ZitatAlles anzeigenSchon am 23. Klops gescheitert
Von Jochen Leffers
Aktionskünstler Mark McGowan wollte es wissen. Der englische Exzentriker trat an, den Weltrekord im Hamburger-Mampfen zu knacken - als Protest gegen Studiengebühren. Nach Nummer 22 legte er sich mit schwerem Magengrimmen hin und schlummerte.
70 Hamburger wollte er in knapp acht Stunden vertilgen und damit den Weltrekord eines Amerikaners brechen, der 69 geschafft hatte. Der Masterplan des britischen Performance-Künstlers ging nicht auf: Mark McGowan hatte die Herausforderung, sieben Kilogramm Fleisch plus Beiwerk in sich hineinzuschaufeln, deutlich unterschätzt.
Das Event verkaufte er als Aktion "Hamburger gegen Studiengebühren" und zugleich als Beitrag zur Ehrenrettung des zu Unrecht geschmähten Burgers. Am Montag legte McGowan im Foyer der Hochschule für bildende Künste in Hamburg los und biss, anfangs mit Genuss, in die ersten Klopsbrötchen. Indes währte das Vergnügen nicht lange. Fünf Burger schaffte er in der ersten Stunde und war damit schon deutlich hinter seinem Zeitplan; stündlich zehn sollten es sein. Dann ließ das Tempo weiter nach. "Der neunte Burger war der schwerste", sagte er.
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Wie das "Hamburger Abendblatt" berichtet, schleppten Studenten ein Sofa zum Ausruhen heran, doch McGowans Aufstoßen im Liegen war so heftig, dass er es lieber mit Joggen und Springen versuchte. Über sechs Stunden lang hielt er durch, dann kam mit dem 23. Burger das Aus: Der Künstler gab auf, legte sich hin, fiel in den Schlaf. "Ihm ging es nicht besonders", sagte eine Sprecherin der Hochschule lakonisch.
Vorbereitet hatte McGowan sich nur mit ein paar Burgern und etwas Magenmassage, sonst vertraute er ganz auf seinen natürlichen Appetit. "Ich habe das noch nie gemacht, aber ich liebe Hamburger", sagte er vor dem Wettessen. Laut "Hamburger Abendblatt" legte sich Arafat, 27-jähriger Koch der Hochschule, schwer ins Zeug und kredenzte ihm "die besten Hamburger der Welt" mit Hackfleisch, Sardellen, Ei, Kapern und Gewürzen. Das war wohl des Guten zu viel: "They're so f...ing salty", stöhnte McGowan und spülte nach Kräften mit Wasser und Kaffee.
Ein exzentrischer Brite kennt keinen Schmerz
Die Völlerei in der Kunsthochschule muss man nicht unbedingt für große Kunst halten, und auch als "Aktion gegen Studiengebühren" lebt es vom eher schlichten Wortspiel mit den Hamburgern und Hämböörgern. Damit könnte McGowan glatt auf Tournee gehen und sich in anderen Regionen austoben, die ebenfalls allerlei Leckereien bieten: Die Frankfurter, Nürnberger und Thüringer haben ihre Würstchen, die Bremer ihre Fischbrötchen und die Berliner, als vegetarische Variante, das Marmeladengebäck - allemal ein gefundenes Fressen für einen hungrigen Künstler. Andererseits gelobte er nach dem Fressfiasko:"Diese Kunstaktion mache ich nicht noch mal."
Dass der Brite keinen Schmerz kennt, hat McGowan (dessen Alter mit 37 angegeben wird, das aber schon seit Jahren) anderweitig bereits hinreichend bewiesen. So rollte er im September 2003 eine Erdnuss elf Kilometer weit durch London - mit der Nase und krabbelnd bis in die Downing Street No. 10, dem Regierungssitz von Premier Tony Blair. Dort empfing ein gnädiger Regierungsbeamter, das ist guter englischer Brauch, mit einer Tasse Tee. "Unaussprechliche Dinge" habe er auf seinem Leidensweg gesehen, berichtete McGowan: "Die Straßen waren total schmutzig - Haare, Spucke und Vogelkacke." Die Nasenkunst-Performance "Monkey Nut" sah er als Demonstration gegen britische Studiengebühren und für die Tilgung seiner eigenen Schulden von 22.500 Euro.
Schmerz ist sein bester Freund. Es geht aber durchaus noch exzentrischer: Seiner Vorliebe fürs Krabbeln frönte McGowan abermals im vergangenen Dezember, als er auf allen Vieren zu einer 90-Kilometer-Tour von London nach Canterbury aufbrach, mit dem Schild "Could you love me?" auf dem Rücken und 18 Pralinenschachteln an Händen und Füßen - bis Knieschmerzen ihn stoppten. Zuvor badete er schon mal in einer Wanne voller Bohnen, mit 48 an den Kopf geschnallten Würstchen: voller Einsatz für das klassische britische Frühstück. Obendrein küsste der unerschrockene Künstler vor den Wahlen im letzten Jahr 100.000 Mal ein Foto von Tony Blair, wieder in der Downing Street, und wollte in einer Londoner Galerie 15 Millionen Wasser in den Ausguss fließen lassen, um auf die Verschwendung von Wasser aufmerksam zu machen. Die Aktion gelang allerdings nicht.
Immer noch nicht durchgeknallt genug? Dann dies: McGowan wollte auch eine Rentnerin ins All schießen und nagelte seine Füße im November 2004 an die Wand einer Galerie - aus Protest "gegen das Herbstlaub". Im April letzten Jahres zerkratzte er 47 auf der Straße geparkte Autos in Glasgow und London. Von den Besitzern forderte er, sie sollten stolz darauf sein, an seinem "kreativen Schaffensprozess" beteiligt zu sein. Das Verständnis bei Besitzern und Polizei hielt sich in engen Grenzen. Und im März 2003, zu Beginn der christlichen Fastenzeit, lief McGowan mit einem monströsen Truthahn auf dem Kopf rückwärts 16 Kilometer durch London und forderte dicke Menschen per Lautsprecher auf, zugunsten von Salat auf fettgetränktes Essen zu verzichten. Mit ungesunder Ernährung kennt er sich ja aus.
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