Alltagserkenntnisse

  • Warum nur muss ich

    - seit Beginn der „Diskussion“, spätestens aber seit Hirschis bemerkenswertem (ersten) Versuch, über (Pauschal-)Urteile und persönliches Verständnis wie Empfinden -

    vor allem an den Thread zur „Neurodiversität“ denken (und an den zum Klima im Forum)?

    Denn (Klassische) Musik und der Zugang zu ihr, war doch nicht das zentrale Thema, oder?


    (Und wenn doch, und es ginge darum, Fanta den Zugang zur klassischen Musik zu erleichtern, den er nie gefunden hat: Ligeti?)

  • Ich gehe mal nur auf das letzte ein.


    Ich habe nie angenommen, dass Fantas Kommentar damit zusammenhinge, dass er nie Kontakt mit klassischer Musik gehabt hätte. Das wäre, über jeden von uns angenommen, absurd. (Weswegen es auch seltsam ist, dass dann jemand ausgerechnet die Moldau bzw. eine Hitliste postet.)


    Also ist es so, wie Fanta bestätigt hat: Obwohl offensichtlich einige annehmen, man müsse nur Klassik hören, um sie zu schätzen, ist dem nicht so. Was dem einen unmittelbar 'etwas gibt', sagt dem anderen rein gar nichts. (Im übrigen ist mein Kommentar, dass Fanta eventuell 'das richtige' nicht gehört hätte, so auch unvollständig.)


    Also, was macht den Unterschied? Ob uns etwas - subjektiv, aus unserem Kontext heraus, bezogen auf unsere Lebenswelt, Interessen und Persönlichkeit - berührt, ergreift. Und das macht die Schule falsch: Die Moldau mag tolles Lernmaterial für Musiktheorie sein, sie mag vielleicht auch Lehrer ergreifen, allein: Sagt sie den Schülern was? Hat sie was mit deren Lebenswelt zu tun, kann sie da ein relevantes Statement setzen, eine Ausrufezeichen? Bei dem ein oder anderen : Sicher! Und es gibt keine Lösungen für alle. Dennoch sage ich: Tendenziell eher nichtssagend.


    Ich erwähnte oben schon, dass meine Auswahl wahrscheinlich auch nicht das Gelbe vom Ei ist. Kam ad hoc zustande. Auf mich hat Ligeti Eindruck gemacht. Hat mich selber ergriffen, deswegen - und weil es mit den gängigen Vorstellungen von Klassik bricht - habe ich es eingeworfen. Kennengelernt habe ich Ligeti - wie so viele - über Kubrick, übrigens.


    Entsprechend denke ich, dass der mit Wagner unterlegte Hubschrauberangriff in Apocalypse Now mehr für die Akzeptanz klassischer Musik für einige Generationen erreicht hat, als der entsprechende Musikunterricht in der Schule, der in der Funktion tatsächlich den meisten eher beigebracht hat, dass Klassik "nichts für sie" - wie Fanta es ganz typischerweise darstellt - ist. Das ist das eigentliche 'hidden curriculum' hier, die Exklusivität von Hochkultur zu bewahren.


    In jedem Fall habe ich mit Ligeti - und mit Mahler - nach intensiven Stücken gesucht, etwas blinde-Kuh-mäßig suchend, was vielleicht Fanta berühren könnte. Ein etwas hilfloser Versuch.

    2 Mal editiert, zuletzt von ExilRoter ()

  • "Unter dem Arsch die Flut"

    Sehr schön. Am zweiten Jahrestag somit den erste Kaffee durchs Schlafzimmer gehustet.


    Davon mal ab verstehe ich diese Diskussion gerade mal gar nicht. Wieso muss man irgendwem den Zugang zu einer bestimmten Kunstform gewähren? Vielleicht liegt sie ihm auch unabhängig vom Zugang einfach nicht. Er schreibt ja selbst, dass er die Entstehung dieser Klänge beeindruckend findet, sie sich für ihn aber trotzdem langweilig anhören. Da finde ich mich ehrlich gesagt ganz gut wieder. Ich finde es auf Konzerten (ja, alle paar Jahre lasse ich mich zu einem Klassik-Konzert mitschleifen) auch immer geil, wie sich die einzelnen Musiker und allen voran der Dirigent verausgaben und was man aus ein bisschen Blech und ein paar Saiten so an Klängen rausblasen und -zupfen kann. Trotzdem ist mein Finger beim Sendersuchlauf am schnellsten auf der Weiter-Taste, wenn NDR Klassik auftaucht.


    Ich habe zu so vielen Musikrichtungen keinen Zugang, obwohl mir Anhänger derer die ihrer Ansicht nach besten Stücke vorgeführt und mir anschließend attestiert haben, ich hätte einfach keine Ahnung von guter Musik. Dazu gehören Ska, Oi, Metal (ausgenommen Nu Metal), Gangster Rap, Schlager und eben auch Klassik (und noch ein paar mehr).


    Dumme Leute (wie ich) würden jetzt einfach behaupten, Musik sei Geschmackssache und sich somit einer Debatte über die Aussagekraft des individuellen Musikgeschmacks über das allgemeine kulturelle Verständnis entziehen. Intelligente Leute werden den dummen Leuten (wie mir) daraufhin vorwerfen, Banausen zu sein. Die dummen Leuten (wie ich zum Beispiel) zucken dann mit den Schultern, setzen sich ihre Bose Quiet Comfort 35 II auf und hören zufrieden ihre Lieblingsmusik. :)

  • Ich arbeite hier mein eigenes, schul-induziertes Moldau-Trauma ab, deswegen!


    Natürlich ist Musik Geschmackssache. Dennoch ist sie genauso eingebunden in gesellschaftliche Klassifikations- und Bewertungschemata. Geschmackssache ≠ Unschuldig. Musikgeschmack wird produziert. (Wie wäre sonst die zeitgenössische Popmusik und damit Musikindustrie erklärbar? Sie wäre nur ein Schrecken ohne Sinn!)

  • Was letztlich so faszinierend an Musik ist, ist dass sie Genre-übergreifend oft nach denselben Mustern funktioniert. 'Tonika, Subdominate, Dominante, Tonika' klingt einfach "gefällig", egal ob Klassik, Pop oder Punk.


    Dazu:

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    Und:

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  • Der 4 Chord Song ist in der Tat klasse. Und wo ich dich hier gerade sehe:


    Ich hatte die - vielleicht nicht ganz alltägliche - Erkenntnis, dass der Name der Brennsoftware "Nero Burning ROM" (die auch gut im GaZ-Faden besprochen werden könnte) nicht nur beschreibt, dass Nero eine (CD-)ROM brennt, sondern auch auf den Kaiser Nero anspielt, der Rom niedergebrannt hat.


    Hat mich gestern ein wenig aus den Latschen gehauen.

  • Dann wird dich die Erkenntnis über die Namensherkunft von Bluetooth vielleicht noch mehr aus den Latschen hauen. :D


    Zitat von 123werhatdenball

    Was letztlich so faszinierend an Musik ist, ist dass sie Genre-übergreifend oft nach denselben Mustern funktioniert. 'Tonika, Subdominate, Dominante, Tonika' klingt einfach "gefällig", egal ob Klassik, Pop oder Punk.

    Weil Pop und Punk musikhistorisch auf Klassik aka. Popmusik des 19. Jahrhunderts aufbauen.

  • Äh... das kann man auch anders sehen.


    Aber selbst wenn dem so wäre, wäre die Aussage des alten Ludwig Van, die ich auf die Schnelle leider nur auf Englisch finde, hier aktueller denn je. Bezogen auf die Große Fuge.


    "And why didn't they encore the Fugue? That alone should have been repeated! Cattle! Asses!"

  • Gestern habe ich also spontan in der Öffentlichkeit - wenn auch eine sehr überschauliche Öffentlichkeit - Musik aufgelegt.


    Das mache ich sonst nie. Betrunken auf Privatparties vor 20 Jahren und mehr, okay, aber daraus habe ich gelernt. Meine Musik ist mir viel zu wichtig, als das ich mich damit auseinandersetzen wollte, ob andere dazu eine gute Zeit haben können. Aber gestern hat mich der Drang übermannt, den DJ rauszuwerfen und ich hab' es einfach getan...


    Was ich dabei gelernt habe: Obwohl ich äußerlich geschafft habe, ruhig zu bleiben, hat mich das ganz extrem gestresst. Immer das richtige Lied für die Stimmung, das richtige Anschlusslied zu finden hat mir gezeigt, wie schwer ich mich tue, locker zu bleiben. Natürlich weiß man, was genau richtig wäre, aber es fällt einem um's Verrecken nicht ein. Ich bin getaktet auf 100 Blackouts pro Sekunde. Interessante Selbsterfahrung.

  • Nicht der Beitrag ist es, der mich am "Kinderlosenzuschlag" stört, es ist die Begrifflichkeit.


    Für mich als ungewollt Kinderloser, der darunter leidet, impliziert die Begrifflichkeit eine (tatsächlich nicht vorhandene) Entscheidungsfreiheit, mithin auch eine Bestrafung (zu der schon gegebenen "Bestrafung"). Ich zahle gerne auf demokratischem Wege verabschiedete Steuern und auch Zusatzbeiträge, weil ich deren Einsatz für das Zusammenleben, die soziale Teilhabe aller, und den Ausgleich ungleicher Voraussetzungen, (Lebens-)Bedingungen und von Machtasymmetrien als unbedingte Voraussetzung ansehe. Nur kann man solche (Zusatz)Beiträge dann nicht positiv gewendet benennen, bspw. mit Blick auf ihre Verwendung?

  • dem möchte ich als ungewollt kinderloser mal zu Zustimmen nicht mit einem like versehen.


    Als Adoptierender Interessent vor 30 Jahren zu arm um an der Verlosung teilzunehmen und jetzt mit 55 zu alt...hab ja keine Schröder Promi Bonus.

  • Was ich mich frage warum bricht so eine Panik wegen dem Coronavirus aus ? An einer normalen Grippe sterben jedes Jahr weltweit ca. 300.000. und in China sind grade mal 100 verstorben. Heute hat zudem British Airways und gerade auch Lufthansa ihre Flüge nach China gestoppt.

  • ich möchte mal sagen, die Chinesen erzählen uns nur die halbe Wahrheit. Das Dorf Yiwu ist meines Wissens bis 21.02 abgeriegelt.


    Yiwu kennt keiner, oder ?
    Yiwu hat 700.000 Einwohner und hat 75.000 händlerstände und gilt als der größte Marktplatz der Welt. Die Stadt besteht nur aus händlerständen....

    Alle Modeschmuckfirmen z.b. Bijou Brigitte kaufen dort ein.


    wenn die Stadt gesperrt wird stimmt irgendwas nicht. Aber ich möchte keine Panik machen.