SN: Heimspiel in der GBN-Arena

  • 96-Profis in der Schule: Gymnasium hat Dieter Hecking, Jan Rosenthal und Robert Enke zu Gast


    Das hatte was von einem Fußballstadion. Rund 800 Schüler und Lehrer aus dem Gymnasium Bad Nenndorf (GBN) haben gestern den Gästen aus dem Bundesligaklub Hannover 96 einen grandiosen Empfang bereitet. Trainer Dieter Hecking, Torwart Robert Enke und Jungstar Jan Rosenthal kamen im Zuge der Veranstaltungsreihe „Profis in der Schule“ gestern zu einem Podiumsgespräch in die Kurstadt. Ihre jungen Gastgeber machten aus der Kreissporthalle mal schnell die GBN-Arena.


    Bad Nenndorf. Fußballtorwart Robert Enke hat einen Traum. Nur einmal möchte er in allerletzter Sekunde nach vorne eilen und für seine 96er ein Tor schießen. „Das wäre wohl das größte“, verriet der Keeper.
    Einen Volltreffer landete jedenfalls das Gymnasium mit dem Sporttag gestern. Auf Anregung des 13. Jahrgangs hatte sich die Schule beim Niedersächsischen Fußballverband (NFV) beworben, der seit gut fünf Jahren die Aktion „Profis in die Schule“ ausrichtet. Glückliche Fügung dabei: Mit Theresa Hecking legt eine Tochter des in Bad Nenndorf beheimateten 96-Trainers dieses Jahr die Abiturprüfung ab.


    Das dürfte nicht nur bei der Zusage für die Veranstaltung etwas geholfen haben. Prominent besetzt war auch das Team, das zusammen mit Zweitliga-Schiedsrichter Stefan Schempershauwe zum Podiumsgespräch in die vollbesetzte Sporthalle kam. Dieter Hecking brachte mit Nationaltorwart Robert Enke und dem erst 21-jährigen Jan Rosenthal die bei den Schülern sicher populärsten Mitglieder aus dem Kader mit.


    Das Organisationsteam um Sport-Fachobmann Rolf Brause hatte – wie vom NFV gefordert – um den Besuch der Profis herum ein umfangreiches Programm vorbereitet. Streetsoccer, Schiedsrichterquiz, Duathlon, Beachvolleyball und viele Aktivitäten mehr warteten auf die Jugendlichen. Dazu hatte der Radiosender ffn eine Bühne aufgebaut – auch das ein Teil des NFV-Konzeptes.


    In der Halle sorgten Bigband, Akrobatikgruppe und die Schülerband „Shit happens“ für das „warm up“, ehe ffn-Moderator Mathias Bartels unter Beifallsstürmen die Ehrengäste wie zu einem Heimspiel auflaufen ließ.
    Die gaben den neugierigen Schülern einen Einblick in ihren Werdegang. So wie der ehemalige Polizist Dieter Hecking, der durch den Freund seiner älteren Schwester zum Fußball kam, viele Jahre als Profi aktiv war und sich heute als Trainer darüber ärgert, wenn öffentlich über mögliche Spielertransfers spekuliert wird. Er empfiehlt den Eltern, die Karrieren der Kinder nicht zu ehrgeizig zu verfolgen. „Ich halte nichts vom frühen Abwerben“, mahnte der 42-jährige Coach. Die jungen Kicker sollten in kleinen Vereinen groß werden und erst einmal den schulischen Anforderungen gewachsen sein. Ein Wechsel mit 14 oder 15 Jahren reiche für einen talentierten Fußballer immer noch.


    So wie es bei Jan Rosenthal der Fall war, der mit fünf Jahren anfing, in der Jugend von 96 angeworben wurde und in seiner zweiten Profisaison zum Stammspieler wurde. Auch wenn es die Bad Nenndorfer nicht hören wollten: Ein Angebot von Bayern München würde ihn schon reizen. „Es sollte der Wunsch eines jeden Spielers sein, das Bestmögliche zu erreichen“, meinte Rosenthal, der vor zwei Jahren sein Abitur baute. Mit seinem Vertrag bei 96 sei er aber „im Moment voll und ganz zufrieden“.
    Das ist auch bei Robert Enke der Fall. Der 29-jährige Keeper heuerte 1996 nach dem Abitur in Jena in Mönchengladbach an und spielte fünf Jahre im Ausland. Er schwärmte von dem Gefühl, in einer ausverkauften AWD-Arena zu stehen. Allerdings könne ihn ein Pfeifkonzert im Stadion des Gegners ebenso motivieren. Er erinnerte sich für die Schüler nicht nur an den ersten Einsatz im Nationalteam gegen Dänemark, sondern auch an seine höchsten Niederlagen. So kassierte er mit Mönchengladbach einst in zwei Spielen hintereinander 15 Tore. "Ich wundere mich, dass ich überhaupt noch Bundesliga spielen darf", scherzte er. An seiner Popularität stört er sich nicht, auch wenn er von den Leuten erkannt und von manchen Fans auch angesprochen wird. „Das kann ich verstehen. Damit muss man als Profi leben.“


    Hecking sprach in diesem Zusammenhang vom „bunten Zirkus Bundesliga“. Die nahezu popstargleiche Anziehungskraft der 96er bekamen wenige Minuten nach dem Auftritt vor allem vier Oberstufenschüler zu spüren. Tilmann Wittleben, Tobias Lange, Mandy Wilkening und Janine Willy riegelten nämlich den Weg zur Autogrammstunde in der kleinen Sporthalle ab. Mehr als 200 Mädchen und Jungen drängelten sich draußen, drinnen durfte sich die stellvertretende Schulleiterin Christiane Freers-Jung über ein besonderes Geschenk freuen. Hecking brachte ihr ein 96-Trikot mit sämtlichen Unterschriften aus dem Team mit. Das soll einen für alle gut sichtbaren Ehrenplatz in der Schule erhalten, meint die Studiendirektorin. Wo genau, ist noch nicht klar. „Sicher ist nur, wir werden es gut schützen müssen“, fügt sie mit Blick auf die vielen Autogrammjäger schmunzelnd hinzu. rwe