Politischer Zoff-Thread oder so

  • https://m.faz.net/aktuell/poli…osition-ein-17707155.html

  • Noch sind in dem abtrünnigen Teil der Ukraine zumindest offiziell nur „prorussische Milizen“ und kein offizielles russisches Militär aktiv (zumindest nehme ich das so wahr), aber ich halte es für extrem wahrscheinlich, dass es in Kürze einen Einmarsch regulärer Truppen dort gibt. Da die Grenzen des Gebietes (auch im Gegensatz zur geografisch begrenzten Krim) wahrscheinlich nicht exakt definiert sind/sein können, ist das schon hochriskant. Insofern teile ich die Bedenken von Hedemann durchaus.


    Ich bin zuletzt zu dem Schluß gekommen, dass Russland - entgegen dem Eindruck des militärischen Aufbaus - keine Invasion der Ukraine plant.


    Das mag eine Fehleinschätzung sein. Man liest in jedem Fall jede Menge anderer Einschätzungen zu diesem Thema. Marschiert Russland aber dennoch ein, kann ich nicht wirklich ein anderes Ziel sehen, als die Sicherung des Status Quo, d.h. Kontrolle über die Ost-Ukraine und die Krim erhalten, villeicht mit einem Ziel der tatsächlichen Annexion dieser Gebiete.


    Das wäre schlimm, aber ich sehe noch nicht, wie das zum offenen Krieg zwischen Russland und dem Westen führen könnte. Mein Hauptargument wäre, dass der Westen bislang nicht militärisch reagiert hat und es auch dann nicht tun würde.


    Ich kann letztlich die Dynamik der Situation in der Ukraine überhaupt nicht einschätzen. Sollte es so sein, dass Russland seine momentane Position dort bedroht sieht, etwa durch den Aufbau der ukrainischen Armee, ist ein Einmarsch durchaus plausibel. Aber letztlich bin ich zu dem Schluß gekommen, dass der Truppenaufbau in erster Linie dem Ziel dient, dasselbe Ziel - Konsolidierung der Kontrolle über die Ost-Ukraine und die Krim - auf diplomatischer Ebene zu erreichen.


    Wie gesagt: Das mag falsch sein. Dennoch kann ich im Augenblick nicht wirklich sehen, wie dieser Konflikt, selbst bei Einmarsch, über die Ukraine hinaus eskalieren würde, denn ich habe doch Zweifel, dass Russland das Ziel und die Möglichkeiten hat, die Ukraine militärisch schnell zu besiegen und diplomatisch würde sich Russland mit einer solchen Aktion endgültig isolieren, was als Exportnation einfach nicht in ihrem Interesse liegen kann.


    Ich sehe die besten Erfolgschancen für die russische Politik in einer Situation, in der der Westen gespalten ist, also eine Situation wie unter Trump, und dann auf diplomatischer Ebene. Momentan führt der russische Truppenaufbau aber eher zu einem Schulterschluß auf westlicher Seite. Von daher nehme ich an, dass das momentan eher eine Demonstration der Stärke ist, vielleicht bedingt durch eine sich verschlechternde Situation in der Ost-Ukraine, und 'offensive' Schritte eher zu erwarten sind abhängig vom Ausgang der nächsten Wahlen in den USA. (Sowohl Mid-Terms als auch Präsidentenwahl danach.) Sollten die USA und Europa weiter gespalten sein, ist für Russland alles denkbar, aber wie gesagt bewirkt die russische Aktivität zur Zeit das Gegenteil.


    Eine völlig andere Situation hätten wir, sollte China in Bezug auf Taiwan oder das südchinesische Meer militärisch aktiv werden. In dem Fall würde ich Putin zutrauen, Fakten schaffen zu wollen. Das wäre in der Tat ein quasi-apokalyptisches Szenario, wir hätten dann für den Moment aber gravierendere Probleme, als die Ukraine.


    Bei all dem habe ich jetzt etwas aus dem Auge verloren, dass die Motivation für die Stärkedemonstration auch hauptsächlich innenpolitisch bedingt sein könnte, wie oft behauptet wird. Das mag auch sein. Kann ich auch nicht annähernd einschätzen.


    Letztlich sehe ich hier momentan nirgendwo das Szenario einer militärischen Eskalation über die Ukraine hinaus, und dann liege ich lieber falsch zugunsten des Optimismus bei meiner wilden Spekulation.

  • Wann gehört die Krim wieder zur Ukraine? Wird das jemals wieder geschehen?

    Genauso frage ich mich wann UK wieder in der EU sein wird, die haben ja echte wirtschaftliche Probleme, das muss man doch merken.

  • Ich fürchte, Du übersiehst die Regel Nr. 1 der britischen Politik: Am Leiden der Bevölkerung ist immer Europa Schuld.


    Daran hat sich auch durch den Brexit nichts geändert.

  • die Vorbedingung für GB wäre m.e. die Umstellung auf Rechtsverkehr. Wer darauf besteht auf der falschen Seite zu fahren, ist nicht ausreichend kompromissfähig.

  • Nochmal Hintergrund zur Ukraine: Ich sehe es im Grunde genommen ähnlich, wie diese Analyse:



    Disclaimer: Criticalthreats.org ist eine Website des American Enterprise Institute, also einem Neokonservativen Think Tank. Will die nicht empfehlen, auch wenn ich hier mal mit der Interpretation übereinstimme.

  • Eine völlig andere Situation hätten wir, sollte China in Bezug auf Taiwan oder das südchinesische Meer militärisch aktiv werden. In dem Fall würde ich Putin zutrauen, Fakten schaffen zu wollen. Das wäre in der Tat ein quasi-apokalyptisches Szenario, wir hätten dann für den Moment aber gravierendere Probleme, als die Ukraine.

    Vielleicht wartet putin auf genau so einen moment, in dem die ukraine -frage im schatten steht. das könnte auch ein verheerender terroranschlag, ein erdbeben oder eine andere katastrophe sein.

  • Das Bankensystem musikalisch erklärt: „Auch Verarmen ist Freiheit.“


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  • Guten Abend.

    Wie bewertet ihr die Vorgänge in Kasachstan? Sieht nach relativ unkoordiniertem Protest aus und wird wohl recht bald wieder beruhigt sein. Aber könnte das auch auf andere Themen Einfluß haben (zB. Auf das Thema Ukraine)? Auswirkungen auf die internationale Rohstoffversorgung? Nach Belarus ist es nun die nächste Ex-Sowjetrepublik, wo es derart massive Proteste gibt. Ich habe aber in der Vergangenheit zu wenig über Kasachstan gehört, um da eine Meinung zu finden. Also fals jemand einen guten Kommentar oder so hätte ...

  • Ich kenne Kasachstan sehr gut. Ich war oft da und Teile meiner Familie stammen von dort / leben noch dort.


    Unruhen gab es schon öfters und der Eiertanz, wir entlassen ein paar Minister, ist auch nicht neu. Das es jetzt die ganze Regierung ist bedeutet auch noch Nichts. Die Leute wollen keine neue Regierung sondern ein neues System. Das wird es aber nicht geben. Auch wenn Nasarbajew offiziell sein Amt abgegeben hat, ist er noch im Hintergrund und Russland steht ja Gewehr bei Fuss, oder im Anschlag schon bereit. Es wird Versprechungen geben und dann wird es abflauen. Die Bewegungen und Forderungen sind auch zu unterschiedlich. Da ist nur eine Menge Frust und Wut dabei.


    Vorher wird es jetzt aber leider noch sehr blutig werden. Toqajew wird zeigen wollen das er es im Griff hat. Die Demonstranten haben nicht viel zu verlieren. Es wundert mich manchmal, wie viel Mut die Menschen aufbringen wenn sie verzweifelt sind. Bei den letzten Unruhen haben sie die Leute wenn sie wussten wer teilgenommen hat dann gerne mal zu Hause abgeholt. Für die gibt es keinen Grabstein. Die sieht man halt nie wieder.


    Kasachstan ist bettelarm. Die paar Prachtbauten in Nur-Sultan und den anderen Grossstädten täuschen da sehr drüber weg. Selbst in den Provinzstädten hast Du viele Strassen ohne Asphalt und mit Schlaglöchern das Du bei Regen ersaufen kannst. Dann gibt es Strassen da hast Du als Gewerbe, Friseur, Nagelstudio, Kosmetik, Friseur, Nagelstudio, Kosmetik… usw. keiner hat Geld, alle schreiben beieinander an. Bis mal wieder die Verwandtschaft aus Deutschland Geld schickt. Da leben streckenweise ganze Familien von. Wenn Du ins Krankenhaus musst, bringt Dir die Familie das Essen von zu Hause. Im Krankenhaus gibt es nix.


    Das einzig gute daran ist, das Putin beschäftigt ist und den starken Mann woanders spielen kann. Ansonsten wird es denke ich keine Folgen haben. Kasachstan hat früher keinen Interessiert und wird es auch in ein paar Wochen nicht. Es ist weit weg und die Empörung wird bald verpuffen.

  • Hat China da wirtschaftlich was laufen? - mich hat es ja sehr gewundert, daß die das Verhalten/harte Durchgreifen "der Regierung" so offensiv gelobt hat.