Deutsche Nationalmannschaft

  • Dazu werden sie mit medialer Aufmerksamkeit und Zuneigung überschüttet. Natürlich wird auch auch entsprechender Druck aufgebaut, keine Frage. Aber das ist das Mindeste, was die aushalten müssen. Sozusagen der Preis, den es für ein anstrengungsloses Leben zu entrichten gilt.


    Ekelhaft. Ich will jetzt nicht die Robert Enke Keule rausholen, aber solche Aussagen halte ich für absolut ekelhaft und sie disqualifizieren dich. Nur weil sie dafür Geld kriegen ist es nicht ok, ihnen deswegen die Menschlichkeit abzusprechen. Das ist quasi das Gegenteil von psychologischem Verständnis.


    Ebenso mit deinem beschissenen Perle am Strand Beispiel. Aber vielleicht hast du was anderes gesehen. Ich habe einen heftig übermotivierten Hummels gesehen, der deswegen das Gegentor verschuldet hat. Weil das eben ein Mannschaftssport und kein Individualsport ist. Aber hey, ich hab da letztens ein paar Pokalspiele gesehen, da wollten die Mannschaften vermutlich auch einfach nur nicht und das hatte nichts mit Klasse oder Taktik zu tun.

  • Doch Mo, wie locke schon geschrieben hat, waren die Spanier dewegen die wahren champs weil sie die Herausforderung angenommen und dagegen gehalten haben. also nicht nur mit ihrer tatksichen, fussballerischen Überlegenheit aufwarten konnten sondern auch noch anderen Anforderungen gerecht werden konnten.

  • Sehr hübsch, Svenny.
    Wirklich sehr, sehr hübsch.


    Zappa sagte mal sinngemäß, dass man sich für die Gitarre als Instrument entscheidet, weil man gern von den Girls einen geblasen bekommen möchte.
    Und dass es das eigentliche Problem der Keyboarder sei, dass sie genau aus diesem Grund eben lieber auch Gitarre spielen möchten und deshalb auf der Bühne oft so miesepetrig wirken.


    Oder: Was kann der Fußballer dafür, dass sich der Triathlet nicht für Fussball entscheidet?


    Doch, Svenny, wirklich sehr, sehr gut.

  • Vielleicht sollten die Mädels das Blasen einstellen, solange da kein Pokal auf dem Tisch steht. Das Geld alleine ist wohl keine Motivation mehr.

  • Ich habe locke applaudiert, da ich das Problem mehr im mentalen als im taktischen Verhalten sehe, aber vielleicht müssen wir auch endlich eine interkulturelle Verkrampftheit ablegen, die in der WM 2006 ihren Anfang im Publikum nahm (Stuttgart war eine Sensation), aber bei Teilen der Spieler fort existiert.


    Wenn z.B. in einem Turnier die Italiener sich vor Spielbeginn gebärden, als müssten sie nicht nur um das eigene Leben spielen, brauche ich eine mentale Gegenwucht.


    Stattdessen waren wir ein ängstliches Fragilkollektiv, das nicht in der Lage war, Löws taktische Fehler über Bord zu werfen, wenn man doch spürt, das man damit auf dem falschen Holzdampfer ist.


    Nationaltrainer halte ich generell für überbewertet - das müssen die Top-Spieler untereinander bei deren gemeinsamen Stippvisiten stärker in die Hand nehmen und wenn das Trainerteam das wenige nicht schafft, brauche ich Leute, die stärkeren Einfluss auszuüben verstehen, auch mental (Sammer hätte das gekonnt - aber jetzt ist er an größeren Honigtöpfen).


    Mittlerweile strahlt das Problem sogar auf die Bundesliga ab, so wie in Hannover - wir haben keinen gescheiten Co-Trainer mehr (früher war das Slomka neben Rangnick), ein Einflüsterer ist oft einer zu wenig, da man sich nur an ihm abarbeiten kann, und das ist dann wie beizeiten Vater ohne Mutter, oder umgekehrt.


    El Maestro ist Techniktrainer, noch, aber noch nicht mehr.


    Mr. Mo, seh es mir nach, dass ich zwar das Taktische für enorm wichtig halte, aber im Spitzensport auch immer wieder das Augenmerk bei dieser Leistungsdichte auf mannschaftliche Geschlossenheit lege.

  • Sie verdienen selbst in der dritten Liga pro Saison soviel, wie mein Kamerad im ganzen Leben nicht an Prämien zusammenbekommt.


    Dazu muss es nicht einmal Liga 3 sein.+


    Auch in Liga Vier, Fünf und tw. Sechs wird ordentlich gezahlt.


    Und das für 30 bis 34 Spiele im Jahr.


    Das geht dann auch über den Fußball hinaus, aber das ist eine andere Geschichte.


  • Ich seh's halt genau anders. Nicht, dass ich mannschaftliche Geschlossenheit und Ehrgeiz/Kampfbereitschaft nicht für wichtig halte. Natürlich ist das im Spitzensport essentiell. Aber das ist nicht alles. Dass die deutsche Nationalmannschaft seit 1996 keine Titel geholt hat, liegt in meinen Augen von der Wurzel her darin, dass Länder wie Spanien und Italien in der Ausbildung der Spieler einfach noch einen Vorsprung haben. Weil sie dort eben eher mit einer Professionalisierung angefangen haben, weil sie das mit quasi "deutscher Gründlichkeit" tun (ja, wirklich, sowas schaffen auch Südeuropäer!) und weil der Aufholprozess noch nicht abgeschlossen ist. Ich habe auch lange gedacht, dass das schneller geht, aber die letzten paar Prozent, um wieder auf die gleiche Höhe zu kommen, dauern einfach. Und in dem Lichte finde ich das Abschneiden bei den letzten Turnieren einfach nicht so dramatisch. Ja, es mag schon sein, dass die taktische Überlegenheit der Gegner Eindruck auf die deutschen Spieler gemacht hat und sie vielleicht auch einen Tick zu unsicher waren, weil ihnen in dem Moment die Mittel fehlten. Aber das hat m.E. nicht so viel mit Kampfgeist etc. zu tun, sonst hätte es jeweils Schlachtfeste gegeben.


    Ich habe mir -- vor allem durch meine berufliche Nebentätigkeit -- mittlerweile eine historische Perspektive angewöhnt. Dadurch komme ich zu anderen Ergebnissen, weil die Taktik (aktiv und reaktiv) m.E. fast immer das Zünglein an der Waage war, wenn es um Titel ging. Aber da werden wir wohl unterschiedliche Meinungen behalten. So ist das manchmal im Leben. ;)


    Bei den überbezahlten Profis würde ich noch einen drauflegen: Solange alle das schön mitmachen, die Eintrittspreise bezahlen, ggf. Sponsoren auf sich wirken lassen und die Samstag Sky, die Sportschau und/oder das Sportstudio anschalten, darf man sich nun wirklich nicht über überbezahlte Profis aufregen. Solange alle das Spiel mitspielen und dabei helfen, die viele Kohle ins System zu bringen, ist dieses Genörgel eigentlich fehl am Platze. Zumindest sollte man es in seine Aburteilungen anderer mit einbeziehen. Dieses "Perle am Strand"-Gerede finde ich ebenfalls daneben. Wenn das wirklich so wäre, würden diese Spieler nicht im Spitzenfußball unterwegs sein. Was mich zu der Frage führt, wie viele Nationalspieler Du so persönlich kennst, um das wirklich mit Sicherheit beurteilen zu können.

  • Mr. Mo,


    seit die Spanier aber ihre internen Rivalitäten (Spanier, Katalanen, Basken, etc.) aufgegeben haben, durften sie überhaupt erst auf Erfolge hoffen.


    Wie auch immer, bei diesem Thema werden wir uns wie es aussieht nicht einigen können.

  • Ja, auch, aber nicht nur das. Die sind vor allem lange daran gescheitert, dass man Siege angeblich nur mit genügend cojones einfährt. Das war die Marschroute unter Franco, und die hat langen Nachhall gehabt. (Es spricht im Übrigen für sich, dass der FC Barcelona in deren Erfolgsmannschaften so stark vertreten ist.) Am medialen cojones-Geschrei scheitern die Engländer übrigens heute noch, zumal sich das viel zu stark in ihrem Ausbildungssystem niederschlägt. Im Gegensatz zu den Spaniern haben die nämlich noch nicht kapiert, dass man wesentlich mehr braucht als cojones, respektive guts/balls. Oder, auf gut Deutsch, "Eier".

  • Unabhängig vom Einfluss auf die verpassten Titel, wenn man hier über überbezahlte Profis schimpft, in wie fern gilt das ausgerechnet für Spanien nicht?

  • Also ich habe über die überbezahlten Profis in Kombination mit der fehlenden Einstellung dahin zu gehen, wo es weh tut, gesprochen.

  • Ja. Aber was unterscheidet unsere Mannschaft in diesem Zusammenhang von anderen Teams? Haben wir nicht festgestellt, dass die Niederländer 2010 versucht haben, die Spanier dadurch zu knacken, dass sie dahin gehen, wo es weh tut. Verdienen die Profis von Oranje etwa weniger als die Kicker von Jogi? Das Argument kann ich nicht nachvollziehen, da die Spanier, Italiener, Niederländer, etc. ganz sicher nicht weniger verdienen. Also kann der hohe Verdienst ja nicht im Zusammenhang mit mangelndem Willen stehen, sich zu quälen.