Politischer Zoff-Thread oder so

  • Wirklich entscheidende Probleme für unsere Gesellschaft:


    Deutschland und Europa stehen im 21. Jahrhundert vor der Aufgabe, große Veränderungen zu bewältigen, die durch Treiber wie Klimawandel, Globalisierung, Digitalisierung und Demographie beeinflusst werden.


    Was unsere Gesellschaft stark macht:


    Unsere Gesellschaft ist einerseits geprägt durch einen starken Zusammenhalt, eine große Innovationsfähigkeit sowie ein lebendiges kulturelles Erbe.


    Was unsere Gesellschaft gefährdet:


    Auf der anderen Seite zeigen sich Radikalisierungstendenzen in Teilen der Gesellschaft. Verschwörungstheorien, Populismus, religiöser und politischer Extremismus, Rassismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit bedrohen den gesellschaftlichen Frieden und die liberale Demokratie.“


    https://www.geistes-und-sozial…rungen-meistern-1694.html

  • In welchem Zusammenhang postest du diese Einlassung des Bundesministeriums für Bildung (der man aufgrund Ihrer Allgemeinheit kaum widersprechen kann)?


    Und worauf genau bezieht sich "wirklich entscheidende Probleme"? Welche Probleme sind denn nicht wirklich entscheidend?

  • Was unsere Gesellschaft stark macht:


    Unsere Gesellschaft ist einerseits geprägt durch einen starken Zusammenhalt, eine große Innovationsfähigkeit sowie ein lebendiges kulturelles Erbe.

    :auslachen: Die deutsche Gesellschaft? Natürlich gibt es immer mal tolle Innovationen aus Deutschland, aber wenn ich beim Thema Innovation etwas mit unserer Gesellschaft verbinde, dann ist es die Zögerhaftigkeit und das zwanghafte Geklammere am gestrigen. Es hat seine Gründe, warum wir in vielen Bereichen nicht führend, sondern folgend sind.


    Man schaue sich die Politik und die mächtigen Menschen großer Konzerne an. Überwiegend ü60-Fraktion, die zu sehr zurück statt nach vorne schauen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Jones ()

  • prickelpit96 , faktisch sicherlich richtig.


    Das Problem liegt mMn. darin, dass in dieser Diskussion Rationalität nicht hilft, da es um "gefühlte Sicherheit" geht.


    Und die gefühlte Sicherheit ist für die Menschen eher von "wahlloser Opferauswahl" bei Anschlägen mit Alltagsgegenständen bedroht, als bei Beziehungstaten, selbst wenn diese weit häufiger stattfinden.


    Was die Frage aufwirft: Wenn wir so sicher sind, wie niemals zuvor, warum ist das Sicherheitsgefühl so kaputt?


    Lt. einer Insa-Umfrage (Link zu BILD) von letztem Jahr, im Auftrag der BILD, ist die gefühlte Sicherheit über die letzten 5 Jahre gesunken. D.h. obwohl wir sicherer sind, als jemals zuvor, haben wir mehr Angst, als früher, als es objektiv gefährlicher war.


    Als besonders unsicher werden Bahnhöfe und Parks erlebt. Welche Bedrohung stellt man sich dort vor und wieso?


    Und die weitere Frage: Was ist eigentlich die adäquate politische Antwort auf einen gefühlten, aber nicht realen Anstieg der Bedrohung? Ich fürchte, momentan lautet sie: Gegen die gefühlte, nicht-reale, Bedrohung vorgehen. Bringt nichts für die objektive Sicherheit, viktimisiert die Gruppe, die mit der gefühlten Bedrohung assoziiert wird, bestärkt letztendlich das falsche Gefühl einer Bedrohung, weil das Gefühl der Bedrohung ja durch staatliches Handeln bestätigt wird.


    Fun fact: Die gefühlte, nicht reale, Sicherheit hat seit 2012 abgenommen. Also, grob überschlagen, seit dem Pegida-Scheiß und dem Aufflammen von Rassismus. (Quelle: 3. Bundessicherheitsbericht, S. 71f.) Nimmt womöglich die gefühlte Unsicherheit _aufgrund_ von Hetze und somit letztlich aufflammendem Rassismus zu? Das zumindest wäre die Frage, die sich mir stellt.

  • Was die Frage aufwirft: Wenn wir so sicher sind, wie niemals zuvor, warum ist das Sicherheitsgefühl so kaputt?

    Cui bono?

    Wer hat etwas davon, dass uns suggeriert wird, die öffentliche Sicherheit nehme ab?

    Wer spannt ausgewählte Medien vor seinen Karren, oder ist selber der Karren?

  • Bin gespannt, was aus dem Sicherheitsbedürfnis vieler Menschen ohne NATO wird. Putins grüne Männchen auf Urlaub sind nämlich wesentlich besser bewaffnet als Alice´s Messermänner.

  • In Antwort auf prickel.


    Die Überlegungen sind schon richtig.


    Aber ich fürchte, das Problem geht noch tiefer. Wir müssen auch fragen: Wo kommt die Angst und die Verunsicherung her?


    Denn die Erklärung mag falsch sein, das Gefühl ist real.


    An der Stelle sind wir wieder da, wo diejenigen, die zu den Rechten abwandern, einen Punkt haben, ohne diesen analytisch richtig fassen zu können: Sie sehen eine Gesellschaft, in der der Reichtum sich auf immer wenigere konzentriert, in der ihre Kinder schlechtere Aussichten haben, als sie selber, in der Sozialleistungen in Frage gestellt werden, während Billionen zur Rettung von Banken zur Verfügung gestellt werden.


    Dies aber in Frage zu stellen, scheint aussichtslos. Aus einer Reihe von Gründen.


    Und die so frei schwebende Angst kann dann in der Tat politisch militarisiert werden und wird zu einem neuen Autoritarismus.

  • https://jungle.world/blog/von-…s-deutschland-den-irak-um


    Oftmals glaubt man mir nicht, wenn ich darüber berichte, deshalb einige der Fälle aus den letzten 48 Stunden. Um fünf Uhr morgens wird eine Wohnung in NRW gestürmt. Dort lebt ein Geschwisterpaar, Jesiden aus dem Irak und vor dem IS geflohen. Während das Mädchen aus dem Schlaf gerissen wird und sich nicht einmal richtig ankleiden darf, ist der Junge fertig angezogen. Der Grund dafür ist einfach. Sein Dienst beim Hermes Paketdienst soll gleich beginnen. Sein Job wird an diesem Tag unerledigt bleiben. Vielleicht bekommt ein Diabetiker sein dringend benötigtes Insulin nicht, vielleicht wartet jemand zum Valentinstag verzweifelt auf den Verlobungsring, oder ein wichtiges Dokument ist nicht rechtzeitig beim Empfänger. Sie wollten sich hier in der Freiheit ein selbstbestimmtes Leben aufbauen, ohne Repressalien durch den Staat, die sie in der kurdisch-irakischen Heimat immer wieder erleben mussten.


    Nur ein paar Stunden später betritt ein weiterer junger Jeside hoffnungsvoll die Ausländerbehörde in einer hessischen Großstadt. Sein Aufenthalt soll verlängert werden, hat die Stadt ihm schriftlich mitgeteilt. Die Belohnung dafür, dass er sich gut integriert hat, die deutsche Sprache beherrscht und bislang Vollzeit gearbeitet hat. Nun soll der nächste Schritt beginnen, er hat sich einen Ausbildungsplatz organisiert und will sich eine Zukunft aufbauen, schließlich möchte er bald seine Freundin, eine deutsche Staatsbürgerin, heiraten. Daraus wird erst einmal nichts werden, denn in der Ausländerbehörde klicken die Handschellen. Die Polizei nimmt den jungen Mann ebenfalls in Abschiebehaft, während die Freundin verzweifelt zurückbleibt.


    Die Politiker die 2023 den Genozid an den Jesiden im Bundestag anerkannt hatten, verstehen angeblich nicht wie es dazu kommen konnte. Innenministerin Nancy Faeser sieht keine Fehler bei sich, ihrem Amt oder ihren Behörden. Die Bundesländer betonen, sie würden das alles gar nicht wollen und das BAMF (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge) kann daran nach eigenen Angaben nichts ändern.

  • oh ja, Abschiebehaft ist gerad groß im Kommen. da sitzt einer drin, bevor dir verschärften Regeln eingeführt wurden und alles, was seiner Freundin am Anfang gesagt wurde (alles recht easy, alles geregelt, relative Freiheit, darf ja nicht wie Knast sein) und zack nach Einführung ist alles ganz anders.

    Keine Besuche erlaubt, kein Anwalt hat Zutritt, auch keine relative Freiheit mehr.


    Was sie machen, wenn die nun längere Dauer rum ist?

    Er hat keine Papiere, eine Abschiebung ohne aufnehmendes Land ist schwierig.

    Ich bin gespannt.


    Ist ein traumatisierter, der vor Monaten in die Psyschiatrie zwangseingewiesen wurde.

    Ich seh ihn da bald wieder.

  • Die oben beschriebenen Vorgänge erinnern an die schlimmsten Zeiten der deutschen Geschichte. Emotionslose Bürokraten, die den Volkswillen durchsetzen, damit Karl-Heinz und Manfred nicht mehr sehen müssen, dass deutsche Frauen mit Migranten abhängen.

  • die geplanten Bürgergeldstreichungen bei den sogenannten Totalverweigerern macht mir mächtig Sorgen. Ich wäre überglücklich, wenn es zu mehr Beschäftigung führen würde, vermute aber stark steigende Zahlen von Kältetoten im nächsten Winter.