NP: "Hauptsache weiter!"

  • "Hauptsache weiter!"


    96 leidet an kreativer Armut. Für Neumünster reicht es noch.


    Das Spiel war grausam, dennoch erreichte 96 durch das 3:0 gestern in Neumünster die zweite Runde im DFB-Pokal.


    VON ANDREAS WILLEKE
    NEUMÜNSTER. In Neumünster läuft die hannoversche Woche. Gestern schaute die Bundesligamannschaft vorbei, nächsten Sonntag kommen die Amateure. Der VfR spielt nämlich in einer Klasse mit der 96-Reserve, das hilft bei der Einordnung des Geschehens. Das Beste, was sich von der Erstrunden-Pokalpartie aus 96-Sicht berichten lässt, ist, dass der tiefe Fall vermieden wurde. „Hauptsache weiter, alles andere ist erstmal uninterressant“, fand Manager Ilja Kaenzig.
    Sollte dennoch der ein oder andere wissen wollen, wie sich 96 beim 3:0 in Neumünster präsentierte, erzählen wir das gerne. Also, das Wichtigste gelang, man machte Tore. Michael Tarnat köpfte zum richtigen Zeitpunkt die Führung (23.). Dennoch litt 96 an kreativer Armut.
    Vor allem Nebojsa Krupnikovic nutzte seine Chance im offensiven Mittelfeld nicht. Entweder versteckte sich Krupi zu weit hinten, oder seine Zuspiele landeten im Nirgendwo. Auch Tranquillo Barnetta enttäuschte in seinem ersten Pflichtspiel. Der Schweizer Nationalspieler traute sich im offensiven rechten Mittelfeld wenig zu. „Er war im Training viel besser“, meinte der 96-Trainer. Ewald Lienen sah, „dass Barnetta jetzt Spiele braucht“, um in Form zu kommen. Der 19-Jährige räumte artig ein, „es hätte besser sein können.“
    Das allerdings galt generell für die 96-Vorstellung. „Mit dem Spiel kann man nicht zufrieden sein“, schimpfte Lienen. „Wir haben momentan nicht die Mittel“, erkannte Tarnat, „um massive Abwehrreihen zu knacken.“ Ein bitteres Eingeständnis des Ex-Bayern. Wenn es nicht mal gegen einen Klub aus der vierten Liga gelingt Torchancen herauszuspielen, gegen wen denn dann?
    „Dazu hätte man man schnell Kombinationen über die Flügel aufziehen müssen“, ärgerte sich Lienen. Doch das Problem in offensivem Mittelfeld und Sturm ist noch nicht gelöst. 96 zeigte sich in etwa so kreativ wie eine Waschmaschine. Auch wenn man sauber aus der ersten Runde herauskam, mit so einer Offensiv-Leistung kann man einen stärkeren Gegner nicht überraschen.
    So fiel auch das zweite Tor durch eine Defensivkraft, Steven Cherundolo machte das 2:0 (53.). Spannend wäre es womöglich geworden, wenn Dariusz Zuraw in der 57. Minute den Schuss von Danilo Blank nicht noch von der Torlinie gekratzt hätte. So aber gelang dem eingewechselten Daniel Stendel nach Vorlage von Roman Wallner doch noch ein Stürmertor (86.). Gejubelt hat darüber keiner, auch von ganz hinten war das Spiel „nicht schön anzusehen“, meinte Torwart Enke. Nächsten Sonntag, wenn die 96-Reserve in Neumünster antritt, muss 96 übrigens nach Dortmund. Nach Ansicht der Pokalpartie ist eine deutliche Steigerung zu empfehlen.