Niclas Füllkrug

  • Wie, is der immer noch hier!


    Kann den nicht mal einer nach Brämen rüberkarren, ich habe leider keine Zeit, sonst würde ich es selber machen.

  • Vielleicht ist er auch einfach nur ein von der Sonne geküsster Strahlemann, der verständnislos auf all die Trauerklöße blickt. Hey guys, think positive :D

  • Vorweg: Ich hege gegenüber Füllkrug weder besondere Sympathien, noch Antipathien. Dementsprechend unemotional nehme ich den derzeitigen Wirbel zur Kenntnis.


    Als Füllkrug damals aus Nürnberg kam, wurde er - hauptsächlich von Verein und Medien - als verlorenes Kind, das den Weg nach Hause gefunden hat, sterilisiert stilisiert. Er war nicht der hannoversche, sondern der Ricklinger Junge; die Spezifizierung über die Stadt hinaus auf einen Stadtteil, dazu noch einen ehemaligen Arbeiterstadtteil, kommt bei Fußballfans hierzulande bekanntermaßen besonders gut an. Und seien wir mal ehrlich: Irgendwie hat das auch bei den meisten Fans ganz gut geklappt, denn am Ende der Aufstiegssaison gingen alle gemeinsam durchs Niclas Füllkrug Wonderland.


    Sportlich hatte er mit seinen Toren einen großen Anteil am direkten Wiederaufstieg und hat dabei auch noch DAS Tor geschossen, ein Jahr später war sein Anteil am Klassenerhalt kein geringerer. Auch wann das Heranziehen des Themas Nationalmannschaft natürlich vollkommener Humbug war, war es folgerichtig, dass sich "größere" Vereine für ihn interessieren würden, so dass ein deutscher CL-Aspirant bereit gewesen wäre, 18 Mio. € für ihn hinzublättern. Für Gladbach wäre das Stand heute der zweitteuerste Einkauf aller Zeiten, wenn nicht gar der teuerste, denn, man korrigiere mich bitte, der Transfer von Plea erst nach der Absage zu Füllkrug aus Hannover stattfand und ich es fraglich halte, dass er (Plea) auch bei einem 18-Mio-Transfer von Füllkrug gekommen wäre.


    Aus heutiger Sicht, sowohl menschlich als auch sportlich nach seiner tragischen Verletzung, mag es nicht gerade clever von Kind gewesen sein, das Geld vom Niederrhein auszuschlagen, aus damaliger Sicht fand ich es die richtige Entscheidung. Ein körperlich fitter Füllkrug in annähernd der Form der vorangegangenen zwei Spielzeiten hätte, da lehne ich mich aus dem Fenster, in dieser Saison mindestens für die nötigen sechs Punkte gesorgt, um auf Platz 16 (oder höher) zu landen. Ein Abstieg ist teurer als die entgangenen 18 Mio. und das Argument, dass man diesen Geld sinnvoll in den Kader investieren hätte können, hätte ich bei 17 anderen Bundesligisten ohne einen M. Kind als Alleinentscheider gelten lassen, aber nicht hier in Hannover.


    Ich kenne Niclas Füllkrug nicht gut genug, um ihm Dummheit zu attestieren. Seine öffentlichen Aussagen wirken zuweilen wenig durchdacht, um nicht zu sagen naiv. Man muss sich selbst gegenüber aber auch so ehrlich sein und zugeben, dass diese offene, frische und authentische Art durchaus eine sympathische Abwechslung zu sterilen Worthülsen-Interviews der heutigen Fußball-Medien-Welt sein kann, am Ende entscheidet aber bei der Bewertung nicht die Art, sondern der Inhalt der Aussagen.


    Mir sind seine Aussagen zu den Fanprotesten vor gut einem Jahr zwar auch sauer aufgestoßen, ich bin mir aber sicher, dass dies kein Füllkrug- sondern ein allgemeines Problem war und ist. Ich glaube, dass viele in der Mannschaft ähnlich oder noch krasser gedacht haben als er, nur er (und Tschauner) waren so naiv und haben sich dazu geäußert, zudem noch in einer - nun ja- flapsigen Art und Weise. Was natürlich die Spieler mit dem Wissen aus diversen Rhetorik-Seminaren auch gemerkt haben werden und zukünftig eher weniger als mehr Stellung zu nicht sportlichen Themen beziehen werden.


    Das Interview mit den Fischen war natürlich - zumal zum jetzigen Zeitpunkt - unter aller Sau, da gibt es nichts dran zu rütteln. Hier zeigt sich, wie ich finde, dann doch etwas von dem schlichten Gemüt Füllkrugs, wenn er hinterher kleinlaut erzählt, es wäre vereinbart gewesen, dieses Interview erst nach Saisonende zu zeigen. Das wäre so, als wenn man seine Frau oder Mann betrügt, erwischt wird und sich versucht damit herauszureden, dass man ihr bzw. ihm das erst nach der Scheidung erzählen wollte und nicht schon vorher.


    In dem Artikel bei deichstube.de erzählt er nicht, dass die Hurensohn-Gesänge lauter waren, sondern gefühlt lauter. Diesen Eindruck kann ich aus der Perspektive eines TV-Zuschauers und -hörers (der natürlich dazu keine Meinung haben darf, schon klar) bestätigen. Die Gesänge kamen schon lauter rüber als dreiviertel dessen, was davor gesungen wurde - gefühlt.


    Hurensohn-Gesänge fand ich schon immer infantil, sei es gegenüber Hopp, Pogatetz oder jetzt Füllkrug. Gegenüber Gruppen mag das etwas anderes sein und meinetwegen zum Stadionton dazu gehören, aber konkrete unliebsame Personen versuchen damit zu treffen, dass man deren Mütter dort mit hineinzieht - nun ja. Auch fand ich, dass das Pfeiffkonzert viel zu früh angefangen hat. Damit hat man das Auspfeiffen Füllkrugs über das Feiern Pribs gestellt. Als Fernsehzuschauer hatte man gegenüber dem Stadiongänger den Vorteil, eine Nahaufnahme von Pribs Gesicht währenddessen zu sehen, dem man deutlich seine Enttäuschung darüber anmerken konnte. Ein kurzes, lautes Auspfeiffen in dem Moment, als Füllkrug den Platz betritt und anschließend mit Verachtung bestrafen - das wäre vielleicht die bessere Alternative gewesen. Aber das ist auch nur meine - natürlich vollkommen illegitimie - Meinung als Stadion-Abstinenzler.


    Ich wiederhole mich: Ich habe gegenüber Füllkrug weder besondere Sympathien, noch Antipathien. Ich wünsche ihm menschlich alles Gute und hoffe für ihn, dass sein Knie heile bleibt. Sportlich wünsche ich ihm eine Saison mit zwei Toren und einer Vorlage, endend auf Platz 16 und zwei torlosen Niederlagen gegen 96 in der Relegation und dem Erstrundenaus im Pokal.

  • SHG-Chris

    Auch ich bin einer von denen, der sich etwas überzogen über Füllkrug aufgeregt hat, der Zeitpunkt des Interviews war aber auch selten dämlich.

    Dein Statement hingegen ist das Beste, was ich zu diesem Thema gelesen habe und teile es vollumfänglich!

  • Ich bin mit Chris einig, dass Hurensohngesänge nicht notwendig sind.


    Das jemand, der sich in der Öffentlichkeit geradezu aufreizend mit emotionaler Verbundenheit zur Stadt/ Region brüstet, dann auch mit erheblicher Kritik rechnen muss, wenn er beim ersten Gegenwind den Verein lässt, wird meines Erachtens dadurch mit in Kauf genommen.

    Das Fans die Kritik bisweilen sehr hart äußern, und dass das wehtun kann, ist richtig. Ist aber für Leute, die Teil des Ganzen sind, zum einen keine Überraschung, und zum anderen sollte die Kritik auch richtig eingeschätzt werden können. Wie bei Martin Kind auch, vermute ich auch die Mutter von Füllkrug nicht im Gewerbe. Würde mich etwa der Leiter der örtlichen Volksbank im Gespräch unter vier Augen so bezeichnen, würde ich das wohl abweichend bewerten.


    Auch teile ich die Meinung, dass Füllkrug künstlich zum local hero hochstilisiert werden sollte bzw. worden ist. Das fand ich ob der Künstlichkeit dieser Kampagne richtig scheisse. An Peinlichkeit nicht zu überbieten, dass man vor einem Bundesligaspiel die Vertragsverlängerung auf der Videowand abfeiert, und dass man sich nicht zu blöde ist, auf einer JHV zu erwähnen, dass seine Schwester in einem Landesligaspiel zwei Tore erzielt hat.

    Für mich wird ein Fußballer eher eine Identifikationsfigur, der sich durch seine eigene Art, seine Taten, aber auch seine Worte entsprechend auszeichnet. Das muss noch nicht einmal immer positiv sein. Aber Füllkrug hat nicht nur vor seiner Verpflichtung nichts Nennenswertes für 96 getan (weshalb ich diese "verlorene Sohn"-Nummer ohnehin schon bekloppt fand), sondern auch dann nicht geglänzt. Ein Ausnahmespieler war er nicht ansatzweise, obwohl er bisweilen durchaus gekämpft hat. Aber so gut, dass er sich merklich von den anderen unterscheidet, fand ich ihn nie.


    Und dann eben seine Worte. Eine Ikone hätte den Spot mit Werder erst gedreht, wenn der Wechsel auch förmlich durchgeführt ist, also frühestens mit Beginn des Vertragsverhältnisses (streng genommen hätte eine Ikone natürlich nicht das Team gewechselt). Dass Füllkrug traurig ist, dass Werder gepennt und zu früh veröffentlicht hat, spricht Bände. Dass er 96 mag, ist ok und das nehme ich ihm auch ab. Aber für ein Idol etc. reicht es eben nicht vorne und nicht hinten.


    Und was die Äußerungen über die Fans angeht: Man macht das einfach nicht. Man bezieht nicht gegen die Fans öffentlich Stellung. Nein. Si non fa. No go. Jedenfalls nicht in dieser Pauschalität. Dann soll er einfach die Klappe halten.

    Füllkrug hat das aber sehenden Auges mitgemacht. Komm mir doch bitte nicht mit naiv, Chris. Es gibt doch Leute, mit denen er über solche Dinge reden kann und sollte. Hier im Forum gibt es doch auch Freunde von ihm, das sind die Menschen, auf die er dann ggf. auch mal hören bzw. deren Rat einholen sollte.


    Er hat sich von allem, was er gemacht hat, Vorteile versprochen und zumeist persönlich profitiert. Zu diesem Zweck hat er sich sogar noch von Kind vor den Karren spannen lassen. Nee, irgendwann ist "naiv" auch mal am Ende, da hat der gute Mann halt Pech, dass er nicht alles haben kann, Geld und die Liebe der Fans. Das macht Menschen in meinen Augen gerade zu Vorbildern und Idolen, dass sie persönliche Einschränungen und Verluste in Kauf nehmen, weil sie für ihre Überzeugungen einstehen. Füllkrug ist für mich das Beispiel, warum manche Leute nicht eben einfach schon aufgrund ihrer Nähe zu Hannover Helden sind. Dass unser Verein die KGaA dann so eine künstliche Heroisierung betreibt, um damit Fan-Folklore zu imitieren, zeigt einfach nur, für wie beschränkt man in der KGaA die Stadionbesucher hält. Dieses ekelhafte Menschenbild kommt für mich in der ganzen Sache noch mit on top, das werfe ich aber Fülle natürlich nicht vor.

  • Lehrerin. Da triffst du oft Leute, die dir keinen schönen Anblick bieten und dich für all den Einsatz miserabel behandeln. Und das alles macht man nur fürs Geld.