Politischer Zoff-Thread oder so

  • Du musst dich schon inhaltlich auseinandersetzen bevor irgendwas als Luftnummer und chauvinistisch abgekanzelt wird. Aber wenigstens mal mehr als inquisitorische Fragen und willentliche Missinterpretation.

    Dein historischer Exkurs bestätigt doch nur die Überwindung tatsächlich struktureller Benachteiligungen, da in Gesetzesform gegossen. Wenn du mir konkrete Beispiele nennen kannst, wo solche Benachteiligungen nach wie vor per Gesetz bestehen, können wir darüber gerne diskutieren. Das muss dann aber auch mal konkretisiert werden und nicht im luftleeren Raum der vermeintlichen Selbstevidenz schweben.

    Da bleibt aber oftmals nichts mehr von übrig, wenn man es genauer betrachtet.


    Ein aktuelles Beispiel zur fehlgeleiteten Idenitätspolitik ist die Mandatsliste in Brandenburg, bei der jeder zweite Listenplatz einer Frau zugestanden werden soll. Als würden Männer nicht ebenfalls Politik für Frauen machen können. Was wäre das überhaupt? Als ob nicht Frauen als Gruppe schon die unterschiedlichsten Meinungen hätten, siehe Beatrix von Storch und Petra Pau. Wo hören diese Identitäten auf? Was hindert Brandenburg daran, Quoten für Linkshänder, Landbewohner, Unternehmer oder Katholiken festzusetzen? Stattdessen wird eine Identität erschaffen, die im politischen Sinne so gar nicht existiert. Es geht also nicht um die demokratische Aushandlung sondern als vermeintliche Advokaten einer Gruppe politische Interessen durchzusetzen.

    Niemand fragt die Schwarzen, ob sie durch BLM vertreten wollen werden und ob sie sich darüber definieren oder ob sie nicht lieber als Professor, staatlicher Angestellter oder Arbeitsloser repräsentiert werden wollen. Diese gutgemeinte Zwangskollektivierung der Identität ist ein ganz alter Abwasch und ich halte es nach wie vor für sehr gefährlich.

  • The killing of Jeremy Corbyn


    Oder


    Die mediale Ermordung von Jeremy Corbyn



    Interessantes Stück Journalismus.

    Nur ein Beispiel:


  • Zitat

    Die Region (Oromia) wird seit Jahrzehnten politisch und wirtschaftlich vernachlässigt. Es ist eine lange Geschichte der Marginalisierung, die schon unter Kaiser Menelik II. begann.

    Er herrschte von 1889 bis 1913 und eroberte in wenigen Jahren die Völker im Süden Äthiopiens, das Emirat Harar, das Sultanat der Afar, die Königreiche der Kaffa und Oromo. Die Einheit des Vielvölkerreiches mit über 80 Volksgruppen war von Anfang an durch ethnische Zentrifugalkräfte bedroht, durch Unruhen, Aufstände, Sezessionsbestrebungen.

    Spiegel

    Ausschreitungen in Äthiopien


    Lieder des Zorns

    Nach dem Tod des Sängers Hachalu Hundessa kommt es in Äthiopien erneut zu tödlichen Ausschreitungen. Droht der Staatsumbau von Nobelpreisträger Abiy Ahmed zu scheitern?



    lch mache mir große Sorgen, daß dieses Land zerbricht, an seinen eigenen, nicht importierten Problemen.


    Das wäre für Afrika insgesamt eine echte Katastrophe

  • Und er kommt zu dem Ergebnis:
    Nur ein Traum war das Erlebnis.
    Weil, so schließt er messerscharf,
    "nicht sein kann, was nicht sein darf."

  • Ich hab Annegret Kramp-Karrenbauer ja immer für recht blass gehalten (mich aber auch lange nicht mit Partaipolitik beschäftigt), nun gewinnt sie (bei mir) an Profil.

    Zitat

    Ministerin will Rechtsextremismus in gesamter Truppe bekämpfen

    Die Verteidigungsministerin hat einen konsequenten Einsatz gegen Rechtsextremismus in der Bundeswehr zugesagt. Wer gegen die Verfassung kämpfe, gefährde die Demokratie.

    https://www.zeit.de/politik/de…deswehr-rechtsextremismus



    Gefällt mir, gerade als Gegenpol zu Seehofer, der eine weiter Untersuchung bei der Polizei wegen Rassismus ablehnt.


    Die ist zwar Geschichte, hat keine große Perspektive, aber mir gefällt, dass sie damit einen Gegenpol zu Seehofer, Söder, Merz bei den Christdemokraten ist.

  • Bisher ist Kramp-Karrenbauer auch eher negativ aufgefallen. Wenn ich an ihre Äußerungen im Fall des YouTubers Rezo denke, dann kann ich heute noch mit dem Kopf schütteln.


    Jetzt hat sie in Bezug auf den Rechtsradikalismus in der Bundeswehr Position bezogen, was mich durchaus positiv überrascht hat. Mal abwarten, was sie schlussendlich umsetzt.

  • Schade, dass der aufkeimende Gedanke, die Wehrpflicht wieder einzuführen, so massiv abgebügelt wird.

    Im Wettbewerb um die albernste Begründung hat für mich übrigens die Aussage, durch die Wehrpflicht habe man über Jahrzehnte Rechtsradikale an der Waffe ausgebildet, mit Abstand die Krone auf.


    Die Wehrpflicht hat nach dem Krieg die Aufgabe erfüllt, den Status zu vermeiden, den die Reichswehr (unter H. von Seeckt) hatte, nämlich ein 'Staat im Staate' zu sein. Der 'Bürger in Uniform' hat mitgeholfen, dass eben keine von der Gesellschaft abgekapselte Armee entstehen konnte, sondern eine durchmischte Truppe im ständigen Austausch mit dem Rest der Gesellschaft. Rechtsradikale Umtriebe entstehen nicht umsonst am ehesten in geschlossenen Elitekreisen, also z.B. den KSK.

  • Ich war etwas verunsichert, als ich Vergleiche der Wehrpflicht mit "Zwangsarbeit" lesen musste, konnte das aber nicht wirklich wechseln. prickels Argumente für die Wehrpflicht kann ich hingegen gut nachvollziehen.

    Einmal editiert, zuletzt von sasa ()

  • Wenn denn dann die neue Wehrpflicht alle Menschen mit einbezieht und der in Deutschland geltende Mindestlohn (und zwar ohne Verrechnung von Kost und Logis in Tönnies-Manier) beachtet wird...

  • Ich würde ein Pflichtjahr begrüßen, für jedes Geschlecht und meinetwegen wahlweise auch beim Militär abzuleisten. Aber mit Schwerpunkt im sozialen und ökologischen Bereich. Das wäre auch gut für die Persönlichkeitsbildung junger Menschen.

  • Ich würde ein Pflichtjahr begrüßen, für jedes Geschlecht und meinetwegen wahlweise auch beim Militär abzuleisten. Aber mit Schwerpunkt im sozialen und ökologischen Bereich. Das wäre auch gut für die Persönlichkeitsbildung junger Menschen.

    So wäre wohl es am fairsten und auch sinnvollsten.

  • Ein Pflichtjahr würde allerdings zu recht vor einer hohen verfassungsrechtlichen Hürde stehen.

    (Art.12 Abs. 2: : Niemand darf zu einer bestimmten Arbeit gezwungen werden, außer im Rahmen einer herkömmlichen allgemeinen, für alle gleichen öffentlichen Dienstleistungspflicht.)


    folgender Artikel aus 2018 nimmt sich dem Thema an: https://www.sueddeutsche.de/po…a-geht-noch-was-1.4083307


    Es mangelt für Soziale oder ökologische Pflichtdienste an der herkömmlichen Dienstleistungspflicht.


    Meines Erachtens wäre eine Wiedereinführung der Wehrpflicht, wie im Artikel als gangbarer Weg dargestellt auch sehr problematisch, da die Wehrpflicht in der damaligen Form auch aus verfassungsrechtlichen Bedenken ausgesetzt wurde. Es mangelte an der Wehrgerechtigkeit, da nur noch ein Bruchteil der Jahrgänge nach recht willkürlichen Kriterien zum Wehrdienst gezogen wurde (Art. 12a regelt die Wehrpflicht).


  • Ich würde ein Pflichtjahr begrüßen, für jedes Geschlecht und meinetwegen wahlweise auch beim Militär abzuleisten. Aber mit Schwerpunkt im sozialen und ökologischen Bereich. Das wäre auch gut für die Persönlichkeitsbildung junger Menschen.

    So wäre wohl es am fairsten und auch sinnvollsten.

    Ich weiß nicht, ob es wirklich so fair ist, wenn man den sozialen Berufen wieder einen Schwung von Zwangsverpflichteten vor die Nase setzt... das Ziel von gerechten Löhnen und fairen Arbeitsbedingungen in diesen Bereichen wird das nicht so wirklich nutzen, befürchte ich.

  • Schade, dass der aufkeimende Gedanke, die Wehrpflicht wieder einzuführen, so massiv abgebügelt wird.

    Im Wettbewerb um die albernste Begründung hat für mich übrigens die Aussage, durch die Wehrpflicht habe man über Jahrzehnte Rechtsradikale an der Waffe ausgebildet, mit Abstand die Krone auf.


    Die Wehrpflicht hat nach dem Krieg die Aufgabe erfüllt, den Status zu vermeiden, den die Reichswehr (unter H. von Seeckt) hatte, nämlich ein 'Staat im Staate' zu sein. Der 'Bürger in Uniform' hat mitgeholfen, dass eben keine von der Gesellschaft abgekapselte Armee entstehen konnte, sondern eine durchmischte Truppe im ständigen Austausch mit dem Rest der Gesellschaft. Rechtsradikale Umtriebe entstehen nicht umsonst am ehesten in geschlossenen Elitekreisen, also z.B. den KSK.

    Die Wehrungerechtigkeit bestand seit Jahrzehnten! Mit Bürger in Uniform hatte das auch seit mindestens 40 Jahren nie etwas zu tun, ein absoluter Mythos! Gegen rechte Tendenzen hat das sicher auch nicht geholfen! Rechtsradikalismus in der Bundeswehr ist ja nun auch kein Phänomen der letzten 10 Jahre. Militär zieht eben Rechte an, das ist nicht neu. Wer wann gezogen wurde, war überhaupt nicht mehr nachvollziehbar. Die Wehrpflicht war ungerecht, teuer und spätestens seit dem Zusammenbruch der UdSSR auch absolut sinnlos geworden. Wehrpflicht gehört schlichtweg nicht ins 21. Jahrhundert. Und wenn man meint, man bräuchte Zwangsverpflichtete um zu verhindern, dass sich Nazis in der eigenen Truppe ausbreiten, würde ich mal ganz stark an der eigenen Truppe zweifeln! https://www.mdr.de/zeitreise/i…chten-auge-blind-100.html