HAZ: Neumünster ist keine Kaffeefahrt

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    Neumünster ist keine Kaffeefahrt



    Hannover (fe/gru). Neumünster fiebert dem Spiel des Jahres entgegen. Besser gesagt: dem Spiel nach 30 langen Jahren ohne rechten Höhepunkt. Im DFB-Pokalwettbewerb bekommt es der VfR am Sonntag (15 Uhr) mit Hannover 96 zu tun. Eine Oberligamannschaft tritt gegen einen Erstligisten an – das ist sogar noch eine Steigerung im Vergleich mit jener Episode, an die sich in Neumünster nur hartgesottene Fußballfans erinnern können. 1974 unterlag der VfR dem FK Pirmasens mit 1:7; seitdem musste man sich in der schleswig-holsteinischen Kreisstadt den DFB-Pokalwettbewerb im Fernsehen anschauen.


    Diesmal gehört der VfR als Landespokalsieger wieder zu den Hauptdarstellern, und bei 96 sind sie bemüht, die Sache nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Trotz der Differenz von drei Klassen, die einen Selbstläufer vermuten ließe. Trainer Ewald Lienen sprach davon, dieses Spiel sei genauso wichtig wie eins in der 1. Liga. Mit dem Unterschied, dass die Erfolgsaussichten insgesamt besser seien. „Im Pokal kann man mit vier oder fünf Spielen etwas Großes erreichen“, sagte der 96-Coach.


    Um nichts dem Zufall zu überlassen, hat Lienen am vergangenen Wochenende seinen Assistenten Michael Frontzeck zur Spielbeoachtung in den Norden geschickt; beim 3:1 des Regionalligaabsteigers gegen Altona 93 (alle drei Tore vom ehemaligen Wolfsburger Juniorenspieler Erkan Kilicaslan) war der Kotrainer nicht nur von der Aggressivität der VfR-Elf angetan. „Dass ist eine Mannschaft, die Fußball spielen kann“, lautet Lienens Einschätzung.


    Den Ball schnell laufen lassen, viel über die Flügel angreifen, über 90 Minute zur Sache gehen – so will 96 die 1. Runde meistern und dann bei den besten 32 auf ein attraktives Los hoffen. Dann könnte dieser Wettbewerb – im Gegensatz zum Gastspiel in Neumünster, bei dem unterm Strich kaum etwas herausspringt – auch ein finanziell lohnendes Unternehmen werden.


    Die aktuellen sportlichen Fakten machen Lienen nicht viel Freude. Julian de Guzman kann auf Grund einer Zerrung „mit hundertprozentiger Wahrscheinlich“ (Lienen) nicht spielen, Ricardo Sousa (Rückenschmerzen) fällt wohl auch aus, Wladmir But (Wadenbeschwerden) ist ein Wackelkandidat. Immerhin hat sich Altin Lala trotz eines schmerzhaften „Pferdekusses“ am Oberschenkel einsatzbereit gemeldet.


    Dass Jiri Stajner nicht zur Verfügung steht, darüber ist Lienen, der Disziplin besonders schätzt, sehr ärgerlich. „Das schadet der Mannschaft und ihm“, sagte der 96-Trainer, der den Pokalauftritt auch zum Einspielen seines Teams für die Bundesligapartie eine Woche später in Dortmund nutzen will. Stajner war im August 2003 in Kirchheim/Teck nach einer Tätlichkeit vom Platz geflogen und ist deshalb im Pokal immer noch gesperrt. Dass er am Sonntag mit Fitmacher Edward Kowalczuk ein Spezialprogramm absolvieren muss, darf deshalb auch als pädagogische Maßnahme angesehen werden.