Özil sieht sich vielen verschiedenen Sorten Kritikern ausgesetzt.
Zum Einen gibt es da diejenigen, die ihn sportlich kritisieren - da geht er wenig drauf ein und das braucht er auch nicht. Jeder kann mal schlecht spöielen, er war nicht der Schlechteste und wenn er sportlich nicht in die Mannschaft gehört hätte, dann ist das Löw anzukreiden und nicht Özil.
Des Weiteren gibt es diejenigen, die billige Opfer/Schuldige suchen, um das Versagen der DFB-Elf in der WM halbwegs schadlos wegtanzen zu können. Das ist/war unterste Kanone und mit seiner Kritik trifft er diejenigen hart und schießt damit auch mal zu dick und übers Ziel hinaus... da habe ich aber mit den Betroffenen überhaupt gar kein MItleid.
Im Kielwasser kommen dann auch die Kritiker, die wenig verholen Türken- und Moslemfeindlich sind und ebenfalls ein leichtes Opfer/einen Schuldigen gefunden haben, um das abzuladen was sie sowieso schon immer wussten, nämlich das Özil und vergleichbar "differenziert" integrierte Personen nichts in der Nationalelf oder gleich in ganz Deutschland zu suchen haben. ... gegen die schießt er auch, die kann er aber gar nicht treffen. Die sind und bleiben ***!
Und am Ende gibt es auch diejenigen, die sein Verhalten als Nationalspieler, öffentliche Persönlichkeit und integratives Vorbild kritisieren. Er ist eben genaussowenig "nur" Özil wie der türkische Präsident von der Person Erdogan zu differenzieren ist. Er hat(te) seine herausgehobene Stellung als Mann der zwei Welten und gerade auf ihn wird eben umso mehr geschaut - wie kriegt man den Spagat zwischen der deutschen und der türkischen Identität versöhnlich hin. Dass er da in dieser Rolle viel Frustration erlebt hat, das glaube ich ihm gerne. Aber dass das Werbe-Foto eines Nationalspielers mit Erdogan für die Deutsche Öffentlichkeit ein Affront ist - mit jemandem, mit dem Deutschland zu Recht sehr über Kreuz liegt - und das auchn noch im WM-Jahr wo die Nationalmannschaft ein öffentlicher Ausdruck nationaler Identität ist... das muss ihm klar gewesen sein oder spätestens die Reaktion darauf muss es ihm klargemacht haben. Dass ihm das als einseitiges Statement ausgelegt wurde und er eben für diese deutsche Position keinerlei Streicheleinheiten parat hatte... auch jetzt nicht, das hat eben Gekränkt. Und gekränkt eben gerade auch die Leute, die ihn lange ehrlich gefeiert und bewundert haben. Nun wird ihm (und ich denke auch zu Recht) Einseitigkeit und mangelnde Fähigkeit zu differenzieren vorgeworfen.
Ich denke dazu wird er nie oder erst in vielen Jahren etwas sagen. Da Nationalspieler (in Deutschland) eben doch mehr ist als nur Fußballer nämlich Identitätsfigur - konnte er gar nicht mehr konfliktfrei auflaufen und ich vermute er tat es zur WM schon nicht mehr. ... wobei er dafür dann noch einigermaßen achtbar Fußball gespielt hat. Profi halt.