine traurige Tradition: "Es gibt eine relativ stabile Gruppe von Hardcore-Fans, doch der von den offiziellen Berliner Vertretern allzu gern übersehene rechtsradikale Touch geht seit 1990 bis weit in die sitzplatzzahlende Mitte", sagt Detlev Claussen, Professor für Gesellschaftstheorie, Kultur- und Wissenschaftssoziologie. Der Ordinarius von der Universität Hannover mit den Arbeitsschwerpunkten Antisemitismus, Nationalismus und Rassismus beobachtet, dass "die nach 1990 hinzugekommene ostdeutsche neue Mittelkasse das Publikum keineswegs weltoffener gemacht hat. Auch in der Polemik gegen Ex-Trainer Huub Stevens waren ausländerfeindliche Tendenzen nicht zu überhören."
"Bei jedem Verein der Ersten und Zweiten Liga gibt es eine Gruppe von 10 bis 100 Leuten, die erkennbar rechtsradikal sind", sagt Gerd Dembowski vom Aktionsbündnis Aktiver Fußballfans (Baff). Beunruhigender sei jedoch vor allem das systematische Einsickern rechtsextremer Inhalte in die Alltagskultur der Fanszene, es etwickeln sich Subkulturen. "Die Nazis sind cleverer geworden, haben eigene Modemarken und neue Zeichen entwickelt." Allgemein hat sich die "Signalsprache der meisten Fangruppen nach rechts außen verlagert", stellt Claussen fest. Viele tragen die Zahl 88 als Code für "Heil Hitler", das Hackenkreuz in leicht abgewandelter Form und machen Handzeichen, von denen viele dem Hitler-Gruß auffallend ähnlich sind. "Man braucht sich nicht in die Tasche lügen, die Gruppen oder zumindest die 'opinion leaders' wissen genau, was sie da machen", so Claussen.
"Bereits in den Achtzigern haben Nazi-Ideologen wie Kühnen versucht, die Fanclubs zu unterwandern", analysiert der Rassismus-Experte, "leider gibt es viele Beispiele, wo das bestens funktioniert hat. Oft handelt es sich um adoleszente Jugendliche, die labil und deshalb sehr leicht anzusprechen sind." Köder sei meist nicht der Inhalt, sondern zunächst ein einheitsstiftender Gewalt-Thrill. Über Themen wie Frauen- oder Schwulenfeindlichkeit entwickle sich mit der Zeit ein Lokalchauvinismus. "Das funktioniert nach dem Motto: 'Wir sind - zum Beispiel - harte Frankfurter Jungs und ihr seid nur eine zusammengekaufte Söldnertruppe'", erläutert Claussen.
Im Zeitalter des globalisierten Fußballs birgt diese Einstellung enormes Konfliktpotential: Während sich die Bundesligamannschaften zu multikulturellen Arbeitsgemeinschaften entwickeln, rutschen immer mehr Fangruppen an den rechten Rand ab. DFB und Vereinen ist die Dimension des Problems anscheinend nicht bewusst. Aus Angst vor der Beschädigung des Produkts Fußball bekämpft man die gröbsten Auswüchse möglichst unbemerkt. Das leidige Thema soll auf keinen Fall in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt werden.
Als der DFB einen Anti-Rassismus-Paragraph in die Stadion-Ordnungen der Bundesligisten festschrieb, bekam davon niemand etwas mit. "Anstatt sich in einer Pressekampagne offen gegen rechte Fans auszusprechen, schickte der DFB klammheimlich einen Brief an die Vereine", schimpft Baff-Sprecher Dembowski, "offensichtlich besteht bei den Herren weder Bewusstsein noch ein kontinuierliches Interesse an diesem Thema. Wenn sich nicht manchmal Fangruppen bei den Clubs über rechte Gesänge beschwerten, würde wahrscheinlich gar nicht passieren."
Auch Classen ist empört über das "ungeheuerliche Totschweigen" und verweist auf das Beispiel England. Hier setzte die Regierung eine Kommission ein, die das Thema offensiv anging. Heute hat jeder Verein einen Beauftragen, rassistische Auswüchse werden konsequent bekämpft und in den Stadien kommt es kaum mehr zu Anfeindungen gegenüber ausländischen Spielern. "Von diesem Engagement könnte man sich in Deutschland eine Scheibe abschneiden", fordert Claussen, "aber hier stimmen sie in der Hauptstadt rechte Lieder an, der Innenminister sitzt als Ehrenmitglied auf der Haupttribüne und niemand unternimmt was. Das ist doch bizarr!" Bei jedem Feuerwerkskörper ermahne der Stadionsprecher die Fans, aber bei ausländerfeindlichen Gesängen ergreift nur sehr selten jemand das Wort.
"Es entwickelt sich eine flächendeckende Bewegung, die sich bei weitem nicht auf die Bundesliga beschränkt", warnt Claussen, "in manchen Zwei-Liga-Stadien ist die Situation noch schlimmer, da ist die Reichskriegsflagge noch das seriöseste." Außerdem gebe es Kontakte zu rassistischen Anhängern im Ausland: In Spanien verbreiten Fangruppen wie die Ultras von Real Madrid Angst und Schrecken, in Argentinien trauen sich mittlerweile lediglich kampffähige Jugendliche ins Stadion und in Serbien waren Fans angeblich sogar am Ausbruch des Bürgerkriegs beteiligt. In Osteuropa sei es völlig normal, berichtete kürzlich Stuart Dykes vom Netzwerk "Football Against Racism in Europe", dass "massenhaft Bananen auf den Platz fliegen, wenn ein farbiger Spieler an den Ball kommt."
"Auch Italien ist ein gutes Beispiel für das, was passieren kann, wenn man rassistische Fans duldet", sagt Claussen. In den letzten fünf Jahren hat sich die Fanszene dort immer mehr radikalisiert, heute "kauft der Präsident in Verona keine schwarzen Spieler mehr und in Rom randalieren die Fans solange, bis ein Spiel abgebrochen wird und erpressen so die Steueramnestie für ihrer Vereine." Derart extrem wie in Italien sei die Lage in Deutschland zwar noch nicht, sagt Claussen, "aber die Tendenzen sind klar erkennbar. Doch hier tun alle so, als ginge sie das nichts an. Diese Haltung kann noch verheerende Auswirkungen haben."
Rechtsradikalismus unter Fußballfans
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Ich finde auch das man den Vormarsch solcher subjekte bedingungslos stoppen muss!Sowas gehört nigends hin und schon gar nicht ins Stadion!
Es ist beunruhigend wenn man ins Stadion geht aber man nicht weiss ob man unversehrt nach hause kommtAber wahrscheinlich wird nichts unternommen
1. weil es noch nicht so extrem wie in Italien ist(da ja immer was passieren muss damit gehandelt wird und dann ist es zu spät!)
und 2. weil die Vereine Geld investieren mussen - um aufklärungsmaßnahmen für Jugendliche o.ä. zu machen und ich glaube nicht das die meisten das freiwillig machen werden.ERST WENN ES ZU SPÄT IST WERDEN ALLE WACH!!!!
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Bitte auch mal an die eigene Nase fassen - wir in Hannover haben ja mit dem Kind´schen Erlass, Propaganda-Material der rechten Kategorie nicht mehr ins Stadion zu lassen, einen guten Schritt getan. Aber wenn ich sehe, wie da noch Leute rumlaufen, scheint das ja nicht allzu gut durchgesetzt zu werden.
Und wenn ich dann dieses Hurenlied von "U-Bahn+Auschwitz" aus Kehlen höre, in denen der Stimmbruch scheinbar noch nicht vorgedrungen ist, dann ist offensichtlich, dass das wohl nur ein fehlgeschlagener Versuch war.
Hört Euch mal um, wenn Idrissou mal wieder was vergeigt - hört gut hin!...von 88-Hemd- und Landser-Pulli Trägern bei der "Weltausstellung" Cebit will ich hier gar nicht reden.
Summa sumarum: Auch hier gibt´s jede Menge zu tun - das Thema jedoch ist und bleibt hier das Alte und es ist zu hoffen, dass die Diskussion nicht wieder so ausartet, wie sonst.
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da steht , dass es aus der kurve "tönt" und nicht dass die ganze kurve es gebrüllt hat.
ausserdem stehen die 10-100 mann in keinem zusammenhang mit der besagten "kurve". -
In Hannover ist das meiner Meinung nach auch nicht mehr ein so großes Problem...
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Ist zwar richtig hingegen einiger Ostklubs. Aber das betrifft ja nicht nur den Fussball. Der Scheiss ist überall....aber sehr interessant die Idrissou-Sprüche.
Bin sicherlich kein Idrissou-Fan sondergleichen, aber das hat ja nun rein gar nichts mit Hautfarbe oder Herkunft zu tun, wenn der die Flanken versemmelt. Misst man das "Phänomen" nicht an der Kleidung einiger Kameraden sondern der Sprüche, dann sieht´s anders aus.@ Doc Raiden: Wertfreie Frage, warum editierst Du alles weg?
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Diese rechten Tendenzen widern mich auch an...
Außer den hier bereits erwähnten Parolen, stößt bei mir folgendes sauer auf:Wenn sich drei Punkte anbahnen, wird manchmal dieser Sieg !-Ruf angestimmt.
Ist ja auch nix gegen einzuwenden.
Nur leider outen sich manche als leicht-bräunlich, die noch ein ...hallo hinterhersetzen.
Und für was dieses "Hallo" steht, dürfte wohl jeden klar sein.Traurigerweise rufen das auch viel zu viele unter den 96-Fans...
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Naja, kann mich noch dran erinner, als ich als Winzling im H31 stand, dass da noch das "Heil" reingebrüllt wurde. Da ist mir der "Hallo"-Ersatz schon lieber, auch wenn ich jedesmal kotzen könnte..
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ik glob, die meistens schreien dette völlig unpolitisch! ihnen sind die heil rufe bestimmt och nich mehr bekannt! der rest sollte sich einbutteln!
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Original von Lindener
ik glob, die meistens schreien dette völlig unpolitisch! ihnen sind die heil rufe bestimmt och nich mehr bekannt! der rest sollte sich einbutteln!So kenn ich Dich ja gar nicht.
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Scheiss Rechtsradikale Fussballfans sie versauen einem echt das Fussballspiel bestes Beispiel Lazio Rom gegen As Rom
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Original von Lorenor-Zorro
Scheiss Rechtsradikale Fussballfans sie versauen einem echt das Fussballspiel bestes Beispiel Lazio Rom gegen As RomJa so ist es aber ich würde nicht soweit gehen die Fussballfans zu nennen, dass ist einfach der bodensatz bzw. die Warze am Arsch der Gesellschaft.
Die sollen sich auf irgendeine Insel verziehen und sich gegenseitig mit ihrer krummen(kranken) Weltanschauung zu texten!
Die Idioten sollen aber gefälligst unseren Sport aus dem Spiel lassen lassen! -
Da passt ein Klick auf meine Signatur prima zum Thema
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Original von gretzky
Naja, kann mich noch dran erinner, als ich als Winzling im H31 stand, dass da noch das "Heil" reingebrüllt wurde. Da ist mir der "Hallo"-Ersatz schon lieber, auch wenn ich jedesmal kotzen könnte..Ja das ging mir auch so im h31. Besonders toll als ich da mit meinen schwarzen Haaren stand und auf einmal auch noch etwa 30 Leute rund um mich herum das "heil" schrien. Naja, das sind dann diese scheiß Erfahrungen die man macht
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Also liebe Leute, tut doch nicht so, als ob dies Problem ein neues wäre. Schon als Kind, als mich mein Vater mit zu Bundesliga-, Zweitliga- und ähnlichen Spielen mitgenommen hat, gab es das Gewaltproblem. Damals waren es "Rote Wölfe", "Rote Teufel" u.ä., die meinten, Ihre Meinung mit Gewalt durchsetzen zu müssen. Von der "Schirmfraktion" und andere Hool-Gangs in späteren Jahren mal ganz abgesehen. Ich sitze heute in E 20 mit ehemaligen H31, dann zu I 20 gewechselten "Fans". Meine ehemalige Dauerkarte lautete auch mal auf I 20, damals waren die Ordner nicht bereit, Leute ohne entsprechende Karte vor meiner Nase zu entfernen. Der einzige Kommentar war: "Die gehören doch zu uns!"Und Scheiß auf H31, das sind Kinder, die alles nachmachen, die Nazi-Sprüche kamen und kommen von den ehemaligen I-Blöcken. Karrierte Hemden, kurze Haare, Oi-Oi-Oi-Sprüche und ähnliches haben mir inzwischen als 13-Jahre-Dauerkarten-Fan die Lust am Spiel verdorben. Ich freue mich inzwischen über jeden Kleber in der Stadt, der auf Fußball-Fans gegen Faschismus hinweist. Und das können nicht nur Freiburger und Paulianer. Wir können das auch!
Nazis raus aus unserem Stadion! Wir wollen Fußball ohne Haß (außer vielleicht gegen den BTSV). Keine Prügel, der Schwarze ist Dein Freund!
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Original von Der E-Dammer
(...) Karrierte Hemden, kurze Haare, Oi-Oi-Oi-Sprüche (...)...und so sieht der typische Nazi aus? Das ist das Schlimme wenn Idioten ein Stil kopieren und für sich beanspruchen! Dann gibt es ja bei Göttingen 05 Massen an Nazis
Oi
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Da gilt´s zu differenzieren, hast recht!
Aber wie auch die Nachricht Anfang der Woche "Immer mehr Jugendliche schliessen sich Skinheads an!", ist der allgemeine Sprachgebrauch (in den Medien) dahin abgedriftet, alles in einen, braunen Topf zu werfen. Dass sich dann viele ohne profunde Kenntnisse oder objektiven Interesse an der Thematik, diesen Sprachgebrauch und diese Sichtweise zu eigen machen, ist dann klar und zu entschuldigen.Fragt mal in den Redaktionen nach, was die unter einem "Ultra" bspw. verstehen. Dann kommen da Mord- und Totschlaggeschichten....
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jepp, leider ein großes Dilemma bei Medien und Gesellschaft! Skinhead = Nazi! Es ist ja alles so schön einfach!
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