Studie: Profifussballer anfälliger für Depressionen

  • Ich habe für einen Moment überlegt, ob das Ergebnis dieser Studie einen eigenen Thread braucht. Aber über Depressionen wird im Off-Topic-Bereich in einer sehr persönlichen Art und Weise gesprochen, den Robert-Enke-Thread im 96bezogenen Forum fand ich irgendwie dann doch unpassend und einen anderen (geeigneteren) Faden habe ich nicht gefunden.




    Zitat

    Fußballer leiden laut einer Studie öfter an Depressionen und Angszuständen als der Bevölkerungsschnitt. Die Forscher fanden zudem einen Faktor, der häufig zu psychischen Erkrankungen führt.


    Link zu einem Artikel auf sportschau.de


    Link zur Studie / Seite der weltweiten Spielervereinigung FIFPro (englisch)




    Es ist zwar irgendwie müßig, darüber diskutieren zu wollen, aber auch in diesem Forum wird in der einen oder anderen Diskussion über einen Spieler schon sehr deutlich, wie stark der Leistungsdruck ist.


    Die müssen gut sein, die müssen funktionieren. Auf Knopfdruck. Schafft ein Spieler das nicht, zieht er sich den Zorn des Publikums zu. Wir brechen den Stab, senken oder heben den Daumen.


    Da verändert sich nix. Auch nicht, wenn sich der nächste Spieler öffnet oder es nicht schafft und am Ende vielleicht gar den Freitod wählt.


    Oder wie seht Ihr das?

    Einmal editiert, zuletzt von Svennypenny ()

  • Ziemlich krasse Zahlen, die ich so nicht erwartet hätte. Hier wird ja von Krankheit gesprochen und nicht von irgendwelchen psychischen Ungleichgewichten oder wie man es auch immer nennen mag.


    Zitat

    Im Schnitt rund 25 Prozent der Spieler leiden an Schlafstörungen, 25 Prozent der zurückgetretenen Spieler haben ein Alkoholproblem. Bei den aktiven Kickern sind es neun Prozent.


    Schockierend, wenn man sich das mal auf ein Team, zum Beispiel unsere Mannschaft runter bricht. Oder auf das Duell heute Abend. Nur, um es sich mal zu verdeutlichen.


    Leistungsdruck ist sicher ein Grund für die genannten Krankheiten, es gibt aber diverse andere. Wie schon genannt: die schweren Verletzungen. Einsamkeit, auch aber nicht nur bei ausländischen Spielern, die weder die Sprache der Kollegen sprechen, noch die Mentalität des Landes kennen. Das viele Geld bringt auch so seine Probleme mit sich.


    Ich wünsche jedem Spieler, dem es schlecht geht, einfach aus dem Beruf auszusteigen, wenn es zu übel wird. Das kann das eigene Leben retten.

  • Zitat

    Ein Mitarbeiter unserer Stiftung war vor kurzem bei Athletic Bilbao, um dort vor den Nachwuchstrainern und –spielern einen Vortrag über psychische Krankheiten und Belastungen im Spitzensport zu halten. Er konnte dabei erfahren, dass sie dort in jüngster Zeit bei drei Fällen von Depressionen ohne öffentliche Aufregung, ganz selbstverständlich den Betroffenen kompetente Behandlung verschafften. Wie bei einem Kreuzbandriss. Das zu hören, war ermutigend.


    Von der Robert-Enke-Stifung.

  • Das ist nicht der Punkt, denke ich. Depression ist Depression, egal, wer der Kranke ist.


    Und interessant ist die Studio insofern, als dass man bei Hartz IV Empfängern eher Depressionen erwarten würde aufgrund der jeweiligen persönlichen Situation, als bei einem gefeierten modernen Gladiator mit all seinem Ruhm und Erfolg.

  • Es ist zwar irgendwie müßig, darüber diskutieren zu wollen, aber auch in diesem Forum wird in der einen oder anderen Diskussion über einen Spieler schon sehr deutlich, wie stark der Leistungsdruck ist.


    Die müssen gut sein, die müssen funktionieren. Auf Knopfdruck. Schafft ein Spieler das nicht, zieht er sich den Zorn des Publikums zu. Wir brechen den Stab, senken oder heben den Daumen.


    Da verändert sich nix. Auch nicht, wenn sich der nächste Spieler öffnet oder es nicht schafft und am Ende vielleicht gar den Freitod wählt.


    Genau dazu war hier im Forum neulich ein Kommentar von Ronald Reng, der meinte, dass dies eben genau kein Argument sei. Sinngemäß: Wenn ein Spieler oder auch Funktionär heute - zugegeben vieleicht auch hart - kritisiert wird, heißt es schnell "habt ihr nicht aus der Enke-Geschichte gelernt". Genau dies sei aber nicht, was "die Enke-Geschichte" uns lehren soll.


    Habe es mal rausgesucht:
    http://hannover.sportbuzzer.de…ird-zweckentfremdet/57490


    Daraus:

    Zitat

    Dieser Verweis ist fahrlässig. Robert tötete sich, weil ihm die Depression, eine Krankheit, die Perspektive verzehrte, nicht weil er an Kritik litt.


    Da sollte man schon klar differenzieren. Um manifest an Depression zu erkranken, braucht es mehr als ein ordentliches Pfeifkonzert und Gemecker im Online-Forum und den Medien.

  • Darum ging es mir nicht.


    den Robert-Enke-Thread im 96bezogenen Forum fand ich irgendwie dann doch unpassend


    Gut, ich hätte seinen Namen bzw. seine Person hier vermutlich ganz herauslassen sollen. Enke mag in dieser Hinsicht tatsächlich ein gänzlich anderer Fall sein, aber wenn man das Buch von Reng liest, findet man auch dort Passagen, welche ein Stück weit Versagensängste aufzeigen.


    Mal unabhängig von Robert, dem Buch und dem Fazit von Reng glaube ich schon, dass es Spieler gibt, die mit dem Druck auf ihre Person arg zu tun haben. Wenn man dafür empfänglich bzw. irgendwie nicht gefestigt ist und andere (begünstigende) Umstände hinzukommen, kann das in negativer Hinsicht schon ordentlich Vorschub leisten. Gerade auch die mediale Begleitung und die sozialen Medien ... naja, glaube ich jedenfalls.


    Das Thema Depressionen selbst ist ja auch unglaublich komplex, für mich persönlich zwar sehr interessant aber kaum zu greifen und wenig verständlich. Unter die Oberfläche gelange ich da kaum, glücklicherweise sozusagen. ;)


    Nehmen wir aber mal zwei andere Fussballer, nämlich Sebastian Deisler und Andreas Biermann ... wie sah es bei denen eigentlich aus? Ich habe mir auch deren Bücher durchgelesen, fand beide sehr interessant. Hier findet man dann jeweils auch einen ganz anderen Hergang/Verlauf.


    Nur mal als Stichworte: Biermann nach einem geplatzten Wechsel im Camp der arbeitslosen Fussballprofis sowie einer begleitenden Spielsucht, Deisler mit dem hohen Erwartungsdruck des "Basti Fantasti", dem früh öffentlich gewordenen Wechsel zu den Bayern inkl. der "Handgeldgeschichte" und seinem schwer lädierten Knie, das dem Jungen ständig Beschwerden bereitete.


    Wie auch immer .... mich hat zunächst mal das Ergebnis der Studie überrascht und ja, ich habe sofort darüber nachgedacht, ob wir auch einen Spieler im Kader haben könnten, der einen schwarzen Hund bei sich zuhause hat.


    Spekulationen verbieten sich natürlich an dieser Stelle, aber manchmal denke ich bei dem einen oder anderen ...


    ... naja und je härter die gescholten werden, umso mehr missfällt mir das.

    Einmal editiert, zuletzt von Svennypenny ()

  • Svennypenny, ich würde gern mal wissen, was du damit meinst (im Bezug auf die Depressionen). :


    Zitat

    für mich persönlich zwar sehr interessant aber kaum zu greifen und wenig verständlich


    Gern auch in einem anderen Thema.

  • Ich denke, wer noch nie solche Gedankengänge hatte, der kann sich schwer hineinversetzen in die schlimme Gedankenwelt betroffener.


    Wer Svenny kennt, weiß dass sein Post mit Sicherheit keine auch nur im Ansatz abwertende Ansicht zum Thema beinhaltet.

  • Ich kenne das nicht, versuche aber, zu verstehen. Traurig zu sein, ja klar. In konkreten Situationen, bei bestimmten Anlässen. Aber das ist etwas gänzlich anderes.


    Vermutlich ziehe ich jetzt auch einen vollkommen unzulässigen Vergleich, aber wer noch nie wirklich Fieber hatte, weiß halt nicht, wie es sich anfühlt. Nur wenn sich jemand an die Stirn fassen lässt, aber das ist ja gar kein Einblick. Nur ein äußerliches Symptom.


    Viel besser kriege ich das wohl nicht erklärt.

  • OK. Andersrum muss man als Betroffener wohl auch verstehen, dass nicht Betroffene das nicht nachvollziehen können. Auch nicht immer ganz einfach.


    Jones, ich wollte ihm das in keiner Silbe unterstellen.