HAZ: Polizisten drohen Anzeigen

  • Polizisten drohen Anzeigen
    96-Pokalmatch gegen Schalke hat ein Nachspiel im Haus der Jugend


    Von Katrin Wernke
    Hannover. Blaue Flecken, blutige Nasen und ausgeschlagene Zähne – dies gehörte zur unerfreulichen Bilanz des Polizei-Einsatzes beim Pokalspiel zwischen Schalke 04 und Hannover 96 am 1. März. Etliche Betroffene versammelten sich jetzt im Haus der Jugend, um mit Vertretern von Polizei und des Fußballklubs über die Vorfälle in der Arena „Auf Schalke“ zu diskutieren.
    „Die Polizei hat da wohl überzogen, das ist sehr bedauerlich“, räumte der hannoversche Fußball-Einsatzleiter der Polizei, Michael Schütte, ein. Mehrere Ermittlungsverfahren gegen beteiligte Polizisten seien bereits eingeleitet und Videobänder der Staatsanwaltschaft zur Beweisaufnahme übergeben worden. Auslöser des Polizeieinsatzes gegen die Gästefans, bei dem auch vom Schlagstock Gebrauch gemacht wurde, waren nach übereinstimmenden Zeugenangaben 96-Anhänger, die mit Bierbechern geworfen hatten. Kurz vor dem Abpfiff hatten Beamte zwei Becherwerfer aus dem Block herausgeholt.
    Im Anschluss sei die Situation eskaliert. Beamte hätten wahllos auf die Fans eingeprügelt, die Eingänge abgeriegelt und Pfefferspray gegen die eingepferchte Menge eingesetzt. „Als ich auf dem Boden lag, hat ein prügelnder Polizist gesagt: ,Freu dich, ich hätte dich auch totschlagen können‘“, berichtete ein Fan.
    Schütte kritisierte das Vorgehen seiner Gelsenkirchener Kollegen: „Ich würde so einen Einsatz kurz vor dem Schlusspfiff vermeiden, eine Eskalation ist programmiert.“ Er thematisierte jedoch die schwierige Situation der Polizei an einem Fußball-Wochenende. Man könne einerseits in der aufgeheizten Stimmung nicht Alltagsmaßstäbe anlegen. Andererseits könnten Geschehnisse wie das Werfen mit vollen Bierbechern und anderen Geschossen nicht ignoriert werden. „Wir haben oft erlebt, dass das der Anfang von Prügelei und Randale ist.“ Schütte empfahl den verletzten Fans, Anzeige zu erstatten. Das haben diese auch vor, sie sehen jedoch wenig Erfolgsaussichten. „Die vermummten Polizisten sind auf den Videos nicht zu erkennen, und auf Anfrage wurden uns falsche Namen genannt“, berichtete ein Betroffener.
    Ralf Schnitzmeier, Sprecher der 96-Geschäftsführung, will den Polizeieinsatz beim Deutschen Fußball-Bund und bei der Deutschen Fußball-Liga thematisieren: „Die hannoverschen Fans dürfen jetzt nicht als Randalierer dastehen. Stadionverbote werden in diesem Fall dreimal geprüft.“ Schalke 04 habe bereits signalisiert, sich bei den betroffenen Fans mit Freikarten oder Ähnlichem zu entschuldigen.