Politischer Zoff-Thread oder so

  • Zum anderen meine ich, dass die Argumentation hinkt. Es sollte nicht heißen "Egal, wie viel man vom Staat dazubekommen muss" - richtiger wäre, dass man soviel verdienen müsste, dass das eben nicht notwendig ist.

    Besonders wo dadurch diejenigen, die sonst von freiem Spiel der Kräfte reden, die Zahlung der notwendigen Differenz zu einem die Existenz sichernden Lohn dem Staat, und damit dem Steuerzahler, überlassen.

  • Am Ende muss sich aber die Arbeit auch bezahlt machen. Und da muss man eben sagen, dass es wohl Tätigkeiten gibt (und, auch das gehört zur Wahrheit, Qualifikationszustände bei Arbeitnehmern), deren Produktivität eben nicht genügt, um eine dreiköpfige Familie durchzubringen.

    Das ist einfach nur noch brutal, den Menschen rein als Produktivitätsfaktor zu sehen. Schon mal etwas von Art. 1 GG gehört?

  • Das ist doch jetzt albern. Er schreibt noch nicht mal von einem Menschen, sondern von einer Tätigkeit. Und selbstverständlich gibt es Tätigkeiten, deren Wertschöpfung für den Lebensunterhalt einer Familie nicht ausreicht.

  • Ich weiß nicht, wer "niemand" ist, aber alle, die von mir oder von sämtlichen mir näher bekannten Kollegen oder Steuerberatern beraten werden, rechnen entweder mit 22,5 oder mit 23.


    Der Mindestlohn muss ja immer erreicht werden und nicht nur im statistischen Mittel. Man kann das jeden Monat getrennt ausrechnen (Stundenlohnvertrag), wenn man den Aufwand nicht scheut. Bei Festgehalt muss man mit 23x8 Stunden rechnen, weil es eben 23 Arbeitstage in einem Kalendermonat geben kann. Wenn man mit 20, 21,74, 22,5 oder sonstwas unter 23 rechnet, dann entsteht in den Monaten mit 23 Arbeitstagen eben der Differenzvergütungsanspruch. Und wenn Du mit 21,74 rechnest, auch in den Monaten mit 22 Arbeitstagen. Achso, und ordnungswidrig ist das obendrein.


    Der Mindestlohn wird erreicht, indem er pro Stunde gezahlt wird. Richtig. Wenn jemand in jedem Monat 22,5 oder 23 Tage zahlt, zahlt er im Jahr jedoch 3,5 bis 5,8 % mehr als den Mindestlohn. Das traue ich tatsächlich niemandem zu, der meint, dass er einen Job auf Mindestlohnniveau anbieten muss. Ein verstetigtes Gehalt auf Basis von 21,74 Tagen ist in Verbindung mit einem Arbeitszeitkonto gemäß Arbeitsministerium möglich.


    Die Schlüssellung des Overheads ist immer eine unternehmerische Entscheidung.

    Einmal editiert, zuletzt von strunz ()

  • Das Jahr hat durchschnittlich 365,25 Tage und regelmäßig 12 Monate. Die Kalenderwoche hat 7 Tage und die 5-Tage-Arbeitswoche entspricht 5/7 einer Kalenderwoche. Ist logisch nachvollziehbar, wie man da auf 21,74 kommt.


    Sollte ein Gericht anders urteilen, ist die logische Konsequenz eine Umstellung auf ein unstetiges Gehalt, was weder im Sinne des Arbeitgebers noch des Arbeitnehmers ist.

    Einmal editiert, zuletzt von strunz ()

  • Wenn ich das richtig überflogen habe, bezweckte die Klage etwas komplett Anderes und wurde überdies abgewiesen. Daneben steht die Erkenntnis, dass dieses komische Gesetz gemäß dieser Entscheidung Lohnfortzahlung (Urlaub, Feiertage, Krankheit) unterhalb des Mindestlohns zulässt.

  • Die Zeitarbeit hatte den "Mindestlohn" in ihrem eigenen Tarif bereits lange bevor dieser von der Politik eingeführt wurde. Wenn da also noch jemand mitverdienen kann, wird er wohl kaum zu hoch sein. Davon unabhängig habe ich übrigens bis heute niemanden am Schreibtisch gehabt, der wegen des Mindestlohns entlassen worden wäre. Und dann noch eins: Wenn ich als Unternehmer meine Angestellten nicht so bezahlen kann, dass sie ein karges Leben davon leben können, kann ich eben keine Angestellten beschäftigen. Oder aber diese andere Rotze: wenn mir als Geschäftsführer eine Tätigkeit so wenig wert ist, dass ich dafür nur ein Taschengeld zahlen möchte, muss diese Tätigkeit entweder so unwichtig sein, dass es folgenlos wäre, wenn sie nicht ausgeführt würde oder aber ich muss sie eben selbst machen, denn offensichtlich verdiene ich nicht genug Geld, um mir Angestellte leisten zu können.

  • Ich soll dir glauben, dass das Gericht etwas entschieden hat, was es gar nicht entschieden hat?


    Übrigens ist es noch immer eine unternehmerische Entscheidung, was ihm die Arbeitskraft wert ist. Die meisten Arbeitskräfte erzielen nämlich direkt gar keine Umsätze, sondern sind lediglich für die Erfüllung der betriebsnotwendigen Aufgaben verplant.

    Einmal editiert, zuletzt von strunz ()

  • aber b) man schließt eben auch diejenigen vom Arbeitsmarkt aus, deren Qualifikation/Talent/Fleiß eben nicht genügen, um einem Arbeitgeber eine Leistung anzubieten, die den Mindestlohn wert ist. Das ist die Wahrheit, auch wenn sie sich hart und bitter anhört.

    Bei Jobs, die gemacht werden müssen, wird es auch bei einem höheren Mindestlohn (wie in den USA) Bedarf an Arbeitskräften geben. Hier klingt die Vergabe von schlecht bezahlten Jobs wie eine Wohltätigkeitsmaßnahme des Arbeitgebers.

  • Mittlerweile unterliegt etwa die Hälfte der deutschen Arbeitnehmer keinem Tarifvertrag mehr. Allein Pflege und Logistik fallen mir auf Anhieb ein.
    Nochmal ganz einfach: Soll jemand Arbeit für dich verrichten, bezahl ihn, willst du ihn nicht bezahlen, mach es selbst.
    Wer z.B. seinen Shareholdern nicht jährlich ihr Glied versteifen muss oder nicht als einziges Betriebsziel Gewinnmaximierung hat (solls ja geben), kann es bspw. auch ganz gut verknusen, seinem Pförtner ein nicht sittenwidriges Gehalt zu zahlen obwohl er - OH MEIN GOTT - exakt 0 Euro Mehrumsatz bringt.
    Es ist einfach immer wieder unfassbar wovon du überhaupt keine Ahnung hast und deine krude Scheiße trotzdem als Wahrheit verkaufst.

  • Ok, was passiert denn, wenn auf einmal alle Mitglieder der Branche den Preis erhöhen?


    So was passiert nicht, jedenfalls nicht freiwillig.


    Es sei denn alle Marktteilnehmer werden dazu gezwungen, z.b. in dem man ihnen vorschreibt ihren Leuten X€ pro Stunde mehr zu bezahlen.

  • Es gibt durchaus Branchen wo man den Leuten nicht viel (mehr) zahlen kann, weil die Kundschaft nicht bereit ist mehr zu bezahlen.

    Das ist richtig, aber es gibt in manchen dieser Branchen eben auch Leute, die das bezahlen. Der Friseurladen in meiner Nähe hat die Preise erhöht, die Einnahmen sind ungefähr die gleichen. Eine Friseuse erzählte mir, sie ist heilfroh, dass sie nicht mehr auf "Amt" gehen und ihre ganzen Vermögensverhältnisse offen legen muss. Das ist eben ein weiterer Vorteil des Mindestlohns, dass eine Reihe von Leuten nun nicht mehr ihren Lohn mit ALG II aufstocken und sich nicht mehr gängeln lassen müssen.


    Insgesamt: Eine Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), die im Sommer erschien, ergab,haben ermittelt,
    dass der Mindestlohn kaum Jobs gekostet, sondern allenfalls dazu geführt
    hat, dass Betriebe weniger Stellen schufen als einst geplant. Viele vom Mindestlohn besonders betroffene Branchen habe ihre Arbeitsplätze nicht ab-, sondern ausgebaut. "Probleme haben solche Betriebe bekommen, die immer nur alles billig, billig machen wollen - diejenigen hingegen, deren Geschäftsmodell von
    Qualität und Service getragen wird, brauchen sich nicht sorgen, im Gegenteil. Dort erwirtschaften die Arbeitnehmer offensichtlich ihre höheren Kosten. Viele Betriebe können es sich sogar leisten, gestiegene Preise auf ihre Kunden abzuwälzen - und auch darum ging es ja beim Mindestlohn: zu demonstrieren, dass einer am Ende dafür bezahlen muss, wenn alles nur noch ein paar Euro kosten darf."


    http://www.sueddeutsche.de/pol…es-hat-geklappt-1.3124656


    Fanta: Bevor Du so aggressiv hier herumpöbelst und mit Einzelbeispielen generalisierst, informier Dich bitte mal erst.

  • Ok, was passiert denn, wenn auf einmal alle Mitglieder der Branche den Preis erhöhen?


    So was passiert nicht, jedenfalls nicht freiwillig.


    Es sei denn alle Marktteilnehmer werden dazu gezwungen, z.b. in dem man ihnen vorschreibt ihren Leuten X€ pro Stunde mehr zu bezahlen.


    Aber wuderspricht das nicht genau

    Zitat

    Es gibt durchaus Branchen wo man den Leuten nicht viel (mehr) zahlen kann, weil die Kundschaft nicht bereit ist mehr zu bezahlen.

  • Bei der Entscheidung, ob man jemanden einstellt, geht es doch nicht darum, ob man sich das "leisten kann". Wer 250.000 Umsatz im Jahr macht, kann sich vielleicht jemanden leisten, der 30.000 kostet. Aber er wird ihn nicht einstellen, wenn er nur 25.000 im Jahr Mehrumsatz bringt. Das ist ganz einfach.


    Aha. Was bringt der Lagerist, der Buchhalter für einen Mehrumsatz? Bei größeren Firmen der Jurist? Schöne, einfache Welt.