Martin Kind

  • Ich habe den Eindruck, dass einigen der Diskutanten hier im Forum nicht mehr so ganz klar ist, wie katastrophal, wirr und chaotisch die Lage vor 1997 bei Hannover 96 war. Das ist jetzt auch schon über 20 Jahre her und da geht eben einiges verloren oder verklärt sich. Das halte ich für relativ normal und daher ist das auch nicht als Kritik zu verstehen. Wohl aber dafür, dass auch ich den Eindruck habe, dass bisweilen die Leistungen von Kind in dieser Zeit relativiert werden. Ich habe den rein subjektiven Eindruck, dass in manchem Beitrag zwischen den Zeilen steht: "So schlimm war es gar nicht". Doch, es war schlimm. Sehr sogar.


    Die andere Frage, die mich treibt und auf die ich noch keine befriedigende Antwort habe, ist: "was treibt eigentlich Kind ?". Ist es wirklich die "Einverleibung von Vermögenswerten", also der finanzielle Anreiz ? Ehrlich gesagt kann ich mir das nicht richtig vorstellen. Der Mann ist steinreich, hat ein finanziell erfolgreiches Leben geführt, mehrere Standbeine und ist in einer Situation, wo es eigentlich auf die eine oder andere zusätzliche Millionen auf dem Konto nicht mehr ankommt. Dieser Argumentationsstrang, wonach Kind deshalb so handelt wie er handelt, weil er sich persönlich bereichern will ist zwar auf der einen Seite gut begründet, halte ich aber für falsch fokussiert. Aber ich habe auch keinen schlüssigen, belegbaren anderen Erklärungsansatz, muss ich eingestehen.


    Festhalten sollte man jedoch, dass Kind in "seinen Kreisen" und bei vielen "normalen" 96-Interessierten kein schlechtes Standing hat. Die finden zwar wahrscheinlich auch nicht alles gut, was macht und was er sagt, aber er genießt ein Wohlwollen - auch in der Öffentlichkeit. Ich könnte mir vorstellen, dass ihm das als Bestätigung reicht.

  • Das ist das, was mir am wenigsten einleuchtet. Spätestens seit der Nummer mit den Auswärtsdauerkarten und dem rechtsmißbräuchlichen Befangenheitsantrag müsste doch eigentlich jedem klar sein, dass ein Vertrag mit Martin Kind das Papier nicht wert ist, auf dem er gedruckt ist, sobald ihm der Inhalt des Vertrags nicht mehr gefällt - auch wenn man selbst grundsätzlich der Meinung ist "gut, dass die marodierenden Horden unter Kontrolle gebracht wurden". Trotzdem wird er nach wie vor als seriöser Geschäftsmann gesehen - in dem Maße, dass man bereit ist, die Zukunft des Vereins von einem vermeintlich "unkündbaren" (:kichern:) Grundlagenvertrag abhängig zu machen.


    Ich würde jedenfalls von Martin Kind keinen Gebrauchtwagen kaufen.

  • Richtig Kai, dem Mann geht es nicht um Geld; da geht es um Ansehen, Macht und Bestätigung in der öffentlichen Wahrnehmung.


    Edit: und die 4% die das scheisse finden.....drauf geschissen

    Einmal editiert, zuletzt von wuerfel1896 ()

  • Kind musste 1997 her und 2017 weg. Ist doch kein Widerspuch. Manager oder Trainer müssen doch auch in viel kürzeren Abständen gehen. Dankbarkeit gibt es in dem Geschäft doch auch bei Kind nicht.
    Haben wir eigentlich einen Kandidaten?

    Einmal editiert, zuletzt von Rodentia ()

  • Ich glaube, das MK die Dinge im festen Glauben gestaltet, nur das Beste für Hannover 96 zu wollen.

    Das zeichnet Dich aus, Svenny, wie viele, viele andere Menschen - mich übrigens eingeschlossen - auch: Dem Gegenüber erst einmal grundsätzlich eine gute Absicht zu unterstellen. Man möchte einfach nicht glauben, dass jemand ein so abgezocktes und betrügerisches Spiel spielt. (Deshalb hatten sich imho auch viele Amerikaner gedacht, nun, mit der Würde des Amtes wird es dann schon besser/ gemäßigter, als sie Trump wählten. Nur so als grobes Beispiel.)
    Nur dieser Vertrauensvorschuss (aka Restglauben, dass er schließlich auch das Beste für den Verein will) dürfte z. B. dazu geführt haben, dass man sich nach dem letzten Stimmungsboykott von Fanseite wieder auf ihn zubewegt hatte. Hätte man erahnt, wie das weitergeht, hätte es damals wohl anders ausgesehen.
    Ich jedenfalls denke mittlerweile nicht mehr, dass MK das Beste für 96 im Sinn hat. Es geht um das Beste für ihn und darum, in der Öffentlichkeit bella figura zu machen. Wenn es dabei Hannover 96 ebenfalls gut geht, dann ist das schön, aber in seiner Priorität deutlich weiter unten. Hannover 96 interessiert ihn praktisch einen feuchten Kehricht, davon bin ich überzeugt. Mit Fußball hat der nichts, aber auch gar nichts im Sinn.



    Die finden zwar wahrscheinlich auch nicht alles gut, was macht und was er sagt, aber er genießt ein Wohlwollen - auch in der Öffentlichkeit.

    Seine buddies sind natürlich vom Typ her ihm ähnlich - erfolgreiche Menschen, die sich über Vermögen, aber vor allem über Macht und Einfluß definieren. Klar ist er da angesehen, mit 96 ist ihm ein guter Coup gelungen. Man betrachte sich doch mal die Protagonisten der hannöverschen Bussi-Gesellschaft; das sind doch nun wirklich alles Profilneurotiker.
    Strunz Der kleine Mann hingegen dürfte einmal von der schlichten und unbestreitbaren Tatsache erfreut sein, dass 96 in der Bundesliga ist und im Vergleich zu den dunklen Zeiten auf den ersten Blick prima dasteht und gegen die Großen spielen darf. Wie es hinter den Kulissen aussieht, ist sicherlich vielen nicht egal, aber eben nicht in erster Linie wichtig. Wer für sich sagt, dass er auch nicht alle Probleme der Welt lösen kann, der kauft halt auch mal von philippinischen Kindern geklöppelte Ware, haut sich Wiesenhofhähnchen rein oder geht zu RedBull Leipzig und/ oder zu 96. Das macht die Probleme nicht besser, aber so weit denken viele - leider - nicht.
    Zudem haben viele Menschen Respekt vor vermögenden Leuten, da sie - bisweilen sicherlich zu einfach gedacht - aus dem Vorhandensein von Vermögen auf Macht und Kompetenz schießen. Es gibt sicherlich auch nicht wenig Menschen, die sich einfach aus Gründen der Vereinfachung des Lebens einen Führer wünschen, der ihnen die Verantwortung für einen Teil ihres Handelns abnimmt und ihnen sagt, wo es langgeht. Für solche Führungspersönlichkeiten ist der Respekt dann einfach eher vorhanden, es wird zum Teil unreflektiert Partei für solche Personen ergriffen, obwohl man sie eigentlich überhaupt nicht einschätzen kann.
    Dazu kommt dann schließlich die unwürdige Medienlandschaft in Hannover, die der Bussigesellschaft sabbernd hinterher rennt bzw. Teil davon ist (Chefredaktion), statt sich auf ihre gesellschaftliche Aufgabe zu konzentieren und Journalismus zu machen.
    Ich denke, die Summe dieser Teile ergibt das Wohlwollen, welches Martin Kind genießt.

    Einmal editiert, zuletzt von Hedemann ()

  • Mich widert die Art und Weise an, wie vorgegangen wird.
    Wenn es ihm wirklich um den Verein und seine Mitglieder geht, unterstelle ich einfach, dass er transparenter, kommunikativer, offener und ehrlicher vorgehen würde. Diese Gehemnistour macht da einfach keinen Sinn. Da seine Vorgehensweise aber alles andere als transparent etc. ist, gehe ich davon aus, dass er andere Ziele (vielleicht ein Koglumerat aus Ego befriedigen, Macht ausüben, Einsatz vervielfachen = Dallas/Denver) verfolgt und ihm das Gutgehen des Vereins egal ist.
    Es kann natürlich sein, dass Kind immer so vorgeht. Angefangen beim Brötchenkauf.

  • Ich finde es schon wieder befremdlich wie hier einige von einer mangelnden Dankbarkeit für die Ereignisse im Jahr 1997 bescheinigen, das ist 20 Jahre her und ich für meinen Teil, auch als absoluter Kind Gegner will seine Hilfe für den Verein damals definitiv nicht schlecht reden und glaube auch das sein eingreifen damals wichtig und richtig war. Auch die meisten anderen Kind Gegner die ich kenne sehen das so. Da sagt selten einer "wir hätten das auch ohne ihn locker geschafft". Aber nur weil eine Person damals richtig gehandelt hat, kann man ihr nicht einen Freifahrtschein für alles weitere geben. Gerade im Bezug auf seine darauf folgende Leistung muss man immer bedenken, das die letzten 20 Jahre der Fußball an sich in Deutschland einen absoluten Boom erlebt hat und gerade Traditionsvereine heute auch in den unteren Ligen mit ganz anderen Finanzen dastehen als in den 90igern. Ich lehne mich weit aus dem Fenster und behaupte durch diesen Boom und auch durch die WM, hätte ein Fußballstandort, mit keiner vergleichbar großen Stadt in nächster Nähe, definitiv auch so von dem Boom enorm profitiert, selbst wenn man damals insolvent gegangen wäre.

  • Svenny hat recht. Wer damals nicht dabei war, kann sich heute die Verhältnisse im Verein kaum noch vorstellen.


    Wöbse war über Nacht aus dem Amt entflohen und hatte das blanke Chaos zurückgelassen. Claassen trat mit der Reputation eines erfolgreichen Geschäftsführers einer regionalen Unternehmesgruppe mit dem selbsterklärten Ziel an, Ordnung in die Finanzen des Vereins bringen zu wollen. Es dauerte jedoch nicht lange, bis er durch sehr ungeschicktes Agieren im Amt nicht nur große Teile der Vereinsmitglieder, sondern sogar die damalige Mannschaft gegen sich aufbrachte. Als er dann noch den allseits beliebten Manager Franz Gerber kündigte, der es geschafft hatte, quasi aus dem Nichts und ohne viel Kapital eine junge und überaus erfolgreiche Mannschaft aufzubauen, kam es zu spontanen Masseneintritten von vielen 96-Fans, die bis dato nichts mit dem Verein als e.V. am Hut hatten (Woran erinnert mich die damalige Situation nur..?). Alle nur mit dem einen Ziel, Claassen - der kurz zuvor zudem noch erklärt hatte, nach intensiver Prüfung der Buchhaltung des Vereins keine andere Chance mehr sehen als kurzfristig einen Insolvenzantrag für den Verein zustellen - aus dem Amt zu jagen.


    Ich war einer dieser Neumitglieder und kann mich nach all den Jahren noch gut an die Wut und Verzweifelung erinnern, die ich damals empfunden habe, dass mein geliebter Fußballverein in der Versenkung verschwinden und nach erfolgter Insolvenz vielleicht in einer unteren Amateurklasse wieder anfangen darf. Claassen tat damals alles, um uns Neumitglieder von der damaligen JHV auszuschließen. Als ihm dies nicht gelang, zog er schlauerweise daraus die Konsequenz und trat vor der entscheidenden Wahl von selbst zurück. Das Jubelgeheul, das unbeschreibliche Gefühl, gesiegt und mit dafür gesorgt zu haben, den verhassten Präsidenten aus seinem Amt gejagt zu haben, die angestaubte verrauchte Atmosphäre der Wülfeler Brauereihalle, all das ist auch nach den vielen Jahren noch immer sehr präsent in mir.


    Auch der Moment, indem das euphorische Siegesgefühl der bangen Frage wich, wie es denn jetzt weitergehen soll. Denn - und das gehört nun mal zur Ehrlichkeit dazu - keiner von uns Neumitgliedern hatte damals irgendeinen Plan B in der Tasche. Wir hofften damals, dass in der Stunde der Not vielleicht ein vermögender Gönner aus dem Schatten tritt und erklärt, dass er verfahrene Karre aus dem Dreck zieht und den Verein nicht untergehen lässt. Und oh Wunder, der Retter kam und hieß Martin Kind.


    Um es klarzustellen: Ich will damit unseren hochverehrten Vorstandsvorsitzenden und seine Handlungen, die letztlich de facto zu einer weitestgehenden Entreicherung des Vereins führen, in keiner Weise verteidigen oder relativieren. Im Gegenteil: Als Beschwerdeführer vor dem Ehrenrat darf ich mich zu den Vereinsmitgliedern rechnen, die in der ersten Reihe des Widerstands gegen Martin Kind und seine Übernahmepläne stehen. Ich mag es nur nicht, wenn Martin Kind über alle Maßen dämonisiert wird. Denn damals war er der Retter und eine Alternative zu ihm hatte der Verein damals nicht. Andere ehemals bedeutende Traditionsklubs wie Rot-Weiß Essen, Alemannia Aachen, Wattenscheid 09, Offenbacher Kickers oder Hessen Kassel hatten dieses Glück in der Stunde ihrer höchsten Not nicht und mussten Insolvenz anmelden. Wer wissen möchte, was aus diesen ehrwürdigen Fußballvereinen geworden ist, möge sich doch bitte einfach mal anschauen, welch tristes Dasein all diese altehrwürdigen Klubs in der Regionalliga fristen.


    Das sollte man einfach nur bedenken, wenn man die Rolle von Martin Kind bei Hannover 96 objektiv bewerten möchte.
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    5 Mal editiert, zuletzt von Winsley555 ()

  • Es ist schon abenteuerlich, welche Thesen hier aufgestellt werden im Zusammenhang mit der KMW-Kampagne. Keiner der selbsternannten Experten hat jedoch ein schlüssiges alternatives Konzept vorgestellt. Und wer außer Martin Kind ist bereit und in der vor allen Dingen in der Lage, das Unternehmen „Hannover 96“ kapitalmäßig auszustatten, zu führen und zu verantworten?

    Einmal editiert, zuletzt von turracher ()

  • An sich geht es bei der aktuellen Kampagne erstmal darum das 50+1 erhalten bleibt, das kann auch gerne mit Martin Kind erstmal erhalten bleiben. Auch wenn die Aussage "Kind muss weg" das nicht gänzlich vermittelt.


    Auch lieber turracher, würde ich dir empfehlen den Beitrag von Winsley darüber zu lesen, auch 1997 war es die Fanszene mit ihrem Engagement es die erst Martin Kind ermöglicht hat einzuspringen und auch damals hatte die Fanszene zu dem Zeitpunkt ihres eingreifen nicht einen Plan für die Zukunft vorgelegt, denn das ist auch nicht ihre Aufgabe, auch wenn dir das der Herr Kind gerne vermittelt.

  • Zwischen "schlecht reden" und "Leistungen relativieren" ist -zu mindestens für mich - noch ein großer Unterschied.


    Einen Freifahrtschein hat MK m.W. in diesem Forum von keinem User bekommen. Das nur am Rande, denn darum geht es mir gar nicht. Dennoch hätte ich ganz gerne mal die Beiträge genannt bekommen, wo "mangelnden Dankbarkeit für die Ereignisse im Jahr 1997" konstatiert wird. Nur so interessehalber.




    Hannover 96 interessiert ihn praktisch einen feuchten Kehricht, davon bin ich überzeugt. Mit Fußball hat der nichts, aber auch gar nichts im Sinn.


    Das sehe ich anders. Es würde genügend Felder geben, wo Kind sich zur Befriedigung seiner Geltungssucht und seinen Machtgelüsten betätigen könnte und dabei auch die "bella figura" in der Öffentlichkeit abgäbe. Vor allem: Felder, die ihn über jeden Zweifel erhaben scheinen ließen. Ich denke da an Bereiche im sozialen Bereich, wo er als Gönner, Förderer und Protagonist ganz vorne viel positive Öffentlichkeit erreichen könnte. (Wenn man das Ziel hat, sich in der Öffentlichkeit gut darzustellen und dafür den sozialen Bereich wählt, muss man nicht zwangsläufig sozial eingestellt sein oder sozial denken. Kann zwar nicht schaden - ähnlich wie eine gute Portion Empathie - , aber ist keine Grundvoraussetzung).

  • Ich denke da an Bereiche im sozialen Bereich, wo er als Gönner, Förderer und Protagonist ganz vorne viel positive Öffentlichkeit erreichen könnte.


    Dann nenn mir doch mal bitte eine Person die durch ihr positives soziales Engagement so oft und zentral in den deutschen Medien platziert ist wie es Martin Kind ist.

  • M.e. geht es zunächst nur um das Amt des Vereinsvorsitzenden. Da sollte man sich als KMW Freund schon Gedanken machen, ob wir Kandidaten haben. Wie falsch man liegen kann, haben wir bei von Lintel gesehen.

  • Mein Beitrag war jetzt auch nicht auf dich bezogen Kai, habe das jetzt bei dir auch nicht explizit gelesen. Aber als Kind Gegner der offen mit vielen Leuten lieber Gespräche führt als nur zu pöbeln, kann ich dir versichern das es mir extrem oft vorgeworfen wird. Selbiges geht dann meistens einher mit dem Freifahrtschein, nicht selten ist eine Begründung der Kind Befürworter, das er doch so viel für den Verein getan hätte. So eine Argumentation interpretiere ich als Freifahrtschein.

  • Ich denke da an Bereiche im sozialen Bereich, wo er als Gönner, Förderer und Protagonist ganz vorne viel positive Öffentlichkeit erreichen könnte.


    Dann nenn mir doch mal bitte eine Person die durch ihr positives soziales Engagement so oft und zentral in den deutschen Medien platziert ist wie es Martin Kind ist.


    Das sehe ich ebenso.
    Schneller konnte man nicht überregionale mediale Aufmerksamkeit erreichen. Da sitzt Du doch drei Tage nach der Übernahme des Vorstands eines Drittligisten schon im Sportclub.
    Und mit welcher Funktion im sozialen Bereich kommt man schon Samstag Abends ins ZDF (wie z. B. ins Aktuelle Sportstudio)?
    Gut, da steht man dann halt neben KMH ("Kind muss her!?"), aber da muss man eben durch.