Politischer Zoff-Thread oder so

  • Übernimm Verantwortung, trage Risiko. Steht nahezu jedem frei.

    Ja, da ist sie wieder, die Verantwortung. Warum wiegt die Verantwortung aber nicht auch so schwer, wenn es um Pflichten wie Steuerzahlungen geht? An der Stelle möchte man als Verantwortung tragender Bürger dann aber lieber gleich sein mit dem kleinen Mann auf der Straße.

    Oder: Wenn Verantwortung ein Argument für finanzielle Besserstellung ist, warum bekommen Beschäftigte in der Pflege oder in der Erziehung so beschissen wenig?

    Oder: Wenn Verantwortung tragen so heikel ist (jedenfalls diese Art Verantwortung) – warum müssen dann so wahnsinnig wenig Menschen in Führungspositionen die Konsequenzen tragen, wenn sie was verkacken?

  • Ich sag´s ja. Wenn der Frühstück Zeit hat, kommt auch mal was Vernünftiges.

    Ich sage Dir was, der Herr Frühstück hat total Recht.


    Nur liegt das eben nicht an den Verfehlungen einzelner Manager oder asozialer Steuerhinterzieher. So einfach ist es eben nicht.


    Bei Alter Ego ist schon jemand mit 100k Jahreseinkommen „reich“, das ist absurd.


    Der Selbständige Handwerksmeister mit 25 Angestellten kommt schon auf so ein Einkommen, sollte er nicht vollkommen verblödet sein.


    Oder ein Einkaufsleiter in einem größeren Unternehmen. Oder oder oder.


    Wenn die Perspektive sein soll, dass alle am Monatsende das Durchschnittseinkommen von 3.000€ haben sollen, warum sollte man einen Handschlag mehr tun als nötig? Das meinte ich übrigens mit DDR 2.0.


    Pflege, Bildung, Gesundheit-alles Themen, die der Staat besser regeln könnte, wenn er seine pathologische Verschwendungssucht eingrenzen würde, und wenn die Schattenwirtschaft angegangen würde.


    Ihr guckt zu einseitig auf die Einnahmenseite, mMn.


    Ist ja auch viel populärer, immer „die da oben“ heranzuziehen.

  • Ihr guckt zu einseitig auf die Einnahmenseite, mMn.


    Ist ja auch viel populärer, immer „die da oben“ heranzuziehen.

    Nein, ich kucke auf die "Verantwortung". Weil "die da oben" immer damit rumwedeln, wenn es wohlfeil ist, sich aber verpissen, wenn es ungemütlich wird.

    Das hat nix mit Einnahmenseite zu tun, sondern mit – tada – Verantwortung.

  • Winterkorn & Co. machen maximal ein paar Promille aus. Das ist natürlich immer schön plakativ, ich könnte es auch populistisch nennen, immer wieder auf diesen Beispielen herumzureiten.

  • AlterEgo kam nicht mit 100k p.a., sondern 100k Monatseinkommen in die Diskussion. Und da bin ich wie mehrere im Bundestag vertretene Parteien für eine höhere Belastung dieser Einkommen.


    Hier mal was gegen den von Populismus von Union / FDP / AfD oder BILD, dass die diese Parteien den Facharbeitern, leitenden Angestellten und Handwerksmeistern das hart erarbeitete Geld über Gebühr versteuern wollen:


    https://www.zeit.de/politik/de…erhoehung-einkommen-5vor8

    Zitat

    In der Realität wird der Spitzensteuersatzdeshalb in aller Regel erst ab einem Bruttoeinkommen von deutlich über 60.000 Euro fällig – und auch das nur bei Alleinstehenden. Im Fall von Verheirateten verdoppelt sich wegen des Ehegattensplittings der Betrag, sie können also zusammen mehr als 120.000 Euro verdienen. Die genauen Beträge hängen von den individuellen Lebensumständen ab.


    Noch wichtiger aber ist: Der Spitzensteuersatz von derzeit 42 Prozent ist ein sogenannter Grenzsteuersatz. Er ist nicht auf die gesamten 57.918 Euro zu entrichten, sondern nur auf den Gehaltsbestandteil, der über diesem Betrag liegt. Wer also als Alleinstehender ein zu versteuerndes Einkommen von 57.919 Euro hat, muss davon genau einen Euro mit dem Spitzensteuersatz versteuern. Somit ergäbe sich umgerechnet eine Spitzensteuerabgabe in Höhe von 42 Cent. Wenn also immer wieder zu lesen ist, dass soundso viele Millionen Arbeitnehmerinnen den Spitzensteuersatz bezahlen, dann ist der Informationsgehalt dieser Nachricht nicht sehr hoch. Wichtig wäre, auf welchen Anteil ihres Gehalts sie den Spitzensteuersatz bezahlen. In den meisten Fällen dürfte dieser Anteil nicht sehr hoch sein.

  • Ach Gottchen, die Quandt-Keule mal wieder.

    Und das noch: Ich finde es schäbig, die unrühmliche eklige NS/Zwangsarbeitshistorie der Quandts mit der Verantwortung für ihre Belegschaft aufzurechnen.

    Mit der Aufarbeitung von Unrechtsregimen und deren Taten tut sich dieses Land tatsächlich schwer. Ein Blick in den aktuellen Bundestag genügt.

  • wutzi96: Beim Thema Gerechtigkeit halte ich mich an die Definition von Rawls: Gerechtigkeit liegt erst dann vor, wenn alle das gleiche erreichen können. Ein Kind also, das in Mühlenberg aufwächst sollte die gleichen Möglichkeiten haben wie ein Kind, das im Zooviertel aufwächst. Mein Thema ist Chancengleichheit und die liegt nicht vor.

    Das würde ja im Grunde bedeuten, dass es keine Erbschaften oder Schenkungen mehr geben dürfe. Wenn das Vermögen auf die nächste Generation übertragen werden kann ist von Anfang an keine Chancengleichheit mehr gegeben. Ist das so, würdest du es befürworten, dass der Staat sämtliche Erbschaften einkassiert?

  • (...)


    Wenn die Perspektive sein soll, dass alle am Monatsende das Durchschnittseinkommen von 3.000€ haben sollen, warum sollte man einen Handschlag mehr tun als nötig? Das meinte ich übrigens mit DDR 2.0.


    (...)

    Niemand fordert das, aber eigentlich meinst Du ja ein Mindestgrundeinkommen.


    Tatsächlich wäre das der richtige Weg, weil man dann aufhört, Arbeitskraft nur rein kapitalistisch zu definieren. Arbeit ist durchaus noch sehr viel mehr, weswegen die wenigsten Menschen bei einem Grundeinkommen "keinen Handschlag mehr als nötig" machen würden. Aber wahrscheinlich würden sie sich nicht mehr Alles gefallen lassen wie derzeit im Billiglohnland Deutschland (Klick).


    Eigentlich sollte die Corona-Pandemie mal das Denken dafür schaffen, dass es jede Menge Tätigkeiten gibt, die viel mehr wert sind als der Kapitalismus ihnen zugesteht... und umgekehrt. Aber für die Ersteren wird halt geklatscht, die Anderen erhalten ihre Boni.


    Nur eine kleine Zwischenbemerkung.

  • Wenn die Perspektive sein soll, dass alle am Monatsende das Durchschnittseinkommen von 3.000€ haben sollen, warum sollte man einen Handschlag mehr tun als nötig? Das meinte ich übrigens mit DDR 2.0.

    Ich glaube, dass hat weder jemand gesagt, noch gemeint.

    Möglicherweise haben wir aber gesellschaftlich das Problem, dass viele Leute sich nicht nur über das Einkommen und Vermögen definieren, sondern daraus auch ableiten, wertvoller zu sein als weniger Verdienende.

    Außerdem kann ich nicht nachvollziehen, warum jemand, der acht Stunden am Tag arbeitet, mehr oder weniger verdienen soll als jemand, der acht Stunden arbeitet. Dass einige Menschen mehr, andere weniger ausgebildet sind, hat mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nichts mit eigenem Verschulden zu tun, sondern mit dem Zufall, hier, in eine gute soziale Situation, gesund und intelligent, hineingeboren zu sein.

    Mit "dann übernimm doch Verantwortung und mach" ist es vielleicht manchmal, insgesamt jedoch vermutlich in den seltensten Fällen getan. Was nicht heißt, dass diese "Macher" nicht auch bewundernswert sind; das sind aber auch andere, sehr hart malochende Menschen, die nicht ansatzweise so ein Einkommen haben. Diese Ungleichverteilung ist für mich nicht plausibel.



    Pflege, Bildung, Gesundheit-alles Themen, die der Staat besser regeln könnte, wenn er seine pathologische Verschwendungssucht eingrenzen würde, und wenn die Schattenwirtschaft angegangen würde.

    D´accord.

    Sowohl Schwarzarbeit, als auch Korruption dient letztlich aber vor allem der Mehrung von Einkommen und Vermögen. Da wären wir wieder beim Ausgangsproblem.



    Nein, ich kucke auf die "Verantwortung". Weil "die da oben" immer damit rumwedeln, wenn es wohlfeil ist, sich aber verpissen, wenn es ungemütlich wird.

    Das hat nix mit Einnahmenreihe zu tun, sondern mit – tada – Verantwortung.

    Was nervt, ist genau diese Ausredennummer. Tatsächlich wird die Verantwortung dann ja eben nicht getragen, und diese dann als Argument für ein Vielfaches an Einkommen zu nehmen, ist grotesk.



    Winterkorn & Co. machen maximal ein paar Promille aus. Das ist natürlich immer schön plakativ, ich könnte es auch populistisch nennen, immer wieder auf diesen Beispielen herumzureiten.

    Klar, isses. Aber das sind die bekannten Beispiele.

    Für Hartz 4 Empfänger gilt ja umgekehrt nichts anderes.

    Ein bisschen mehr Diffenrenzierung und Toleranz stünde vermutlich allen Beteiligten gut zu Gesicht.

    Wenn aber Leute, die ersichtlich Scheiße bauen, trotzdem nicht sanktioniert werden, und jeder sieht das, dann kannst Du keinen Fortschritt in der Gesellschaft erzielen.



    Edit

    Ich traue Dir, mein lieber locke, diese Differenzierung übrigens zu. Und ich denke auch, dass Du von Alter Ego insgesamt weniger weit entfernt ist, als man meinen würde, sondern Deine Position auch der Diskussion wegen darstellst.

  • Alles richtig, geschätzter Herr Dr. Hitlermann.


    Dennoch lohnt sich ein Blick in die Details jenseits der Winterkorns, Quandts und Krupps dieser Welt. In diesem Land wird das Gros der Arbeitsplätze, und damit auch das Gros der Sozialabgaben, Einkommenssteuern usw. von Unternehmen bzw. deren in der Regel fleißigen MitarbeiterInnen erbracht, die zum sog. Mittelstand zählen.


    Pauschal würde ich sagen 80% ehrbare, verantwortungsvolle Unternehmer. Die tragen das Risiko, die nehmen die Kredite auf, die stehen bei einem gravierenden Fehler vor dem Totalverlust.

    Faire Bezahlung liegt natürlich immer im Auge des Betrachters, aber Tarifverträge gelten ja hier im Forum als gerecht und gute Basis.


    Wenn ich einem Dipl. Ing. Maschinenbau ein Jahresgehalt von 60.000 Euro Brutto zahle, der aber bei VW um die Ecke 80.000 verdienen könnte, dann ist das eben Marktwirtschaft.


    Ist das jetzt ungerecht demjenigen gegenüber, der vielleicht gerade mal so mit Ach und Krach seine Schule beendet hat, keinen Bock auf eine Ausbildung hatte und nun bei zB Amazon als Auslieferungsfahrer arbeitet?


    Wohl kaum.


    Wir sind nicht alle gleich. Das funktioniert nicht. Kann es auch nicht. Und der Staat sollte sich dort ums verrecken auch nicht einmischen.

    Der Staat soll seine Bediensteten in den Grundfunktionen Gesundheit, Pflege, Justiz, Infrastruktur etc. gut und adäquat bezahlen, Geld ist allemal genug dafür da.

  • Also Gesundheit ist (leider) schon lange keine staatliche Grundfunktion mehr. Leider. Ich will nicht klagen, einfach weil ich verglichen mit anderen gut dastehe. Ich könnte zwar, wüsste nur nicht, wo anfangen. Aber ich sage euch eins: Ihr macht euch kein Bild! Corona ist eigentlich unser geringstes Problem.

  • Ist mir klar. Die Privatisierungen waren in vielen Bereichen falsch.


    Aber mir fehlt der Glaube, dass es heute deutlich besser wäre, wenn nicht privatisiert worden wäre. :ahnungslos: