Armstrong holt zum Gegenschlag aus
Lance Armstrong (l.) kämpft um seine Reputation
Washington/München - Genug ist genug.
Lance Armstrong hat nach den Dopingvorwürfen der letzten Tage zum Gegenangriff ausgeholt.
"Mich verbindet mit den Franzosen eine Hassliebe", sagte Armstrong in Washington. Daher kann er sich vorstellen, dass solche Vorwürfe geäußert würden.
Er sei entsetzt über die Unterstellung, er habe gedopt: "Hier wird von B-Proben gesprochen, alle aus dem Jahr 1999. Ich aber habe sieben Jahre lang A- und B-Proben abgegeben. Alle waren negativ!"
Armstrong stellt Stichhaltigkeit der Proben in Frage
Dass plötzlich ein Monat nach dem Rücktritt des 33-Jährigen solch schwere Vorwürfe bekannt würden, die allesamt aus dem Jahr 1999 stammen, kann der Amerikaner nicht nachvollziehen.
Er stellt die Stichhaltigkeit der Urinproben in Frage, die jahrelang gefroren waren und erst im Zuge von wissenschaftlichen Untersuchungen vor kurzer Zeit aufgetaut wurden.
A-Proben von 1999 existieren nicht mehr
Der Texaner sieht sich an den Pranger gestellt. Wie solle er sich denn verteidigen, wenn es die einzigen Beweise für seine Unschuld - die A-Proben - nicht mehr gebe?
Zudem klagt Armstrong die Wissenschaftler in dem französischen Labor in Chatenay-Malabry bei Paris an, die die Tests vorgenommen hatten. Sie seien verpflichtet gewesen, die Anonymität der Fahrer zu wahren.
"Es überrascht mit nicht, dass man diese Proben hat. Dieses Labor hat immer meine Proben stichhaltig untersucht. Aber als ich damals diese Proben angegeben habe, war da kein EPO drin", betonte Armstrong. "Das garantiere ich."
Harsche Kritik an Leblanc
Im Fokus seiner Verteidigungslinie steht auch Jean-Marie Leblanc. Der Tour-Direktor hatte am Mittwoch gesagt, Armstrong hätte "alle getäuscht".
"Ich habe am Mittwoch 30 Minuten lang mit Leblanc gesprochen", so Armstrong. "Mir persönlich gegenüber hat er solche Anschuldigungen nicht einmal angedeutet."
Wenn aber Leblanc behaupte, er - Armstrong - habe die Radsport-Welt getäuscht, "ist das einfach lächerlich", so der Texaner.
Nun rechtliche Schritte?
Armstrong behält sich rechtliche Schritte vor. Er könne sich sogar vorstellen, Offizielle der Tour und französischer Ministerien vor Gericht zu ziehen, die in die Story der "L'Equipe" involviert gewesen seien.
"Ich ziehe derzeit alle Möglichkeiten in Betracht", sagte Armstrong.
Wie weit er aber gehe, dazu wollte er sich nicht äußern. "Das Ganze könnte mich 1,5 Millionen Dollar und ein Jahr meines Lebens kosten", so der "Tourminator".
"Ich habe Besseres zu tun"
"Die Frage ist doch: Ist der Aufwand mir es wert? Diese Frage muss ich mir wirklich stellen. Ich habe Besseres zu tun als ein Jahr meines Lebens und 1,5 Millionen Dollar wegzuwerfen."
Vielleicht beantwortet er diese Frage schon am Donnerstag, wenn Armstrong in der Talkshow von Star-Moderator Larry King zu Gast ist.
Doch solange Armstrong nicht seine Unschuld beweist, wird ein Schatten auf der Karriere des größten Tour-Champions aller Zeiten liegen.