Politischer Zoff-Thread oder so

  • Der Abzug und alles was damit zusammenhängt ist ein einziges Debakel für die Staaten die dort bisher involviert waren. Das man derart überrascht werden kann hab ich nie gedacht, zumal ja scheinbar keiner bis auf die USA daran gedacht hat dass die eigenen Evakuirungen eventuell militärisch abgesichert werden müssen. Jetzt fliegen das 60 Fallschirmjäger mit den A400M mit , großartig.

    Hat man da keine schnell verfügbaren Kräfte die man solchen Fällen in entsprechender Stärke schnell einsetzen kann?


    Aber davon ab, in Islamabad werden gestern wohl die Sektkorken geknallt haben. Die Taliban als Zöglinge des ISI werden wieder Ruhe in den Hinterhof Pakistans bringen und zugleich hat man den Indern eins ausgewischt die ja gestern ihren Unabhängigkeitstag gefeiert haben und in Afghanistan auch stark engagiert waren.

    In China wird man wohl auch nicht allzu unglücklich sein dass in Afghanistan bzw. der eigenen Westgrenze kein moderner, demokratischer Staat entsteht der den Uiguren noch als Vorbild dienen könnte.

  • Als ob Opium in der Entscheidung, in Afghanistan einzumarschieren und dort zu bleiben irgendeine Rolle gespielt hätte.

    Ich fürchte, dass die CIA das anders sieht, bzw. sie der Tatsache, dass Mohn in Afghanistan ganz prima gedeiht, durchaus positiv gegenüber stand.

  • Jetzt fliegen das 60 Fallschirmjäger mit den A400M mit , großartig.

    Hat man da keine schnell verfügbaren Kräfte die man solchen Fällen in entsprechender Stärke schnell einsetzen kann?

    Merkel hat doch gerade konstatiert, dass man über keinerlei Kräfte verfüge, die in Afghanistan erfolgreich den Abzug sichern könnten. Die Bundeswehr ist faktisch abgeschafft, zumindest was kriegerische Handlungen angeht. Und damit würde ich ungern an dieser Stelle eine Diskussion darüber beginnen, inwieweit das gut oder schlecht ist.

  • Das KSK müsste ja eigentlich dazu im Stande sein. Auf jeden Fall ein riesen Skandal nicht vorher reagiert zu haben. Da starten die heute erst mit den Fliegern. Das ist nicht zu glauben. Bananenrepublik

    • Offizieller Beitrag

    Und Ja, tatsächlich müsste man auch jetzt alle notwendigen Maßnahmen einleiten - einschließlich den Einsatz von Militär - um das Land zu stabilisieren und eine Gesellschaft zu schaffen, in der die Menschenrecht geachtet werden.

    Ich fürchte, dass das so nicht funktioniert. Oder anders gefragt: Wie macht man das bitte?


    Natürlich hätte man Afghanistan mit einem noch weitaus größeren und auf unabsehbare Zeit (100 Jahre+?) angelegten Einsatz von (Millionen?) Soldaten stabilisieren können

    Das mag ja stabil sein. Aber ist es auch legitim?


    Natürlich hätte man dort ein stabiles und die Menschenrechte schützendes System anders aufbauen müssen als in einem zentralistisch orientierten System.

    Wie? In jedem Bergdorf (3/4 Afghanistans besteht aus Bergen) einen Trupp Soldaten samt Politoffizier? Grenzen dicht machen, damit die die politischen Grenzen ignorierenden Stämme nur noch im Einflussbereich des eingesetzten Werte- und Normen-Erklärers bleiben?
    Politik, Religion, Kultur ändern.


    Ich halte das für sehr ambitioniert. Oder genauer: Für nicht machbar.

    Man kann sowas immer schön fordern. Klingt auch gut. Aber das muss auch gehen...

    Ich sehe das leider nicht.

  • Das KSK müsste ja eigentlich dazu im Stande sein. Auf jeden Fall ein riesen Skandal nicht vorher reagiert zu haben. Da starten die heute erst mit den Fliegern. Das ist nicht zu glauben. Bananenrepublik

    Geregelte Arbeitszeiten gehen vor Personenschutz. Soweit ist es bei der Bundeswehr gekommen (nichts gegen die Soldaten, die können nichts dafür).


    Hoffe der Russe hält sich an die Öffnungszeiten, falls er mal kommen sollte. Freitag ab 12 Uhr sieht es ganz mau aus.

  • Meiner Meinung nach stellt sich am Beispiel von Afghanistan mal wieder die Frage nach Sinn und Zweck einer militärischen Operation.


    Die Zerschlagung „terroristischer“ Strukturen kann so nicht erreicht werden und die Implementierung einer „anderen“ Regierungsform auch nicht.


    Der Einsatz in Afghanistan hat Menschenleben gekostet, unrealistische Hoffnungen geweckt und das Ansehen der westlichen Demokratien beschädigt.


    Die Aussage eines ehemaligen NATO-Kommandeurs gestern in einer der zahlreichen Sendungen zum Thema hat gezeigt, wie wenig verstanden worden ist. Sinngemäß äußerte er sein Unverständnis darüber, dass die hochgerüsteten Regierungstruppen kapituliert haben vor den Moped-Kämpfern.

  • Natürlich hätte man Afghanistan mit einem noch weitaus größeren und auf unabsehbare Zeit (100 Jahre+?) angelegten Einsatz von (Millionen?) Soldaten stabilisieren können

    Das mag ja stabil sein. Aber ist es auch legitim?

    Ob es legitim ist oder nicht, hängt von der Frage ob, ob man die "Kultur des Westens" bzw. die Idee der Menschenrechte - zumindest im Gegensatz zu dem, was die Taliban machen - als das Wahre und Gültige ansieht, das man auch mit militärischen Mitteln einem Staat/einer Gesellschaft aufzwingen darf, oder als nur einen von mehreren legitimen (gar gleichwertigen?) Lebensstilen (Kulturrelativismus?).


    Wenn man ersterer Idee folgt, hätte man es durchaus begründen können, Afghanistan durch den massiven (gigantischen?) Einsatz militärischer, wirtschaftlicher und kultureller Mittel über viele Generationen praktisch zu einem "westlichen Staat" zu machen.

  • Mit den Taliban ist es wie mit dem IS oder anderen "Terrortruppen".

    Entkommt von denen auch nur einer, wird es nach einiger Zeit wieder diese "Horden" geben.

    Das stammt nicht von mir, das stammt von einem Analysten als es mit dem IS in Syrien / Irak los ging.

    Leider haben weder die USA noch die anderen westlichen Militärs die Taliban wirklich bekämpft. Die konnten sich nach Pakistan zurückziehen und sich "weiterbilden". Wie gut die inzwischen sind, sieht man ja jetzt. Es sind auch nicht alles Analphabeten. Digitalisierung haben die mittlerweile auch drauf. Gestern im Fernsehen gezeigt, die haben bereits in Kabul Listen mit allen Leuten, die dem Westen geholfen haben und stellen Begnadigungen aus.


    Aber die Sichtweise mit "wenn nur einer entkommt" ist im Westen ja nicht oportun. Wenn sich ein Kämpfer umdreht, darf nicht mehr auf ihn geschossen werden (Aussage einer Krankenschwester der BW). Vielleicht sollte man in solchen Konflikten gar nicht erst eingreifen, weil wir uns ja an alle möglichen Abkommen halten, die Taliban z.B. nicht. Mann kann nur verlieren.


    Solange in diesen Gegenden Warlords herrschen und dagegen nichts unternommen werden kann, ist das ganze sowieso zwecklos. War ja auch im Irak so.

  • Nach meiner Einschätzung kann man sich mit der ganz großen Mehrheit der Menschen auf bestimmte Standards einigen, die die haben möchten für ihr Leben: Sicherheit für sich und die Familie, Schutz der Angehörigen vor Ermordung, Vergewaltigung, Verschleppung, materielle Sicherheit, ein angstfreies Leben.


    Ich kann es ja nicht beweisen, aber ich denke, wenn man die Infrastruktur eines Landes vernünftig aufbaut und die Zivilgesellschaft stärkt, dann könnte man auch Länder wie Afghanistan zu stabilen Verhältnissen führen, in denen ein Mindeststandard gewährleistet wird.


    In Afghanistan ist das jedenfalls niemals versucht worden.