Politischer Zoff-Thread oder so

  • Das die Polizei leider so "rastern" muss, dagegen spricht ja auch nix. Was mir dagegen sauer aufstößt ist der Tweet der dann abgesetzt wird. Spricht man dort einfach von "potenziellen Straftätern" kräht kein Hahn nach der Geschichte.
    Stattdessen macht man sich mit der Verwendung des Begriffs "Nafris" angreifbar, da dieser Begriff als einziges "Rastermerkmal" die Herkunft beschreibt.

  • Am Ende bleibt dann dieser bescheuerte Tweet aus einer Behörde, deren halber Sprachschatz aus irgendwelchen Abkürzungen und Akronymen besteht.

  • Anreise als Gruppe.


    Stimmt so schonmal nicht, zumindest wenn man dieser Schilderung glauben darf. Bleiben neben der erkennbaren Herkunft Alter und Geschlecht als offenbar angewandte Kriterien.


    Mein letzter Stand zum Thema Racial Profiling ist die OLG-Entscheidung vor drei (?) Jahren, die Wendt damals als "schöngeistige Rechtspflege" kommentiert hat. Wenn ich da jetzt nichts durcheinanderbringe, dürfte die Grundlage der Rechtswidrigkeit von Racial Profiling auch eine Rechtswidrigkeit von Gender Profiling und Age Profiling (Begriffe soeben selbst zusammenkombiniert) begründen, da beides ebenfalls unveränderliche Merkmale sind.


    Da fällt es mir schwer, mir vorzustellen, dass ein Profiling auf der Grundlage von drei kombinierten unveränderlichen Merkmalen in Ordnung sein soll.

  • Ist halt die Frage, was "entsprechende Erkenntnisse" wären. Dass eine Gruppe a) jugendlicher Männer, b) Kleinkrimineller, c) Nafris den Schutz der Masse an Sylvester sucht, um Leute zu terrorisieren?


    Ich sehe irgendwie nicht, wie das, was die Presse zum Thema gemacht hat, sachdienlich wäre. Oder wie der Begriff der Nafris hier helfen soll, also sowas wie... Kontrolle nach "gefühlten Nafri-Gruppen", Vorstellungen, Presseartikeln, Vorurteilen? Der Beitrag zur Polizeiarbeit ist mir hier unklar, der Beitrag zu Öffentlichkeitarbeit immerhin nicht.

  • Sehr schön Schneppe!
    Mir fehlt mit dem Wissen der letzten Silvester in Köln und auch Hamburg, die Grundlage mich über Nafris und Personenkontrollen aufzuregen. Was ist denn groß passiert? Platzverweise und Personenkontrollen! Normale Auswärtsfahrt...



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  • Und auf Auswärtsfahrten findest du es toll?


    Mich nervt eher vor allem diese mediale Panikmache. Es gab ja schon 4-6 Wochen vorher Sonder-PKs und Sondersendungen zu dem Thema. Aber das ist ja bei jedem Fliegenschiss so.

  • Und wie unterscheiden die bei Personenkontrollen die Nafris? Lernen die Polizisten in einer Schulung, nordafrikanische Dialekte des Arabischen zu unterscheiden? Wie unterscheidet man Marokkaner, Algerier und Tunesier von Syrern, Libanesen, Jordaniern, Israelis, Irakern, Iranern, Türken, Kurden, Armeniern, Äthiopiern, Jemeniten, Italienern, Spaniern, Portugiesen, Griechen, Schweden, Franzosen, Engländern oder Deutschen?


    Und woran erkennt man einen Intensivtäter und unterscheidet ihn von Zidane, Ibrahimovic, Hahnebuth, Maschmeyer, Middelhoff etc.?


    Der Begriff Nafris mag für Ermittlungen bezüglich Bandenkriminalität ja hilfreich sein oder auch nicht. Aber für Personenkontrollen heißt er doch nichts anderes als maximal "südländisches Erscheinungsbild". Ich sehe einfach nicht, wie er zur Aufrechterhaltung der Ordnung in der Öffentlichkeit beiträgt und von daher keine "erweiterte Erkenntnis", sondern lediglich einen hilflosen Versuch der Polizei, auf einen öffentlichen Diskurs zu reagieren. Weswegen der misglückte Tweet stimmig ist.

  • Insgesamt verstößt das Ganze dennoch gegen Art. 3 Grundgesetz. Da kann man auch nicht sagen, weil an dem Abend nichts passiert ist, war das in Ordnung. Dann kann man, weitergedacht, demnächst auch die Folter in bestimmten Fällen anwenden, um einem eventuellen terroristischen Anschlag vorzubeugen.


    Zudem hat wohl niemand überlegt, dass ein solch breiter Generalverdacht auch Menschen innerhalb der Gruppe der Nordafrikaner radikalisieren kann, die das bislang nicht waren.


    Und: Man sieht eine Ungleichheit im Handeln der Polizei. In Dresden wurden nur in den seltesten Fällen bei strafrechtlich relevanten Handlungen bei Pegida-Demonstrationen die Personalien aufgenommen, Platzverweise überhaupt nicht ausgesprochen. Da kann man schon von einer Blindheit auf dem einen und einer Überwachheit auf dem anderen Auge sprechen.

  • Und: Man sieht eine Ungleichheit im Handeln der Polizei. In Dresden wurden nur in den seltesten Fällen bei strafrechtlich relevanten Handlungen bei Pegida-Demonstrationen die Personalien aufgenommen, Platzverweise überhaupt nicht ausgesprochen.


    Gibt es denn bei Pegida-Demonstrationen den grundsätzlichen Verdacht, dass unbeteiligte Bürger in breitem Maße belästigt oder gar körperlich bedrängt werden? Oder fällt das nicht vielleicht, so schwer es zu ertragen ist, dann doch unter die Demonstationsfreiheit und einzelne Straftaten dabei sind individuelle Vergehen, die aber niemanden direkt und körperlich betreffen?

  • @per
    Ich finde das bei Auswärtsfahrten nicht toll. Aber leider ist es dort wie du selber weißt ein fast normales Vorgehen. Wenn ich äußerlich als Fan von z.B. Dynamo Dresden zu erkennen bin und dann eventuell stärker kontrolliert werde gibt es keinen Aufschrei in den Medien und in der Politik.


    Das sich über Facebook und co letztes und dieses Jahr gezielt verabredet wurde um " gemeinsam" Silvester zu feiern ist bekannt. Und mit der Erfahrung des letzten Jahres finde ich das Vorgehen in diesem Fall im großen und ganzen angemessen.
    Und bei aller Toleranz, mir geht es langsam tierisch auf den Sack , das man so tut als wäre hier gegen irgendwelche Menschenrechte verstoßen worden.
    Viel bedenklicher finde ich die Tatsache, dass man mit so einem massiven Polizeiaufgebot einen öffentlichen Platz und Bürger schützen muss.


    Bevor ich hier in eine Ecke gestellt werde, ich bin genau so ein Rechtes Arschloch wie Monsieur Prickel.



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  • Insgesamt verstößt das Ganze dennoch gegen Art. 3 Grundgesetz. Da kann man auch nicht sagen, weil an dem Abend nichts passiert ist, war das in Ordnung. Dann kann man, weitergedacht, demnächst auch die Folter in bestimmten Fällen anwenden, um einem eventuellen terroristischen Anschlag vorzubeugen.


    Zudem hat wohl niemand überlegt, dass ein solch breiter Generalverdacht auch Menschen innerhalb der Gruppe der Nordafrikaner radikalisieren kann, die das bislang nicht waren.


    Und: Man sieht eine Ungleichheit im Handeln der Polizei. In Dresden wurden nur in den seltesten Fällen bei strafrechtlich relevanten Handlungen bei Pegida-Demonstrationen die Personalien aufgenommen, Platzverweise überhaupt nicht ausgesprochen. Da kann man schon von einer Blindheit auf dem einen und einer Überwachheit auf dem anderen Auge sprechen.


    Was wäre denn Deine Vorgehensweise am vergangenen Silvester (mit 'i', Exilant :sauer: ) gewesen? Also eine Lösung, die das gleichbleibende Ergebnis zu Folge gehabt hätte. (Nach Angaben der Polizei habe sich der große Teil der Eingekesselten so Verhalten, "dass mit drohenden Straftaten zu rechnen war")


    Mir hat die Art und Weise der Kontrollen auch sauer aufgestoßen, aber wer meckert, sollte auch Lösungen parat haben, und die habe ich beim besten Willen nicht.
    Silvester 2015 wurden die bekannten Straftaten aus Gruppen überwiegend junger Männer nordafrikanischer Herkunft begangen, wen hätte man dann Silvester überwiegend konrollieren sollen?
    Ich habe da auch einige Zeit mit mir gehadert was ich von alledem halten soll. Der "Erfolg" gibt der Polizei da aber m.M.n. Recht, auch wenn unter den Eingekesselten sicherlich auch Unschuldige gewesen sind. Aber nochmal: Was wäre die alternative Lösung gewesen?


    Davon losgelöst betrachtet, ist diese "Nafri"-Disskussion um den Tweet überflüssig. Steht das "i" für Intensivtäter? Oder lediglich für den vierten Buchstaben von "Afrika"? Und falls ersteres, war möglicherweise vom Verfasser des Tweets zweiteres gemeint? Ich weiß es nicht. :ahnungslos: Dadurch, dass die Polizei kurze Zeit später zurückgerudert ist, verschwende ich aber an sowas keine weiteren Gedanken.


    Ansonsten noch ein "+1" an Schneppe.

  • Ja genau, maßlose Übertreibung. Glückwunsch. Es ging bei der Aktion eben nicht nur um die Hautfarbe. Aber dann behalte du gerne dein Bild im Kopf. Diskussionsgrundlage gleich null, alleine schon der lächerliche Juden-Spruch. Aber gut, ich halte mich raus. Bin wohl eh schon zu weit nach rechts gerückt :nein:


    Das sehe ich nicht so. Eigentlich alles.
    Natürlich war die Hautfarbe nicht das einzige Kriterium. Es mussten auch noch junge Männer sein. Welche anderen Kriterien sollen das denn sonst noch gewesen sein? Grüne Nase?


    Der Zweck heiligt nicht alle Mittel.


    Da es ja mich direkt anspricht: Das, was the theMenace sagt in Post 31511. So sieht meine Gedankenwelt auch aus. Und nun ist Schluss für mich in dieser Diskussion. Anscheinend stehe ich mit meiner Ansicht ja aber auch nicht alleine da.