ZitatAlles anzeigenAn Herrn Kind und die Redaktion der Neuen Presse,
zu: Martin Kind riskiert viel - und schläft trotzdem gut
Als Fan von Hannover 96 habe ich das Interview mit Herrn Kind mit besonderem Interesse gelesen. Seine Aussagen, bei Hannover 96 gäbe es "keine Fan-Kultur und er bedauere es ein wenig, weil er sich diese Identität schon erhofft habe", hat in der aktiven Fanszene gelinde gesagt für einigen Aufruhr gesorgt. Genauso ist es mit der Behauptung, "die Bereitschaft zur Zwischenfinanzierung über höhere Preise" sei nicht vorhanden.
Zunächst möchte ich den zweiten Punkt behandeln, denn hier ist die Sache einfach: Ist es nicht so, dass Hannover 96 trotz der immensen Preiserhöhung 3.000 Saisontickets mehr als im Vorjahr absetzen konnte?
Ist es nicht weiterhin so, dass Hannover 96 trotz der eingeschränkten Kapazität, des schlechten Zustandes des ehemaligen Niedersachsenstadions und der höheren Preise insgesamt 17.000 von etwa 20.000 verfügbaren Tickets als Dauerkarte verkauft hat? Wenn das keine Bereitschaft ist, was dann Herr Kind?
Im übrigen: natürlich gibt es auch 96er-Fans, die sich keine Dauerkarte gekauft haben. Nicht weil sie nicht bereit waren "die Zwischenfinanzierung" mitzuerbringen, sondern weil sie es sich nicht leisten konnten. Weil sie nämlich zum Beispiel Studenten, Schüler oder Arbeitslose sind. Aber auch andere Fans, die vielleicht seit Jahren 96 unterstützen, können sich 96 einfach nicht mehr leisten. Sie können sich sicher nicht vorstellen, wie die sich fühlen, wenn sie erst schweren Herzens auf die Karte verzichtet haben und nun solche Aussagen lesen.
Nun soll auch noch einiges zum Thema Fankultur gesagt werden. Hier scheint es mir, dass einfach ein Unterschied in der Definition dieser "Kultur" vorliegt:
Für Fans bedeutet "Fankultur", dass man sein Team sowohl bei Heim-, als auch bei Auswärtsspielen unterstützt, ohne Rücksicht auf finanzielle, verkehrstechnische oder spieltagsbedingte Probleme. Es bedeutet das Team zu unterstützen, mit Singen, Schreien und Klatschen, ob gewonnen oder verloren wird. Zu diesem Selbstverständnis gehört es auch, das Recht zu haben, auch mal zu pfeifen, wenn ihm etwas nicht passt. Oder dem durch Spruchbänder oder Choreographien Ausdruck zu verleihen.
Das war z.B. bei den hellblauen Trikots so, genauso bei der Erhöhung der Dauerkartenpreise. Obwohl die Heimbilanz der "Roten" mehr als zu wünschen übrig lies, gab es selten Pfiffe. Tausende, ja zehntausende Fans sind nach Bremen, Schalke, Hamburg oder Wolfsburg gefahren, um die Mannschaft von 96 lautstark zu unterstützen. Ist das etwa keine Fankultur?
Das soll hier aber nicht das Thema sein. Wer mehr über "wirkliche" Fankultur wissen will, sollte sich im Internet unter http://www.pro1530.de, http://www.aktive-fans.de oder im speziellen Fall von Hannover 96 unter http://www.das-fanmagazin.de informieren.
Was Herr Kind unter Fankultur versteht, ist etwas ganz anderes. Für ihn ist Hannover 96 ja auch etwas anderes, als nur ein Fußballverein. Für ihn ist 96 eine "Marke", ein "Produkt" und mit Fans meint er in Wirklichkeit "Kunden". Davon redete er bisher ja auch immer offen. Er hat die Fans mit seiner Politik zu Kunden gemacht. Dummerweise hat er vergessen, dass auch ein 96-Kunde ein mündiger Kunde sein kann. Er hängt zwar an 96, aber er nimmt doch nicht alles widerspruchslos hin. Welcher Kunde würde ein Hörgerät kaufen und sich nicht beschweren, wenn es hinterher nicht funktioniert. Warum also sollten sich die Fans nicht beschweren, wenn ihnen mehr Geld und mehr Aufwand abverlangt wird, um eine Dauerkarte zu bekommen und sie am Ende nicht das erhalten, wofür sie viel Geld bezahlt haben?
Herrn Kind scheint es nichts auszumachen, unpopuläre Massnahmen durchzusetzen und das ist ihm durchaus hoch anzurechen. Dabei vergisst er über all die wirtschaftlich-motivierten Entscheidungen, wer ausser ihm die kontinuierlichste Komponente bei Hannover 96 seit der Regionalliga-Zeit ist. Trainer, Spieler, Manager kommen und gehen (Ausnahmen wie Sievers, Linke oder Lala gibt es natürlich). Länger als jeder Verantwortliche und jeder Funktionär sind es die Fans, die 96 mit ihrem Einsatz und ihrem Geld unterstützen und es auch noch Jahre weiterhin tun werden. Und das folgende ist, das betone ich hier ausdrücklich mit Blick auf die Geschehnisse beim FC Bayern, keine Drohung: Wenn sie, Herr Kind, weg sind, werden wir noch immer da sein !
Christian Ehlers (Notbremse) und Arne Triller (Ultras Hannover)
ZitatAlles anzeigenHallo Herr Ehlers,
hallo Herr Triller,
herzlichen Dank für Ihr Email vom 01. des Monats als offenen Brief der
96-Fans zu meinem Interview.
Für die Kritik und teilweise Entscheidungen im Hinblick auf die
Preispolitik habe ich uneingeschränktes Verständnis.
Das Spannungsfeld wirtschaftlicher Notwendigkeiten und sozialer
Verantwortung ist während der Bauzeit außergewöhnlich. Ich bedauere dieses,
sehe jedoch die Perspektive, dass Hannover 96 nach Fertigstellung eine
moderne, zukunftsorientierte Fußball-Arena als Spielort aufweisen kann.
Ich weiß um die Bedeutung der Fans für Hannover 96 und für den Fußball. Ich
habe mehrfach zum Ausdruck gebracht, dass ich den Fans für die
Unterstützung in der 3. Liga, in der 2. Liga und in der Erstliga bei
Auswärtsheimspielen und Heimspielen danke. Die aktuelle Frage ist jedoch,
wie sich die Fans in einer schwierigen Situation von Hannover 96 verhalten.
Ich denke, dass hier teilweise Kritik berechtigt ist.
Wir haben Carsten Linke als Fan-Beauftragten bestimmt. Wir haben aus den
Irritationen der Vergangenheit gelernt. Wir werden Gespräche mit den
Beauftragten führen, um notwendige Entscheidungen im Vorfeld zu diskutieren
und wenn möglich abzustimmen.
Ich bitte, diese Aussagen den Fans gegenüber mitzuteilen und ihnen
insbesondere meinen Dank auszusprechen.
Verantwortliche kommen und gehen, entscheidend wird in der Zukunft die
Kontinuität und Qualität sein. Auf jeden Fall bleiben die Fans und
Zuschauer die Träger von Hannover 96.
Herzliche Grüße
Martin Kind
Präsident
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Mit freundlichem Gruß
KIND Hörgeräte
i. A. Regina Boße
Sekretariat Martin Kind