ZitatAlles anzeigenEigentümer wollen Gilde-Brauerei verkaufen
Hannovers Traditionsbrauerei Gilde soll vermutlich bis zum Jahresende an einen ausländischen Konzern verkauft werden. "Diese Tendenz besteht bei einem Großteil der Aktionäre", sagte der Vorstand der Gilde Brauerei AG, Michael Beck, und bestätigte entsprechende Medienberichte. "Weil Gilde sehr gut verdient, ist auch ein sehr guter Preis zu erzielen."
Noch kein bindendes Kaufangebot
Bisher handele es sich aber nur um eine Absichtserklärung der Mehrheit der Aktionäre, ein bindendes Kaufangebot liege noch nicht vor. "Aber große ausländische Konzerne interessieren sich für uns", sagte Beck. Zudem setzt die für kommendes Jahr geplante Besteuerung von Aktiengewinnen die Gilde-Eigner unter Zeitdruck.
Entscheidung könnte bereits am 15. November fallen
Als Favorit für die Übernahme wird der belgische Konzern Interbrew S.A. gehandelt, im Rennen sind aber auch die niederländische Heineken-Gruppe und die South African Brewery. Weder Beck noch ein Interbrew-Sprecher bestätigten, dass die Übernahme durch die Belgier bereits vereinbart sei. Die Interbrew braut Bier in mehr als 80 Ländern und hat bereits die deutschen Brauereien Becks und Diebels gekauft. Eine Entscheidung über einen Gilde-Verkauf könnte bereits am 15. November auf einer Aktionärsversammlung fallen. Die Aktien sind vorwiegend im Besitz von alteingesessenen Familien in Hannover.
Geplante Besteuerung von Aktiengewinnen treibt zur Eile
Neben dem erhofften Spitzenpreis treibt die Aktionäre die geplante Besteuerung von Aktien-Gewinnen von Januar an zur Eile. "Die Steuerreform hat bei den Eigentümern eine große Dynamik ausgelöst", sagte Beck. Ein möglicher Verkauf solle deshalb noch in diesem Jahr steuerfrei abgewickelt werden. Die Gilde-Gruppe mit den Marken Gilde, Hasseröder und Wolters gehört bei mehr als 4,4 Millionen Hektolitern Bier-Ausstoß zu den Top 5 der deutschen Brauereiwirtschaft. 2001 erzielte sie mit rund 900 Mitarbeitern 306 Millionen Euro Umsatz und einen Überschuss von 20 Millionen Euro.
ZitatAlles anzeigenGilde-Aufsichtsrat macht Weg frei für Bieterverfahren
Der erste Schritt für den Verkauf der Gilde-Brauerei in Hannover ist getan. Der Aufsichtsrat habe festgelegt, dass es um das älteste Unternehmen Hannovers ein Bieterverfahren der Übernahmeinteressenten geben soll, sagte Gilde-Vorstand Michael Beck. Das Verfahren solle bis zur Hauptversammlung am 15. November abgeschlossen werden. Bislang haben drei ausländische Brauerei-Konzerne Interesse an der Traditionsbrauerei angemeldet. Angetrieben wird der Verkauf nicht zuletzt durch die Pläne der Bundesregierung, die Erlöse aus Aktienverkäufen künftig zu besteuern. In Branchenkreisen wird für Gilde ein Preis von mindestens 450 Millionen Euro für realistisch gehalten. Die Hauptversammlung in gut einer Woche wird entscheiden, ob und mit wem über den Verkauf verhandelt wird.
Sturm der Entrüstung in Hannover
Anfang der Woche schon sah es danach aus, als sei der Verkauf kaum noch zu verhindern. Der Großteil der Aktionäre, vorwiegend alt eingesessene Familien der Stadt, hatte sich bereit erklärt, einer Übernahme zuzustimmen. Seit die Pläne aber bekannt sind, geht ein Sturm der Entrüstung durch die Stadt. Die Zeitungen berichten auf Sonderseiten über das Thema. "Die Schlacht um Gilde - Finger weg von unserem sexy Bier" titelt die "Bild"-Zeitung, "Heute machen sie das Fass auf" schreibt die "Neue Presse" und "Stimmung auf dem Tiefpunkt" die "Hannoversche Allgemeine Zeitung". Ob das die Mehrheit der Aktionäre umstimmen kann, ist offen. "In die Köpfe kann ich nicht hinein schauen", sagte Beck.
Großkonzerne wollen in Deutschland einsteigen
Die Gilde ist für ausländische Bieter gleich aus zweierlei Gründen interessant. Zum einen verfügt die Brauerei über die bundesweit bekannte Marke Hasseröder, die auch bei Umsatz und Ertrag eine tragende Rolle spielt. Zum anderen wollen sich internationale Konzerne weiter Anteile auf dem deutschen Biermarkt sichern. Dazu gehören die belgische Interbrew S.A., die erst vor rund einem Jahr die Brauerei Beck in Bremen kaufte, die niederländische Heineken-Gruppe und die South African Brewery.
Politiker sorgen sich um Arbeitsplätze
Neben Oberbürgermeister Herbert Schmalstieg (SPD) haben sich auch Niedersachsens Ministerpräsident Sigmar Gabriel (SPD) und CDU-Landeschef Christian Wulff lautstark mit der Sorge um die Arbeitsplätze zu Wort gemeldet. Gilde ist so schnell zum Wahlkampfthema geworden - im nächsten Februar ist Landtagswahl in Niedersachsen. Und da punktete die SPD bereits bei den Wahlen 1998 und 1994 mit der Rettung großer Unternehmen: 1994 war es die ehemalige DASA-Flugzeugwerft Lemwerder, 1998 wurde ein Verkauf der Preussag Stahl AG in Salzgitter ins Ausland verhindert.
Gilde gilt als sehr gesund
Gilde-Insider sehen die Zukunft der Brauerei auch unter ausländischer Kontrolle allerdings nicht so schwarz wie manche Politiker. Die Kenner befürchten keinen massiven Abbau von Arbeitsplätzen, weil die Strukturen der Gilde als sehr gesund und effizient gelten. Und auch die Zahlen zeigen, dass die Brauerei mit ihren 900 Mitarbeitern bestens dasteht. 2001 erwirtschaftete das Unternehmen Brauerei bei 306 Millionen Euro Umsatz einen Überschuss von 20 Millionen Euro. Kein Cent Banken-Geld steckt bei Gilde drin. "Wir sind ja gerade wegen unseres Erfolges für eine Übernahme so interessant", sagte Beck.
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Widerstand gegen geplanten Verkauf der Gilde-Brauerei
Gegen den geplanten Verkauf der hannoverschen Gilde Brauerei AG regt sich Widerstand. Der Vorsitzende des Konzernbetriebsrats, Werner Brünig, lehnte die am Wochenende bekannt gewordenen Pläne der Eigentümer kategorisch ab. Der "Bild"-Zeitung sagte Brünig, er sehe bei einem Verkauf den Standort Hannover in Gefahr. In der "Neuen Presse" kündigte der niedersächsische Ministerpräsident Sigmar Gabriel (SPD) an, Aktionäre und Aufsichtsrat zu einem Gespräch einzuladen: "Ihnen muss klar sein, was sie mit dem Unternehmen treiben", so Gabriel. Er wolle dahingehend vermitteln, "dass jene, die unbedingt verkaufen wollen, ein anderes attraktives Angebot erhalten". Auch Hannovers Oberbürgermeister Herbert Schmalstieg sprach sich gegen die Verkaufspläne aus, zeigte sich aber skeptisch, ob ein Verkauf noch verhindert werden könne. Allein in der Landeshauptstadt beschäftigt Gilde fast 400 Mitarbeiter.
"Es wird schwierig sein, das noch abzuwenden"
Am Wochenende war bekannt geworden, dass die Mehrheit der Aktionäre einen Verkauf der profitablen Gilde-Gruppe an einen ausländischen Getränke-Konzern anstrebt. Der Marketing- und Vertriebsvorstand des Traditionsunternehmens, Michael Beck, rechnet mit einem entsprechenden Mehrheitsbeschluss der Aktionäre. Bei einem Aktionärstreffen hätten sich kürzlich 70 der knapp 200 Anteilseigner für die Veräußerung der Unternehmensgruppe ausgesprochen, sagte Beck am Montag in Hannover. "Es wird schwierig sein, das noch abzuwenden. Das wird sicherlich so ablaufen."
Entscheidung könnte bereits am 15. November fallen
Ein Beschluss über den Verkauf von Gilde werde voraussichtlich am 15. November auf einer außerordentlichen Hauptversammlung gefällt. Konkrete Verhandlungen mit potenziellen Investoren habe es jedoch noch nicht gegeben. "Erst brauchen wir den Auftrag der Aktionäre und die Genehmigung des Aufsichtsrates", sagte Beck. Im Hinblick auf befürchtete Standortschließungen im Falle eines Verkaufes sagte der Brauerei-Vorstand, dies wäre "selbstverständlich" auch Thema etwaiger Verkaufsverhandlungen.
Interbrew, Heineken und SAB Miller interessiert
Eine Gilde-Sprecherin hatte am Montag Medienberichte bestätigt, wonach es sich bei den Interessenten um Interbrew, Heineken und SAB Miller handele. Bereits zuvor hatte Gilde in einem Brief an die Börse Hannover mitgeteilt, es lägen mehrere "Interessensbekundungen" vor, die jetzt vom Vorstand und vom Aufsichtsrat der Brauerei geprüft würden.
Eine der fünf größten Brauereien Deutschlands
Die Gilde Brauerei zählt nach eigenen Angaben mit 4,6 Millionen Hektolitern Bier-Ausstoß pro Jahr zu den fünf größten Brauereien Deutschlands. Die von Gilde im Jahr 1990 gekaufte Marke "Hasseröder" ist Angaben des Unternehmens zufolge die viertgrößte deutsche Biermarke hinter Krombacher, Warsteiner und Veltins. Neben "Hasseröder" braut Gilde vor allem regionale Biere wie "Wolters Pilsener" aus Braunschweig sowie "Gilde Ratskeller", "Wilkenburger" und "Lindener Spezial" aus Hannover.
Aktien vom Handel ausgesetzt
Die Aktien der Gilde Brauerei AG wurden auf Grund der Verkaufsgespräche am Montag vom Börsenhandel ausgesetzt. "Wir haben Gilde heute vor Handelsbeginn für den gesamten Montag ausgesetzt", sagte eine Sprecherin der Börse Hannover. Auch an der Deutschen Börse in Frankfurt wurden die Gilde-Papiere vorübergehend nicht mehr gehandelt. Das Kaufvolumen für die Gilde-Brauerei wird auf etwa 450 Millionen Euro geschätzt.
Quelle: ndr.de
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