Martin Kind mit erstaunlichem Interview auf offizieller Homepage

Einmal mehr bemüht er sich auch in diesem Interview, zu betonen, dass die Ursache für den Abstieg Fehlentscheidungen der "sportlichen Leitung" wären. Oder frei übersetzt: Horst Heldt ist Schuld. Eine kritische Betrachtung seines eigenen Wirkens, wo er doch im Endeffekt seit deutlich über 20 Jahren die Hauptverantwortung für alles bei Hannover 96 trägt, sucht man vergebens.


Zudem gibt Martin Kind zu Protokoll, dass man nun kurzfristig ein "Informations-, Beurteilungs- und Entscheidungssystem für Transferentscheidungen" realisiert hätte. Nachdem Hannover 96 in den vergangenen 17 Jahren 16 Jahre lang in der Bundesliga spielte, scheint es fast schon unglaublich, dass es ein solches System bislang offenbar nicht gab. Als weiteres Projekt benennt er den Aufbau eines professionellen Scoutings. Hier gilt das gleiche: Wieso gibt es ein solches bislang offensichtlich nicht? Auch die "Schnittstelle" zum Nachwuchsleistungszentrum müsse besser werden. Zudem bezieht er sich auf eine neue "96-Philosophie", die unabhängig von handelnden Personen Bestand haben solle - was genau hinter dieser steckt und wie die Aufrechterhaltung bei Personalwechsel gewährleistet bleiben soll, bleibt dabei bestenfalls im Nebulösen. Trotz konkreter Frage danach, wie diese "Philosophie" aussehen würde, kam dazu nichts.


Das Interview hat noch weitere "Schmankerl" auf Lager. Schon die Schlagzeile des Interviews ist Kind-typisch "ungelenk": "Wir haben die Knöpfe professionell gedrückt" (bezogen darauf, dass die Transferentscheidungen zwar lange auf sich warten ließen, dafür aber die Qualität stimme, da sie gut vorbereitet worden seien). Auch betont Kind, dass man sich darauf verständigt habe, in Bezug auf bevorstehende Transfers keine Wasserstandsmeldungen an die Öffentlichkeit zu geben. Vor dem Hintergrund, dass gerade Martin Kind auch in der jüngeren Vergangenheit immer wieder u. a. mögliche Transfers (insbesondere potenzielle Abgänge) und anderes aus der Gerüchteküche bereitwillig in den Medien kommentierte, sorgt eine solche Aussage bei vielen für ungläubiges Kopfschütteln.


Abschließend teilt er noch gegen DFL-Präsident Reinhard Rauball aus. Dieser würde in Bezug auf die von Martin Kind angestrebte Ausnahme von der 50+1-Regel die Fakten nicht korrekt darstellen (Hintergrund: Rauball wirft Kind vor, die 50+1-Regel im Endeffekt kippen zu wollen, womit er sich vermutlich auf Kinds Klageandrohung bezieht, sollte der Ausnahmeantrag abgelehnt werden - Kinde betont hingegen, er wolle nur für sich selbst eine Ausnahme). Kurioserweise ist dies eine Kritik, die sich auch Martin Kind oft gefallen lassen muss. Insbesondere im Zusammenspiel mit mangelhafter Transparenz in Bezug auf seinen 50+1-Ausnahmeantrag. [Forum]