„Wir haben den Markt früh abgeräumt“
Herr Kaenzig, wie wichtig war es, die 96-Transferkampagne so früh und offenbar erfolgreich abzuschließen?
Das war absolut entscheidend. Die Vereine, die ihre Planungen noch nicht abgeschlossen haben, müssen entweder sehr viel Geld in die Hand nehmen, oder sie haben keine Auswahl mehr auf dem Markt. Stuttgart und Wolfsburg zum Beispiel geben alles Geld, was sie eingenommen haben, jetzt eins zu eins wieder aus. Andere Klubs wie Gladbach und Köln, die noch Spieler suchen, kommen auf immer exotischere Lösungen. Da können wir froh sein, dass wir den Markt früh abgeräumt haben. Auf unsere Namen wären die anderen vielleicht auch früher oder später gekommen.
Wie hoch ist Ihr Anteil an dem Erfolg dieser Kampagne?
Das sollte man nie bewerten. Entscheidend ist, dass wir die Punkte machen. Dann verteilt sich das Glücksgefühl auf alle.
Musste sich 96 bei den millionenschweren Transfers bis an die Decke strecken?
Ja. Aber ich glaube, es hat sich gelohnt. Entscheidend war, dass wir Spieler geholt haben, bei denen wir wissen, was zu leisten sie im Stande sind.
Wenn man die Qualität des Kaders betrachtet: Mit welchen Klubs ist 96 auf Augenhöhe?
Das ist schwierig zu vergleichen. Aber wenn man den Kader nimmt, stehen wir in der Mitte mit Tendenz in die vordere Hälfte. So schätzt uns auch die Konkurrenz ein. Ich habe sehr viele Gespräche geführt mit Leuten aus der Branche. Die sehen uns alle ein bisschen besser als in der letzten Saison. Wenn alles optimal läuft, kann man mit dem Kader sehr erfolgreich sein.
Ist die Zielsetzung „einstelliger Tabellenplatz“ in einem demokratischen Prozess festgelegt worden?
Demokratisch, weil wir alle beteiligt haben. Vom Klubchef angefangen bis zum Mannschaftskapitän. Wichtig ist, dass die Ambitionen noch mal unterstrichen werden. Daran werden wir uns messen lassen, aber daran werden wir auch die Spieler messen. Wir holen nicht Stars, um nachher im Niemandsland zu landen.
Gibt es schon Ziele für die kommenden Jahre?
Das wird die Saison zeigen. Aber wir hoffen, dass wir nach diesem Jahr den nächsten Schritt machen können: die Mannschaft weiter verstärken und dann noch mal einen kleinen Schritt setzen. Dafür wollen wir jetzt die Voraussetzungen schaffen.
Die Atmosphäre in der AWD-Arena in den letzten Heimspielen der vergangenen Saison war phantastisch. Was erwarten Sie von den ersten Partien der neuen Saison?
Wir hoffen, dass wir mit unserer Mannschaft dafür sorgen werden, dass auch Spiele wie gegen Mainz oder Bielefeld zu Highlights werden. Dafür müssen wir sorgen mit unserem Spiel. Es liegt an uns.
Ihr Arbeitsverhältnis zu Ewald Lienen war in der Vorsaison wiederholt angespannt. Wie würden Sie es zurzeit beschreiben?
Das hat sich alles normalisiert. Wir haben die Dinge gemeinsam abgewickelt. Man muss sagen, dass das alles sehr professionell und korrekt abläuft.
96 war in der Vergangenheit auf Glücksgriffe bei Transfers angewiesen. Wird der Verein jetzt so attraktiv, dass auch hochklassige Spieler gerne hierher kommen?
Das ist wie immer eine Frage des Geldes. Dass sich Spieler wie Hashemian oder Brdaric für Hannover entschieden haben, zeigt aber schon, dass Attraktivität vorhanden ist. Je mehr solcher Spieler hierher kommen, desto überzeugender wird das Argument für die anderen.
Ihr Vertrag in Hannover läuft im nächsten Jahr aus. Ist Ihre Mission damit erfüllt?
Das wäre ja schön, wenn sie sich schon im nächsten Jahr mit einer Spitzenplatzierung erfüllen würde. Das wird noch ein weiter Weg sein, sich in der vorderen Hälfte zu etablieren.
Ist über eine Vertragsverlängerung gesprochen worden?
Es ist darüber gesprochen worden. Die Rahmenbedingungen müssen stimmen. Da gibt es aber überhaupt keinen Druck. Ob man jetzt darüber spricht oder im kommenden Frühjahr. Wenn es weitergehen soll, dann geht es weiter.
Kann man daraus schließen, dass Sie sich wohl fühlen in Hannover?
Ja, auf alle Fälle. Vom Leben her ist es sehr angenehm. Das Schönste ist die Fußballbegeisterung. Es macht riesig Spaß, hier zu arbeiten.