Politischer Zoff-Thread oder so

  • Nein, aber man könnte sich auf die Straße kleben, um auf den Klimawandel aufmerksam zu machen.

    All die vielen Probleme, die Kai in stiller Stunde erkannt hat, haben Ursachen und Verantwortlichkeiten. Ich sträube mich dagegen, ein „wir“ als Auslöser anzuerkennen. Wir sind alle und damit keiner und Kopp in Sand.

    Ich bin schon dafür, sich einzumischen und Verantwortlichkeit zu benennen.

  • Es geht in wichtigen Feldern nur mit Ziele vorgeben, Regelungen und auch Verboten, um irgendwann auch mal etwas umzusetzen, da diese in der Vergangenheit nie den Erfolg für die breite Gesellschaft hatten. Tempolimit ist ein gutes Beispiel dafür. Wenn man CO2 eindämmen möchte ist das eine Maßnahme, die sofort funktioniert. Im Interesse eines Großteils der Gesellschaft sollte das nicht mehr groß diskutiert werden müssen. Das gleiche gibt für Perversitäten in Massentierhaltung und Zuckerlobby.


    Wir sollten zu allererst aufhören zu glauben, mit einem Appell an die Bevölkerung könnten wir die dringend notwendigen Schritte umsetzen.


    Dieses ist Land ist dank größer werdender Schere zwischen arm und reich, krank und gesund etc. derart gespalten, dass das keine Basis ist, auf der ein Zusammenhalt zu erwarten ist, der uns Klimazielen oder Tierwohl näher bringt.


    Die Politik muss aufhören, ihre Verantwortung auf die Bürger abzuwälzen.


    Wie lange hühnern wir um die aktuellen Themen schon herum? Wie lange ist klar, dass es dringend Maßnahmen für Klima, Tierwelt und letztlich unser Ökosystem braucht?


    Wir sind kein kleiner Stamm, der abends am Feuer irgendwas für alle tragbares beschließt.


    Die Trägheit und Interessensteuerung durch die Wirtschaft lässt uns in beinah allen Belangen international zum Entwicklungsland verkommen.


    All das ist mMn vor allem das Ergebnis jahrzehntelanger Politik von ü60 Leuten, denen es im Arsch von Wirtschaftsbossen zu gut ging.

  • Kais Frage, ob wir in Deutschland über unsere Verhältnisse gelebt haben, kann vermutlich nur mit global-galaktischen Zusammenhängen geklärt werden.

    Neu ist das aber eigentlich nicht. Schon in den 70er Jahren hat ja der Club of Rome davor gewarnt, dass die Strategie des ewigen ökonomischen Wachstums auf Dauer die Ressourcen des Planeten überfordern werden. Dabei beruht unser Wohlstand zu einem guten Teil auch darauf, dass es große Armut in anderen Teilen des Planeten gibt.

    Auch der demographische Wandel ist keine überraschende Entwicklung, die uns plötzlich überrollt und zu großen Verwerfungen in den Sozialsystemen und im Gesundheitswesen führt.

    In den 90er Jahren rieben sich viele Deutsche verwundert die Augen darüber, dass in Italien bessere Autobahnen gebaut wurden, als hier. Wie konnte das denn bitte sein? Der Mythos von "Made in Germany" bröckelte. Das war die Hochzeit des Neo-Liberalismus. Wir mussten dagegen halten, besser werden. Der Konkurrenzkampf in der globalisierten Welt wurde ausgerufen. Kinder sollten am besten mit 3 Jahren Fremdsprachen lernen, Reitunterricht, Klavierunterricht und Mathe-Nachhilfe bekommen, um nicht im späteren Leben völlig chancenlos zu sein.

    Das war wohl das endgültige Ende jeder Vorstellung einer solidarischen Gesellschaft.

    Aus der Traum der Flower-Power Generation. Die hatte ihrerseits mit dem schönen, aber leider naiven Traum von einer friedlichen Welt schon früh die Augen vor der Realität verschlossen.

    Der Klimawandel setzt dem Ganzen die Krone auf. Und er schließ den Kreis.

    Ja, ganz eindeutig. Wir werden erhebliche Veränderungen erleben. Aber auch das ist nichts Neues. Ein kurzer Blick in die Geschichtsbücher zeigt, welche langfristigen Auswirkungen soziale Ungleichheit und klimatische Veränderungen bewirken.

  • Ja, haben wir Kai ! Eindeutig!


    Und das nicht zu knapp. Wir haben nicht nur sämtliche Investitionsmöglichkeiten verschlafen, sondern auch die dringend notwendigen. Wir haben billige Rohstoffe aus Ländern bezogen, von den wir wussten, dass wir politisch mit denen nicht annähernd auf einen gemeinsamen Nenner kommen würden. Wir haben stetig eigene Schlüsseltechnologien nach China und andere Staaten verkauft, um schnell das große Geld zu machen. Die Liste könnte ich noch weiter führen.


    Das ganze Dilemma müssen wir nun ausbaden.

    NEIN!

    "Wir"... wer soll das sein? Wir alle? Ich behaupte mal, das keiner von "uns" von irgendwelchen Veräusserungen von Schlüsseltechnologien profitiert hat. Ganz im Gegenteil, waren damit auch immer Arbeitslosigkeit und sozialer Abstieg einhergehend.

    Profitiert haben nur die "Reichen", die, die von der Politik gepampert werden und die der Politik vorgeben, was gemacht werden muss.

    Dein letzter Satz allerdings stimmt. Wir werden es ausbaden (bezahlen) müssen. Das Geld was verdient wurde ist nämlich nicht mehr hier...

  • Oh, die konkrete Diskussion ist jetzt philosophisch.


    Es gibt Zweifel daran, ob wir über unsere Verhältnisse gelebt haben und leben? Ernsthaft? Dann nehmen wir doch einfach den nachfolgenden Eintrag...

    Das sehe ich eben nicht so. Ich wiederhole mich gerne. Auch bei Wohnmobilen und allg. leichten Nutzfahrzeugen sehe ich Vorteile.

    Es fehlen eigentlich nur noch die Kreuzfahrtschiffe und die Malle-Flugreisen, dann wäre die obige Frage für einen ausgesprochen plakativen Bereich deutlichst beantwortet. Oder kann sich wirklich jemand vorstellen, dass wir die afrikanische Bevölkerung ebenfalls grossflächig zur Freizeitgestaltung mit Wohnmobilen ausstatten wollen? Eher nicht.


    Und Ja, es ist nur ein Beispiel für den obszönen Wohlstand und die obszöne Verschwendung, die wir inzwischen als normal ansehen (ich im übrigen auch, dies zum philosophischen Teil).


    Vielleicht sollten wir uns mal mit der Rechtfertigung beschäftigen, auch da hilft der Eintrag weiter:

    Zitat

    Wenn es nirgends was taugt, dann setzt es sich nicht durch und wenn ein paar Bugattis damit rumfahren, dann macht das den Kohl nicht fett.

    Genau das ist es: wir individualisieren unseren Anteil und dann ist er so klein, dann müssen wir uns nicht mehr damit beschäftigen. Und ja, es geht mir genau so: nur 0,9% des Stroms in Österreich werden für den Skitourismus verbraucht, warum soll ich also handeln (also unterlassen natürlich)? Ich habe zu dem Thema gestern zwei Filme gesehen, muss ich erst mal drüber nachdenken. Und zwar - ganz witzig - weil, es gibt vielleicht Alternativen anstatt des Gesamtverzichts. Einer der Filme handelte davon, aber ob das wirklich so geht, muss ich mal in Ruhe für mich klären.


    Aber zu einem weiteren Punkt:

    Zitat

    Ich verstehe das Problem überhaupt nicht, warum da so ein Fass aufgemacht wird. EU hat es versprochen nach einer Öffnungsklausel zu suchen und dieses nicht eingehalten. Im Koalitionsvertrag steht es drin und das Wirtschaftministerium hat sich auch für die Öffnungsklausel stark gemacht.

    Das hier war mir gestern keinen Eintrag mehr wert, aber heute dann doch: denn es zeigt mal wieder, wie schnell man den Scheiss der FDP nachplappert (oder, in anderem Zusammenhang den von Söder, der ja ständig das Verbieten verbieten will und den Cannabis-Konsum mit dem Bier in der Hand geißelt): der Prüfungsauftrag bzgl. der Öffnungsklausel an die Kommission (nicht die EU) steht genau in dem Gesetz, welches die FDP jetzt im Alleingang verhindert, nachdem sie ihm vorher zugestimmt hat. Die FDP regt sich also darüber auf, dass es noch keine Prüfung und keinen Entwurf gibt, den es deswegen nicht gibt, weil die FDP den Auftrag verhindert zur Prüfung und Erstellung eines Entwurfs. Im übrigen sagt selbst die Lobbyvereinigung der Automobilindustrie - und auch das Umweltministerium, aber die sind ja sowieso grünversifft -, dass sie überhaupt nicht wissen, wie man Fahrzeuge bauen soll, die lediglich eFuels verbrennen können, weil eFuels nun einmal chemisch (Achtung, es folgen wissenschaftliche Fakten) komplett identisch sind mit fossilen Brennstoffen. Und die Tankstutzenlösung würde zu einem zusätzlichen Versorgungsnetz führen - und wäre leicht zu umgehen, in dem man an den Tankstutzen geringfügige Modifikationen vornimmt (Quelle: Lage der Nation, aber die haben ja sowieso keine Ahnung, wie ich hier gelernt habe, deswegen spare ich mir das Zitat zu der Recherche).


    Aber wir können ja wieder Farbstoff beimischen...


    Und tatsächlich - und damit sind wir wieder bei der philosophischen Ebene - geht es ja um etwas ganz Anderes, was man zB. daran sehen kann, dass schon die ersten Anzeigen in Zeitungen auftauchen, in denen man damit wirbt, die jetzt einzubauende Ölheizung sei ja schließlich "eFuels-ready" und damit zukunftssicher: es wird ein rosa Elefant vorgeführt (eFuels, neue Technologien, die es nicht gibt, sinnfreie Technologieoffenheit, Kernfusion und Kernenergie, Senf an der Decke, was weiss denn ich) und der rosa Elefant ist dann der Grund, warum man nichts ändern muss. Und der Bär in Form eines Teils der BürgerInnen freut sich, weil ihm der Pelz gewaschen wird (wir kümmern uns durch rosa Elefantentechnologien um die Klimakatastrophe), ohne dass er auch nur ein bisschen nass wird, d.h. ein bisschen Verzicht üben muss.


    Ein anderes Beispiel gefällig: während unter Anderem GB einen hohen Zuckerzusatz in Lebensmitteln mit Strafsteuern belegt und damit eine signifikante Verringerung des Zuckers in Lebensmitteln erreicht, wird in Deutschland schon gegeifert, wenn die Werbung für solchen Dreck ein bisschen zeitlich beschränkt werden soll. Kann man sich nicht ausdenken, ist aber Realität.


    Ja, wir brauchen einen breiten gesellschaftlichen Konsens, aber dafür erforderlich ist, dass eine erhebliche Mehrheit erst einmal bereit ist, zu akzeptieren, dass wir was ändern müssen, und dass dadurch Vieles anders, manches schlechter und Einiges besser wird.


    01

  • Ich dachte es sei offensichtlich, dass ich mit „Wir“ nur den Staat Deutschland meinen konnte. Wie soll ich bitte Aussagen über jedes in Deutschland lebende Individuum treffen können?


    Verschlafen haben Politik und Wirtschaft in Deutschland in den letzten 15 Jahren nicht nur die gesamte Digitalisierung, sondern auch notwendige Investitionen in Klimaschutz, Bildung, Sicherheit und Infrastruktur. Von großen Reformen im Gesundheitssektor, der Pflege und Rente zum Beispiel mal ganz zu schweigen, die nicht stattfanden bzw. immer weiter nach Hinten verschoben worden.


    Selbstverständlich fallen all diese Verfehlungen auch auf die Menschen, die in dem Land leben, zurück. Jeder merkt zum Beispiel, dass die Mobilnetzabdeckung in ländlichen Gebieten auf Sri Lanka besser ist, als in Deutschland im Oberharz oder in der Lüneburger Heide. Mit Karte kann man immer noch nicht überall zahlen, mit Handy wird’s dann schon ganz dünn. Für die Einführung der elektronischen Übertragung von Krankmeldungen brauchen wir Jahre Entwicklung. Ach, da könnte ich noch so lange weiterschreiben, aber es ändert ja nichts daran, dass der Staat eben über den Verhältnissen gelebt hat.


    Müssen wir halt alles jetzt im Schnellverfahren nachholen. Ist eben megateuer.

  • Verschlafen haben Politik und Wirtschaft in Deutschland in den letzten 15 Jahren nicht nur die gesamte Digitalisierung, sondern auch notwendige Investitionen in Klimaschutz, Bildung, Sicherheit und Infrastruktur. Von großen Reformen im Gesundheitssektor, der Pflege und Rente zum Beispiel mal ganz zu schweigen, die nicht stattfanden bzw. immer weiter nach Hinten verschoben worden.

    Leg mal auf deine 15 Jahre noch 30 Jahre drauf. Dann biste mitte/ende der 70er und könntest recht haben.Da ungefähr fing die ganze Scheisse an.

  • Ich habe tatsächlich auch sehr lange gebraucht, bis ich verstanden habe, dass die "geistig-moralische Wende" nicht etwa eine war hin zu mehr moralisch-christlichen Werten, sondern diejenige zu einer wirtschaftlich amerikanisierten Gesellschaft mit möglichst wenig (Sozial-) Staat und möglich viel ungebremsten Turbokapitalismus. Der Weg in die Klassengesellschaft übelster Art.


    Und Ja, da fing die Scheisse an, das ist wohl so. Allerdings ist das, was Herr Kohl damals wollte, natürlich Ponyhof gegen das, was solche Typen wie Lindner, Merz und Söder heute wollen - und zu grossen Teilen bekommen (haben).


    Und ja, vor 30 Jahren sagte mir der "Club of Rome" schon etwas, nur nichts, was irgendwelche signifikante Spuren in meinem Denken - und damit in meinem Handeln - hinterlassen hat. Leider!


    02

  • Ja, wir brauchen einen breiten gesellschaftlichen Konsens, aber dafür erforderlich ist, dass eine erhebliche Mehrheit erst einmal bereit ist, zu akzeptieren, dass wir was ändern müssen, und dass dadurch Vieles anders, manches schlechter und Einiges besser wird.

    Um mal Beispiele zu nennen, wo Dinge früher auf der Verbotsebene trotz eminenter Lobbyarbeit auch einmal funktionierten: Werbeverbot von Tabak, Anschnallpflicht oder Rauchverbot in öffentlichen Einrichtungen. Das waren Angelegenheiten mit großem Nutzen für unsere Gesellschaft, aber sie wirken völlig aus der Zeit gefallen.


    Bei keinem dieser Themen kann ich mir heute vorstellen, dass man sie nochmal so verabschieden könnte, weil die Bereitschaft von Kleinstparteien und ultrareichen Splittergruppen so etwas mitzutragen oder überhaupt zu diskutieren, viel geringer geworden ist. Das schlägt sich dann natürlich auch auf die breite Masse aus. Jede Wette, die FDP-Fuzzies heute würden der Tabaklobby das Wort reden und sowohl Werbe- als auch Rauchverbot boykottieren wegen persönlichem Freiheitsschwachsinn und dem üblichen pseudo-liberalen Gefasel.


    @prickelpit sagt ja sinngemäß zunächst bräuchte es den Konsens in der Gesellschaft, bevor man Dinge regelt. Da stimme ich zu, nur denke ich, dass ein Großteil der Gesellschaft bereits diesen Konsens gefunden hat, aber leider schon lange vergeblich darauf wartet, dass die Entscheider verantwortlich handeln und den Konsens gegen Partikularinteressen durchsetzen. Leider überbewerten wir die Einzelmeinung mittlerweile so hoch, dass wir im Prinzip gar nichts Wesentliches mehr regeln, sondern einfach liegenlassen, bis es uns sehr schmerzhaft auf die Füsse fällt.

  • Russendisko.


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  • Club of Rome sagte mir in den 70ern schon was und meine Erfahrung bist heute, wenn ich auf vieles, was hier gerad so geschrieben wurde hinwies, kam meist ein "mach dir das Leben doch nicht so schwer".

    In letzter Zeit waren es meist Anrufe (besonders hier), ich würde nur mein Land schlecht machen wollen und solle doch nach Afrika gehen.


    "Leute, entscheidet euch mal, in welche Richtung ihr denken wollt." möchte ich da zurückrufen.

  • Wissing setzt auf Erfahrung und Eigenverantwortung bei den älteren Verkehrsteilnehmern.


    Nun, dann braucht einem ja nicht Angst und Bange werden.


    Eigenverantwortung können wir in Deutschland. Zigfach bewiesen, z.B. beim Klimaschutz oder jüngst während der Pandemie.


    Rücksicht und das Allgemeinwohl haben alle täglich auf dem Butterbrot.


    Klar, gerade die alten, überhaupt nicht engstirnigen Verkehrsteilnehmer sind ja bekannt dafür, ihre eigene Tauglichkeit nicht zu überschätzen und ständig kritisch zu hinterfragen.



    Ich kann das alles nicht mehr. Dieser Typ ist unerträglich dämlich in seinen Ansichten.