Politischer Zoff-Thread oder so

  • Die individuelle Bedrohung - angefangen von übler Nachrede, Ausgrenzung, Ablehnung über offenen Haß und Diskreditierung bzw Diskriminierung bis hin zu körperlicher Gewalt und Mord - ist erheblich grösser geworden für alle, die aus irgendwelchen Gründen "Anders" sind bzw zu sein scheinen. "Anders" in den Augen der Täter, in den Augen deren offener oder stiller Sympathisanten oder auch einfach in den Augen vermeintlich "normaler" Bürger, die aber jetzt doch endlich mal sagen wollen dürfen, was sie schon längst sagen wollten ...


    Ich hatte gestern ja schon mal einen Beitrag hier angesetzt und dann wieder gelöscht, weil ich zeitlich nicht fertig wurde, nicht ahnend, was in der Nacht passieren wird.


    Dabei ging es mir um die verbale Ausgrenzung , und damit zumindest mittelbar die Vorbereitung von Gewalt.

    Ich bin seit längerem nur noch entsetzt darüber, wie dreist und völlig ungeniert sich gerade vermeintlich "gutbürgerliche" Personen über "Andere" rassistisch, homophob, usw. äussern. Mir fallen gerade va Aussagen in Bezug auf Menschen auf, die einen direkten Migrationshintergrund haben, aber genauso auch, die hier geboren schon in x-ter Generation leben, das sind dann alles Ausländer, hier wir, da die...

    Die machen, die tun, wir dürfen nicht, die überfremden uns, die kaufen uns auf (bezogen auf Immobilien) usw, dass es sich dabei zum erheblichen Teil um Menschen mit nur deutscher Staatsbürgerschaft handelt, völlig egal, die sind anders und deshalb darf das nicht, und da muss man was gegen tun.


    Ich kann für mich im Moment nur konstatieren, dass der Faschismus so weit in vermeintlich "bürgerliche" Kreise eingedrungen ist, wie ich mir das noch vor Jahren so nicht hätte vorstellen können.


    Das wollte ich gestern etwas ausgestaltet eigentlich "nur mal so" mit Bezug auf Thüringen und auch den link von blue valentine auf das Malbuch posten, und werde dabei msl eben von der Realität überholt...

  • dennoch ist es halt wahllos hinsichtlich der konkreten Opfer.

    Und genau das halte ich ja für Bullshit. Natürlich sind die konkreten Opfer willkürlich aus einer Gruppe herausgesucht. Aber es geht eben auch um eine konkrete Gruppe. Migranten. Und das unterscheidet den Täter von einem Amokläufer und macht ihn zum Terroristen. Es kann eben nicht jeden treffen, der zur falschen Zeit am falschen Ort ist.

    Natürlich haben auch Amokläufer Hass auf bestimmte Gruppen, denk mal an (tatsächlich oder vermeintlich) gemobbte Schüler, die später in ihrer Schule losschlagen und dort gezielt Lehrer und Mitschüler erschießen und nicht irgendeinen John Doe auf der Straße.


    Der Attentäter vom Breitscheidplatz wollte auch in erster Linie "normale" Deutsche töten, aber wenn du mit einem LKW in einer Menschenmenge rast, kannst du gar nicht bestimmen, wer dabei stirbt.


    Und klar, niemand bestreitet, dass der Attentäter in Hanau rassistisch motiviert die Opfer ausgesucht hat. Hätte ich* da mit mit türkischen Bekannten gesessen, hätte ich trotzdem ein Opfer sein können...


    (* oder irgendjemand anderes, der nicht sofort mit strohblondem Haar auffällt)

  • theMenace, warum bist du nicht Nutte geworden?

    Schon mal drüber nachgedacht?


    Ok, vergiss es, ich wiederhole mich, wenn ich schreibe, Dein Menschenbild lässt mich regelmäßig kotzen.

  • theMenace, warum bist du nicht Nutte geworden?

    Schon mal drüber nachgedacht?

    Vermutlich, weil er andere Pläne hatte.


    Vermutlich hatten auch viele von denen, die heute als Prostituierte arbeiten, mal andere Pläne. Bestreitet hier in der Diskussion niemand, soweit ich das sehen kann. Deswegen kann man ihnen aber nicht durch die Bank pauschal absprechen, die Entscheidung dafür selbst getroffen zu haben, bzw. ihnen pauschal unterstellen, diese Entscheidung wenn, dann ja nur unter dem Einfluss psychischer Störungen getroffen haben zu können.


    Letztlich sagt man nur: Ich weiß besser als du, was gut für dich ist, und darum will ich das verbieten, was du tust*. Das meine ich mit "paternalistisch".


    *Ob man nun die Prostituierte oder den Freier kriminalisiert, kommt letztlich aufs Gleiche raus: Man drängt Prostitution in den Untergrund. Wenn es so kommen sollte, bin ich gespannt, ob darunter die Prostituierten oder die Freier stärker leiden werden. Ich habe da so eine Ahnung.

  • Ich glaube unsere Gesellschaft hat einfach eine hohe Arschlochquote.

    Den Arschlöchern fehlte zum Glück lange die Möglichkeit sich zu organisieren und kollektiv zu Riesenarschlöchern zu mutieren.

    Die waren eben "nur" Scheiss-Nachbarn, Scheiss-Arbeitskollegen oder Scheiss-Zufallsbegegnungen in der Öffentlichkeit. Ihr Arschloch-Vernetzungsgrad war begrenzt (vielleicht ein Stammtisch, vielleicht ein obskurer Verein) und ihr Arschloch-Wirkungsgrad war auch relativ eng begrenzt.

    Heute haben die Arschlöcher ihre Foren, Blogs und Kommentarspalten im Internet und auch endlich eine parteipolitische Heimat, die nicht marginal ist.


    Das Sag- und Machbare hat sich schon extrem verschoben und ein paar Oberarschlöcher werden das leider im Hinter- wie im Vordergrund planvoll weiter vorantreiben.


    Mir fehlt die Super-Idee, um die Arschlochepidemie wieder einzudämmen. Aber Empathie, Moral und Zivilcourage zu jeder Zeit und an jeder Stelle sind sicher keine schlechten Ratgeber. Man darf den Arschlöchern mit ihren Arschlochpositionen nicht noch mehr gesellschaftliche Akzeptanz zuteil werden lassen. Im Gegenteil.

  • Prostitution als Folge einer Geisteskrankheit? Wer hat das denn behauptet?

    Jeylord und Alter Ego haben genau das gesagt.

    Soso, wo soll ich das denn geschrieben haben?


    Die Basis meiner Argumentation sind die Begriffe Identität und Selbstbestimmung. Aus meiner Identität heraus bestimme ich, wer ich bin und was mich ausmacht. Und meine Selbstbestimmung ermöglich es mir, zu tun, was mir und meinem Wesen entspricht.


    Bezogen auf Prostitution stellt sich mir nun die Frage, ob sich eine Frau freiwillig dafür entscheidet, einen Teil ihres Selbst zu verkaufen? Oder anders formuliert die Erfüllung ihres Lebens darin zu sehen, die Morgen- oder Abendlatte von Freiern zu verpacken? Außer sie befindet sich in einer persönlichen, sozialen oder wirtschaftlichen Krise. Sie sind mit Ereignissen oder Lebensumständen konfrontiert, die sie nicht bewältigen können.


    Prostitution ist kein normaler Berufszweig, vielmehr eine Notlage, die in unserer Gesellschaft nur zu gerne (in der Regel von Männern) ausgenutzt wird. Absolution gibt es dafür, dass sie bezahlen.

  • Ihr wollt wirklich bestreiten das der überwiegende Großteil der Prostituierten das nicht freiwillig macht ?

    Falls bis zu 5% für dich der überwiegende Teil sind, dann bestreiten sie das, ja. (Wie kann man ohne Vorsatz eigentlich etwas so fehl interpretieren?)

    Disclaimer: Ich bin nicht Teil dieser Diskussion!

  • @theMenace

    Nur mal zur Erinnerung: das war der Ausgangsbeitrag

    Da ging es nicht um ein Verbot. Die Intention war eine andere.


    Um mal das den Blick über die luxusshoppende Studentin zu erweitern


    https://www.zdf.de/dokumentati…eft-prostitution-102.html


    Zitat

    https://www.freitag.de/autoren…prostitution-ist-moeglich



    Legale Prostitution braucht die Zwangsprostitution, weil die Nachfrage nach sich prostituierenden Frauen über Freiwilligkeit allein nicht gedeckt werden kann. Die Hälfte der Opfer ist unter 21 – ein Grund, warum die Anhebung des Mindestalters auf 21 sinnvoll ist. Zugleich ist es ein Verbrechen, das sich ohne die Aussagen der Frauen so gut wie unmöglich beweisen lässt. Die oft sehr jungen Mädchen werden mit falschen Versprechungen nach Deutschland gelockt. Dann folgt die Initiationsvergewaltigung, die zum Zweck hat, den Widerstand der Frau zu brechen. Die Syndikate haben ihre eigenen Männer zu diesem Zweck.

    Die Behauptung, der Menschenhandel sei seit dem Prostitutionsgesetz von 2002 sei gesunken, ist zynisch. Dolinsek bezieht sich auf Polizeistatistiken, die sogar die Polizei selbst als nicht beweiskräftig beurteilt. Ein sehr viel realistischeres Bild gibt es hier. http://www.kriminalpolizei.de/…kel/ausser-kontrolle.html - legale Prostitution schafft die Nachfrage für den Menschenhandel und zugleich sorgt sie für den legalen Anstrich, hinter dem Menschenhändler sich, ihre Opfer und vor allem ihre Profite verstecken können.

  • Und klar, niemand bestreitet, dass der Attentäter in Hanau rassistisch motiviert die Opfer ausgesucht hat. Hätte ich* da mit mit türkischen Bekannten gesessen, hätte ich trotzdem ein Opfer sein können...


    In diesem Fall würdest Du ja in das Zielschema eines rechtsextremen Terroristen passen: Als jemand, der sich in dessen Augen mit Ausländern gemein macht und "undeutscher Kultur" frönt. Alleine schon dadurch, dass Du eine Sisha-Bar besuchst.

  • Was mir Hoffnung macht:

    Junge mit kurdischen/irakischen Wurzeln.

    Heute ist es so weit:

    „Ich bekomme einen roten Pass. Ich werde heute ein stolzer Deutscher, Herr Near.“

  • Ich verstehe nicht, warum du das mitgeteilt hast. Das ist Framing, vermutlich nicht mal absichtlich, trotzdem notwendig darauf hinzuweisen.

  • Soweit ich das hinsichtlich der Erfahrungen mit dem (nach dir paternalistischen) nordischen Modell verfolge, sind jene Erfahrungen weitgehend positiv. Weniger Prostitution (und damit auch Freier), Menschenhandel und vor allem ein anderes Menschen- und Frauenbild, jenseits ständiger Verfügbarkeit über Frauen(körper), um diese (sexuell) zu benutzen, zu konsumieren, was auch immer damit/dabei zu kompensieren. Wüsste nicht, (dass) wer in diesen Gesellschaften stärker darunter leidet.


    Davon ab will, glaube ich, weder hier noch in dem (kaum vorhandenen) öffentlichen Diskurs irgendemand sich prostituierende Menschen kriminalisieren. Niemand tut das hier.


    Und ich will auch die Freier nicht (unbedingt) kriminalisieren. Ich möchte zum Blick in den Spiegel (den eigenen und/oder gesellschaftlichen) anregen. Denn wer dies wirklich tut, wer wirklich hinein- und mitfühlt (jenseits der Bezahlung, guten Minen und (vermeintlichen) Freiheiten/Freiwilligkeiten), wird das Leid und den Schmerz entdecken und spüren, den der anderen (sexuell Benutzten) und mit diesen den eigenen (infolge der den anderen zugefügten Verletzungen und (ggf.) der eigenen Schuld daran) - spätestens mit dem (Ein)Blick in das Milieu, in die Augen und Herzen der Betroffenen, in die Erfahrungsberichte wie von Huschke Mau und in die mit durchweg menschen- bzw. frauenverachtenden Berichten und Kommentaren gespickten Freierforen.

    Diese "Normalität" möchte ich den Söhnen und Töchtern, den Kindern nicht mitgeben.


    Ich verstehe die libertäre Sicht auf das Thema, versuche es jedenfalls, aber ich spüre dabei eine große Kälte, einen fehlenden (fühlenden) Blick. Ein Wegschauen (ob man(n) mitmacht, sich Frauen/Sex kauft, oder nicht), das mich schaudert.

  • Vielleicht ja, weil das toll für die ist, dass sie Arbeit haben.

    Außerdem.... wollte man "Framing" komplett außen vor lassen, bliebe nichts mehr übrig. Welche Schulform besucht wird und welchen Pass die Kinder haben, müsste so gesehen genauso weggelassen werden, wie die Herkunft.

    Und das fänd ich dann albern.

    Mir ging es eher um das transportierte Bild des guten Ausländers.

    100 Leute haben wir gefragt, wen möchten sie lieber in ihrem Land haben und wer soll in den Irak abgeschoben werden? Die Familie mit den Jobs und den Schulkindern oder den alleinreisenden Bengel im Integrationskurs?


    Ich bin weit davon entfernt Absicht zu unterstellen. Aber Worte sind wichtiger denn je und der gute Herr von Nah verfügt über alle intellektuellen Voraussetzungen, seine Freude über eine geglückte Integration anders zu formulieren.