NP: Lienen zum 96-Absturz: So redet er sich raus

  • Verletzte, viel Pech und Profis ohne Biss und Form


    96 ist das zweitschlechteste Team der Rückrunde – Trainer Ewald Lienen versuchte gestern, den Absturz zu erklären.


    VON ANDREAS WILLEKE UND GUNTHER NEUHAUS
    HANNOVER. Das 96-Spiel in Hamburg war eines der besten dieser Saison. Nach dem 2:0 am 4. Dezember kletterte die Mannschaft auf Platz vier – sie ließ die Fans vom internationalen Fußball träumen. Morgen kommt der HSV zum Rückspiel nach Hannover. 96 ist Elfter, und wenn geträumt wird, dann nur noch von besseren Zeiten in der nächsten Saison.


    Verantwortlich für Aufstieg und Fall des Teams ist der Trainer. Wie erklärt Ewald Lienen den Absturz?


    „Es gibt viele Gründe“, sagt Lienen. Erstens seien Teile der Mannschaft „nicht mit demselben Biss“ ins Training zur Rückrunde zurückgekehrt. Die Spieler seien „mit der gestiegenen Erwartungshaltung“ nicht klargekommen und wären „nicht mit letzter Konsequenz“ bei der Sache gewesen. Zudem hätten sie in den ersten Rückrundenpartien wie gegen Leverkusen und Dortmund „kämpferisch nicht überzeugt“.


    Zweiter wichtiger Grund für Lienen – „wichtige Spieler sind ausgefallen“. Leistungsträger wie Michael Tarnat und Silvio Schröter sogar „über Monate“. Und „als sie zurückgekommen sind, konnten sie nicht in der Topverfassung“ der Hinrunde spielen.


    Schröter und Tarnat hätten sogar gespürt, „dass sie nicht die Leistung bringen können, dass sie nicht in Topverfassung kommen“ können. Letzter Verletzungsfall sei der von Daniel Stendel, einem wichtigen Spieler.


    Nächster Grund: „Einige Spieler sind wochenlang außer Form gewesen.“ Lienen nennt Steven Cherundolo, Julian de Guzman und Nebojsa Krupnikovic. Fragt sich nur, ob es nicht die Aufgabe eines hoch bezahlten Trainers ist, Spieler in Form zu bringen und sie zu motivieren. Auch „Thomas Christiansen hatte große Formprobleme“, sagt Lienen.


    In der Hinrunde dagegen hätten „alle am absoluten Limit gespielt, alle waren in Form“. Lienen hat jedoch zuletzt eine Steigerung ausgemacht. „In den letzten Wochen ist es wesentlich besser“ geworden. „Seit dem Spiel in Wolfsburg“ habe 96 defensiv wieder gut gestanden, allerdings „viele große Chancen nicht genutzt“. Dies gelte auch für die Partien in Bochum und Mainz. „Wenn wir nur zwei von den Spielen gewonnen hätten, zum Beispiel in Wolfsburg und gegen Bochum, hätte es viel versöhnlicher ausgesehen.“


    So viele Chancen waren es dabei meist nicht. Hätte, wenn und aber – Lienen redet den Absturz schön und sich raus. Die gefühlte Lienen-wir-hatten-ja-ach-so-viel-Pech-Tabelle zählt nicht. Es hätte ja auch noch weit schlechter kommen können, wenn das Nürnberg-Spiel nicht kurz vorm Abpfiff gewonnen worden wäre.


    Lienen sieht weiter eine Chance auf den UI-Cup. „Wir müssen beide Spiele gewinnen und abwarten, was die anderen machen“. Zuletzt haben die anderen immer mehr gemacht als 96.