Hannover/Bremen. Er will sie alle – und er kriegt ganz viele. „Ich will Dich!“ – mit diesem Slogan wirbt Thomas Schaaf seit Wochen auf Großplakaten in Bremen darum, dass immer mehr Menschen Mitglied beim SV Werder werden. Der Trainer zeigt direkt auf den Betrachter, die Ähnlichkeit mit der Rekrutierungskampagne der amerikanischen Armee („Uncle Sam wants you!“) ist gewollt und die Aktion Teil einer Mitgliederoffensive, bei der die Bremer ebenfalls meisterlich sind.
In den vergangenen Monaten hat es in der Fußball-Bundesliga einen erstaunlichen Mitgliederboom gegeben, viele Klubs wie der SV Werder bemühen sich mit kreativen Ideen und großem Werbeaufwand darum, den Fan nicht nur ins Stadion, sondern auch in den Verein zu locken. Im Sommer 2001 hatten die 18 Erstligisten insgesamt knapp über 200 000 Mitglieder, mittlerweile sind es rund 300 000, Tendenz rasant steigend. Werder Bremen hat die Mitgliederzahl in den vergangenen Monaten gar vervierfacht. Nach dem Start der „Ich will Dich“-Aktion am 1. Dezember 2003 hatte sich der Verein vorgenommen, in zwei Jahren 2000 neue Mitglieder zu werben, sagt Michael Rudolph vom SV Werder, schon nach vier Wochen war das Ziel erreicht. Der VfB Stuttgart hatte Anfang der Saison 8000 Mitglieder, mittlerweile sind es fast 22 000.
Immer mehr Anhänger bringen über die früher von vielen als spießig empfundene Vereinsmitgliedschaft zum Ausdruck, dass sie Teil der Mannschaft sind, die sie unterstützen. „Die Mitgliederentwicklung bei uns zeigt, dass sich die Leute nicht nur für einen Abend mit Werder verbrüdern“, sagt Bremens Bürgermeister Henning Scherf.
Der Boom ist erstaunlich, weil mit der Mitgliedschaft besondere Vorteile nur dort verbunden sind, wo Stadien oft ausverkauft sind, zum Beispiel bei wichtigen Champions-League-Spielen des FC Bayern, mit fast 100 000 der deutsche Mitgliedsmeister. Übersteigt die Kartennachfrage das Kartenangebot, werden Fans mit Mitgliedsausweisen bevorzugt. Dass man als Mitglied Klubchefs wählen oder abwählen kann, war früher für viele der Reiz; seit die Klubs moderne Unternehmen sind, ist das fast nirgendwo mehr möglich. So können etwa bei Hannover 96 Mitglieder nur den Aufsichtsrat wählen, der dann den Vorstandsvorsitzenden bestimmt.
In Hannover blickt man neidisch auf die Entwicklung bei der Konkurrenz, die Mitgliederzahl ist seit Jahren rückläufig und aktuell mit 1800 eine „Katastrophe“, wie Klubchef Martin Kind findet. Von Aufsichtsratschef Harrald Wendt zweimal angeschobene Werbeaktionen verliefen im Sande, weil 96 zu teuer ist und zu wenig bietet. Doch das soll sich ändern. Kind hat sich in Stuttgart und Bremen erkundigt und eine Arbeitsgruppe gebildet. „Das Thema ist wichtig, da müssen wir ran“, sagt er. Am 25. Mai soll das neue Konzept präsentiert werden, und Jörg Voltmer aus der Arbeitsgruppe sagt: „Wir wollen die Fans emotional an 96 binden. Die Leute dürsten doch danach.“ Eine professionelle Werbeoffensive soll die Sache begleiten.
Bislang zahlen aktive 96-Mitglieder rund 130 Euro im Jahr, passive genausoviel, ohne dass sie Interessantes davon hätten. Die neue Passivmitgliedschaft soll künftig nur noch rund 60 Euro kosten, außerdem soll es exklusiv für Mitglieder Vorteile beim Kartenerwerb oder Preisnachlässe bei Fanartikeln geben. „Unser Paket wird interessanter als das von Werder und Bayern“, verspricht Voltmer, der hofft, auch Sponsoren ins Boot zu kriegen. Aus 1800 Mitgliedern sollen so in den nächsten drei Jahren 5000 Mitglieder werden. „Was die Bremer können, das können wir auch“, sagt Voltmer
Wie denkt ihr darüber!!Ich wollte auch schon immer Mitglied bei Hannover 96 werden, aber es war mir immer viel zu teuer!!!