• Ein brauchbarer Schritt könnte es sein, eine automatisierte Abfragemöglichkeit aktueller Preise an jeder Tanke zwingend vorzuschreiben. Gegen eben diese automatisierte Abfrage wehren sich die MÖ-Konzerne derzeit ja durch ein vorgeschaltetes Captcha.


    Wenn aber eine Preisangabe in einem standardisierten Format abrufbar ist, könnte man eine Funktion zum Preisvergleich unter Berücksichtigung der Entfernung in Navis und Smartphones integrieren. Damit würde die Preissensitivität der Kunden quasi automatisiert steigen - vielleicht könnte das dem Wettbewerb wieder auf die Sprünge helfen.

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    Könntest du kurz die Kritikpunkte an diesem Modell nennen?


    Kann ich. Sogar kurz und knackig: Es hat am Preisniveau nichts geändert.


    @Musketerr: Im Prinzip könnte man Dir recht geben. Aber mal abgesehen davon, dass "die Leute" ja sogar bei zwei direkt nebeneinander liegenden Tankstellen oft nicht geneigt sind die günstigere zu wählen, frage ich mich, wie das denn aussehen soll: Eine Verpflichtung, die Preise im Internet zu veröffentlichen? Eine Verpflichtung? Mit welchem Recht denn? Was ist mit dem Lebensmittelhandel - soll der das auch müssen? Oder Baumärkte?

  • @ Stephan: Wenn also eine bessere Vergleichsmöglichkeit durch 24-Stunden konstante Preise nichts am Preisniveau ändert, dann ändert am Preisniveau auch nicht, dass Autofahrer heute zu ARAL, morgen zu Esso und übermorgen zu BFT fahren. Dann brauchen wir auch nicht das von dir beschriebene Verhalten von Lieschen Müller oder Max Mustermann kritisieren.


    Kurze, knackige Antworten haben viel für sich...

  • Im Lebensmitteleinzelhandel (und wohl auchbei den Baumärkten) funktioniert das Wettbewerbsprinzip ja offensichtlich. In keinem Land der Welt ist m.W. die Gewinnmarge bei Lebensmitteln so gering wie in Deutschland (wobei das natürlich auch gewisse nicht wünschenswerte Auswüchse nach sich gezogen hat).


    Aber das Kartellamt hat ja höchstselbst festgestellt, daß der Wettbewerb auf dem Benzinmarkt eben nicht funktioniert. Die Kraftstoffpreise und die Renditen der MÖ-Konzerne liegen deutlich über dem Niveau, das sich bilden würde, wenn tatsächlich Wettbewerb herrschen würde. Ganz offensichtlich ist es Shell & Co. also gelungen, den Wettbewerb auszuhebeln, auch wenn keine formale Preisabsprache nachgewiesen werden konnte. Aus den sich ergebenden Überrenditen sollten die Zusatzkosten für den Betrieb eines solchen Meldesystems locker zu tragen sein.

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    Im Lebensmitteleinzelhandel (und wohl auchbei den Baumärkten) funktioniert das Wettbewerbsprinzip ja offensichtlich. In keinem Land der Welt ist m.W. die Gewinnmarge bei Lebensmitteln so gering wie in Deutschland (wobei das natürlich auch gewisse nicht wünschenswerte Auswüchse nach sich gezogen hat).


    Und woran liegt das Deiner Meinung nach? Immerhin gibt es auch nicht mehr Lebensmittelketten als Mineralölgesellschaften. Ganz ohne staatliche Regulierung liefert sich der Einzelhandel einen scharfen Wettbewerb.

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    Da gibt es ja ein Tankstellenmarktpendant: Die freien Tankstellen. Oder Jet oder Star. Der Unterschied ist nur, dass die Kunden eben - anders als bei den Albrechts - diese nicht so zahlreich annehmen.
    Sie sind eher geneigt zu glauben, dass Milbona-Milch genauso gut wie Hansano-Milch ist, als zu glauben, dass der Sprit bei Deppe soviel taugt wie der bei Shell. Viele jedenfalls.

  • Wo ist denn da bitte der Zusammenhang?
    Das Problem ist - in beiden Fällen - dass sich die Kunden nicht um den Preis zu scheren scheinen.


    Der Zusammenhang ist einfach: Wenn ich entweder keine Chance habe, wirklich zu vergleichen (durch stündlich veränderte Preise) oder dieser Vergleich zu aufwendig (zeitlich und finanziell ) ist, wird auch nicht oder wenig verglichen. Das kommt dann so an, dass sich die anscheinend nicht um den Preis scheren.


    Bei mir zum Beispiel wäre ein Preisvergleich bei dieser 24 Stunden-Regel optimal: Ich fahre auf den Weg zur Arbeit ca 75 km und komme dabei an 6 oder 7 Tankstellen vorbei. Auf der Rückfahrt abends würde ich dann dort tanken, wo ich morgens den besten Preis gesehen habe. Damit wäre zumindest sicher gestellt, dass derjenige den meisten Umsatz macht, der den günstigsten Preis bietet ( alle anderen Faktoren mal aussen vor gelassen). Wenn dieses Käuferverhalten dazu führt, dass das Preisniveau sinkt, dann ist die 24-Stundenregel zu begrüßen. Wenn das Preisniveau jedoch unabhängig vom Käuferverhalten und damit von Vergleichen ("ich tanke immer bei ARAL", "wegen 1 Cent stehe ich keine halbe Stunde an oder mache einen Umweg von xy Kilometern") ist, dann bleibt selbstverständlich auch die 24-Stunden-Regel wirkungslos. Ich habe den Verdacht, dass das Letztere der Fall ist und somit ist auch der Hinweis, dass sich die Käufer nicht oder nicht genug vergleichen, obsolet.

    • Offizieller Beitrag

    Bei uns hier sind es eben nicht nur "2 Straßen", sondern etliche Kilometer.


    Selbst wenn Du dann doch die günstigste Tanke erwischt, dürfte die Wahrscheinlichkeit hoch sein, dass Du durch die Fahrerei die Ersparnis wieder verfahren hast. Ganz abgesehen von der verschwendeten Zeit (Du arbeitest ja schließlich auch nicht umsonst, also muss man da eigentlich einen Stundenlohn veranschlagen).


    Ich persönlich prüfe kurz vor dem Tanken die Tankstellen in der Nähe erstmal per App (Clever tanken) und verifziere das dann noch kurz auf der Internetseite der Tanke. Dabei hat sich in meiner Gegend zuletzt fast immer die HEM in der als günstigste Tankstelle erwiesen. Die melden ihre Preise auch erfreulicherweise automatisiert an Clever Tanken - löblich.

  • Was mir seit einigen Monaten immer auffällt:
    Der Sprit "bei euch" in Hannover ist 'ne ganze Ecke günstiger als "bei uns" hier in der Schaumburger Provinz...
    Während an der hannoverschen Esso der Liter Super für 1,48€ über'n Tresen geht, löhnt man an den rintelner Esso-Stationen geschlagene 9ct mehr pro Liter.


    Bis vor 2-3 Jahren, wo ich noch tagtäglich in der schönsten Stadt der Welt weilte, war es genau umgekehrt.
    "Damals" versuchte ich nicht in Hannover zu tanken. Jetzt verbinde ich jede Fahrt in hannoversche Gefilde mit einem Tankstellenbesuch.


    Montags früh and der JET geht eigentlich immer günstig. Musst halt nur aufpassen, dass Du keine Zeit erwischt, an der sich die Schlangen bis hinter den Marktkauf ziehen.

    • Offizieller Beitrag

    Viielleicht liegt wie immer die Wahrheit irgendwo in der Mitte. Aber hier in Großstadt kann man dieses Phänomen natürlich besser betrachten: Es gibt genug Straßen an denen mehr als eine Tankstelle liegt. Ich glaube nicht, dass es etwas mit fehlender Vergleichbarkeit zu tun hat, wenn die Kunden bei der Shell, statt bei der direkt daneben liegenden JET tanken.
    Klar: Das ist bei weitem nicht bei allen Tankstellenkunden so und manch einer hat wirklich kaum eine Chance das günstigste Angebot zu nutzen - geschweige denn ein anderes System bei den Preisveränderungen zu erkennen als das, dass der Preis offensichtlich immer dann am höchsten ist, wenn ich tanken muss...
    Und es ist auch klar, dass die Mineralölkonzerne genau das erreichen wollen: Man kann die Preise nur schwer vergleichen - eben wegen der ständigen Preisänderungen.


    Wenn aber alle, die die Möglichkeit dazu haben, konsequent die günstigste Tankstelle (die in der Nähe ist) nutzen, dann wird es schwierig ein hohes Preisniveau zu halten.
    Beim Nutzen der um einen Cent günstigeren Tankstelle zwei Straßen weiter geht es gar nicht darum, für diese Tankfüllung real Geld zu sparen (Anfahrt vs. Ersparnis), sondern seine Marktmacht als Kunde zu nutzen: Tanken die meisten bei der um einen Cent günstigeren JET, muss sich die Shell was einfallen lassen -> Preis senken. Funktioniert ja auch ein wenig, wie das Beispiel Denyo zeigt: Auf dem Land kann man nicht so leicht ausweichen, deshalb sind da die Preise meist höher.


    Ich will auch die Situation nicht Schönreden oder gar den Mineralölgesellschaften die "Verantwortung" absprechen.
    Aber ich bin ein großer Gegner von staatlichen Eingriffen - solange man diese vermeiden kann, solange sollte man diese auch vermeiden. Weil ich die Gefahr sehe, das man sonst irgendwann bei Brot- und Mietpreisfestsetzung und Fünfjahresplänen landen könnte.


    Die österreichische Regel klingt gut, hat aber ja nunmal (anscheinend) nichts gebracht bisher (die Preise haben sich nicht verändert). Und - um das nochmal deutlich zu machen - ist ein Eingriff in den Markt, den ich persönlich bedenklich finde.


    Kann man drüber streiten, weiß ich :)

  • @ Stephan:


    Dich als Gegner von staatlichen Eingriffen kann ich insoweit verstehen, wenn du sagst: Österreich hat ja nix gebracht und daher muss man diese Regel nicht haben.


    Ich sage: Diese Regel kann ja nicht schaden - selbst wenn sie am Ende nichts bringt. Wenn ich die beiden "Dämonen" - Staat oder Mineralölkonzern - fühle ich mich persönlich beim Staat relativ gesehen noch besser aufgehoben.


    Bein näheren Nachdenken über deine Argumente und meine Argumentation ist mir aufgefallen, dass wir beide wohl einen Denkfehler machen oder die Realität falsch einschätzen. Ich nehme jetzt mal meine Beispiel und deine Anforderung an das Käuferverhalten: Wenn ich und auch alle anderen Kunden abends zu der billigsten Tankstelle - die ich morgens ausgespäht habe - fahre, dann ist dort die Hölle los. Kilometerlange Schlangen vor den Säulen, während bei den anderen 5-6 Tankstellen keiner tankt. Es entsteht auf der einen Seite eine Wartezeit, die auch gerne mal 30 Minuten überschreiten kann. Auf der anderen Seite lockt eine Tankstelle, die zwar etwas teurer ist ( wir reden hier von Differenzen von max 3 Cent pro Liter, macht also bei 60 Litern 1,80 €), wo ich aber sofort drankomme. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich und auch ein paar andere Leute dieser Verlockung unterliegen. Und selbstverständlich alle, die einen Dienstwagen fahren und den Sprit vom Arbeitgeber bezahlen lassen. Insofern wird sich dieses Modell, dass die Kunden Marktmacht zeigen, nur bedingt umsetzen lassen.

  • Das Hauptproblem bei den Benzinpreisen ist m.E. dass die großen Mineralölkonzerne "vertikal" integriert sind; d.h. ebenfalls die Förderung, den Transport und die Verarbeitung des Öl kontrollieren.


    Sie sind schlau genug, den Großteil des Gewinns nicht bei den Tankstellen, sondern in den anderen Geschäftsfeldern anfallen zu lassen. Das ist - über interne Verrechnungspreise - für international tätige Konzerne relativ beliebig möglich. Damit können diese ebenfalls sehr weitgehend lenken, wo ihre Gewinne anfallen und in welchen Ländern sie Steuern zahlen. Die freie Tankstelle, die vielleicht einen Cent pro Liter billiger ist, ändert insofern nicht viel. Eben weil es nur eine Tankstelle ist, die keine Rohölfelder, keine Supertanker, keine Raffinerien, keine Pipelines oder Binnenschiffe besitzt - weil sie die erforderlichen Investitionen nicht tragen kann und zudem ein enormer zeitlicher Vorlauf erforderlich wäre.

  • Eben in Bad Oeynhausen gesehen:


    Aral 10ct teurer als die Shell direkt gegenüber. Und zwar durchgängig von Diesel bis Super. Foto leider verwackelt.

  • Was mir seit einigen Monaten immer auffällt:
    Der Sprit "bei euch" in Hannover ist 'ne ganze Ecke günstiger als "bei uns" hier in der Schaumburger Provinz...
    Während an der hannoverschen Esso der Liter Super für 1,48€ über'n Tresen geht, löhnt man an den rintelner Esso-Stationen geschlagene 9ct mehr pro Liter.

    Ich habe in den vergangenen Monaten exakt das Gegenteil beobachtet, und zwar im Vergleich Stadt Göttingen <-> ländliche Gegend in und um Alfeld. Mittlerweile meide ich Tankstellen in Göttingen, weil es eben bei uns auf dem Lande meist um 5-6 Cent, in Spitzen sogar bis zu 12 Cent billiger ist.

  • bei uns in lehrte waren gestern 11 cent preisunterschied je liter. auf eine entfernung von ca. 30 meter bzw gegenüber. kommt hier neuerdings öfters vor..und das nicht nur für 5 minuten, weil der pächter den preis nicht umgestellt hat.

  • weil der pächter den preis nicht umgestellt hat.



    Nur bei freien Tankstellen können die Pächter die Preise selber erstellen. Bei den ganzen Shell, Aral, etc. Tanken geschieht das zentral und ist von den Pächtern m.M.n. nicht zu beeinflussen.