Politischer Zoff-Thread oder so

  • Ich kann mich nämlich auch nicht von meiner Sozialisation in europäischer/westlicher Überheblichkeit freisprechen

    Versuch doch mal, nicht immer ins eigene Nest zu kotzen, wenn Du eigentlich konkret Dich oder einen anderen Menschen meinst. Rassismus und Vorurteile sind definitiv keine westliche Domäne, sondern ein menschliches Verhalten, das überall verbreitet ist.

    Oder glaubst Du wirklich, Thais z.B. seien warmherzige Philanthropen, die nur aus Langeweile über ihre Nachbarn (Laoten, Khmer) herziehen? Und zwar öffentlich und in einer Art, die hier in 'normalen' Kreisen undenkbar wäre.

  • Es wäre natürlich schön, wenn du auch die Vorwürfe von diesem Antsemitismusbeauftragten direkt zitiert hättest, damit wir wissen, worum es genau geht. Ja, irgendwas mit Antisemitismus, schon klar, aber etwas genauer wäre ja nun nicht verkehrt...

    Das hat mir nun auch keine Ruhe gelassen. In der Tat gibt es kein direktes Zitat von Klein.


    https://www.sueddeutsche.de/ku…emitismus-klein-1.4881441


    In diesem Artikel wird der Bezug zu den Vorwürfen von Klein hergestellt und er wird nur fragmentarisch zitiert:

    Mbembe sei "durch die Relativierung des Holocaust aufgefallen". Er habe in seinen Schriften "den Staat Israel mit dem Apartheidsystem Südafrikas gleichgesetzt, was einem bekannten antisemitischen Muster entspricht", und habe "das Existenzrecht Israels in Frage gestellt". Er würde mit seinem Vortrag der Ruhrtriennale "erheblichen Schaden" zufügen.


    Die FAZ fragte ihn nach der Grundlage seines Vorwurfs


    Von der FAZ um Belege für seine Vorwürfe gebeten, verwies Klein auf einen offenen Brief des kulturpolitischen Sprechers der FDP-Fraktion im nordrhein-westfälischen Landtag, Lorenz Deutsch. Dieser führt zwei Absätze aus Mbembes letztem auf Deutsch erschienen Buch "Politik der Feindschaft" an.


    Im folgenden geht es genau um die Aussagen in dem Buch, jedoch kommt die SZ zu einer anderen Interpretation als Deutsch.






  • Versuch doch mal, nicht immer ins eigene Nest zu kotzen, wenn Du eigentlich konkret Dich oder einen anderen Menschen meinst. Rassismus und Vorurteile sind definitiv keine westliche Domäne, sondern ein menschliches Verhalten, das überall verbreitet ist.

    Oder glaubst Du wirklich, Thais z.B. seien warmherzige Philanthropen, die nur aus Langeweile über ihre Nachbarn (Laoten, Khmer) herziehen? Und zwar öffentlich und in einer Art, die hier in 'normalen' Kreisen undenkbar wäre.

    Warum glaubst du, dass ich konkret mich oder konkret jemand anders meine? OK, Prickel, ja, du bist konkret auch einer von den vielen, die ich meine. Besser so?


    Genau mit solchem auf die Welt verweisen und der Intensität in anderen Regionen wiegelst du in meinen Augen nur ab. Ist mir aber schon vorher bekannt gewesen.

    Auch wir haben hier eben derartige Probleme und nur weil wir uns in diesem Moment gerade nicht so derart unzivilisiert verhalten, ist diese "Blindheit", die ich meine, ein Spalt in der sich auch hier wieder immer weiter öffnenden Tür zu derartiger Unzivilisiertheit. Es tut mir leid, da bin ich nun mal sehr sensibel veranlagt. Damit meine ich nicht Emotionalität sondern Wahrnehmung. Emotional habe ich es geschafft, dass mich sowas nicht mehr depressiv machen kann. War früher tatsächlich der Fall (Ungerechtigkeit generell und das nicht Wahrnehmen dieser durch meine Umwelt)


    Hamburger Polizisten attackieren Pfleger: Vom Fahrrad gerissen


    In dem Artikel ist ein Link zu seinem Bericht auf Instagramm, empfehle ich auch ausnahmsweise. Einfach, um sich mal die Perspektive rein zu tun.

    und ja, ich weiß, dass Ungerechtigkeiten auch Weißen passieren in unserem Land, hat mit Macht und ohne Macht zu tun.

    Aber die Hautfarbe Schwarz ist nun mal immer noch ein starkes, optisches Signal für ohne Macht. Bei Weißen ist es nicht ganz so einfach zu erkennen.

    Und ja, ich weiß auch, dass es auch Weiße gibt, die immer wieder von der Polizei bedrängt werden, ich hab so einen in meiner Nachbarschaft, der vor ein paar Jahren (als die Polizei noch in der Gartenallee saß) sehr häufig vor seiner Haustür abgepasst und auf Drogen durchsucht, wenn er vom Nachtleben nach hause kam, war halt so ein jungscher HipHopper in entsprechendem Outfit und verkehrte in solchen Spelunken wie Glocksee. Die Polizisten hatten wohl Freude daran. Vielleicht auch manchmal einfach Langeweile, was weiß ich. Sie haben sich nicht erklärt.

  • Warum glaubst du, dass ich konkret mich oder konkret jemand anders meine? OK, Prickel, ja, du bist konkret auch einer von den vielen, die ich meine. Besser so?


    Genau mit solchem auf die Welt verweisen und der Intensität in anderen Regionen wiegelst du in meinen Augen nur ab. Ist mir aber schon vorher bekannt gewesen.

    Warum ich glaube, dass Du konkret Dich meinen könntest?

    Vielleicht hat der Gebrauch des Nominativ der 1. Person Singular im folgenden Absatz irgendwie damit zu tun.

    Denk gern über meinen Rassismus nach, tu ich auch oft, sehr oft sogar. Ich kann mich nämlich auch nicht von meiner Sozialisation in europäischer/westlicher Überheblichkeit freisprechen und deshalb schreib ich auch öfter, dass ich mich da nicht ausnehme, aber versuche, es zu reflektieren. Ich weiß nämlich, dass ich viel zu wenig (immer noch) über die Dinge weiß, als dass ich sie nicht erstmal aus meiner Warte beurteile. Daher beobachte ich ja soviel, um dahinter zu kommen. Um die Perspektive zu wechseln.

    ...und vielleicht ist die große Sammlung an expliziten Anklagen an 'den Westen' als Hort des strukturellen Rassismus, der so oft bei Deinen Postings irgendwie beteiligt ist, ein Indiz für mich.


    Im ersten Zitat schreibst Du, Dir sei schon lange bekannt gewesen, dass...., ja, was denn? Mein Rassismus? Meine Relativierung des Rassismus in Deutschland? Stehe ich für Dich als Sinnbild der westlichen Überheblichkeit und auch als Rassist? Echt?


    Damit mal klar ist, was ich mit meinem Posting gemeint habe:

    Ich finde es wenig hilfreich, den ganzen Westen immer und pauschal für den Rassismus in der Welt verantwortlich zu machen. Der Rassismus, der im Westen herrscht, ist insofern strukturell, als dass er sich durch alle Ebenen zieht und oft genug behördlich ignoriert oder sogar gefördert wird. Es gibt tatsächlich genug Beispiele, dass die Polizei und die Behörden gerade bei der Hautfarbe schwarz sehr vorurteilsbehaftet agieren. Bestreitet niemand, nicht mal ein Rassist wie ich.


    Aber im Unterschied zu vielen anderen Gegenden der Welt gibt es hier eine Gegenbewegung, ein Bewusstsein zum Thema. All die Menschen, die sich gegen Rassismus aussprechen, all die offiziellen Beteuerungen, dagegen vorzugehen, so unvollkommen das auch alles sein mag, sind ein Zeichen dafür, dass Rassismus hier eben nicht einfach hingenommen wird.

    Mein Verweis auf andere Kulturen ist kein Abwiegeln, es ist ein Ausdruck dafür, dass mich(!) nervt, ständig für das Unrecht, das Deinem Mann und seinen Leuten widerfährt, in Sippenhaft genommen zu werden.


    Ich bin recht viel und weit gereist, und habe mich hier und und da versucht, abseits von TUI & Co in den Ländern umzuschauen. In Nordafrika, in Thailand, auf den Philippinen, in China herrscht ein Rassismus, dem öffentlich nicht widersprochen wird, weil er als das was er ist, gar nicht wahrgenommen wird! Es gibt dort keinerlei wahrnehmbare Gegenbewegung gegen Rassismus, er ist völlig akzeptiert in den Gesellschaften.

    In Marokko sind Schwarze Müll, in Thailand werden Laoten und Khmer als Nutten und de facto Haussklaven angesehen, auch wenn es natürlich individuelle Ausnahmen gibt. Wir alle erinnern uns an Ruanda und den dortigen Völkermord, der nichts anderes als struktureller Rassismus inkl. Genozid darstellte, absolut verwandt im Grundsatz mit dem Holocaust der Deutschen.


    Das ändert nichts(!) an der Richtigkeit Deiner Anschuldigungen beim Thema Rassismus in Deutschland / in Europa. Der ist da, der ist scheiße, der muss überwunden werden. Und er muss vor allem immer angesprochen werden, damit er nicht stillschweigend akzeptiert und damit 'richtig' wird, wie es in so vielen anderen Kulturen der Fall ist.


    Was ich eigentlich mit meinem Posting sagen wollte, war, dass es einfach nervt, immer wieder lesen zu dürfen, dass die Welt eine gute wäre, wenn der Westen mit seinem Rassismus unterginge. Das halte ich für Blödsinn, weil der Westen zumindest den Versuch unternimmt, den massig vorhandenen Rassismus wahrzunehmen und sogar zu bekämpfen.


    Aber die Hautfarbe Schwarz ist nun mal immer noch ein starkes, optisches Signal für ohne Macht. Bei Weißen ist es nicht ganz so einfach zu erkennen.

    In China werden alle, die nicht chinesisch sind, als minderwertige Menschen wahrgenommen. Immer schon, derzeit aber ganz extrem. Staatlich akzeptiert werden Schwarze flächendeckend drangsaliert, weil sie als schmutzig und Übertragungsrisiko gelten, Nur wenig besser ergeht es Westlern, die nicht hofiert werden, weil sie wirtschaftlich 'genutzt' werden.


    Der Westen ist rassistisch, weil Menschen xenophob & rassistisch sind. Aber der Westen ist NICHT das Böse unter der Sonne und der Mittelpunkt des Rassismus. Allerdings vermittelst Du genau das permanent und trittst all den Menschen in die Fresse, die versuchen, mit so wenig Vorurteilen wie ihnen möglich auszukommen.


    Am Ende des Tages ist es eigentlich scheißegal, Du hast Deinen Standpunkt längst eingenommen und lebst Deine eigenen Vorurteile, weil sie schön bequem sind.

  • Ich glaube, dass blue aufzuzeigen versucht, dass "der Westen" nicht so "gut" ist wie er sich zu sehr großen Teilen selbst einschätzt.

    Und der Verweis wie aufgeklärt wir sind, spiegelt sich halt wenig im Verhalten wieder. Und zwar weder in den wirtschaftlichen Beziehungen zur südlichen Hemisphäre, noch bei uns auf der Straße.

    Eigentlich müssten "Wir" weiter sein mit dem Weltbürger Gedanken.


    Und da verstehe ich das Bedauern, die Anklage, und die Hoffnungslosigkeit.


    Und mir tut dieser Spiegel oft gut, auch wenn die Dareichungsform mich auch oft nervt. Da bin ich dann wieder bei dir. ;)

  • Aber 'der Westen' in der Ausprägung, wie wir hier zusammenkommen, ist sich in meinen Augen des Rassismus und seiner Unzulänglichkeit sehr bewusst. Ich sehe wirklich nicht, dass sich 'der Westen' als das Gute feiert.

    Ganz bewusst habe ich auch geschrieben, dass wir hier in Deutschland definitiv Rassismus haben, und das auch in Strukturen, die eigentlich Rassismus und Ausgrenzung bekämpfen sollten.


    Aber wir haben eben auch Demos gegen Rassismus, eine gesellschaftliche Diskussion darüber, Politiker und Offizielle, die sich damit beschäftigen. Dass nicht alles gut ist, ist doch Konsens, oder nicht?


    Sicherlich verstehe ich blueValentine da völlig miss, aber auf mich wirkt es leider oft so, als ob Afrika der heilige Kontinent des Friedens ist, der lediglich durch den Westen daran gehindert wird, das Paradies zu sein.


    Im Augenblick ist China das Land, das Afrika unter dem Deckmantel der Hilfe, im großen Stil ausraubt. Da geht massiv Land an chinesische Firmen, und das Geld dafür erreicht mitnichten die Bevölkerung, sondern landet in den Taschen der Autokraten.


    Disclaimer (weil's hier notwendig sein wird):

    Ich bin mir absolut im Klaren darüber, dass die Welt Afrika verarscht hat und immer noch verarscht und ausbeutet. Da ist über Jahrhunderte etwas passiert, was kaum wiedergutzumachen ist. Sklaverei und Ausbeutung hat der Westen perfektioniert.

  • In Georgia, USA, halten 2 Weiße, Vater (EX-Polizist) und Sohn, einen joggenden Schwarzen für einen Einbrecher, jagen ihn mit ihrem Truck und erschießen ihn. Das war Ende Februar.

    Es gibt keine offizielle Untersuchung, keine Verhaftung seitens der örtlichen Staatsanwaltschaft.

    Gestern wurden vom Rechtsanwalt der Hinterbliebenenen ein vermeintliches Video der Tat veröffentlicht.

    Daraufhin hat ein Staatsanwalt einer Nachbargemeinde nun eine Untersuchung eingeleitet und die beiden Männer wurden verhaftet. Zweieinhalb Monate nach der Tat.


    Georgia, sweet Georgia...


    Klick Link zum Guardian

  • Ich für meinen Teil schätze die Beiträge von blue valentine sehr. Sie helfen mir, mich nicht selbstzufrieden in meiner Blase auszuruhen. Ich habe in meinem Alltag nur wenig mit Flüchtlingen, Asylbewerber und Migranten zu tun und vergesse sehr schnell, was es bedeutet, z.B. in Dresden oder in Dortmund in bestimmten Vierteln eine andere Hautfarbe zu haben.


    Ich fühle mich auch von den Beiträgen nicht angegriffen, vielmehr erschrecke ich mich hin und wieder, wenn ich merke, was so an mir vorbeigeht. Mir schärft es die Sinne.

  • ich sehe da überhaupt keine relativierung des holocaust.


    Ich schon. Es wird quasi unterstellt dass heute in Europa ein Staatsfaschismus herrscht der die gleichen Methoden wie damals anwendet.


    Und diese Gleichsetzung kann man schon ziemlich eklig finden, ohne die Situation in den Flüchtlingslagern beschönigen zu wollen.


    Die fehlende Debattenkultur von MissionLifeline unter ihrem eigenen Tweet tut ihr übriges dazu, da is ja nicht mal eine Spur von Einsicht zu erkennen.


    Interessant dazu: Why Holocaust Analogies Are Dangerous (United States Holocaust Memorial Museum)


  • Du bist ein netter, aber leider einfach ein Opportunist in meinen Augen.


    Ich erinner mich an die Anfangszeit meines "Afrika kennenlernen in Echt".


    Deine Erläuterungen dahingehend, dass du früher auch ähnlich geredet hast, wie ich, nun aber Verantwortung für deine Tochter trägst und das eben was geändert hast.


    Das sei dir natürlich gestattet. Selbstverständlich sollst du Verantwortung für sie tragen.


    Ich hab mich allerdings gefragt, was für eine Welt du dir für sie wünschst.


    Auch erinnere ich mich an deine gemachte Erfahrung wegen der Erkrankung deiner Frau dahingehend, dass unser Staat ja doch nicht so gut aufgestellt ist, wie du bis dahin angenommen hast und man manchmal viellleicht doch die Worte anderer, die von schlechten Erfahrungen reden, ernster nehmen sollte.


    Ich gebe offen zu, es erweckt mir nicht wirklich den Eindruck, dass du daraus tatsächlich gelernt hast.


    Und nein, als Rassist sehe ich dich tatsächlich nicht, aber die von mir kritisierte Überheblichkeit, die kann ich auch dir nicht absprechen.


    Und für mich ist das nunmal etwas, was leicht zu Rassismus führen kann, ihn unterstützen kann. Es führt auf keinen Fall zu einer Reduzierung dessen.


    Ich schreibe nicht von einem Paradies Afrika, wie könnte ich?


    Aber ich habe Dinge erlebt, gesehen und erfahren, die massiv von dem Bild abweichen, dass der Durchschnittsdeutsche vor Augen hat. Und es ist auch etwas ganz anderes, unter armen Einheimischen zu leben, mit ihnen zu leben (auch wenn ich nicht ihr Leben lebe, nicht arbeiten muss z.B. Keine Existenzangst und keinen Hunger haben muss), als eine Reise mit Touristenprogramm, Lodges und Safarierlebnis. Es ist das Sehen des täglichen Kampfes um Leben und Gesundheit ganz nah dran.

    Das ist nicht leicht, manchmal kostet es Überwindung, zum Beispiel, wenn 10 aufgeregte Kinder vor mir stehen, mir den frisch vom Nagel befreiten großen Zeh eines der Kinder zeigen und aufgeregt meine Behandlung fordern.

    Ich bin die wissende Tubab mit der Medizin im Koffer.

    Und ich kann keine Wunden sehen bei anderen als mir.

    Hier wär ich mit ihm zum Arzt gegangen.

    Ich weiß um die höllischen Schmerzen, und bei mir war es damals ein Arzt mit örtlicher Betäubung, der den Nagel entfernte.

    Also habe ich mich wacker ans Werk gemacht (und ihm erstmal eine halbe IBU600 verabreicht, meine Fresse, war der tapfer, keine einzige Träne). Den Nagel von der letzten Verbindung zum Zeh geschnitten, gereinigt, gesalbt und gepflastert. Ihm eine saubere Socke geschenkt, die halbe und noch zwei IBU in die Hand gedrückt und weg war er. Auch das permanente Sterben ganz nah, das ist etwas, dass es in meiner Welt hier nicht gibt. Und gleichzeitig wird wieder ein Kind geboren.

    Das gibt ein ganz anderes Gefühl fürs Leben. Und hat mir meinen/unseren Grad der Entfremdung noch mal so richtig deutlich gemacht.

    Das hat nichts mit Paradies zu tun und mir doch deutlich gemacht, wie sehr ich unter dieser Entfremdung leide.


    Afrika wird immer noch von uns ausgeblutet und ja, mittlerweile mischt China da kräftig mit, was zu erwarten war. Das kannst du kritisieren, wenn du auch kritisierst, was unsere Welt getan hat und leider immer noch tut.


    Es sind nicht nur Rohstoffe, Böden, Lebensmittel,...

    Es sind besonders Menschen. Gebildete Menschen, die zum Teil gern in ihrer Heimat bleiben würden, dort aber aufgrund des weltweiten Wirtschaftssystems keine Chance haben und in unseren Ländern wegen der Altersstruktur ihre Chance erhalten und auch deshalb ändert man das nicht. Es ist immer noch die gleiche Ausbeutung, in manchen Teilen auf einem anderen Niveau, aber ich bin mir sicher, hätte unsere Welt das irgendwann in der Vergangenheit wirklich in andere Bahnen gelenkt, hätte China überhaupt nicht diese Chance bekommen oder es ja vielleicht auch gar nicht nötig gehabt.


    Ja, wir haben Demos, und ja, Politiker und andere beziehen Stellung. Und?

    Der Rassismus ist offener geworden, er ist wieder brutaler geworden. Selbst Deutsche bekommen es da mit der Angst zu tun, und ich höre zum Beispiel heute in meinem beruflichen Umfeld (ÖD) Ressentiments in einer Massivität, wie es früher so nicht der Fall war.

    Nicht gegen Rechts, nicht, dass du mich da missverstehst. Zu vorderst gegen Flüchtlinge.


    Normalerweise nenne ich solche Äußerungen wie deine naiv. Fällt mir bei dir allerdings schwer. Bösartigkeit will ich dir aber auch nicht unterstellen.

    Ich bin da gerade etwas ratlos.


    Ich erwarte von anderen nicht, ein Leben zu leben, wie ich es lebe. Schon allein, weil ich weiß, dass viele da verrückt werden könnten, weil ihr Gehirn das gar nicht ertragen würde, viel zu wenig zwischenmenschliche Kontakt. Viel zu viel Alleinsein. Mein heutiges Leben hat mir aber das Gefühl von Einsamkeit, das ich immer in mir trug, nehmen können.

    Für mich war das tatsächlich heilsam.


    Ich vermute darin auch eine Ursache meiner anderen Wahrnehmung von Dingen und dem dadurch anderen agieren.

    Vielleicht habe ich einen geringeren Oxytocinhaushalt.

    Mir fehlt die Gruppe nicht so wie anderen und somit solidarisiere/identifiziere ich mich nicht so mit (m)einer Gruppe.

    Gleichzeitig muss ich meine Gruppe nicht gewalttätig verteidigen hier, es gibt sie sozusagen gar nicht, meine Gruppe. Ich kenne Menschen und mit einigen habe ich mehr zu tun, mit anderen weniger, ein Herdentier war ich nie, vorrübergehend vielleicht ein Mitglied eines Rudels, aber das Rudel war offen und selbst da ging ich nicht mit allem mit.


    Für mich gibt es schwerpunktmäßig die mit Priviligien und die ohne und obwohl ich mich wegen meines Geburtsortes und meiner Herkunft (es wurde Wert auf Bildung gelegt, auch wenn wir anfangs arm waren, sozusagen unteres Bildungsbürgertum) zu den Priviligierten zähle, lag mein Respekt schon immer mehr bei denen ohne.


    Wahrscheinlich habe ich deshalb bewusst auf vieles verzichtet. Um nicht den Respekt vor mir selbst verlieren zu müssen.

  • Ich für meinen Teil schätze die Beiträge von blue valentine sehr. Sie helfen mir, mich nicht selbstzufrieden in meiner Blase auszuruhen. Ich habe in meinem Alltag nur wenig mit Flüchtlingen, Asylbewerber und Migranten zu tun und vergesse sehr schnell, was es bedeutet, z.B. in Dresden oder in Dortmund in bestimmten Vierteln eine andere Hautfarbe zu haben.


    Ich fühle mich auch von den Beiträgen nicht angegriffen, vielmehr erschrecke ich mich hin und wieder, wenn ich merke, was so an mir vorbeigeht. Mir schärft es die Sinne.

    Ich danke dir sehr für diesen Post!


    Es bestätigt meinen Entschluss, gelegentlich meine Sicht darzustellen (nicht nur hier).

    Ich selbst habe mich schon oft gefragt, warum ich das eigentlich noch tun soll.


    Ich beabsichtige nicht, Menschen zu bevormunden. Es geht mir nicht darum, zu verurteilen, Ich weiß, dass ich vieles nicht weiß.


    Es geht mir tatsächlich mehr um genau das, was du schreibst. Und ich hab mir meine Frage (oder anderen, die diese Frage an mich richteten) auch immer so beantwortet, dass, wenn von allen, die meine Worte mitkriegen, einer dadurch aus seinen Denkroutinen gerät, es Sinn macht.


    Ich bin eben (wie vorher beschrieben) jemand, der sich in Vereinen, Politik oder so engagiert, ich bin dafür leider aufgrund meiner Persönlichkeitsstruktur geeignet. Ich musste andere Wege für mich finden, mir mit Respekt begegnen zu können. Kleine, Sehr persönlich gestaltete Wege. So, wie eben meine Familie im Senegal.


    Ich fühle mich manchmal nicht gut mit meiner Sozialinkompatibelität, die mich von Größerem abhält. Und so habe ich wohl daher auch die Offenheit besessen, mich auf diesen "Wilden" einzulassen. Und b6n froh darüber.


    @Prickel, du hattest mir damals Kulturimperialismus unterstellt.

    Ich kann dir sagen, die Frage, ob das ein Motiv sein könnte hab ich mir schon viel früher selbst gestellt und zu dem Zeitpunkt war die Antwort längst gefunden.


    Nein, es war tatsächlich eher das Finden von nie gehabten Wurzeln.

  • ich sehe da überhaupt keine relativierung des holocaust.

    Die Formulierung soll eine Nähe aber geradezu herbeiführen "(Elends-)lager " "interniert" "Faschismus?". Ich finde es bedenklich, wenn man die Opfer für seine eigene politische Agenda instrumentalisiert.



    Im Übrigen kenne ich die Situation vor Ort aus persönlicher Anschauung. Es ist bedrückend, wie die griechische Regierung nicht in Willens ist, die Situation vor Ort zu verbessern, aber die EU hat da wenig Handhabe.

    Schlimmer als Moria ist allerdings die Lage im Libanon, wo sich wirklich kaum jemand um die Menschen kümmert (steht nicht so sehr im Fokus). Vielleicht sind Faschismusvorwürfe wichtiger.

  • Wer in dieser Twittermeldung eine Relativierung des Holocaust erkennt, reduziert die Opfer des Faschismus und des Krieges auf die 6 Millionen ermordeter Juden.

    Der Text wurde in Zusammenhang zum Jahrestag des Kriegsendes geschrieben. Und die Wortwahl ist deutlich "das Millionen Menschen das Leben kostete".





  • Die Wortwahl macht doch deutlich welche Assoziationen geweckt werden sollen. Die Aufmerksamkeitsöknomie ist bewusster Bestandteil der Äußerung und das ist das perfide daran. Das ist keine unglückliche oder unbeabsichtigte Nebenerscheinung sondern Strategie.

    Das heißt nicht, dass andere es nicht genauso machen, aber es konterkariert die eigenen moralischen Ansprüche.

  • "75 Jahre nach Beendigung eines Regimes, das Millionen Menschen das Leben kostete, sterben täglich Menschen auf der Flucht oder leiden in europäischen Elendslagern, in denen Tausende unter unmenschlichen Bedingungen interniert werden. Nie wieder Faschismus?"


    Welches sind denn die moralischen Ansprüche von Mission Lifeline, die durch den Text konterkariert werden?

    Mit welchen Worten kann denn der Begriff Elendslager ersetzt werden?

    Sind die Bedingungen in den Flüchtlingslagern menschlich?

    Mit welchem Begriff lässt sich staatliches Handeln bezeichnen, das Menschen im Mittelmeer ersaufen lässt und die Menschen, die ihnen helfen möchten, daran hindert und sie kriminalisiert?

    Und warum kann man die Situation der Flüchtlinge heute nicht in Bezug setzen, zu den Verhältnissen nach dem Krieg?

    Ist denn der Faschismus nur noch ein historisches Kapitel und hat mit der Gegenwart nichts mehr zu tun?

    Welche Lehren, gerade nicht auch im Umgang mit Flüchtlingen, sollen denn aus dem Bekenntnis "Nie wieder Faschismus" gezogen werden?

  • Zur Unterstützung meiner These, hier der Facebook-Beitrag von Lifeline:


    8. Mai 2020. 75 Jahre nach der Befreiung vom Hitlerfaschismus, sterben täglich Menschen auf der Flucht vor Krieg, Hunger und Elend vor den Küsten eines abgeschotteten Europas. 75 Jahre nach Beendigung eines Regimes, das, von Rassenhass und Nationalwahn besessen, Millionen Menschen das Leben kostete, gibt es in Europa wieder Elendslager, in denen tausende Menschen fremder Herkunft, anderer Religionen und Kulturen unter unmenschlichen Bedingungen interniert werden. Der heutige 8. Mai sollte uns alle nicht nur an die Gräueltaten des 2. Weltkrieges erinnern, sondern uns besonders auch dafür die Augen öffnen, was im Hier und Jetzt passiert. Solange wir #Moria zulassen, solange wir die tausenden Toten im Mittelmeer nicht aktiv verhindern, solange haben wir uns nicht befreit. Lasst uns dafür kämpfen, dass ‚Nie wieder Faschismus‘ nicht nur ein Slogan ist, sondern ein ernst gemeintes bewusstes Bekenntnis.


    Hier wird noch viel deutlicher, was ich meinte. Um es in aller Deutlichkeit zu sagen, diese Anschuldigungen sind völlig absurd. Es werden dort keine Menschen aufgrund ihrer (vermeintlichen) ethnischen Zugehörigkeit verhaftet, interniert, zu Zwangsarbeit missbraucht, erschlagen, dem Hungertod ausgesetzt, für Experimente benutzt oder auf unterschiedlichste Weise umgebracht.


    Die moralischen Ansprüche von Lifeline kenne ich natürlich nicht, aber in ihrer Außendarstellung geben sie sich als Menschenrechtsorganisation. Wer jetzt bei der Kommunikation bewusst darauf setzt tote Menschen für seine Agenda zu missbrauchen, bei einem Thema, bei dem sie wissen, dass die Aufmerksamkeit höher ist, der verrät seine eigenen Ansprüche.

    Zudem ist der Beitrag auch ein wenig selbstgefällig. Plötzlich erscheint der Einsatz für Flüchtlinge als verspäteter Widerstand gegen Hitlerdeutschland "solange haben wir uns nicht befreit". Es ist diese Absolutheit, die einfache Moral, die aus dem Beitrag trieft.