Politischer Zoff-Thread oder so

  • Die BotschaftsmitarbeiterInnen sind bis auf das vor Ort notwendige Kernteam längst ausgeflogen. Mal wieder mehr Meinung als Faktenkenntnis?

    Es ging darum, wer für wen jetzt die Kompetenzen hat. Kiebitz schrieb zu den AA-Mitarbeitern, Du hast ihm vorgeworfen, nicht zu wissen, wovon er schreibt, denn Maas könne da doch gar nichts machen ohne Mandat. Was schlichtweg Kappes ist, egal wann die nun tatsächlich ausgeflogen wurden. Somit ist Kiebitz' Einschätzung, dass Maas nicht reagiert habe, diskutabel bis falsch, aber Dein Vorwurf, dass hier Ahnungslosigkeit bezüglich der Kompetenzen herrsche ("Maas kann da gar nichts machen") nach wie vor nicht minder.


    Ansonsten:



    Natürlich müssen die ALLE da raus. Vom Teekocher über den Übersetzer, von der Sekräterin bis zum hochrangigen Beamten.


    Bezügl. Kapitalismus: Der hat kein Problem damit, an anderen Systemen als dem demokratischen zu verdienen, ist doch eigentlich keine Frage. Was ihn interessiert ist, mit Lindner-Sprech, Stabilität fürs Geschäftemachen. Ob das Geld fließt, der Absatz gesichert ist, die Rohstoffe ankommen. As simple as that. Ob ihm das ein Rechtsstaat garantiert oder ein fest im Sattel sitzendes Regime ist ihm herzlich egal. In der Regel ist es nur so, dass eben diese Rechtssicherheit in demokratischen Systemen zwar kompliziert ist, aber eben schon stabiler. Nutzen tut's trotzdem nichts. Globalisierung funktioniert im derzeitigen Kapitalismus nicht ohne Unmenschlichkeit. Das sieht man doch von der T-Shirt-Produktion bis zur Waffenindustrie. Wobei eben diese ein eher schlechtes Beispiel für diese Zusammenhänge ist, da sie ausgerechnet von Instabilität profitiert. Natürlich ist der Kapitalismus auch dazu in der Lage. Er ist ein Scheißsystem, zumindest aber ein Scheißdraufsystem.

  • Zackzack

    Die BotschaftsmitarbeiterInnen sind bis auf das vor Ort notwendige Kernteam längst ausgeflogen. Mal wieder mehr Meinung als Faktenkenntnis?

    Stimmt nicht. 40 Mitarbeiter wurden dank der USA ausgeflogen nach Doha. 100 deutsche Staatsbürger sind noch in Kabul.

    Dienstag wollen die US-Truppen durch sein, dann ist der Ofen für Deutschland eh aus.

  • Ich habe eine geschichtliche Frage zu Afghanistan.


    Es gab ja damals diese Karte, auf der mehr oder weniger willkürlich von Briten die Grenzen von Irak, Syrien etc. festgelegt wurden. (Sykes-Picot) Traf das auf Afghanistan auch ähnlich zu? Im Osten liegt Pakistan, welches ja auch früher ein Land mit Indien war, bevor es von den Briten geteilt wurde. Ist ja dann naheliegend, dass das mit Afghanistan ähnlich war.


    Oder war das eine quasi abtrünnige Sowjet-Republik (was ja vom Namen her mit Usbekistan, Tadschikistan, Turkmenistan passen würde)?

    Das gesuchte Wort ist Durand-Linie.


    Nein.

  • Nur ganz kurz: Afghanistan konnte sich lange dem Einfluss europäischer Mächte entziehen (auch bedingt durch seine geographische Lage). Stattdessen war es in der frühen Neuzeit im Einflussbereich des indischen Mogulreiches und Persiens. Gegen jene Mächte zeigten sich die afghanischen Stämme allerdings auch schon sehr rebellisch. Allen voran die Paschtunen. Im 18.Jahrhundert gründeten die Paschtunen ein eigenes Königreich welches grob die Grenzen des heutigen afghanischen Staates hatte.


    Im 19.Jahrhundert konkurrierten dann Russland und Großbritannien um Afghanistan (mit entsprechender Muße mal „The Great Game“ googeln). Die Briten versuchten mehrfach Afghanistan zu unterwerfen und Britisch-Indien anzuschließen. Jedoch hatten schon sie ähnliche Probleme mit der Kontrolle über Afghanistan wie im 20.Jahrhundert die Sowjetunion und im 21.Jahrhundert die US-geführte Allianz.


    Später (so um 1900) teilten die Briten dann tatsächlich das Emirat Afghanistan und einige südliche Teile des Reiches sind Teil von Britisch-Indien geworden. Das sind grösstenteils die heutigen so genannten Stammesgebiete Pakistans. 1919 erkannten die Briten schließlich Afghanistan als souveränen Staat an und beendeten ihre Ambitionen nördlich von Pakistan zu expandieren.


    Sowjetischer Einfluss kam erst in der zweiten Hälfte des 20.Jahrhunderts auf. Während zugleich die islamische Revolution im Iran große Wirkung in Afghanistan hatte.

  • Zackzack

    Die BotschaftsmitarbeiterInnen sind bis auf das vor Ort notwendige Kernteam längst ausgeflogen. Mal wieder mehr Meinung als Faktenkenntnis?

    Stimmt nicht. 40 Mitarbeiter wurden dank der USA ausgeflogen nach Doha. 100 deutsche Staatsbürger sind noch in Kabul.

    Dienstag wollen die US-Truppen durch sein, dann ist der Ofen für Deutschland eh aus.

    Doch, das stimmt was er schreibt. Von den Botschaftsmitarbeitern sind nur noch wenige vor Ort, nämlich die, die man unbedingt braucht um die anderen "abzufertigen". Die restlichen Deutschen gehören anderen Stellen an, vor allem Hilfsorganisationen meine ich.

  • Seht ihr Bidens Rede?

    Das wird legendär. Hei jei jei...


    Kurze Zusammenfassung:

    "Ich bin der 4. Präsident der sich mit euch rumärgert. Und ich bin der letzte. F***t euch!"

  • Aber mal so unter uns: wer traut der Bundeswehr da mit ihren beiden A400 zu, dass die da wen rausholen, wenn die Amerikaner weg sind? Selbst die schaffen es ja nicht, den Flughafen zu sichern. Fällt denen jetzt auf, dass die mehr Männer zur Sicherungen brauchen.


    Ganz bitteres Kapitel der Geschichte. Und wenn am dann Heiko im Brennpunkt sieht, möchte man eigentlich weinen vor lauter Stümperhaftigkeit. Zwei Wochen hat der ganze Spaß gedauert und es war so absehbar.


    Selbst der afghanische Staatschef hat es noch geschafft mit nem dicken Koffer voll Geld zu fliehen, warum kämpfen wenn man auch locker flockig gehen kann.

  • Wobei ich mich mit einer nicht mehr existenten Armee eines kollabierten Staates auch nicht den Taliban in den Weg stellen würde.

    Flieht der nicht, ist er in 1 Woche tot.

  • Alter Ego

    Also mit Torpedos bewaffnete Taliban habe ich noch nicht gesehen. Die Taliban sind so ein bisschen die Privatarmee des pakistanischen Geheimdienstes, solange sie in Pakistan keinen Ärger machen werden sie geduldet.

    Witze auf diesem Niveau sind aktuell kaum angebracht.


    Wenn die Taliban ihr Rückzugsgebiete in Pakistan haben, dann werden sie dort wohl auch bewaffnet werden. Und mit dem Regime, das die Taliban unterstützt, machen wir gute Geschäfte. Soviel zur Verbindung Kapitalismus (skrupellos Geschäfte machen) und Terror.

    Das ist ja jetzt nicht mehr nötig. Mit dem Material, welches "wir" da lassen bzw der afghanischen Armee geschenkt haben, dürften die fürs erste ganz gut ausgestattet sein.

  • Apropos Material

    Zitat

    Several commentators address this dynamic in the 2005 documentary “Why We Fight,” about a warning that President Dwight Eisenhower issued about the military-industrial complex. Former CIA contractor and academic Chalmers Johnson states, “I guarantee you, when war becomes that profitable, you’re going to see more of it.”

    aus


    $10,000 INVESTED IN DEFENSE STOCKS WHEN AFGHANISTAN WAR BEGAN NOW WORTH ALMOST $100,000


    Was the Afghanistan War a failure? Not for the top five defense contractors and their shareholders.


    Jon Schwarz

    August 16 2021, 9:35 p.m.


    The intercept

  • Seht ihr Bidens Rede?

    Das wird legendär. Hei jei jei...

    Laschet bei Zamperoni war doch genauso daneben. Dass der Typ tatsächlich Kanzlerkandidat in D ist ist auch ein Armutszeugnis für das Land. Immer die gleiche Leier die er erzählt, dass der sich nicht schämt...


    edit: Das Video mit Hr. Laschet meine ich, wer es noch nicht kennt.

    Ab Minute 08:30 gehts los.

    https://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-904977.html



    edit2: Das Interview mit dem Herrn Grotian ist so bitter, von der ersten bis zur letzten Minute:
    https://www.zdf.de/nachrichten…s-die-rauskommen-100.html


    Da müssen sich Privatpersonen ehrenamtlich um die ganze Scheiße kümmern und warnten frühzeitig. Ein politisches Komplettversagen.

  • Sehr richtig.

    Ich hoffe nur, dass die Verantwortlichen in Zukunft nicht rumheulen, wenn “Ortskräfte“ irgendwo auf der Welt die Zusammenarbeit verweigern. “Euch helfen? Ich bin doch nicht bescheuert. Ihr lasst mich doch fallen wie eine heiße Kartoffel.“

  • Der Laschet ist komplett durch, und Scholz ist wohl abgetaucht und kümmert sich um seine Wirecard - Buddys.


    Mal sehen, wie sie das Alles Frau Baerbock anhängen, wahrscheinlich war beim Antrag im Juni irgendetwas irgendwo abgeschrieben oder es fehlte eine Anlage oder Fußnote.


    In solchen Katastrophen (ich zähle mal die Flut mit dazu) merkt man schon jetzt, wie gut uns eine Regierung Laschet - Scholz tun wird. Dazu noch der Presseauftritt mit Elon Musk im Lichte des neuen Berichts des IPCC und man schaut beruhigt in die Zukunft.


    PS: Der Spruch von Laschet, man müsse jetzt eine Flüchtlingswelle verhindern und Lösungen vor Ort finden ist angesichts der Bilder aus Kabul und dem Totalversagen auch der deutschen Politik an Zynismus nicht zu überbieten. Allerdings befürchte ich, dass es überhaupt nicht zynisch gemeint war, die Aussage entsprang wahrscheinlich nur der grenzenlosen Dummheit dieses Herrn.

    Einmal editiert, zuletzt von stscherer ()

  • Der erste deutsche Flug aus Afghanistan hat angeblich nur sieben Passagiere an Bord, da es mehr von "der Liste" wohl nicht zum Flughafen geschafft haben. Es wird Leute wie Kiebitz freuen, dass auch hier die deutsche Bürokratie zu funktionieren scheint und man anscheinend nicht einfach jeden mitnimmt, der sich Richtung Flugzeug drängt. Wo käme man denn da hin, wenn man so ein Flugzeug einfach voll machen würde mit, sagen wir, gut 600 Menschen*.


    *Bevor hier eine Diskussion über ein in meinen Augen nebensächliches Thema entsteht: Ich meine mir anhand der technischen Daten denken zu können, dass in einen A400M deutlich weniger Menschen als in eine C-17 passen würden. Mehr als sieben sind es aber wahrscheinlich schon.

    2 Mal editiert, zuletzt von sasa ()

  • Immerhin hat man es aber noch rechtzeitig (vor einiger Zeit, nicht gestern) geschafft, die 22.500 Liter Bier, die noch über waren und Einiges an Abfällen, die vor Ort nicht vorschriftsgerecht entsorgt werden konnten, nach Deutschland zu transportieren.

  • Ja Ja wir haben es langsam verstanden - ausser Baerbock alles Kacke..

    Was die drei KandidatInnen betrifft hast Du vollkommen recht.


    Oder wie würdest Du die Aussage, man müsse jetzt "vor Ort" die Probleme lösen, um "Flüchtlingsströme" zu verhindern, einordnen? Grosse Weltpolitik eines weisen Staatenlenkers?


    Der hier hoch gescholtene Herr Maas hat ja wenigstens noch den Anstand, sein Versagen einzugestehen... was es nicht viel besser macht, aber immerhin ist es nicht völlig empathielos.


    Die "Buchaffäre" war hier in dem Thema jedenfalls ein starkes Argument gegen die Kanzlerkandidatin, da wird man doch sicherlich auch mal ein paar kritische Worte bei einem wirklichen Versagen anmerken dürfen.


    Hätte man im Juni angemessen gehandelt (wie es die Grünen wollten), hätte man jetzt wenigstens die eigenen Leute und ihre Familien in Sicherheit... und jetzt "Lösungen vor Ort" zu propagieren, das ist... ach, lassen wir es.