Politischer Zoff-Thread oder so

  • vielleicht schaut sich Herr Lindner mal das Video von Mai Thi Nguyen-Kim an und versucht seine weltverändernde Forderung nach „Restriktionen nicht länger als nötig“ einzuordnen. Klar, da hat sich mal einer positioniert. Bleibt für die anderen nur noch wahlweise „Restriktionen länger als nötig“ oder „Restriktionen nicht so lange wie nötig“ . Mist, Lindner war zu schnell!

  • @theMenace :

    Fällt mir ja nach den Diskussionen der letzten Zeit schwer, aber da muss ich dir ausdrücklich einmal zustimmen.

    Fällt für mich auch unter das, was ich gestern iS Persönlichkeitsrechte usw geschrieben habe, so einiges kommt derzeit im Gefolge des anderen mit in die Diskussion.

  • Der, der nur 2.000 verdient, arbeitet nicht nur 9% für die Allgemeinheit, er arbeitet meist 100% für die Allgemeinheit (Amazon, Reinigung, Altenpflege, Verkäufer,....)


    Der, der 20.000 verdient, arbeitet meist mehr für sich selbst und zusätzlich mit mehr Freude deshalb, als die schlechter Verdienenden.


    Alles eine Frage der Perspektive. Und das ist derzeit immerhin endlich gut erkennbar.


    Ich erinner mich daran, als eine Freundin, studiert, nach Kanada auswanderte, erst Pfandflaschen im Receycling sortierte um dann im Supermarkt Wurst zu verkaufen und sehr zufrieden war mit diesem Job dort, weil sie überaus respektvoll behandelt wurde, was sie aus Deutschland gar nicht kannte (sie kann das gut beurteilen, denn sie arbeitete lange auch hier als Friseurin, also schlecht bezahlt und entsprechend behandelt)

  • Ausgangspunkt war doch der gestern verlinkte Zeit-Artikel, der einen sehr weitgehenden Diskussionsbeitrag ua zur Refinanzierung der jetzt entstehenden volkswirtschaftlichen Kosten lieferte, und der hier ja von einigen ua in Bezug auf allgemeine Arbeitszeitverringerung, Grundeinkommen und Steuersätze bewertet worden war.

    Von der aktuellen Situation völlig unabhängig ist natürlich die Frage der sozial gerechten Lastenverteilung und damit auch der Steuergerechtigkeit eine Königsaufgabe für die Politik, nur eben nicht derzeit und mit dem jetzigen Krisen-Transmissionsriemen.

  • Wie töricht ist er auch, in der Krise nach Bürgerrechten zu fragen, wo wir mit Notstandsgesetzen so gute Erfahrungen gemacht haben?!

    du hast meinen Beitrag offensichtlich nicht verstanden. Vermutlich willst du aber auch nicht. Töricht ist die zitierte Lindner Aussage, das darfst du gerne mal zugeben.

    Einmal editiert, zuletzt von Nebensache ()

  • da uns armen leuten ja grds medial eingeredet wird, dass der pöhse staat uns mit steuererhöhungen auch noch den letzten krumen aus der tasche zu nehmen, sollte man das mal etwas anders aufschlüsseln


    wie wär's denn erstmal mit nem freibetrag von ~25.000? der derzeitige spitzensteuersatz kann hoch richtung 100.000 und die millioneneinkommen können dann auch mit den o.g. ~80% herangezogen werden


    ??

  • Ich nehme das Beispiel von the Menace und ergänze es durch Sozialabgaben:

    Ein Arbeitnehmer (AN) mit € 20.000 Monatsgehalt kostet den Arbeitgeber (AG) jährlich € 254.000 incl. AG-Anteil Sozialabgaben. Ausgezahlt bekommt der AN € 126.000 bzw. 49,6% des AG-brutto.
    Ein AN mit € 4.000 brutto kostet den AG jährlich € 57.500 incl. AG-Anteil. Übrig behält der AN € 29.100 bzw. 50,6% des AG-brutto.

    Ich möchte mit diesem Beispiel deutlich machen, dass der der prozentuale Unterschied beim zur Verfügung stehenden Einkommen nur marginal ist.

  • Zitat

    Bundesarbeitsminister Heil verlangt für die Zeit nach der Corona-Krise eine Überprüfung des deutschen Gesundheitssystems.


    .... Nun müsse darüber gesprochen werden, ob nicht dauerhaft mehr für Gesundheit und Pflege ausgegeben werden solle.

    SPD-Kollege Hubertus Heil heute.


    Sowas macht mich wirklich wütend. Wie lange sind die Missstände schon bekannt? Und jetzt anzukommen und in der Öffentlichkeit velauten zu lassen, man müsse das mal überprüfen ist blanker Hohn. DAS ist abseits der aktuellen Coronakrise unser Problem. Man fühlt sich überhaupt nicht wahrgenommen. Wenn mal Interviews stattfinden, wo die Bevölkerung direkt Fragen an die Politiker stellen darf, schauen eben diese betroffen und versprechen, das Problem anzugehen, von dem sie natürlich wissen. Grundsätzlich passiert dann natürlich nichts. Aber jetzt, wo wir eine historische Krise haben...jetzt wollen wir das Gesundheitssystem mal überprüfen. Mahlzeit.

  • @ the Menace


    Ja das stimmt, ich habe dein Beispiel modifiziert. Für ein "normales" Gehalt habe ich € 4.000 angenommen, um einen Vergleich zwischen einem durchschnittlichen Gehalt und einem sehr guten Gehalt herzustellen. Ich habe jetzt mal nachgeschaut, im Jahr 2019 betrug der durchschnittliche Bruttomonatsverdienst eines vollzeitbeschäftigten Arbeitnehmers € 3.880. Passt also.


    Mir geht es nicht darum, wie sich die Abgaben und Steuern im Einzelnen darstellen, sondern was bei jedem Einzelnen "hinten rauskommt". Und mein Resultat ist, dass die prozentuale Belastung eines Durchschnittsverdieners fast der einer sogenannten starken Schulter entspricht.


    Das ich hier Äpfel mit Birnen vergleiche, ist mir schon klar. Ist aber beides Obst ;).

  • Wie töricht ist er [Lindner] auch, in der Krise nach Bürgerrechten zu fragen,

    Um welche Bürgerrechte geht es ihm denn? Es gibt natürlich die Bewegungs- und die Versammlungsfreiheit. Es gibt aber auch das Recht auf die medizinische Versorgung lebensbedrohter Patienten. Und was von beiden ist Lindner natürlich wichtiger? Das, das die Wirtschaft vermeintlich weniger belastet. Er ist schon ein eloquenter Donald Trump, dieser kleine Christian. Als ob ihn Bürgerrechte interessieren würden, wenn er sie gerade mal nicht vorschieben kann.

  • Das kann natürlich nicht damit zusammen hängen, dass ganz grundsätzlich manche Menschen ihren Freiheitsbegriff eher auf positive Freiheit ("Recht auf..."), andere (wie ich zum Beispiel) eher auf negative Freiheit ("Freiheit von...") stützen. Nein, auf keinen Fall.

  • Höhere Steuern auch schon auf meine Einkommensklasse (nein, ich bin noch nie mit dem Hubschrauber zur Arbeit geflogen, kann mich nie vor Feierabend entscheiden, welchen ich gerade nehmen soll) und natürlich erst recht auf noch höhere Einkommen würde ich begrüßen. Man könnte nun natürlich sagen, dann solle ich halt als ersten Schritt das Geld spenden, was ich ja wohl übrig zu haben meinte. Das hieße aber, dass ich selbst nach eigenem Gutdünken entschiede, wem ich das Geld gäbe. In einem gewissen Rahmen keine schlechte Sache, aber auch wenn ich selbstverständlich manche Ausgaben des Staates ziemlich scheiße finde, ist doch das Gute an den Steuern, dass eben nicht ich es bin, der entscheidet, wie sie verwendet werden, sondern letztlich die Gesellschaft gesamt, was sie damit finanzieren möchte.


    Und natürlich ist es auch gerecht, dass mit höheren Einkommen nicht nur die Steuern, sondern auch die Steuersätze steige: Es ist schließlich weit weniger problematisch, von zwanzig Hosen zehn abzugeben als von zwei Hosen eine; ganz zu schweigen davon, von einer Hose ein Bein opfern zu müssen. Und selbst wenn eine Hosenumverteilung von den Mehrbehosten zu den Minderbehosten dazu führte, dass es insgesamt weniger Hosen gäbe, lebte ich lieber in einem Land, dass für hundert Menschen vielleicht nur 500 Hosen hat, aber jeder hat zumindest eine, als in einem Land, dass für hundert Menschen tausend Hosen hat, aber zehn Leute sind nackt.

  • Ein gerechtes Steuersystem würde aus meiner Sicht bedeuten, dass jede Person, ob natürlich oder juristisch, eine Last trägt, die ihrem Vermögen entspricht. Konkret müssten dann die 10% der Superreichen, die über die Hälfte des Gesamtvermögens gehortet haben auch über die Hälfte der Gesamtsteuerlast tragen.

  • Na na na. Die Superreichen machen sich doch dann mit Koffern voller Hosen auf nach Monaco, wenn wir die noch höher besteuern wollen.