HAZ: Lienens Krux mit den Nationalspielern bei 96

  • Lienens Krux mit den Nationalspielern bei 96


    Nicht nur eine Frage der Ehre: Trainer der „Roten“ ärgert sich über Abstellungen.


    Hannover (fe/kös). Es ehrt einen Klub wie Hannover 96, wenn in diesen Tagen gleich mehrere Spieler zu ihren Nationalmannschaften eingeladen worden sind. Julian de Guzman für Kanada am Ball, Altin Lala für Albanien, Tranquillo Barnetta für die Schweiz, Steve Cherundolo und Clint Mathis für die USA (im vorläufigen Aufgebot), dazu Per Mertesacker („U 21“) in Wartestellung: Die lange Liste stellt den „Roten“ ein gutes Zeugnis aus. Ein halbes Dutzend aktuelle Auswahlspieler zu haben, das spricht für sportliche Qualität in einem Team, das den Nachweis von Klasse in der neuen Bundesligasaison erst noch erbringen muss.
    Ehre hin, Ehre her: Für Ewald Lienen sind Länderspiel-Einladungen für Spieler aus seinem Kader ein eher zweifelhaftes Vergnügen. Der 96-Trainer, der auf Grund dessen längere Zeit auf einen nicht geringen Teil seines Kaders verzichten muss, beschwert sich über die sich summierenden Ausfallzeiten pro Saison. „Wir reden im Extremfall über drei Monate“, sagt er. Bei einigen führe das auch dazu, dass sie drei oder vier englische Wochen hintereinander hätten. Lienens nicht ganz neuer Vorschlag: Die Landesverbände sollten dann auch einen Teil des Gehalts übernehmen. Das Gleiche hatte bereits 96-Klubchef Martin Kind gefordert.
    Ausfallzeiten plus Mehrbelastung, Verletzungsgefahr inklusive: Dass Lienen bei permanenten Spielerabstellungen auf die Palme geht, ist aus seiner Sicht zu verstehen. Die sportlichen Folgen bleiben in der Regel an ihm hängen; und Länderspiele gelten nicht als Entschuldigungen für Punktspielniederlagen. Lienen könnte sich deshalb vorstellen, auf lange Sicht keine Nationalspieler mehr zu verpflichten oder aber Kicker der zweiten Reihe aus Frankreich, Spanien oder Italien unter Vertrag zu nehmen, die für die Landesauswahl nicht in Frage kommen.
    96-Manager Ilja Kaenzig beurteilt die Angelegenheit gelassener. „Sich darüber aufzuregen, das bringt nichts“, sagt er. Bei den internationalen Verbänden UEFA und FIFA sei das Problem längst erkannt; mit Ausnahme von Afrika seien die Rahmentermine inzwischen abgestimmt. Der FIFA habe er schon in seiner Zeit bei Bayer Leverkusen vorgeschlagen, jene Klubs an Einnahmen großer Turniere zu beteiligen, die die Auswahlspieler stellen.