"Per Mertesacker verdient eine Chance bei Klinsmann"
An seiner wohltuend normalen Art haben auch ein U-21-Länderspiel und das erste Bundesligator am Sonntag in Dortmund nichts geändert. "Der Trainer hat schon länger mal von mir gefordert, dass ich auch vorn gefährlich werde", erklärt Per Mertesacker ganz sachlich.
Also tat das 19-jährige Abwehrtalent wie befohlen, rettete Hannover in der Nachspielzeit vorm Fehlstart. Normal ist ansonsten nicht mehr viel für den Verteidiger. Seine Entwicklung verläuft im Eiltempo, bei den Fans ist er unumstrittener Liebling Nummer eins und der Boulevard überschlägt sich mit Lobeshymnen.
"Su-Per" titelte "Bild" - der umjubelte findet es verrückt und bleibt auf dem Teppich. "Das letzte halbe Jahr war schon extrem: Stammplatz in der Bundesliga, die U 21, dann mein erstes Tor, das ich als weiteren Schritt nach vorn ansehe - ich muss davon ausgehen, dass es nicht in dem Tempo weiter nach oben gehen kann." Immerhin: Für das U-21-Länderspiel gegen Serbien-Montenegro wurde der Hannoveraner erneut nominiert.
Nach seinem Debüt gegen Litauen hatte Auswahl-Coach Dieter Eilts die Defensivarbeit gelobt, aber die angezogene Handbremse im Vorwärtsgang gerügt. Auch deshalb sieht Mertesacker in seinem Kopfballtor vom Sonntag eine gewisse Signalwirkung: "Ich habe jetzt die Erkenntnis und das Gefühl, dass ich auch vorm gegnerischen Tor was bewegen kann."
Ist Mertesacker nun nach 15 Bundesligaspielen (14 davon in Folge) bereits ein Mann für 2006? 96-Manager Ilja Kaenzig sagt uneingeschränkt ja. "Es spricht nichts dagegen, ihn in der A-Nationalelf zu bringen, er hat eine Chance bei Klinsmann absolut verdient. Seine Leistungen sind keine Eintagsfliege. Was soll er mehr machen?" Angst, dass er seinen Youngster schützen muss, hat Kaenzig ebenfalls nicht: "Uns macht es stolz, was er abliefert, wir müssen nichts bremsen."
Sebastian Wolf