Politischer Zoff-Thread oder so

  • Außerdem sieht die pekinger Führung jeden Ansatz einer Revolution als Gefahr, auch im Ausland. Chinesen könnten ja auf dumme Gedanken kommen...

  • Mich hat es irritiert, weil Russland da schon zur Hilfe gerufen worden war.

    Und mir ist nun auch nicht klar, ob die dann nach 3 Tagen wieder abhauen. Ich würde da eher einen Interessenkonflikt vermutet.

    Aber die Chinesen lächeln ja immer - was die wirklich denken, da blickste ja nicht hinter.

  • Die Russen sind gekommen, um zu bleiben. Das passt gut.

    Die Chinesen kommen ohne Gewehr, dafür mit Geld und schaffen Abhängigkeiten. Stichwort 'Neue Seidenstraße' fiel ja schon.

    Auch nur bedingt besser.


    Danke für die Schilderungen, Hook.

  • China tut gut daran sich zurück zu halten. Die Chinesen müssen ja auch nicht reagieren. Mit Russland ist ja schon Jemand vor Ort. Auch ist kaum zu befürchten das sich die Aufstände ausbreiten und die Minen in denen die Chinesen investiert haben betreffen werden.


    Zudem würde man eine Einmischung Chinas in Kasachstan niemals tolerieren. Die Kasachen haben eine eher anti-chinesische Einstellung.

    Das liegt zum einen daran, das man das Verhalten Chinas in Xinjiang sehr stark wahrnimmt und verurteilt. Ein Grossteil der kasachischen Bevölkerung ist muslimisch und in Xinjiang gibt es kasachisch-stämmige Minderheiten. Zum Anderen hat man sehr gut gesehen was mit Tadschikistan und Kirgisistan passiert ist, als sie zu sehr in finanzielle Abhängigkeit von China geraten sind.

  • Was ist dann denn mit Tadschikistan und Kirgistan passiert?

    Sie haben sich völlig verschuldet und damit mehr oder weniger in chinesische Hand begeben. Beide Länder sind Schuldner von Chinas Exim Bank. So ein chinesisches Konstrukt, welches völlig abseits der regulären Marktbedingungen agiert und in erster Linie dazu dient, die Einflusssphäre Chinas auszudehnen.


    Das ist zumindest bei Tadschikistan soweit gegangen, das Wohl und Wehe der Wirtschaft massgeblich vom Gutdünken Chinas abhängig ist. China ist jetzt halt aber mehr so der Don Corleone der Investoren und da geht es dann so: Du kannst nicht zahlen, OK, dann gehört jetzt das, das und das, Einfluss, Rohstoffe, Infrastruktur, uns...

  • Mich hat es irritiert, weil Russland da schon zur Hilfe gerufen worden war.

    Und mir ist nun auch nicht klar, ob die dann nach 3 Tagen wieder abhauen. Ich würde da eher einen Interessenkonflikt vermutet.

    Aber die Chinesen lächeln ja immer - was die wirklich denken, da blickste ja nicht hinter.

    Zumal Kasachstan immer eine gewisse Distanz und Unabhängigkeit von Russland bewahrt hat. Wundert mich auch wie schnell das ging, meine Vermutung wäre, dass es innerhalb der Regierung Differenzen oder befürchtete Illoyalitäten/Machtkämpfe gibt.

    Angeblich hat Nasarbajew ja das Land verlassen?

  • Mich hat es irritiert, weil Russland da schon zur Hilfe gerufen worden war.

    Und mir ist nun auch nicht klar, ob die dann nach 3 Tagen wieder abhauen. Ich würde da eher einen Interessenkonflikt vermutet.

    Aber die Chinesen lächeln ja immer - was die wirklich denken, da blickste ja nicht hinter.

    Es gibt die OKVS (wikipedia) - ein Militärbündnis, dass Russland als Gegenpol zur Nato etablieren will. Kasachstan hat unter anderem russische Soldaten im Zuge der OKVS um Hilfe gebeten (Quelle: NDR Info-Radio).

  • Du kannst nicht zahlen, OK, dann gehört jetzt das, das und das, Einfluss, Rohstoffe, Infrastruktur, uns...

    Wenn ich Geld in Milliardenhöhe verleihe, verlange ich eben auch Sicherheiten, falls der Schuldner zahlungsunfähig wird. :ahnungslos:

  • Das ist das Verhalten klassischer Kredithaie, die dir im vollen Bewusstsein Kredite zu nicht bedienbaren Konditionen gewähren, um dich danach komplett auszunehmen.

  • Du kannst nicht zahlen, OK, dann gehört jetzt das, das und das, Einfluss, Rohstoffe, Infrastruktur, uns...

    Wenn ich Geld in Milliardenhöhe verleihe, verlange ich eben auch Sicherheiten, falls der Schuldner zahlungsunfähig wird. :ahnungslos:

    Die Bedingungen sind allerdings eher Knebelverträge, samt Geheimhaltungsklauseln und Einfluß auf die Politik, die maximal den Machthabern nutzen.

    Aus meinen anekdotischen Eindrücken z.B. in Gambia und Äthiopien ist der Bevölkerung die einseitige Natur der Deals und jahrelange Abhängigkeit auch durchaus bewusst.

  • Was ist dann denn mit Tadschikistan und Kirgistan passiert?

    Sie haben sich völlig verschuldet und damit mehr oder weniger in chinesische Hand begeben. Beide Länder sind Schuldner von Chinas Exim Bank. So ein chinesisches Konstrukt, welches völlig abseits der regulären Marktbedingungen agiert und in erster Linie dazu dient, die Einflusssphäre Chinas auszudehnen.


    Das ist zumindest bei Tadschikistan soweit gegangen, das Wohl und Wehe der Wirtschaft massgeblich vom Gutdünken Chinas abhängig ist. China ist jetzt halt aber mehr so der Don Corleone der Investoren und da geht es dann so: Du kannst nicht zahlen, OK, dann gehört jetzt das, das und das, Einfluss, Rohstoffe, Infrastruktur, uns...

    Und wie empfindet man (Das Volk) jetzt die Russen an sich und speziell die Einmischung bzw. ihre "Hilfe" in Kasachstan? Immerhin leben in Kasachstan so um die 50 Ethnien, die Russen bilden dort die größte Minderheit, mit über 20%.

    Das kommt jetzt ganz darauf an, wo man hin schaut. Meine Familie gehört zum russisch-deutschen Anteil der Bevölkerung. Man muss dazu wissen, das das Verhältnis von Russen und Kasachen nicht das beste ist. Der Kasache ist was den Umgang mit Minderheiten angeht auch nicht immer ganz sauber. Bei den Russen kann man nicht viel machen, da Russland das sehr genau beobachtet, aber ein Russe wird z.B. nie in ein hohes politisches Amt kommen.


    Die breite Masse wird es aber gar nicht wahrnehmen.


    Das Alles ist jetzt sehr aufgeblasen. Natürlich hat sowas immer eine gewisse Eigendynamik die man nicht unterschätzen darf. Aber rein vom Anteil der Bevölkerung her ist das was da demonstriert eine gut besuchte Pegida- / Querdenkerdemo. Mit klar grösserem Gewaltpotenzial, aber die meisten Menschen bleiben zu Hause oder sind zu weit weg von dem Ganzen. Meine Familie lebt in der Nähe von Almaty, aber ausser das man weiss das da was los ist, beeinflusst es die Menschen nicht weiter.


    Ich denke auch nicht, das Russland bleiben wird und Ansprüche stellt ähnlich wie in der Ukraine. Damit würde man das eigene Bündnis torpedieren was man installieren will. Das ganze ist natürlich auch ein starkes Zeichen nach innen. „Schaut, wir kümmern uns um unsere Leute.“

  • China agiert aber nicht immer und unbedingt so, wie sasa hier richtig als "Kredithai" charakterisiert.


    Als Beispiel möchte ich hier auf Varoufakis verweisen, der meinte, Syriza hätte damals durchaus einen für beide Seite vorteilhaften Deal über den Verkauf des Hafens Piräus ausgehandelt, der sogar insbesondere die Interessen der griechischen Arbeitnehmer berücksichtigt hätte.


    Dieser Deal kam dann allerdings nicht zustande, weil er von der Troika blockiert wurde und es wurde ein anderer Vertrag aufgesetzt.


    Das ist jetzt natürlich eine einzelne Stimme, und ich habe den Link gerade nicht zur Hand, aber wenn die Gegenseite eine gute Verhandlungsposition hat, nehmen die Chinesen wohl auch Deals, die nicht erpresserisch sind.


    Ähnliches höre ich auch in Bezug auf das chinesische agieren in Afrika, welches sich wohl immer wieder positiv von westlichen Akteuren unterscheidet.


    Insgesamt ist die Lage aber für mich sehr schwer einzuschätzen. Und ich halte für gesichert, dass die Chinesen auch immer wieder "predatory", wie die Amerikaner sagen, also "raubtierhaft" agieren.

  • Es geht weniger darum, dass die Deals selbst erpresserisch sind, oft sind sie wohl auf dem ersten Blick fair und insbesondere auch interessant für Länder die sonst wenig Investitionen bekommen, aber im Konfliktfall scheint der Handlungsrahmen für die chinesische Seite sehr groß zu sein. Ich sehe es eher so wie den Paten am Hochzeitstag seiner Tochter um einen Gefallen zu bitten, irgendwann kommt der Tag.

    Ansonsten geht es natürlich auch einfach um Stimmen und Einfluss, das lässt man sich auch was kosten ohne auf "Werte" angewiesen zu sein.

  • Gerne.


    Ich wollte die Kreditnehmer-Seite auch nicht völlig von der Verantwortung befreien. Aber es ist halt immer auch eine Frage der Möglichkeiten. Keine Bank würde hier Kredite vergeben, da früher oder später eine Aufsichtsinstanz dazwischen grätschen würde oder das Rating der Bank aufgrund der "faulen Kredite" herabgestuft würde.


    Die China Exim Bank ist eine Staatsbank und das Rating an das vom chinesischen Staat gekoppelt. Die können quasi machen was sie wollen und handeln in erster Linie im Staatsauftrag. Das ist wie ExilRoter es beschrieben hat, ein gewisses Kalkül. Man vergibt die Kredite wohl wissend, das man das Geld nicht wieder sieht und stellt dann Ansprüche.


    Beide Nationen, Kirgistan und Tadschikistan haben auch Bodenschätze, die die einheimische Infrastruktur kaum oder noch gar nicht fördern kann. Dann kann der liebe Onkel aus China natürlich sagen, OK, ihr habt Kredit X bei uns, dafür bekommen wir das Schürfrecht und nimmt als Zins den Gewinn der nächsten Jahrzehnte mit.

  • Interessante Analyse.


    Bislang ging ich davon aus, das der Rückzug Nasarbajews eher taktischer Natur war. So nach dem Motto; der Böse ist weg, jetzt geht wieder arbeiten.


    Sollte Toqajew sich so wirklich von seinem Ziehvater gelöst und gleichzeitig die Russen ins Land geholt haben, muss Putin ihm viel dafür geboten haben.


    Frage ist, was wollen sie? Will Toqajew jetzt alleine an die Tröge und sich die Taschen voll machen? Will Russland wirklich bleiben und einen kasachischen Brückenkopf? Almaty war lange die Hauptstadt und in der Region leben noch viele russisch-stämmige Menschen. Ist aber strategisch an nem eher ungelegenen Ort…


    Was werden die Kasachen dazu sagen und was all die Beamten, die dank und durch Nasarbajew an ihre Posten kamen? Alle entlassen? Eine komplette Verwaltung auszutauschen wird nicht gehen. Hat Deutschland nach dem 2. Weltkrieg auch nicht geschafft.


    spannend…