Politischer Zoff-Thread oder so

  • Um eine Mitgliederbefragung sinnvoll durchführen zu können, müsste man erstmal etwas haben, über das man abstimmen könnte. Ein ausgehandelter Koalitionsvertrag zum Beispiel.

  • Auch wieder wahr.


    Ich befinde mich da selber in einem Dilemma, hab mich gestern ziemlich über diese klare Kante gefreut und hielt das für einen der besseren Momente der jüngeren Parteigeschichte. Aber völlig von der Hand zu weisen sind diese Vorwürfe des "Weckduckens" ja nun auch nicht.

  • Ich denke, die SPD kann nur verlieren, geht sie erneut in eine GroKo. Und um ehrlich zu sein, Deutschland auch. Noch vier Jahre in dieser Konstellation und es wird bitter aus meiner Sicht. Vielleicht ist es auch wirklich mal Zeit für eine streitbare Koalition, die sich Ergebnisse tatsächlich erarbeiten muss, statt alles vom anderen Partner nur abzunicken. Ich hab Hoffnungen, dass man sich da mal wirklich durch Inhalte Mehrheit erstreiten muss. Aber gut... noch ist nicht mal sicher, ob es eine Regierung nach diesem Ergebnis überhaupt geben wird. Jamaika klingt ja gut, aber ob die FDP und die CDU dazu überhaupt bereit sind? Und Seehofer schießt ja jetzt schon quer.

  • Bis nach der Bayern LTW können sie es aber nicht rauszögern. :rofl: :D


    Gegen Seehofer hat Althusmann Luxusprobleme.19 oder 20% AfD in Deggendorf oder Straubing sind wohl kaum mit Armut zu erklären. Da gehts um Kulturkampf ,und für die CSU-Amigos um Pfründe. Überlebenskampf pur. :D


    Die von musketeer verlinkte Aufstellung find ich nett.

  • "Bildung" ist nach meiner Beobachtung ein Thema, das jede Partei wichtig und fördernswert findet.
    Umso merkwürdiger ist es, dass es oft nur bei Lippenbekenntnissen bleibt. Ähnlich übrigens beim Thema "Pflege" bzw. "Pflegenotstand".


    So wichtig ist Bildung den Parteien ja anscheinend leider nicht. Sonst hätte man in den letzte Wochen und Monaten da deutlich mehr gehört. Habe ich zumindest jedenfalls kaum. Ich glaube aber nicht, dass das zwingend mit den Bund/Länder-Aufgaben zusammenhängt. Ich hatte die Tage dazu noch einen Artikel bei tagesschau.de gelesen, der schien mir zumindest schlüssig zu sein und trifft auch auf andere Themen wie zum Beispiel Breitbandausbau/Infrastruktur allgemein zu, was ja auch keine wirklichen Themen im Wahlkampf waren. Dem Artikel nach liegt der Grund für die Vernachlässigung von Bildungsthemen, Internet, etc. darin begründet, dass es schlicht viel weniger Wähler im Altersbereich 18-40 Jahre gibt als Ü60. Folglich "lohnen" sich für die Parteien Zukunftsthemen deutlich weniger, weil es ja weniger Stimmen zu gewinnen gibt als von älteren Bürgern. Das erklärt für mich zum Beispiel auch das Aufflackern der Piraten vor einigen Jahren. Die sind in diese Lücke hinein gestoßen mit ihren Themen, haben aber nach der anfänglichen Welle nicht kontinuierlich weiter an ihrem Profil gearbeitet. Die etablierten Parteien stehen für mich heute nicht für gute Jugend-/Zukunftspolitik. Da sind andere Länder deutlich weiter. Wie man das ändern kann, weiß ich allerdings leider nicht.


    Bezüglich dem Thema Pflege passen meine Argumente bzw. die der Tagesschau ja auf den ersten Blick nicht so wirklich. Aber ich denke, hier dürfte es vielleicht eher der Punkt sein, dass es ziemlich offensichtlich ist, dass die Gesamtkosten im Pflegebereich weiter steigen werden in Zukunft, da es mehr und mehr Ältere gibt. Und welche Partei macht sich dadurch beliebt, dass sie zugibt, dass Pflege teurer werden wird, für alle?!

  • Viele ältere Menschen machen sich sehr viel Gedanken um den Zustand unseres Bildungswesens und auch das Internet ist den Alten, die ich so kenne, nicht egal.
    Quelle hier allerdings nur meine Filterblase.

  • Zitat

    Als die Wiedervereinigung kam , haben wir unsere Werte und unser weltbild als das einzig richtige den Ostlern präsentiert und ihnen indirekt gesagt, dass ihre Vergangenheit einfach nur Müll war.
    Es wurde garnicht versucht, Errungenschaften oder Leistungen anzuerkennen und sie bei uns mit aufzunehmen(bis auf den grünen Pfeil eventuell ;) ).
    Die Treuhand hat nichtmal versucht Firmen oder Ideen zu retten und den Ausverkauf in einer menschenverachtenenweise vorangetrieben.


    Das stimmt so nicht bzw vereinfacht die damalige Situation und die Herangehensweise zu sehr. Selbstverständlich hatten wir im Westen die Meinung, dass Diktatur, Stasi-Abhörmethoden, Staatsbankrott, Umweltsünden und Vetternwirtschaft/Klüngel (Stichwort Wandlitz) schlechter ist als Demokratie, (Wahl)freiheit, Wirtschaftswachstum und Umweltschutz. Natürlich war bei uns bis 1989 nicht alles Gold. Es wurden auch sehr viele Fehler gemacht und es gab kritikwürdige Entwicklungen.


    Welche Errungenschaften und Leistungen meinst du, die die DDR hatte und der Westen vorsätzlich nicht aufgenommen hat ?


    Gewisse Sachen wie Gesundheitswesen (Polikliniken z.B. wurden abgeschafft und mittlerweile wieder vermehrt als "Arztehäuser" eingeführt). Ebenso das Bildungssystem was eher nicht schlechter war als in der BRD (von der politischen Bildung natürlich abgesehen). Auch so banale Sachen, das die meisten Sportvereine zwangsumbenannt wurden. Da wurde vielen die Identifikation und Geschichte genommen. Von einem auf den anderen Tag.
    Mittlerweile tragen die meisten Vereine wieder ihren alten Namen. Aber vergessen hat das niemand. Und dann kommen Sachen wie Arbeitslosigkeit, schlechtere Bezahlung usw. dazu.



    Das Ergebnis der Afd in Sachsen auf mangelnde Bildung runterzubrechen ist zwar schön einfach, aber bestärkt diejenigen eher in ihrer Wahl. Sachsen schneidet bei Bildungsstudien regelmäßig ganz oben ab. So dumm können die nicht sein. Nicht grundsätzlich. Eher maximal angepisst und frustriert.


    Bei vielen ist es wirklich die Angst vor dem Unbekannten. Hier gab es keine Gewöhnung an eine hohe Zahl ausländischer Gastarbeiter und deren Familien und Nachkommen. Keine interkulturelle Gesellschaft.
    Ich bin zwar noch im Osten geboren, aber in Hannover aufgewachsen. Für mich war das völlig normal und richtig. Gleichaltrige, die im Osten aufgewachsen sind, haben Ausländer in größerer Zahl höchstens im Urlaub gesehen. Die waren teilweise erschrocken, wenn sie mal in Hannover aus dem Hbf gekommen sind. Totaler Kukturschock, wenn man es nicht gewohnt ist.
    Da wird das gerade von der älteren Generation als Bedrohung empfunden, wenn da mehr und mehr andere Nationalitäten scheinbar auf den Arbeitsmarkt drängen, der für einen selbst nicht ausreicht. Ob das nun realistisch ist oder nicht, spielt für die keine Rolle. Und so wird das immer noch vorgelebt. Das dauert noch Generationen bis da eine Gewöhnung stattgefunden hat.


    Und Nazis haben hier auch eine höhere Akzeptanz, da sie auch kaum Gegenwehr zu befürchten haben. In den Großstädten noch ein wenig, aber im ländlichen, kleinstädtischen Bereich sind sie meist die stärkste und dominierende Gruppe. Können sich öffentlich präsentieren ohne das sie Konsequenzen fürchten müssen.
    Kurzum : Nazis bekommen hier zu wenig und zu selten aufs Maul.


    Und zusammen mit den ganzen anderen Unzufriedenheitsfaktoren ist das ein ganz hervorragender Nährboden für Parteien wie die Afd.

  • Sachsen schneidet bei Bildungsstudien regelmäßig ganz oben ab. So dumm können die nicht sein.


    Bitte nicht (schulische) Bildung und Dummheit verwechseln. Ich habe gute leistungsstarke Schüler, die ich für ziemlich dumm halte, und leistungsschwache Schüler, die ich für sehr schlau halte.

  • Ja ist auch wieder wahr. Aber politisches und demokratisches Bewusstsein ist ja auch Teil des Lehrplans. Also die Basics sind auch in Sachsen da.
    Mich stört einfach, das es von vielen so schlicht darauf runtergebrochen wird. Das trifft nur bei den Wenigsten die Ursache. Und treibt viele noch mehr in die "Wir-gegen-die"-Ecke.

    Einmal editiert, zuletzt von siggi1896 ()

  • Statt sich der zu stellen, versuchen sie, sich davon zu distanzieren


    Man sollte nicht alles glauben, was einem Politker(innen) verkaufen wollen. Aber die Ansicht, dass die Wähler der SPD klar gezeigt haben, dass es bisher großer Müll war was die gemacht haben, teile ich. Und deshalb wäre es aus meiner Sicht ein großer Lacher (wenn es nicht so traurig wäre), wenn es einfach so weiterginge. Ich finde die Konzequenz, die die SPD daraus zieht, gut und richtig. Für die ist es immerhin ein Art Neuanfang (der xte...schon klar). Merkels Zeit ist bald vorbei und dann geht der echte Kampf um die Kanzlerstellung erst richtig los. Denke mal, die wollen freischaufeln.


    Vielleicht ist es auch wirklich mal Zeit für eine streitbare Koalition, die sich Ergebnisse tatsächlich erarbeiten muss, statt alles vom anderen Partner nur abzunicken.


    Ja, das finde ich durchaus und bei all dem Übel mit der AfD auch positiv.

  • Mal abgesehen davon, dass es für die SPD selbst wichtig ist, nicht wieder Juniorpartner zu sein: Würde die SPD nicht in die Opposition gehen, wäre die AfD Oppositionsführerin - inkl. der damit einhergehenden Rechte.

  • Was mich nur schon jetzt nervt, ist, dass die SPD jetzt den dauerhaften Nörgler macht, obwohl die für den ganzen Mist auch langfristig verantwortlich waren. Hat Schulz ja gestern im TV schon perfekt gezeigt. Wenn er so denkt, o.k, aber dann hätte er auch im Wahlkampf und im TV-Duell in der Schärfe austeilen sollen. Das ist viel zu viel Fähnchen im Wind. Und übrigens genau das hat mich bei Schulz immer "verunsichert". Er wirkt so impulsiv. Ja, Merkel sitzt alles aus, aber bei ihm schwebt das immer mit, das gefällt mir nicht.

  • Eigentlich sollte es für die "Jamaika"Parteien Staatsraison sein, es wirklich ernsthaft zu versuchen. Weder FDP noch Grüne sind größer als die AfD. Sie hätte als erste das Recht, im Parlament auf die Regierung zu antworten, und bekäme den Vorsitz im Haushaltsausschuss. Zudem muss es irgendwann mal wieder dahin kommen, dass die beiden größten Parteien gegenseitige Alternativen anbieten (letztlich wählten laut Umfragen auch eine Reihe von Leuten die AfD, weil sie partout keine weitere Amtszeit Merkels wollten). Noch 2005 galt die GroKo als Ultima Ratio in einer Demokratie, da sollte man wieder hingelangen.

  • Mal abgesehen davon, dass es für die SPD selbst wichtig ist, nicht wieder Juniorpartner zu sein: Würde die SPD nicht in die Opposition gehen, wäre die AfD Oppositionsführerin - inkl. der damit einhergehenden Rechte.


    Von einer Sonderrolle bzw. Sonderrechten eines sogenannten Oppositionsführers habe ich ehrlich gesagt in Deutschland noch nie etwas gehört. Was soll denn das für ein Sonderrecht sein?

  • die größte oppositionsfraktion antwortet bei regierungserklärungen als erstes auf den vertreter der regierung.
    das ist tradition oder regel. weitergehende spezielle rechte gibt es meines wissens nach nicht .

  • Zitat

    Das Ergebnis der Afd in Sachsen auf mangelnde Bildung runterzubrechen ist zwar schön einfach, aber bestärkt diejenigen eher in ihrer Wahl. Sachsen schneidet bei Bildungsstudien regelmäßig ganz oben ab. So dumm können die nicht sein. Nicht grundsätzlich. Eher maximal angepisst und frustriert.

    Das Problem ist, dass Sachsen von der Stundenzahl her in Politischer Bildung weit zurückliegt (Fächer Sozial-/Gemeinschaftskunde, Geschichte, Wirtschaft, Recht, Geografie). Nach einer Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung hat ein Hauptschüler im Verlauf seiner gesamten Schullaufbahn
    im Schnitt der Bundesländer 204 Unterrichtsstunden, ein Realschüler 201, ein Gymnasiast bis Klasse 10 in der Sekundarstufe I 167 Stunden.


    In Sachsen kommt ein Hauptschüler lediglich auf 40, ein Realschüler auf 80 und ein Gymnasiast auf 53 Unterrichtsstunden, was im jeweiligen Länderranking stets den letzten bzw. vorletzten Platz bedeutet.


    "Der Hauptschüler in Niedersachsen hat demnach in seiner Schullaufbahn mit 400 Unterrichtsstunden in schulischer politischer Bildung zehnmal so
    viel wie der Hauptschüler in Sachsen."


    http://www.sz-online.de/sachse…chuelerleben-3349900.html


    Mittlerweile wird dagegengesteuert, aber wer aus der Schule raus ist, wird häufig nicht mehr erreicht.


    Alle vom Jahrgang 1973 und älter sind noch durch die polit. Bildung der DDR gegangen...

  • die größte oppositionsfraktion antwortet bei regierungserklärungen als erstes auf den vertreter der regierung.
    das ist tradition oder regel. weitergehende spezielle rechte gibt es meines wissens nach nicht .

    Vorsitz im Haushaltsausschuss - hat gerade Gesine Lötzsch (Linke).

  • Mal abgesehen davon, dass es für die SPD selbst wichtig ist, nicht wieder Juniorpartner zu sein: Würde die SPD nicht in die Opposition gehen, wäre die AfD Oppositionsführerin - inkl. der damit einhergehenden Rechte.


    Jetzt will sich die SPD selbstlos opfern, damit die AfD-ler nicht mehr Redezeit kriege?


    Glaube ich nie im Leben. Und vielleicht wäre es auch gar nicht so schlecht, hätte die AfD Oppositionsführerschaft. Ich erwarte schon ein Stück weit, dass die AfD sich jetzt erstmal ein gutes Stück selbst demontieren wird, da würde das nicht unbedingt schaden.


    Das Problem der Opposition dürfte sein, dass weder die SPD noch die AfD auf ein Viertel der Sitze kommen, die eben für Untersuchungsausschüsse nötig sind. Die SPD wäre in der Opposition gezwungen, zu tun, was sie so lange unbedingt vermeiden wollte - mit der Linken zusammenzuarbeiten. Ansonsten wird das die schwächeste Parlamentarische Opposition, die es je in Deutschland gab. Keine gute Voraussetzung, sich zu profilieren.