Politischer Zoff-Thread oder so

  • Kommunismus ist für weite Teile der Redneck-Amis das Synonym für alles, was ihnen nicht passt.

    Maskenpflicht? Kommunismus!! Abstand halten? Kommunismus!!!! In Nachbarstaaten keine Despoten auf den Thron hieven? Kommunismus!!!!


    Es wird Zeit, dass das amerikanische Bürgertum ans Ruder kommt.

  • Naja, ich glaub schon das es eher Menschen sind, denen es partout nicht passt, in irgendeiner Form reguliert zu werden. Die Ausmaße, die das in manchen Staaten annimmt, sind schon spektakulär.


    Wenn Amerika es nicht schafft in 3 Monaten die Weichen neu zu stellen, driftet deren Gesellschaft noch weiter auseinander. Die unverantwortliche Innenpolitik der derzeitigen Administration legt Befürchtungen eines Bürgerkrieges tatsächlich nahe. Fehlt halt nur nur ein charismatischer, gewaltbereiter Führer der Demonstranten.

  • Prickel: dieser Frontierspirit ist aber nicht nur bei den Rednecks Thema.
    „Hilf Dir selbst, dann hilft dir Gott“

    „Vom Tellerwäscher zum Millionär“

    Das ist tief in der US-amerikanischen DNA.
    Und sie sind eben Nachkommen von Menschen, die auf Staat und Regierung aus vielen Gründen keinen Bock mehr hatten.

  • Naja, ich glaub schon das es eher Menschen sind, denen es partout nicht passt, in irgendeiner Form reguliert zu werden.

    Das ist irgendwie komplizierter. Genau die Leute, die sich auf das 2nd Amendment berufen, weil sie allzu große staatliche Eingriffe in ihre "Freiheit" ablehnen, feiern das Eingreifen der Trump-Gestapo total ab, geht ja schließlich gegen die schwulen Kommunistenneger.

  • Auch interessant ist wo diese Einstellungen, die Reh von Nah beschreibt, herkommen. In diesem Buch, in dem es um die gesellschaftlichen Auswirkungen der kleinen Eiszeit ging, wird das so ein bisschen beschrieben.


    Kurzfassung: Den Kapitalismus haben vor allem am Anfang Länder/Gesellschaften vorangetrieben die dem Protestantismus anhingen und bei denen fand eine Verschiebung vom katholischen "Du muss gutes Tun, damit du in den Himmel kommst", hin zum protestantischen "Du musst möglichst viel Reichtum anhäufen, damit du in den Himmel kommst" statt. Und die radikalsten dieser Protestanten sind dann in die USA ausgewandert.


    Kann man auch in Europa schön sehen, Länder die eher stark katholisch geprägt sind können mit der Wirtschaftsleistung der eher protestantisch geprägten Länder nicht mithalten (ja, sehr vereinfacht dargestellt. kein anspruch auf allgemeingültigkeit).


    Falls ich da etwas ganz grob durcheinanderbringe korrigiert mich bitte.

    • Offizieller Beitrag

    Nun sind aber zum Beispiel in Deutschland mehr Katholiken Kirchenmitglieder als Protestanten (23 Millionen zu 21).
    Man kann darüber streiten, ob die jeweiligen Dunkelziffern das Verhältnis ändern. Und natürlich ist der Protestantismus in Deutschland größer als woanders. Aber so insgesamt ist das eher ein katholisches Land. :)


    Von meinen Zweifeln daran, dass "Du musst Gutes tun" katholische DNA sei, will ich mal gar nicht reden. :D


    Disclaimer: Ich war Katholik, bis ich mit 18 ausgetreten bin, weil ich eigentlich Atheist bin.

  • Wie gesagt das war jetzt sehr vereinfacht dargestellt und ich hab gar nicht den Anspruch da jetzt zu gucken ob diese DNA so umgesetzt wird, ging mir nur um das theoretische Hintergrundgebilde...wie das dann umgesetzt wurde oder wird ist was anderes.


    Naja, in Deutschland haben ja hauptsächlich die protestantischen Preußen nach 1871 die wirtschaftliche Entwicklung vorangetrieben und den preußischen Geist in ganz Deutschland durchgedrückt.

    Davor waren die süddeutschen Staaten ja nicht ansatzweise so weit wie Preußen.

  • Kurzfassung: Den Kapitalismus haben vor allem am Anfang Länder/Gesellschaften vorangetrieben die dem Protestantismus anhingen und bei denen fand eine Verschiebung vom katholischen "Du muss gutes Tun, damit du in den Himmel kommst", hin zum protestantischen "Du musst möglichst viel Reichtum anhäufen, damit du in den Himmel kommst" statt.

    Da bringst du wohl schon etwas durcheinander. Der Protestantismus ist im Grundsatz entstanden, weil u.a. der Ablasshandel die Kirche reich gemacht hat und in der nicht-adligen Bevölkerung die Armut verschärfte. Gleichzeitig hat die stärkere Eigenverantwortlichkeit (=Freiheit) auch viele technische, wirtschaftliche und kulturelle Fortschritte gebracht, die in katholischen Gebieten als Ketzerei gebrandmarkt wurden.

  • Das bestreite ich ja gar nicht und soll auch gar nicht die Errungenschaften schmälern die durch diese Entwicklung entstanden sind. Darum ging es aber gar nicht


    Es ging ja ursprünglich um den Bezug zu den USA und warum dort eine ganz andere Einstellung zu bestimmten Themen was Staat/Eigenverantwortung angeht herrscht. Und da spielen solche Sachen sicherlich mit rein.


    Es ging auch nicht um die Entstehungsgeschichte des Protestantismus oder dergleichen, das ist mir schon klar warum und wieso der entstanden ist.

    Die Auswirkungen davon sind aber äußerst interessant.

  • Den Ansatz verstehe ich, aber ich sehe keinen Zusammenhang in der religiösen Prägung. Ohne zu googeln - ich meine, dass viele der ersten Einwanderer durchaus Katholiken waren. Iren, Italiener und auch Deutsche um nur mal ein paar zu nennen.


    Die Historie in den USA sehe ich eher in den besonderen Umständen der Besiedelung durch die Einwanderer. Da wird es gerade westlich der Ostküste über viele Jahrzehnte Gegenden gegeben haben, in denen Rechtsstaatlichkeit durch die jeweils stärkste lokale Kraft definiert wurde. Wobei Stärke sich nicht ausschließlich monetär oder militärisch definiert. Das können auch religiöse Führerpersönlichkeiten (gewesen) sein, die ja durchaus auch eigene „Religionen“ entwickelt haben. Es fehlte halt oft an zentraler Exekutive.

  • Den Ansatz verstehe ich, aber ich sehe keinen Zusammenhang in der religiösen Prägung. Ohne zu googeln - ich meine, dass viele der ersten Einwanderer durchaus Katholiken waren. Iren, Italiener und auch Deutsche um nur mal ein paar zu nennen.


    Die ersten Einwanderungswellen waren vor allem Puritanier, Quäker (beides protestantische Strömungen) aus England, Holländer (Protestanten).


    Die großen Wellen an Katholiken (Iren, Italiener etc.) kamen erst ab 1849 in die USA.


    Aber dazu müsste man wahrscheinlich mal jemanden fragen der sich damit besser auskennt.


    Wie gesagt es ging mir nur um den Punkt, der auch in dem Buch was ich verlinkt habe sehr gut ausgeführt ist, dass die Religiöse Prägung über den reinen Fakt "Wer was glaubt" hinaus geht in einer Gesellschaft.

  • Ein interessanter Gedanke andremd, ich bezweifele nur, dass man damit den kapitalistischen Auswüchsen auf dem Grund kommen kann. Nur auf die Schnelle: Jeff Bezos und Bill Gates sind Katholiken, Bernard Arnault auch, Mark Zuckerberg ist jüdischen Glaubens und Charles Koch wird als Atheist beschrieben. Bleibt natürlich die Frage, wie tief die jeweilige religiöse Überzeugung sitzt.


    Vielleicht stellt der Kapitalismus eine eigene Religion dar. Die unersättliche Jagd nach Reichtum und Besitz. Ein interessantes Buch in dieser Hinsicht ist „Kapital und Ideologie“ von Thomas Piketty.

  • Kommunismus ist für weite Teile der Redneck-Amis das Synonym für alles, was ihnen nicht passt.

    Maskenpflicht? Kommunismus!! Abstand halten? Kommunismus!!!! In Nachbarstaaten keine Despoten auf den Thron hieven? Kommunismus!!!!

    Genau das erlebe ich umgekehrt. Bist du nicht genauso links wie ich, dann biste ein Nazi, Rechtsextremer usw... Daher sollten beide Seiten mal etwas runterkommen und sachlicher werden.


    Stimmt, in den USA haben sie einen anderen Freiheitsbegriff wie wir, deswegen macht vieles auf mich (oder uns) keinen Sinn. Ich hab mir auch die "Pro Gun" Videos nicht angeschaut, weil das auf uns nicht übertragbar ist (weil es das bei uns nicht gibt). Interessant fand ich die Videos wo es um Themen geht die sehr wohl aber auch bei uns gelten. Nur sehen viele Amis das halt noch ein bißchen extremer als wir. Im Endeffekt war es aber gut sich mal zu öffnen und auch mal die andere Seite zu hören, oder zumindest mal eine alternative Perspektive, aus seiner Blase rauskommen. Einiges hat Substanz, manches stimmt, mal mehr und auch mal weniger. Das können nicht alle, ich glaube sogar nur die allerwenigsten. Das ist schade, allerdings am meisten für die Betroffenen selber.

    Einmal editiert, zuletzt von Dvdscot ()

  • Es ging ja um den Aufbau und die grundsätzliche (traditionelle) Prägung des Landes. Und die ist in den USA primär protestantisch und durch protestantischen Ethos geprägt. Wie schon geschrieben wurde: Die großen katholischen und jüdischen Einwanderungsschübe gab es, als die USA sich als Staat im Inneren bereits gefestigt hatten.


    Für Unternehmer war das weniger ein Problem, solange sie sich im Grundsatz an die gesellschaftlichen Konventionen gehalten haben. Für Politiker außerhalb ihrer Communities hingegen brachte das schon Schwierigkeiten. Selbst Kennedy hatte noch einen Nachteil im Präsidentschafts-Wahlkampf (inkl Vorwahl gegen Johnson), weil er katholisch war. In vielen Regionen kann das sogar bis heute ein Hindernis sein.