Unglaubliche Schlagzeilen

  • Ich kenn die Formulierung und hab sie sicher auch schon mal benutzt, werde es mir ob der oben genannten Erläuterungen aber verkneifen, weil sie Scheisse ist.

  • Ich frage mich, in welchem Zusammenhang man dieses "vergasen" denn gedanklich einordnen kann ohne an Kriegseinsätze oder den Holocaust zu denken...:grübel:

  • Beim Sport zum Beispiel, wenn man derart hart trainiert hat dass man völlig außer Atem ist. Oder beim lernen in geschlossenen Räumen..."Gelernt bis zur Vergasung" im Sinne dass dort dann extrem schlechte Luft herrscht.


    In den Zusammenhängen kannte ich es zumindest lange, die Verbindung hinzu Holocaust und Kriegseinsätzen von Gas ist mir erst viele Jahre später durch einen Zeitungsartikel aufgefallen.

  • also natürlich erinnere ich mich daran, dass das Wort Vergasung gern verwendet wurde und dass in solchen Zusammenhängen, wie andremd sie da auflistet.

    Die Bedeutung war sowas wie ohne Ende/ kein Ende nehmend.

    Ich erinnere mich aber auch, dass eigentlich so ziemlich allen um mich rum ab einem bestimmten Alter die Nähe zu dem Giftgas im WW I und besonders Zyklon B bewusst wurde und da dann zum nicht Weiternutzen des Begriffes führte.


    Aber hey, ich bin auch direkte Nachfolgegeneration der 68er und die tollsten, innovativsten Lehrer waren eben 68er, mein Direx alter Sozialdemokrat mit Freiheit im Geist und frühestes Amnesty-Mitglied, das ich kennenlernte. Das ist also nicht allgemeingültig.

  • Insanes Dozent ist natürlich daneben. aber etwas "bis zum vergasen" zu machen ist doch eigentlich ein geläufiger Begriff. Das hat nichts mit der Nazizeit zu tun, es soll halt sinnbildlich für einen Punkt der Erschöpfung stehen, nichts weiter. Aber vielleicht kann ich das auch nicht richtig einsortieren, bis vor ein paar Jahren war auch der "innere Reichsparteitag" geläufiger Sprachgebrauch. Lustigerweise kannte ich den Ausdruck gar nicht bis ich junger Erwachsener war, um ihn dann von Freunden kennenzulernen, die der linken Ecke zuzuordnen sind (keine linke Szene, nur links eingestellt). Auch mit Begriffen wie "kriegsentscheidend" habe ich (Kriegsdienstverweigerer) kein Problem.

  • Das Wort "Vergasung" hat in meinen Augen einen so eklatanten Bezug zum Holocaust, dass diese Redewendung auf jeden Fall Tabu ist. Auch dann, wenn sie einen ganz anderen Ursprung hat.

  • „bis zur Vergasung“ kannte ich eigentlich nicht, würde diesen Ausdruck aber vollumfänglich ablehnen. Bei Vergasung assoziiert man doch als allererstes die schlimmsten Verbrechen unserer Geschichte.

    Den inneren Reichsparteitag benutze ich hingegen, sei er auch aus der Nazizeit entlehnt, ist die Bedeutung doch nur, dass jemand eine große Freude oder Relevanz empfindet.

  • Nach meinen ungesicherten Informationen entstand der Ausdruck „… bis zu Vergasung“ im 1. Weltkrieg. Einem Krieg, in dem chemische Kampfstoffe flächendeckend eingesetzt wurden. Die Bedeutung veränderte sich in der Shoa.


    Ich verwende diesen Ausdruck nicht mehr aus hauptsächlich 4 Gründen:


    - Der Ausdruck ist ohne Wert. Er ist weder ein wichtiges Element in der alten und neuen Literatur, noch ist er ein Grundpfeiler der deutschen Sprache.


    - Der Ausdruck lässt sich leicht ersetzen: „Ich arbeite bis ich umfalle“, „ … bis der Arzt kommt“.


    - Der Ausdruck hat eine schlechte Bildwirkung. Unter „ … bis ich umfalle“ entsteht gleich ein Bild, das mehr oder weniger eindeutig ist. Bei „ … bis zur Vergasung“ entstehen mehr Fragen als alles andere. Wer wird vergast, von wem. was bedeutet das?


    - Der Ausdruck hat seit der Shoa Schlagseite.


    Alles zusammengenommen ist der Ausdruck überflüssig und zweideutig, daher in meinem Wortschatz nicht mehr vorhanden.