Der alltägliche Wahnsinn

  • Ich hatte bis zum Ende des Wochenendes mit zwanzig bis dreißig gerechnet. Dürfte beinahe konservativ sein. Bei ca. 800 bis 900 Leuten, die da dieses Jahr oben stehen werden, ist das eine unglaubliche Quote.

  • Würde ich mir an deiner Stelle mal überlegen - Nachteil wäre nur, dass du zum ziehen der Pflanzfurchen künftig etwas in die Knie gehen müsstest....

  • Wenn man die Berge liebt, macht man einen großen Bogen um den Everest; das bekomme ich in den Kreisen zu hören, in denen ich mich auf meinen Touren so bewege.


    Das ist ein absoluter Wahnsinn, was da abläuft. Die Leute bezahlen locker 50.000 Dollar für eine Expedition, investieren Unmengen an Zeit um dann da oben in der Schlange zu stehen, in der absoluten Todeszone >8.500 Metern. Dieses besagte Foto ist die Passage zwischen Südgipfel und dem Hillary Step, das ist eine 20 Meter hohe Kletterpassage unmittelbar unterhalb des Gipfels. Um da zügig durchzusteigen muss man schon klettern können, und genau das können die meisten eben nicht. Dazu kommen die Bergsteiger, die bereits am Gipfel waren, den gleichen Weg wieder zurück. Es kann aber immer nur ein Bergsteiger in den Hillary Step einsteigen, das erklärt das Chaos da oben.


    Der Weg vom letzten Camp zum Gipfel ist unter normalen Umständen schon kaum zu schaffen, man hat Zeitdruck, der Sauerstoffvorrat ist begrenzt, dazu bewegt man sich komplett am Limit, oder jenseits davon. Wenn dann noch solche Szenen dazu kommen, werden viele komplett die Nerven verlieren.


    Ich habe am Aconcagua einen Ami kennengelernt, der war letztes Jahr auf dem Everest. Der hat Fotos im Khumbu-Eisfall gemacht, da sträuben sich einem die Haare, selbst mir. Da stehen die Leute stundenlang, um die engen Kletterpassagen, die mit Fix-Seilen und Alu-Leitern gesichert sind zu überwinden. Im Rahmen der Akklimatisation steigt man mehrere Male vom Basecamp hoch in die die Höhencamps, und wieder herunter. Das heißt also, man steht mehr in irgendwelchen Staus, als das man tatsächlich klettert.


    Total irre.


    Wenigstens hat sich inzwischen ein Pfandsystem für die Sauerstoffflaschen etabliert, sodass die nicht mehr am Berg bleiben. Die Sherpas schleppen nicht nur das ganze Material da hoch, sondern bringen auch den ganzen Müll wieder herunter. Dennoch verstehe ich nicht, warum Nepal das nicht begrenzt, trotz der riesigen Stange Geld, den die Kletterer ins Land bringen.

  • Eine Fahrkarte am DB-Automaten mit über 35 Münzen bezahlen zu wollen, die man in einer Plastikdose mit sich führt, ist auch irgendwie drollig. :kichern:

  • Ich habe mir mehrmals diese drei Dokumentationen angesehen (die Letzte fällt ziemlich ab), da wird der ganze Irrsinn vor Ort sehr deutlich (und sie sind ja schon ein paar Jahre alt, der Wahnsinn nimmt ja wohl jedes Jahr zu):


    Everest - Spiel mit dem Tod

  • Everest - Gipfel ohne Gnade


    ist auch sehr Empfehlenswert. Zeigt das Drama von 1996. Und damals war es lange nicht so schlimm wie heute.

    Das hat rein gar nichts mit Bergsteigen zu tun, da gehen reiche, völlig unerfahrene Leute via Materialschlacht in Bereiche, in denen Jahr für Jahr selbst genug Profibergsteiger ums Leben kommen.

  • Weil der nepalesischen Regierung völlig zu Recht absolut latte ist, ob da irgendwelche Westler verrecken. Das ist ein viel zu wichtiger Wirtschaftsfaktor, für das ganze Land.

  • Mir tun die Sherpas immer leid, die für ein paar tausend Piepen pro Saison ihr Leben riskieren.

    Klar, das reicht dann Zuhause für ein Jahr, aber ein Scheißjob ist das schon.

  • Das stimmt. Allerdings fehlen tatsächlich die Alternativen. Viele der Sherpas legen so den Grundstein für einen Wohlstand in der Familie, und ermöglichen ihren Kindern den Zugang zu Schule und Bildung. Es gibt auch viele Projekte, gerade im Bereich Aufbau von Bildungsinfrastruktur. Das hat auch noch dem brutalen Erdbeben von 2015 etwas geholfen.


    Einige Sherpas erlangen selbst auch Berühmtheit und Kultstatus, weil sie teilweise 10 und deutlich mehr Gipfelbesteigungen auf dem Konto haben. Neulich wurde ein neuer Rekord aufgestellt, indem ein Sherpa den Gipfel innerhalb einer Woche 2x bestiegen hat.


    Ansonsten bin ich bei Fanta.