Politischer Zoff-Thread oder so

  • Ok, wir können die Auszahlungen auch einstellen. Die Müllabfuhr, Krankenhäuser, Kindergärten, ....


    Ja ich weiß, ist alles nicht ausreichend vetfügbar, aber es kann auch ganz gelassen werden.


    Viel Spaß dann mit marodierenden Menschen.

  • Unter Umständen versteht Locke etwas anderes unter „Leistung“ als nur das Abarbeiten der zugewiesenen Aufgaben?


    Ich hatte in Anbetracht meiner letzten Erfahrungen mit dem öffentlichen Dienst bei dem Begriff auch etwas gestutzt.

  • Ich als zugewanderter öd Mitarbeiter kann das klagen voll verstehen. Jammern auf hohem Niveau. Aber bloß nicht zu viel Arbeit. Ich glaube daran gewöhne ich mich nie

  • Hesketh Sehe ich gerade ähnlich. So sehr ich Hannover auch schätze, aber da ich nun ja gerade einen aktuellen Vergleich ziehen kann: Die Verwaltung in Hi ist deutlich bürgernäher aufgestellt als hier. Ich hatte mich mit einer ziemlich aussergewöhnlichen mündlichen Bitte an das Jugendamt des LK Hi gewendet, erwartungsgemäß konnte das Anliegen nicht in erster Instanz beantwortet und entschieden werden (ich rechnete insgeheim schon mit der Zusendung eines kiloschweren Antrags), aber ich bekam einen RR für den übernächsten Tag zugesichert, dieser erfolgte zwar 24 Stunden später, aber meiner mündlichen Bitte wurde in vollem Umfang entsprochen, unter einer kleinen Bedingung, die aber mühelos zu erledigen ist.

    Bis man in H überhaupt jemanden erreicht, vergehen ja manchmal Tage, oder Termine werden kurzfristig abgesagt.

    Natürlich weiß ich, das verdis Forderung nicht nur für Hannover gilt, aber eine leistungsgerechte Bezahlung würde ich mir auch für den ö.D. wünschen. Ich profitiere da selbst von der Forderung, da ich "angelehnt" an den TvöD entlohnt werde, aber ich finde die Forderung überhöht.

  • Ok, wir können die Auszahlungen auch einstellen. Die Müllabfuhr, Krankenhäuser, Kindergärten, ....


    Ja ich weiß, ist alles nicht ausreichend vetfügbar, aber es kann auch ganz gelassen werden.


    Viel Spaß dann mit marodierenden Menschen.

    Kann ich so nicht unterschreiben. Zumindest nicht in den überbordenden Verwaltungen. Bei den Berufen "an der Front" ist das alles richtig, was du sagst und die haben auch meinen höchsten Respekt, dass sie den ganzen Irrsinn noch mitmachen. Mit Behörden habe ich beruflich sehr viel zu tun und weiß, wie die dort den Wasserkopf weiterhin aufblasen, um die übrigen Arbeitnehmer mit noch mehr schwachsinnigem Papierscheiß (natürlich analog) zu bombardieren. Bei der Region bspw. wurden zig Stellen in einem Fachbereich geschaffen, der jede Menge Wind auch bei uns erzeugt, für die bei uns selbverständlich keine neuen Stellen geschaffen werden, sondern "das machen wir jetzt dann halt auch noch". Lange geht der ganze Scheiß hier nicht mehr gut, wenn wir nicht schleunigst mal auf die pragmatische Bürokratiebremse treten, die uns alle erwürgt.

  • Wie meinst du denn, würde so eine "leistungsgerechte" Bezahlung aussehen, wie sehr kennst du das Arbeitsfeld und Arbeitsbedingungen derer, die du anriefst, und warum eigentlich jammern immer alle so bei unseren Streiks, wenn wir doch eh unnütz sind und das Geld gar nicht verdienen, also eigentlich nur höher dotierte HartzIV-Empfänger?


    Und nein, ich arbeite nicht bei der Stadt, ich wohne nur da. Und der Arbeitsplatz liegt da auch räumlich.

  • Ich kenne Stellenbeschreibungen. Ich kenne auch Bewertungskataloge öffentlicher Ausschreibungen, hierbei wird mit einem 3-Punkte-System gearbeitet, zumindest in dem Bereich aus dem ich den Katalog kenne. 2 Punkte ist der Normwert, nach dem ein Kriterium erfüllt wird bzw. den Anforderungen gerecht wird, 1 Punkt vergeben, wenn ein Kriterium nicht den Anforderungen entspricht und 3 Punkte werden für eine überdurchschnittliche Erfüllung eines Kriteriums vergeben. Ist das (leistungs-) gerecht? In einer Gesellschaft, in der wir leben und wo alles durchnormiert ist, sollte es möglich sein, auch im ö.D. Bewertungskriterien zu finden, die den Weg für leistungsgerechte Bezahlung ebnen. (Ob ich persönlich das "durchnormiert toll finde, bleibt davon unberührt. Es ist so. Ich lebe hier. Wenn es mir so richtig gegen den Strich ginge, habe ich alle Möglichkeiten, woanders zu leben)


    Das, was KU8A sagt, kenne ich auch. Schlechte Erreichbarkeit, vieles ist analog zu erledigen, und die "zusätzlichen" Anforderungen müssen eben auch zusätzlich durch den MA-Bestand erledigt werden.

    Und klar, die Berufe "an der Front", die erhalten schon seit Jahren eine nicht angemessene Entlohnung, ein bessere würde sicherlich beispielsweise die Pflege attraktiver machen (neben vielem, was man da auch noch kreativ umbauen könnte, ohne die zu Pflegenden zu vernachlässigen), eine Ausbildungsvergütung für angehende Erzieherinnen würde auch dieses Berufsfeld attraktiver machen und ganz nebenbei einen Mangel beheben, etc.

    Und marodierende Horden sehe ich noch nicht.

    Aber was passiert, wenn eine Altenpflegerin, die bei einem gemeinnützigen oder privaten Träger beschäftigt ist (ohne, die es ja gar nicht ginge, ebenso wie bei Krankenhäusern und KiTas) über den Zaun schaut und in der benachbarten staatlichen Einrichtung jemanden sieht, der die gleiche Arbeit verrichtet, wie sie selbst, aber deutlich mehr Geld dafür bekommt?

  • Letzteres ist der Konstruktionsfehler unseres Gesundheitssystems.

    Ich kenne selbst ein Pflegeunternehmen, das z.B. den vorherigen Besitzer alimentiert. D.h. es ist genügend Geld in der Pflege vorhanden.

    Aber ist Pflege nicht auch Daseinsvorsorge? Muss das nicht der Staat machen? Wie die Krankenhäuser, wo heute gebährende zig Kilometer fahren müssen, um in einer Entbindungsstation aufgenommen zu werden, weil, ja weil das Unternehmen Krankenhaus mit Entbindungen nicht soviel Gewinn machen kann wie mit künstlichen Gelenken.

    Ich könnte im Strahl... lassen wir das...

  • und warum sind die Beschäftigten an all dem Schuld und gehören gedisst und am besten bestraft?


    Meinst du wirklich, die suchen diesen Diletantismus und feiern es.

    Könnte es nicht vielleicht auch Resignation anlässlich Bullshit sein?


    Klar, wir feiern so richtig, wenn wir am Rad drehen müssen und stehen heimlich in der Ecke und sind voller Schadenfreude, wenn Bürger seine Bedürfnisse nicht befriedigt bekommt.

    Wisst ihr ja, wir sind nämlich keine Bürger.

    Nie werden wir privat mit solchen Problemen konfrontiert. Ausschießlich hier auf der Arbeit durch diese Nichtpriviligierten.

    :hochnäsig:

  • Die Beschäftigten sind nun mal an der "Front" und haben Publikumsverkehr. Da ist für den Bürger schonmal die Möglichkeit Dampf ab zu lassen... auch wenns den falschen trifft.

    Allerdings muss ich sagen, das bei einigen Beschäftigten im ÖD die Arbeitsmoral auch zu wünschen übrig lässt. Verstärkt hat sich das nun durch Corona, da hat man ne gute Ausrede, das man z.B. Termine vergeben muss, wenn man ein Auto an / ummelden möchte ne, eigentlich muss.

  • Ich kann jetzt in den letzten Beiträgen nicht finden, wo die "Beschäftigten an allem Schuld" sein sollen.

    "dissen und "bestrafen" habe ich ebenfalls nicht finden können.


    "Meinst du wirklich, die suchen diesen Diletantismus und feiern es."

    Öhm, wer sind die? Die Beschäftigen?


    Klar, wir feiern so richtig, wenn wir am Rad drehen müssen und stehen heimlich in der Ecke und sind voller Schadenfreude, wenn Bürger seine Bedürfnisse nicht befriedigt bekommt.

    Wer ist jetzt wir?


    Wisst ihr ja, wir sind nämlich keine Bürger.

    Wer ist jetzt ihr? Ihr Forumianer, ihr Bürger, ihr alle Menschen, die Verwaltung auch mal kritisiert und Dinge in Frage stellt? Oder du selbst?


    Nie werden wir privat mit solchen Problemen konfrontiert. Ausschießlich hier auf der Arbeit durch diese Nichtpriviligierten.

    :hochnäsig:

    Ich bitte höflich um nähere Erläuterung von "Nichtpriveligierten"


    Ich bin leider technisch unbegabt und muss an einem weniger zündhaften Beitrag üben, wie man Teilzitate einfügt und darauf antwortet. Hilfsweise habe ich das für diesen Beitrag farblich unterschieden und meine Schlüsselworte in big gestaltet. Aufs "gendern" habe ich verzichtet.

  • und warum sind die Beschäftigten an all dem Schuld und gehören gedisst und am besten bestraft?

    Davon spricht doch keiner, aber das ist ja nunmal Fakt, dass durch die Regulierungswut von Ämtern und Behörden immer mehr Arbeit bei Polizei und Gesundheitswesen geschaffen wird. Bei den Behörden ist das oft Selbstzweck, um seine eigene Berechtigung als Bürohengst zu erhalten. Als ob in der Pflege oder der Polizei jemals mehr Personal wegen zunehmenden Papierkram eingestellt wurde? Im Leben nicht. Meinen Mitarbeiter:innen und mir wird minütlich vorgegeben, was wir wie zu leisten haben. Wenn man wollte, kann man solche Vorgaben auch im Amt machen. Macht aber keiner, warum wohl? Da wird einfach noch eine Stelle mehr für noch mehr Schwachsinnspapierkram geschaffen, die bei uns eben nicht geschaffen werden kann oder einfach das Telefon ignoriert, weil man ja sonst zu nix kommt. Ach was, wer hätte das denn gedacht? Das würde ich auch gern mal so machen wollen. Und da wundern sich tatsächlich immer noch Menschen, warum niemand mehr in diese Berufe geht, der nicht einen an der Waffel hat.

  • Zitat

    „Um unser Land fit zu machen für die Zukunft müssen wir den Mindset ändern, der sich spätestens mit Corona breitgemacht hat: Nicht staatliche Fürsorge, sondern mehr Eigenverantwortung ist gefragt, wenn wir den Herausforderungen gerecht werden wollen.“

    Friedrich Merz, 14.10.2022, WiWo




    Uff...

  • Das erinnert mich an einen Zeit Artikel den ich gelesen habe und den ich nachdenkenswert fand: Quiet quitting: Stell dir vor, es ist Kapitalismus, und keiner geht hin | ZEIT Arbeit Leider hinter der Bezahlschranke. Dieser Mindset wird da, wenn man so will, auch gesehen... nur die Ursache ganz anders verortet und von der anderen Lösung ganz zu schweigen.


    Zitat

    [...]

    Der Kapitalismus des Jahres 2022 hat zwei Probleme: Knappheit (er stellt nicht mehr alles zur Verfügung) und das Versagen des Leistungsversprechens. Auf ziemlich irritierende Weise erinnert er damit an den Sozialismus – mit Monopolstrukturen ohne echten Wettbewerb, einer Besitzverteilung, die größtenteils auf Herkunft beruht, einem Regime des Sparzwangs, das fast jede aktive Gestaltung aufgegeben hat, und einer nachlassenden wirtschaftlichen Dynamik als Resultat. Denn es ist ja so: Erzwungene Gleichheit kann eine Gesellschaft lähmen, eine zu festbetonierte Ungleichheit aber auch. Beides hebelt das Leistungsprinzip gleichermaßen aus, jenes Belohnungsversprechen, das eine gesellschaftliche und ökonomische Dynamik erst entfacht.

    [...]

    Beinahe unbemerkt hat sich in fast allen westlichen Gesellschaften in den letzten 30 Jahren eine Umverteilung von unten nach oben vollzogen, die öffentlich weder diskutiert, noch von einer Mehrheit befürwortet worden wäre. Von den nicht unerheblichen Produktivitätszuwächsen der letzten Jahrzehnte kam am unteren Rand des Landes so gut wie gar nichts, in der Mitte wenig – aber dafür fast alles an der Spitze der Einkommensverteilung an. Und während für sämtliche Krisen der jüngeren Zeit (Finanzkrise, Coronakrise, Gaskrise) stets die Allgemeinheit zahlen musste, wurde es zur Regel, dass die Vermögenden von ihnen profitierten.

    [...]

  • Ich finde den Kontext mit Corona so unfassbar dreist. Gerade die letzten drei Jahre haben gezeigt, wie sehr es an staatlicher Fürsorge mangelt (Tafeln, Gesundheitssystem, etc.) und Merz kommt als Lösung mit Eigenverantwortung. Was für ein Arschloch.