Politischer Zoff-Thread oder so

  • Das kommt drauf an. Nehmen wir mal ein besonders illustratives Beispiel: Eine zierliche 50-Kilo Frau wird von einem 100 Kilo-Kampfsportler mit einem Skateboard attackiert. Warum genau sollte sie sich nicht mit einer Schusswaffe wehren?

    Okay, jetzt verstehe ich es schon viel besser. Du hast echt eine fantastische Bildsprache. Aber so einen linksgrünversifften Typen wie mich holst du erst zu 100% mit deinem tollen und superillustrativen Beispiel ab, wenn du aus der 50 Kilo Frau noch eine zierliche LGBTQI-AktivistIn im Rollstuhl machst und der 100 Kilo-Kampfsportler ein 100 kg schwerer Nazi-Kampfsportnazi ist, der mit der Baseballkeule auf die AktivistIn los geht.
    Dann würde mich endlich dafür einsetzen, dass die auch in Deutschland ihre halbautomatische Waffe zum Selbstschutz abfeuern darf, anstatt nur Reizgas aus dem Jutebeutel zu zücken. Und vor allem würde ich dann auch das Urteil im Fall Rittenhouse viel besser verstehen und für richtig halten.

  • Mur kurz zur Klarstellung. ohne dass ich zu dem Fall Rittenhouse Stellung nehme (Ferndiagnosen sind bei so etwas nämlich sehr schwierig):


    Man darf sich hierzulande sehr wohl mit einer Waffe gegen einen Angreifer verteidigen, und selbst dann, wenn man die Waffe gar nicht hätte besitzen dürfen.

  • Ich frage mich folgendes:


    Wieso gerade Rittenhouse, es gab dort so viele bewaffnete Typen, es hat aber ihn erwischt.

    Warum greifen unbewaffnete Demonstranten einen bewaffneten Typen an, ist doch lebensgefährlich.


    Zur Situation allgemein, in den USA ist das halt anders, die haben einen anderen Freiheitsbegriff als wir. Die überlassen das nicht ausschließlich der Staatsmacht, dafür sind sie teilweise zu "patriotisch". Im Grunde kann man dort nur mit einer kugelsicheren Weste zu Demos gehen. Ich selber würde das wohl nicht, viel zu gefährlich.


    mustermann nannte den Castor in Gorleben als Beispiel. Ich kenne noch die G20 Demos in Hamburg damals wo die Demonstranten ihr eigenes Viertel in Schutt und Asche gelegt haben. Wären bei uns Waffen wie in den USA erlaubt, hätte es dort auch Tote geben können.

  • Guten Morgen,

    nachdem ich das Wochenende über den Thread und meine Entgleisung nachgedacht habe, nutze ich jetzt die Gelegenheit und bitte Kiebitz um Entschuldigung für meinen Ton und meine Wortwahl. Dreckschwein geht nicht. Punkt.

    Es ist die Summe an mir furchtbar unlieben Kommentaren und seine generelle Stoßrichtung, die mich hat reagieren lassen, wie ich reagiert habe. Kiebitz und ich werden sicherlich keine Plätzchen zusammen backen, aber ich werde damit leben müssen, dass sein Weltbild so rechts und meinem fremd ist, dass Berührungspunkte im Wertesystem sehr, sehr rar sein werden.

    Mir ist die sexuelle Ausrichtung meiner Mitmenschen scheißegal, sollen doch alle heiraten und Kinder bekommen/adoptieren, solange sie erwachsen sind und es einvernehmlich geschieht.

    Die klasssiche Familie ist für mich nicht schützenswerter als jede andere Gemeinschaft, die den obigen Regeln folgt. Rechte Gewalt halte ich persönlich aktuell für viel, viel gefährlicher als die von links kommende. Das ist nicht nur ein Gefühl, das ist die Erkenntnis aus den letzten Jahrzehnten, in denen rechte Taten weit mehr Todesopfer gefordert haben als linke. Es existiert ein plakatives, aber treffendes Meme dazu, das links Greta Thunberg zeigt und rechts Kyle Rittenhouse. Darüber steht singemäß: Das eine ist 'unsere' (die linke) Jugend, das andere 'ihre' (die rechte).

    Ich bevorzuge eine bunte Gesellschaft und halte homogene Kulturen und Nationen für eine romantische Ausgeburt des 19. Jahrhunderts mit einem Höhepunkt in den faschistischen Staaten des 20. Jahrhunderts.

    Und so könnte ich noch einige Themen erwähnen, in denen Kiebitz und andere Rechte ein Weltanschauung pflegen, mit der ich nix anfangen kann, die ich für grundfalsch halte.

    Ist aber kein Grund, ihn hier Dreckschwein zu nennen.


    Und zu guter Letzt ging es ja um Kyle Rittenhouse, den Prozess und seinen Freispruch. Ja, der ist legitim, da er der Rechtsauffassung der USA und dem Staat Wisconsin folgt. Dass die Jury nur diesen einen Weg hätte gehen können, bezweifele ich zwar, aber ein Fehlurteil ist es damit natürlich noch lange nicht.

    Was mich so unendlich gestört hat an Kiebitz' Einlassungen, ist dieser Mangel an Empathie, an Leidenschaft, den ich darin wahrzunehmen glaube. Es erscheint mir so grundfalsch, dass ein 17jähriger Halbfascho (siehe sein Umgang mit den Proud Boys und dem Zeigen des White-Power Grußes) quasi als Krawalltourist anreiste und dann das erntet, was er gesät hat: Gewalt und Tod.


    Sauer hat mich auch gemacht, dass Du, Kiebitz, dabei so wirkst, als ginge Dich das alles nix an, auch wenn Du es kommentierst. Du verteidigst die Rechtsstaatlichkeit, aber Du windest Dich um eine Aussage herum, ob so ein Urteil in Deinen Augen gut oder schlecht ist. Ganz einfach gut oder schlecht. Sicherlich täusche ich mich, aber es wirkt auf mich, als ob Du mit dem Urteil zufrieden wärest. Mein ganz eigener Eindruck.

    Ich hätte mich gefreut, wenn Du den strukturellen und tief verwurzelten Rassismus in den USA auch vor dem Hintergrund des Urteils gegen einen weißen Jugendlichen erwähnt hättest. Kein Farbiger wäre frei aus dem Gerichtssaal gegangen. Nie und nimmer! Kein Farbiger wäre von der Polizei am Abend der Tat so durchgewunken worden, wenn er mit der deutlich sichtbaren Waffe auf die Einsatzwagen zugegangen wäre. Und vor allem wäre keine farbige Miliz mit Wasser versorgt worden, während sie die Ausgangssperre brechend auf Menschen gezielt hätte, die ebenfalls die Ausgangssperre brechend von der Polizei in ihre Arme getrieben wurde.


    Das ist alles Irrsinn und hat mit Rechtsstaatlichkeit nur insofern zu tun, als dass die Jury den letzten Akt der Aufführung, nämlich die Gerichtsverhandlung, 'korrekt' beendet hat.

    Wenn man aber das Urteil verteidigt, ohne die Umstände zu berücksichtigen, ist man nach meinem Dafürhalten auf dem ultrarechten und rassistischen Auge blind.


    Dennoch: Beleidigungen sind fehl am Platz und hätte Stephan mich gesperrt, wäre das absolut in Ordnung und nachvollziehbar gewesen.

    2 Mal editiert, zuletzt von prickelpit96 () aus folgendem Grund: Typo

  • Ja, es ist nicht sehr überraschend. Die Mitte steht eben nicht für Veränderung. Am linken Rand hat man große Hoffnung, dass sich mit Gabriel Boric tatsächlich ändern könnte. Sein Ruf als Kommunist schreckt allerdings die ab, die eher der Mitte zuzuordnen sind. Boric Plan ist aber nicht die Verstaatlichung aller Betriebe, sondern die Einführung der sozialen Marktwirtschaft. Sowas ist im neoliberalen Chile natürlich schon Kommunismus.

    Die Kandidatin der linke Mitte Yasna Provoste überzeugte allerdings nur wenige, weil sie zu sehr in alte Seilschaften verstrickt ist. Und der Kandidat rechts von der Mitte, Sebastian Sichel, blieb auch sehr blass. Interessant ist der Erfolg von Franco Parisi: der Mann lebt gar nicht in Chile und wollte Präsident werden. Er belegte aus dem Home Office heraus den 3. Platz.

    Dass Jose Antonio Kast so viele Stimmen gewinnen konnte, überrascht mich nicht. Viele Menschen, mit denen ich mich unterhalten habe, sind einfach die Proteste, die Kriminalität und die Unsicherheit Leid. Sowas nutzen faschistische Populisten natürlich aus und versprechen mit ihrer Null-Toleranz-Linie vieles, was sie dann sowieso nicht einhalten werden. Ganz typisch für einen Typen aus dem rechtaußen Lager spricht Kast aber die dringenden permanenten Probleme wie Pensionen, Bildung, steigende Preise gar nicht erst an. Er beschimpft Boric als Kommunisten, bezeichnet die Mapuche als Terroristen und hat keinerlei Probleme mit Pinochet.

    Ich hätte mir gewünscht, er würde gegen Provoste in der Stichwahl antreten, denn dann wäre seine Niederlage sicher. Jetzt hat er tatsächlich sehr gut Chancen und eine Wahl Kasts könnte man mit einer Wahl Alice Weidels vergleichen. Furchtbar. Ich habe meine Zweifel, dass Boric tatsächlich Mehrheitsfähig ist.

  • Das ist echt ein Spiel mit dem Feuer, was Du da machst, denn...


    1. Ziehst Du gerade jemand auf, der in genau diesem Moment die Finger stillhält, obwohl er garantiert was dazu schreiben wollte oder zumindest überlegt hat.


    2. Tun sich gewisse Leute schwer damit, Ironie zuverlässig zu diagnostizieren, und andere noch schwerer.


    Ich für meinen Teil bin gerade froh darüber, dass für den Moment Frieden ist und wäre dafür, ihn nicht zu stören. Wenn es Zoff gibt, dann können wir es ja wieder krachen lassen.

  • Ich habe nicht so sehr verfolgt was ihr da im Detail in den ganzen Fäden geschrieben habt weil es viel zu viel war. Ich weiß nur dass sowas normalerweise eine fast garantierte Vorlage für bescheuerten Männerrechtskram war. Warum sollte ich da nicht meine Bedenken äußern?