Politischer Zoff-Thread oder so

  • Deutschland, Recht und rechts, es ist widerlich.


    Rechte Brandanschläge in Berlin-Neukölln: Staatsanwälte werden versetzt


    Opfer von rechten Terror in Neukölln: „Angst ist noch größer geworden“

    Zitat von Ferat Kocak

    Genau – und es ist schlimm, das nichts unternommen wurde. Wenn die Ermittlungen seit Jahren nicht vorankommen, weil rechte Tendenzen bei zwei von drei Staatsgewalten zu finden sind – dann bin ich fassungslos. Erst wurde im Juni bekannt, dass ein Berliner Polizist Dienstgeheimnisse an die AfD weitergegeben haben soll. Nun soll nicht nur die Exekutive, sondern auch noch die Judikative ein Problem mit Rechts haben. Das macht für mich und für uns Betroffene alles schlimmer.

  • Korruption in der US-Waffenlobby NRA: Anklage gegen Waffenverband erhoben


    Die Generalstaatsanwälte der Bundesstaaten NewYork und Washington klagen an.


    Zitat

    Unter anderem sollen vier Führungspersönlichkeiten Gelder für Luxusreisen veruntreut und Aufträge an Familienmitglieder und Freunde vergeben haben. Allein der Vorstandsvorsitzende Wayne LaPierre soll für Safari-Reisen und private Fahrdienste in drei Jahren 3,6 Millionen Dollar ausgegeben haben. Unter anderem soll er in dieser Zeit mit einem Privatjet acht Mal auf die Bahamas geflogen sein, um dort auf einer von einem NRA-Dienstleister geschenkten Jacht Urlaub zu machen.

    Gemeinnützig nennt sich sowas.

  • Neues altes Thema: Die Ungleichverteilung der Vermögen in Deutschland.


    Eine neue Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung(DIW) kommt zu dem Ergebnis, dass die Vermögen noch ungleicher verteilt sind, als die meisten zu vermuten wagten. Den obersten zehn Prozent der Bevölkerung gehören demnach rund zwei Drittel der Vermögen – zuvor ging man von „nur“ 59 Prozent aus. Im reichsten Prozent liegt der Anteil bei 35 Prozent, was um 13 Prozent höher liegt als geahnt. Erstmals hat das DIW in einer Zufallsstichprobe die Millionäre im Land untersucht. Da Reichtum (ganz im Gegensatz zur Armut) privat ist und es hierzulande seit 1997 keine Vermögenssteuer mehr gibt, mussten sich Wissenschaft und Medien lange Zeit mit Schätzungen begnügen.


    https://www.freitag.de/autoren…n/mehr-klassenkampf-bitte


    Sehr treffend beschreibt der Autor in diesem Zusammenhang das Grundprinzip des Kapitalismus:


    Das Grundprinzip des Kapitalismus ist, aus vorhandenem Geld noch mehr Geld zu machen. Wenn Regierungen also implizieren, dass bestimmte Konzerne ihrer „sozialen Verantwortung“ nicht gerecht würden, Arbeitsplätze zu schaffen oder Steuern zu zahlen, dann suspendieren sie den eigentlich nötigen Klassenkampf zugunsten der Moral. Dabei geht es hier nicht um Gut und Böse, sondern um den Interessengegensatz zwischen Kapital und Arbeit. Unternehmen schaffen Arbeitsplätze nicht, damit es sie gibt und damit Menschen ein gutes Leben führen können, sondern weil sie aus bezahlter Arbeit möglichst viel unbezahlte Arbeit herausquetschen wollen, um sich am Markt durchzusetzen. Arbeitsplätze existieren im sogenannten freien Markt ausnahmslos nur dort, wo sie sich fürs Geschäft lohnen.“


    Soviel zum Thema, dass der Markt alles regeln würde.

  • Ich habe versucht es zu lesen, im zweiten Absatz bei "Sie ist eine Ideologie, die nur den wenigen Gewinnern nutzt, für die der Kapitalismus funktioniert." habe ich aufgehört.


    Kommen da noch irgendwelche sinnvollen Vorschläge außer mehr Klassenkampf? Ich glaube ich lese jetzt lieber Der Wohlstand der Nationen weiter... ;)

    Vielleicht gefällt ja die erwähnte Studie des DIW besser? Da kommt weniger kommunistisches Gedankengut zur Sprache und das Thema Ungleichverteilung der Vermögen bleibt trotzdem ;).

  • Nur kurz: ich denke, es wird der Problematik mehr gerecht, statt traditionell von "Klassenkampf " von Verteilungsgerechtigkeit, Teilhabe, Wohlstandsverteilung zu sprechen.

  • Nur kurz: ich denke, es wird der Problematik mehr gerecht, statt traditionell von "Klassenkampf " von Verteilungsgerechtigkeit, Teilhabe, Wohlstandsverteilung zu sprechen.

    Selbstverständlich lässt sich darüber trefflich diskutieren. Aus meiner Sicht hat blue valentine den entscheidenden Hinweis gegeben: Hierarchie.


    Die von dir vorgeschlagenen Begriffe entwickeln ihre volle Kraft auf der ethischen Ebene. Gerechtigkeit als stärkster Begriff zielt darauf ab, wie eine Gesellschaft sein soll.


    Der Begriff Klassenkampf entwickelt seine volle Kraft auf der politischen Ebene. Er impliziert, dass den oberen 10% der Bevölkerung etwas weggenommen werden muss, um

    sicherzustellen, dass die Existenz aller Bürger*innen abgesichert wird. Da die oberen 10% allerdings freiwillig nichts abgeben werden, werden wir wohl darum kämpfen müssen.


    Dazu kommt noch, dass Vermögensanhäufung auch eine Anhäufung von Macht bedeutet. Wer mehr hat, hat auch mehr Einfluss. Wozu das führen kann, sehen wir doch aktuell bei 96.

  • "Klassenkampf" bedingt doch aber auch zunächst einmal ein Klassenbewusstsein. Wenn ich mit "Unten" operiere, kann ich mich, wie bei blue valentine eingeordnet, natürlich als Teil dieser ich nenne die jetzt mal "Unterklasse" sehen und ihr zuordnen. Diese Selbsteinordnung sehe ich in den europäischen Gesellschaften in der relevanten Menge aber so nicht, zumal wenn wir von der 10 zu 90- Verteilung ausgehen. Dieses fehlende Bewusstsein, zumindest in der Breite der Bevölkerung, spiegelt sich mE ja auch in den zumindest durch Wahlen geäußerten Präferenzen wieder (weshalb ich auch ganz persönlich denke, dass die SPD taktisch gesehen ihren Kurs nicht zu weit links im herkömmlichen Sinne setzen sollte, ist jetzt aber ein anderes Thema).

    Das Stichwort Hierarchie ist schon richtig, das sehe ich auch so.

    Die Mehrzahl der Leute, die eigentlich von einer systematisch anderen Verteilung des Wohlstands (der freilich weiterhin irgendwie erarbeitet werden muss) profitieren würde, ging aber zuletzt dss Thema doch eher anders, weniger grundsätzlich an. Da sehe ich auch eher keine Veränderung, man müsste sich da sich selber gegenüber eingestehen, dass grundsätzliche Änderungen so nie für einen Selbst erreichbar sein werden. Da ist dann der selber empfundene Leidensdruck evtl nicht groß, zumindest nicht in der Mehrheit.

    Oder, ganz schlicht und evtl je nach Betrachtungsweise etwas resignativ: es geht Stand jetzt vielen eben doch "zu gut" für diese Überlegungen bzw Einsichten, Also auch kein Klassenbewusssein... :???:

  • Meine Einblicke in das senegalesische Dorf haben mich gelehrt, im Heute hast du nur die Chance auf ein besseren Leben, wenn du gegen andere arbeitest.

    Übervorteilen, Angst machen, hetzen, gewalttätig sein bis zum Mord.


    Hier funktioniert das alles dank gut verschleiernder Bürokratie subtiler, aber auch nicht mehr viel anders, wenn aus verschiedenen Gründen der Schleier mal durchscheinbarer oder löchrig wird, wie Corona z.B., könnte man viel erkennen, muss man aber zulassen.


    Die Hierarchien haben gewahrt zu bleiben.


    Hier ist eine der Hauptursachen für mich, dass die Menschen in der Selbsteinschätzung bezüglich ihrer eigenen Positionierung in diesem Spiel maximalen Fehlannahmen unterliegen. Das hat man sie gelehrt, ich nenn das Indoktrination des "Normalen". Man kann aber auch simpel von Konditionierung sprechen. Erzielt auch durch Korrumpierung. (Eigentlich geht es dir beschissen, kauf dir was, dann wird's besser. z.B.)


    Die meisten sind nicht in der Lage, ihre "Schichtzugehörigkeit" realistisch einzuschätzen.

    Einige schätzen sich allerdings bewusst falsch ein, zielstrebig, wie z.B. ein Merz (ok, Unterstellung meinerseits, ich weiß nicht, was er innen wirklich denkt, nach außen sehe ich es aber so).

  • Politik aus einem Guss, wenn ich an das Interview mit Frau Esken und die Perspektive eines Bündnisses mit der Linken denke. Ist aber aller Voraussicht nach ja eh egal, wer bei der SPD den Kandidaten macht.