Politischer Zoff-Thread oder so

  • Die in den letzten Jahren praktizierten Schuldenbremsen sehe ich persönlich als Teile der (vielfältigen) Dinge, die zu der aktuellen Situation geführt haben.


    Also zumindest die Folgen der Schuldenbremse für viele Menschen (Abbau von Infrastruktur z.B.), die zu Recht Unbehagen bei den Menschen auslösen. Auch die, wie ich es nenne "Entbildungsoffensive" der letzten Jahre, mit der ja auch Gelder eingespart wurden, die dann eben zu entsprechend unreflektierten Erwartungen und Verhalten der Menschen führt, ..


    Eben die Art der Ausgestaltung, wo wird gespart und wo nicht, ist leider sehr einseitig ausgelegt. Und ich erwarte da nicht wirklich Veränderungen.

  • Die Schuldenbremse weniger: während die Umverteilung von Unten nach Oben in unserem Land ungebremst weitergeht, lässt der Staat weiter unser Gemeinschaftsvermögen verrotten.

    Schulden sind ein Verbrechen an nachfolgenden Generationen, insofern finde ich jede Anstrengung gut, diese abzubauen. Gegen die Umverteilung von Unten nach Oben und Verfall der Infrastruktur gäbe es auch andere Maßnahmen als noch mehr Schulden aufzunehmen, wie wäre es stattdessen damit, Reichtum mal wieder stärker zu besteuern?

  • Eben, wir müssten diese Schulden und damit die Bremsen nicht haben. Das ist im Endeffekt aber nur Bestätigung meiner Aussage über die falsche Ausgestaltung.

  • Die Schuldenbremse weniger: während die Umverteilung von Unten nach Oben in unserem Land ungebremst weitergeht, lässt der Staat weiter unser Gemeinschaftsvermögen verrotten.

    Schulden sind ein Verbrechen an nachfolgenden Generationen, insofern finde ich jede Anstrengung gut, diese abzubauen.

    So wird es uns aktuell verkauft. Der Modern Monetary Theory zufolge ist eine staatliche Verschuldung allerdings weder ein Verbrechen, noch eine Katastrophe.

  • Schulden machen ist unbedingt differenziert zu sehen!


    Ich differenziere Schulden danach, ob ich sie planbar zurückzahlen kann oder nicht. Also z.B. ein Bankkredit für den Hauskauf, den ich nach zwanzig Jahren abgetragen habe, halte ich für sinnvoll, eine Staatsverschuldung, die sich in alle Ewigkeiten mit Zins und Zinseszins immer weiter vergrößert, dagegen eher als finanzielle Äquivalent zum Atommüllendlager...

  • Nur das der Hauskäufer/Konsumentenkreditnehmer irgendwann stirbt und dieses Risiko sich auf den Kreditgeber auswirkt. Der Staat hingegen ist insofern nicht endlich. Womit die Folgen dieser Staatsschulden auch ganz andere wären und somit nicht vergleichbar, wie ich finde.

  • Nur das der Hauskäufer/Konsumentenkreditnehmer irgendwann stirbt und dieses Risiko sich auf den Kreditgeber auswirkt. Der Staat hingegen ist insofern nicht endlich. Womit die Folgen dieser Staatsschulden auch ganz andere wären und somit nicht vergleichbar, wie ich finde.

    Das ist in der Tat ein fundamentaler Unterschied, der Berücksichtigung finden muß. Ein weiterer Aspekt ist die Tatsache, dass neben dem Staatsvermögen auch die Privatvermögen berücksichtigt werden müssen, da beide in einer Volkswirtschaft wirken. Demnach wäre die Volkswirtschaft in Deutschland nicht verschuldet.


    https://www.exploring-economic…n/modern-monetary-theory/


    https://www.google.com/amp/s/a…ie-noch-nie/24593608.html

  • Genau so wie Ricklinger Kurve sehe ich das auch.


    Um noch mal das Beispiel eines Hausbaus aufzugreifen: Warum finanziert man ein Haus über einen Kredit vor? Ganz einfach: Weil man nicht über 20 oder 30 Jahre Stückchen für Stückchen bauen will und kann, finanziert aus den laufenden Einkünften heraus. Dann würde nach 10 Jahren der Rohbau fertig, nach 15 wären die Fenster drin und einigermaßen bewohnen könnte man es kurz vor Ende der Bauphase. Macht das Sinn? Eher nicht.


    Selbst bei Krediten für Möbel oder andere zur langfristig gedachten Nutzung anstehenden Investitionen (Auto, was weiß ich) passt das ja.


    Analog gedacht wäre es für den Staat (darunter zähle ich auch Länder und Kommunen) gar nicht möglich, große Investitionen nach Bedarf vorzunehmen. Oder soll der Bau einer Schule auch 20 Jahre dauern? Der einer Eisenbahnbrücke? Die Neuanschaffung eines Feuerwehrfahrzeugs? Selbst Unternehmen, Händler oder Handwerksbetriebe nehmen ja Kredite auf, um in einem überschaubaren Zeitraum neue Maschinen zu kaufen, Waren für den Verkauf oder auch nur Rohmaterial für die Fertigung.


    Natürlich muss mit Augenmaß investiert werden. Aber Schulden pauschal als "Verbrechen an nachfolgenden Generationen" zu bezeichnen, ergibt aus meiner Sicht keinen Sinn. Dann ist keine gezielte Planung für die Zukunft mehr möglich, und dann frage ich mich, ob nicht vielmehr das ein "Verbrechen an nachfolgenden Generationen" wäre. Investitionskredite, ergo Schulden, werden sich daher selbst dann nicht vermeiden lassen, wenn man höhere Einkommen und Vermögen stärker bzw. überhaupt besteuert.

  • Dass würde ich auch.


    Es wird aber nicht reichen, um planvoll in die Zukunft zu investieren. Mir ging es um die These, dass "Schulden ein Verbrechen an nachfolgenden Generationen" seien. Und das sind sie so pauschal eben nicht.

  • In Zeiten niedrigster Zinsen und bei unbestritten erheblichem öffentlichen Investitionsbedarf in Gebäude und Infrastruktur sind öffentliche Schulden nichts Verwerfliches. Es sollte nur bedacht werden, dass auch extrem günstige Kredite irgendwann zurückgeführt werden müssen.


    Edit: Grundsätzlich kann man der These zustimmen, dass die öffentlichen Haushalte generell weniger ein Ausgabe- als vielmehr ein Einnahmeproblem haben.


    Edit 2: bei der Kreditaufnahme gehe ich wie gesagt von Investitionen aus, also der Schaffung von Werten. Das gilt mE nicht für konsumtive Zwecke, für die Finanzierung laufender Ausgaben.

    3 Mal editiert, zuletzt von wutzi96 ()

  • Als du das zuerst geschrieben hast, habe ich das so verstanden als hätte man diese Verfassung mit der Schuldenbremse bezahlt, also hätte sie ausgegeben, weggegeben, abgeschafft. Dabei gab es wohl vorher beides nicht und nun hat man zwei vernünftige Gesetze hinzubekommen, also eine Win Win Situation. Mich wundert es nur dass es überhaupt so eine Verfassung braucht, sollte es nicht Standard sein was da drin steht?


    Und dass man nicht mehr Geld ausgibt als man nicht hat ist auch logisch. Wobei ich auch die Diskussion hier verfolgt habe und natürlich auch zustimme dass man anfangs immer einen Kredit aufnehmen muss um starten und bauen zu können. Ist das bei Firmengründungen nicht auch so? Wobei so manche Flughäfen auch so schon lang genug brauchen.


    Klar, bei den heutigen Zinsen lieber was leihen, das mache ich selber auch so. Sparen bringt da nichts. So gesehen haben wir es falsch herum gemacht, denn die vielen Schulden sind schon lange da und wir müssen sie zurück zahlen. Wir brauchen also nicht nur eine schwarze Null sondern eine Zahl größer als Null.

  • Mich wundert es nur dass es überhaupt so eine Verfassung braucht, sollte es nicht Standard sein was da drin steht?

    Angesichts der Unklarheiten bei Teilen der CDU in Sachsen-Anhalt hinsichtlich ihrer Abgrenzung nach rechts und der 2021 bevorstehenden Landtagswahlen war die Einfügung einer "Antifaschismus-Klausel" mehr als notwendig.

  • Zitat

    Und dass man nicht mehr Geld ausgibt als man nicht hat ist auch logisch.

    Ein "nicht" müssen wir leider abziehen.

    Welches liegt im Auge des Betrachters. :anmachen:

  • Wenn man konsequent seine Infrastruktur verrotten lässt, dann macht man auch Schulden.


    Und wenn man konsequent das Gemeinschaftsvermögen in das Privatvermögen einiger weniger überführt, dann ist das ein Verbrechen.