Da ich keinen speziellen Thread für dieses Thema gefunden habe, eröffne ich den einfach mal.
Diesen Sommer habe ich mal etwas mehr Freizeit gehabt und diese für eine längere Radreise durch Deutschland genutzt. Vor Jahren hatte ich bereits die ein oder andere kürzere Tour über 3 Tage bis eine Woche unternommen. Jetzt hatte ich allerdings eine Tour von mehreren Wochen geplant. Vorab holte ich mir ein paar Tipps von Locke und Mr. Mo rund ums Radfahren und Radreisen. Dafür nochmal herzlichen Dank.
Zur Vorbereitung auf die Tour gab ich mein schon betagtes aber immer noch treue Dienste leistendes Trekking-Rad zur Inspektion zur Werkstatt Linden (http://www.werkstatt-linden.de…e/kfz-und-zweiradtechnik/) und gönnte ihm ein paar neue Mäntel, Schläuche, eine neue Kette, Bremsen sowie ein paar Kleinigkeiten. Absolute Empfehlung für die Werkstatt! Außerdem investierte ich in Radbekleidung, was ich jedem, der auch mal “etwas weiter” fahren will, nur empfehlen kann.
Zur Streckenplanung entschied ich mich gegen das altbewährte Kartenmaterial in Papierform sondern reaktivierte mein vor Jahren einmal erworbenes Garmin Edge 605 GPS-Gerät. Dieses bespielte ich mit einer auf OSM basierenden und von http://www.Velomap.org speziell für Touren- und Rennradfahrer programmierten Deutschland-Karte. Die Detailtreue und Genauigkeit dieser Karten ist beeindruckend. Dazu sind sie komplett kostenlos und routingfähig. Auf einem alten Netbook konnte ich nun immer meine Routen planen, auf das Gerät überspielen und dann abfahren. Aufgrund der Arbeit des Entwicklers von Velomap werde ich dabei gezielt über für Radfahrer besonders geeignete Strecken geführt. Das heißt, passender Fahrbahnbelag entsprechend meiner angegebenen Präferenzen, gezielt wenig oder überhaupt nicht autobefahrene Strecken, landschaftlich oder kulturell reizvolle Strecken, häufig entlang gekennzeichneter Radwanderwege. Wer Interesse an dieser Thematik hat, dem kann ich den Umgang mit dem System gerne näher erläutern.
Gestartet bin ich dann pünktlich mit der einsetzenden Sommerhitze am 1. Juli. Erster Zielort war Holzminden. Von Hannover ging es am Maschsee und ein Stück die Leine entlang und dann Richtung Springe, welches ich südlich entlang der Sauparkmauer passierte um dann südlich von Hameln auf die Weser zu treffen welcher in bis Holzminden folgte. Das waren zum Einstand gleich mal 105 km. Einen Sonnenbrand hatte ich mir auch geholt. Ich legte also erstmal einen Tag Pause ein.
Von Holzminden ging es entlang der Weser weiter in südlicher Richtung und schließlich Richtung Osten nach Göttingen. Von dort dann weiter durch den Südharz nach Nordhausen, wo ich das ehemalige KZ Mittelbau-Dora besichtigte. Von dort ging es nördlich des Kyffhäuser entlang nach Eisleben. Von dort hatte ich dann die wohl entspannteste und kürzeste Tagesetappe ins nahegelegene Halle.
Ab Halle ging es eine ganze Weile den Saale-Radweg entlang, der mir durchaus gefallen hat und mich durch einige schöne Landschaften leitete. Über Jena ging es nach Saalburg. An der Grenze zwischen Thüringen und Bayern verließ ich den Saale-Radwanderweg und fuhr weiter in südlicher Richtung, während die Saale einen Bogen ostwärts machte. Im Fichtelgebirge traf ich dann nochmals auf die Saale, welche hier an ihrer Quelle jedoch nur ein kleines Bächlein war. Tagesziel war hier das Heim der Familie Undertaker, welche mich herzlich empfing. Ich wurde auch umgehend sämtlichen Meerschweinchen vorgestellt und mit vorzüglichen regionalen Brauereierzeugnissen versorgt. Herzlichen Dank!
Und es ging weiter in südlicher Richtung entlang des Fichtelnaab- und Waldnaab-Radweg über Weiden in der Oberpfalz nach Regensburg. Der erste Eindruck von Regensburg war durchaus positiv. Wenn man aus nördlicher Richtung über die steinerne Brücke die Altstadt betritt, fühlt man sich ein wenig an den Gang über die Karlsbrücke in Prag erinnert. Diesen ersten Eindruck konnte Regensburg aber nicht bestätigen. Allgemein fand ich die Altstadt nicht herausragend und auch relativ schnell erkundet. Die touristischen Massen, die überall herumströmten, erschlossen sich mir nicht. Schade war auch, dass Jahn Regensburg ihr schönes mitten in einem Wohngebiet gelegenes Stadion gegen einen überteuerten Neubau irgendwo außerhalb getauscht hat und diesen mittlerweile in der Regionalliga Bayern bespielt.
Von Regensburg ging es ein Stück die Donau entlang bevor ich bei Kelheim ins Altmühltal abbog, welches ich komplett durchquerte und an dessen Ende Rothenburg ob der Tauba lag. Eine Stadt die ich durchaus jedem auch im Städtereisen-Thread ans Herz legen könnte. Wenn man die Massen asiatischer und amerikanischer Touris (neuester Trend: im Auto durch die Altstadt fahren und aus dem Fenster heraus filmen...) mal ausblendet, fühlt man sich tatsächlich ins Mittelalter versetzt. Nach Ankunft in Rothenburg unternahm ich noch eine Wanderung, auf der ich die Stadt zum Teil auf der historischen Stadtmauer nahezu komplett umrundete. Das Angebot an Wanderwegen in und um die Stadt ist reichhaltig und es bieten sich schöne Ausblicke, sodass ich mir fest vorgenommen habe, bald mal zurückzukehren und meine Erkundungen fortzusetzen.
Nun ging es aber weiter die Tauber entlang in nord-westlicher Richtung nach Wertheim und von dort weiter den Main entlang. Zuerst landschaftlich noch sehr empfehlenswert, wurde die Umgebung zunehmend industrieller und damit weniger ansprechend. Dafür nahm die Dichte und Qualität der Graffiti deutlich zu. Auch hier war durchaus Sehenswertes dabei. Schließlich quartierte ich mich in Offenbach bei Sujo ein. Auch hier ein herzliches Dankeschön!
Von Offenbach ging es den Main entlang durch Frankfurt nach Mainz, von wo ich dem Rhein in nördlicher Richtung folgte. Das Unesco-Welterbe Oberes Mittelrheintal zwischen Bingen und Koblenz kann ich durchaus jedem empfehlen. Für Wanderer wäre der Rheinburgweg bestimmt eine schöne Sache. Die Dichte an Burgen in dieser Gegend ist schon beeindruckend.
Ich folgte dem Rhein bis kurz vor Bonn, bevor ich weiter in westlicher Richtung durch den Nationalpark Eifel (auch hierfür eine Empfehlung) vorbei an der Rurtalsperre nach Aachen fuhr. Auf der Etappe von Heimbach in der Eifel nach Aachen hatte ich auch den einzigen wirklichen Regentag meiner Tour. Zudem war es ordentlich windig. Das war schon kein Geschenk
In Aachen wollte ich mich einige Tage bei einem alten Schulfreund aufhalten und dann meine Tour über Düsseldorf und anschließend durch das Sauerland Richtung Kassel fortsetzen. Jedoch beendete ein Trauerfall in der Familie meine Reise an diesem Punkt vorzeitig. Insgesamt war ich bis hierhin 25 Tage unterwegs gewesen, wovon ich 19 im Sattel gesessen habe, wobei ich ca. 1630 km zurückgelegt habe. Die kürzeste Etappe war hierbei um die 40km, die längste dürfte bei ca. 120 km gelegen haben. Bis auf eine gebrochene Speiche hatte ich auch keine technischen Probleme. Sowohl von Platten als auch von Stürzen blieb ich zum Glück verschont. Gegen Ende der Tour brauchte ich aber dringend neue Bremsklötze