Wem gehört Hannover 96?

  • Das Ausmaß des gesamten Vorgangs wird einem erst jetzt vollständig bewusst, da man mal genauer hinschaut (insb. in die Jahresabschlüsse). Ich bin ja nun schon seit dieser Saison sehr kritisch gegenüber dem Verhalten von MK. Aber dass er den Verein so unverblümt ausgenommen hat ist ein Skandal. Ich bin kein Mitglied und kann daher niemanden einen Vorwurf machen, aber der Verein wurde nach alledem ausgenommen wie eine Weihnachtsgans.

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  • Mal was Anderes: Ist es jetzt, da 100% des KGaA-Kapitals in den Händen der S&S sind, möglich, über eine Änderung des Gesellschaftsvertrages bzw. der Satzung, die Management GmbH als Komplementär abzusetzen?


    Natürlich ist es mit einer Satzungsänderung möglich, den Komplementär einer KGaA zu wechseln. Von 'Absetzung' kann hier allerdings keine Rede sein, denn ohne Einwilligung des Komplementärs keine Satzungsänderung. Die Management GmbH kann sich also nur selbst 'absetzen', was sie ja 2018 nach der Vorstellung von Martin Kind auch tun wird. Oder aber sie wird vom Verein an die S&S verhökert.
    Die Kapitalstruktur der KGaA hat mit alldem nichts zu tun. Von daher hat sich durch den Deal kein bisschen geändert. Die wirklich wichtigen Schritte (s.o.) könnte Kind mit Hilfe seiner Unterstützer im Verein vermutlich auch heute schon durch die MV durchpauken. Darf er aber bis 2018 nicht. Die einzige Chance ist also, bis zu diesem Zeitpunkt eine Meinungsänderung möglichst vieler Mitglieder in bezug auf Kind zu bewirken.


    Aber das brauchen die Investoren auch gar nicht. Sie werden argumentieren, dass eine Kontrolle der Gesellschaft durch den Verein keinen Sinn mehr macht, weil dieser an der KGaA jetzt ja gar nicht mehr beteiligt ist.


    Bis 2018 gibt es einen sehr gewichtigen Sinn in den bestehenden Machtverhältnissen, und der heißt 50+1. Die Investoren riskieren schlimmstenfalls den Lizenzentzug, wenn sie heute schon Schritte einleiten, um den Verein zu entmachten. So dumm, das zu riskieren, wird (hoffentlich) niemand sein.


    Spannend dürfte sein, ob bereits irgendwelche Kind-typischen Winkelzüge vorbereitet werden (z.B. schwer widerrufliche Vorverträge mit Wirkung ab 2018 ), und wie diese ggf. von der DFL bewertet werden. De facto würde es sich ja dann um eine Machtübernahme vor Ablauf der 20-Jahres-Frist handeln.

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  • Von 'Absetzung' kann hier allerdings keine Rede sein, denn ohne Einwilligung des Komplementärs keine Satzungsänderung.


    Welche Stimmrechtsanteile hat denn eine Komplementärin, die keine Aktien hält? Edit: Gerade geschmökert, dass man dann offensichtlich keine Stimmen hat. Der Gesamtzusammenhang ist mir aber noch nicht ganz klar.

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  • Von 'Absetzung' kann hier allerdings keine Rede sein, denn ohne Einwilligung des Komplementärs keine Satzungsänderung.

    Welche Stimmrechtsanteile hat denn eine Komplementärin, die keine Aktien hält? Edit: Gerade geschmökert, dass man dann offensichtlich keine Stimmen hat. Der Gesamtzusammenhang ist mir aber noch nicht ganz klar.

    Wie Du es selbst schon sagst: Gar keine. Die braucht die Komplemetärin auch nicht, denn sie bestimmt ganz allein die Geschäftspolitik einer KGaA!


    Die Aktionäre sind lediglich Inhaber der Besitzrechte, haben aber - zumindest in der gesellschaftsrechtlichen Theorie - keinen Einfluß auf die Geschäftspolitik. Auf der anderen Seite darf die Komplementärin aber auch keine Geschäftspolitik betreiben, die den Interessen der Aktionäre zuwiderläuft. Im Unterschied zur Rechtsform der AG sind die Aktionäre einer KGaA jedoch "nur" Kommanditisten und haben als solche keine Möglichkeiten, über die Aktionärsversammlung und die Besetzung des Aufsichtsrats direkten Einfluß auf die Komplementärin zu nehmen.


    Fazit:


    Genausowenig es Martin Kind als Vereinsvorsitzender erlaubt ist, Handlungen und Geschäfte zu Lasten bzw. zum wirtschaftlichen Nachteil des Hannoverschen Sportvereins von 1896 e.V. zu vollziehen, darf die Management GmbH irgendwelche Handlungen oder Geschäfte tätigen, die zu Lasten oder zum wirtschaftlichen Nachteil der Kommanditisten gehen.

  • Die Aktionäre einer KGaA haben schon mehr Rechte als die Kommanditisten einer 'normalen' KG, weil die KGaA ja auch Vorschriften des Aktiengesetzes erfüllen muss. Auf gar keinen Fall aber hat die Hauptversammlung Einfluss auf die Bestellung der Geschäftsführung, sprich: des Komplementärs. Sonst wäre ja das grundsätzliche Wesen der KG nicht mehr gegeben.


    Und genau wie bei einer normalen KG der Komplementär keine Einlage einbringen muss (er haftet ja eh persönlich bzw. bei einer GmbH & Co. KG mit dem Stammkapital), schreibt auch niemand dem Komplementär einer KGaA vor, Aktien seines Unternehmens halten zu müssen. Er kann und darf trotzdem praktisch alles.


    Im Prinzip ist das Konzept also im Sinne von 50+1 idiotensicher. Die KGaA kann sich soviel Geld von sovielen Investoren wie möglich ranholen, ohne dass sich der Verein beteiligen müsste... aber trotzdem hat er das Sagen. Blöd nur, dass es bei 96 ein und derselbe ist, der Vereins- und Investoreninteressen vertritt. Wie gesagt, die einzige Chance ist noch mehr Gegenwind bei den Mitgliederversammlungen und ein Umdenken in großen Teilen des Vereins.

  • Die Aktionäre einer KGaA haben schon mehr Rechte als die Kommanditisten einer 'normalen' KG, weil die KGaA ja auch Vorschriften des Aktiengesetzes erfüllen muss. Auf gar keinen Fall aber hat die Hauptversammlung Einfluss auf die Bestellung der Geschäftsführung, sprich: des Komplementärs. Sonst wäre ja das grundsätzliche Wesen der KG nicht mehr gegeben.


    Und genau wie bei einer normalen KG der Komplementär keine Einlage einbringen muss (er haftet ja eh persönlich bzw. bei einer GmbH & Co. KG mit dem Stammkapital), schreibt auch niemand dem Komplementär einer KGaA vor, Aktien seines Unternehmens halten zu müssen. Er kann und darf trotzdem praktisch alles.


    Im Prinzip ist das Konzept also im Sinne von 50+1 idiotensicher. Die KGaA kann sich soviel Geld von sovielen Investoren wie möglich ranholen, ohne dass sich der Verein beteiligen müsste... aber trotzdem hat er das Sagen. Blöd nur, dass es bei 96 ein und derselbe ist, der Vereins- und Investoreninteressen vertritt. Wie gesagt, die einzige Chance ist noch mehr Gegenwind bei den Mitgliederversammlungen und ein Umdenken in großen Teilen des Vereins.

    Exakt. Und deshalb brauchen MK und seine Partner die Übernahme der Komplementärgesellschaft und sie werden alles tun, um das spätestens in 2018 zu erreichen. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass sie solange damit warten werden.

  • Aber ein Gesellschaftsvertrag einer KGaA kann von den Gesellschaftern der KGaA geändert werden. Wenn der Komplementär kein Stimmrecht hat, kann der Vertrag doch sicherlich auch gegen den Willen des Komplementärs dahingehend geändert werden, dass der Komplementär ausgetauscht wird? Oder wie kämen sonst Änderungen der Satzung zustande?


    Ich möchte die Inhalte der Gesellschaftsverträge/Satzungen der GmbH und der KGaA einwerfen:


    Der Aufsichtsrat der GmbH besteht aus vier Personen. Zwei werden vom Verein endsandt, zwei von der KGaA, deren Aufsichtsrat ihre entsandten Aufsichtsräte mit einfacher Mehrheit wählt!


    Der Aufsichtsrat der KGaA besteht aus acht Personen. Die zwei Vereinsaufsichtsräte der GmbH sind ebenfalls KGaA-Aufsichtsräte. Die weiteren sechs Aufsichtsräte werden von der Gesellschafterversammlung der KGaA bestimmt.


    Halten wir fest: Bereits jetzt wird die Geschäftsführung der GmbH von einem Aufsichtsrat bestimmt, der zu fünfzig Prozent aus KGaA-Eigentümervertretern besteht.


    Weiterhin ist der Cheftrainer nach Verständigung des Geschäftsführers mit dem KGaA-Aufsichtsratsvorsitzenden einzustellen, zu beurlauben oder zu entlassen. Wird keine Einigung erzielt, entscheidet der Aufsichtsrat der KGaA.


    Kommt es mir nur so vor, oder entspricht dies, gerade auch Letzteres, nicht so wirklich 50+1?


    Weiterhin gibt es eine gesetzliche Regelung, dass KG-Eigentümer ordentlich kündigen und ihr Kapital sehr wohl abziehen können. Das war mir neu und betrifft in dem Fall die S&S.

  • Ein direkter Vergleich ist natürlich immer schwierig. Dass die Bayern, Dortmund und auch Schalke finanziell nicht in einer Liga mit 96 spielen, ist klar.
    In Hamburg gehört zum Beispiel - soweit ich das sehe - das Stadion inklusive Grundstück über Umwegen dem Verein. Dafür ist dieser aber auch mit über 100 Millionen Euro verschuldet. In Stuttgart sind die Verbindlichkeiten deutlich entspannter, das Stadion gehört aber auch nur zu 40% dem Verein. Hertha wiederum hatte vor dem Investoreneinstieg ca. 36 Millionen Euro Schulden und auch keinerlei Anteile am Olympiastadion. In Bremen ist die finanzielle Situation auch nicht gerade rosig - nicht umsonst werden händeringend "strategische Partner" gesucht und das Stadion gehört auch hier der Stadt Bremen. Im Hinblick auf diese Parameter würde ich also ganz grob sagen, der VfB Stuttgart steht etwas besser da als 96, Hertha aufgrund der Verbindlichkeiten etwas schlechter, Hamburg und Bremen in etwa ähnlich.
    Dennoch sind all diese Konzerne im Vergleich zu 96 mindestens das Zehnfache wert. Dafür kann es nur zwei Erklärungen geben: Die Markenrechte, welche die S&S 1998 für 2,7 Millionen DM (!) gekauft hat, sind inzwischen mindestens 200 Millionen Euro wert, oder die Gutachten zur Bewertung der KGaA sind hoffnungslos zu niedrig (oder beides). In beiden Fällen wurde die KGaA bzw. der Verein von der S&S über den Tisch gezogen.


    Jedenfalls kann man sagen: Die Investoren der Sales & Service haben sich für ihr eingesetztes Kapital von 25 Mio. Euro einen kompletten Bundesligastandort gekauft. Mannschaft, Lizenz, Stadionkonzession, Markenrechte, Vereinsgelände im Zooviertel. Der Verein geht hingegen mit 3 bis 4 Mio. Euro Schulden und einem neuen Gelände aus der Sache raus, das nur zwei Abteilungen (Badminton und Tischtennis) einen zusätzlichen Nutzen generiert, die Sportkegler und Tennisspieler über die Leine gehen lässt und das von den Beiträgen der Nutzer nicht refinanziert werden kann.

    Einmal editiert, zuletzt von strunz ()

  • Wenn mein Hauptinteresse Förderung der Fußballbabteilung ist, macht eine Mitgliedschaft im Verein doch keinen Sinn mehr, oder? Kommanditist der KGaA klingt auch besser, als Mitglied.

  • Wenn mein Hauptinteresse Förderung der Fußballbabteilung ist, macht eine Mitgliedschaft im Verein doch keinen Sinn mehr, oder? Kommanditist der KGaA klingt auch besser, als Mitglied.


    Ja, dass kann man so sehen, aber das Argument ist nicht neu. Das haben wir bereits im Gespräch mit dem Vereinsvorstand als Bedenken vorgetragen.


    Aktionär der KGaA klingt zwar besser, bringt aber effektiv nichts.


    Warum?


    Weil die KGaA im Grunde genommen nur eine Zweckgesellschaft mit vergleichsweise geringem Wert ist. In ihr sind nämlich im Wesentlichen nur die Transferwerte der Lizenzspieler, nicht aber die Markenwerte an "Hannover 96" implementiert. Die Markenrechte widerum gehören ausschließlich der Hannover Sales & Service GmbH & Co. KG und sind - sofern Hannover 96 nicht absteigt - mittlerweile rund 200 Millionen Euro wert. Wenn Du also darüber nachdenkst, Deine mühsam verdienten Millionen in die Marke Hannover 96 zu investieren, dann klopf besser an die Tore der Hannover 96 Sales & Service GmbH & Co. KG und bitte Martin und seine Partner darum, Dich in ihren exklusiven Klub aufzunehmen.


    Ich fürchte nur, dass die Antwort möglicherweise ein wenig ernüchternd für Dich sein könnte.

    Einmal editiert, zuletzt von Winsley555 ()

  • Floyd Mayweather hat in 1 Runde Boxkampf mehr verdient, als der Verein Hannover 96 laut Martin Kind wert ist!


    Mein Tipp, Mayweather kauft sich demnächst den Verein und bringt dadurch ein bisschen "Schwung" rein.



    Einmal editiert, zuletzt von riot1896 ()

    • Offizieller Beitrag

    Noch mal zur Ergebnisabführung:
    Ich habe mir die Jahresabschlüsse auch noch mal angeschaut, was mich hier wundert ist, dass da nichts über ein Ergebnisabführungsvertrag steht. ME müsste man das irgendwie im Anhang erläutern (hätte der WP anmerken müssen). Es kann aber auch sein dass der Betrag unter "Ergebnisabführungsverträgen" falsch ausgewiesen wurde bei der Übersendung an den Bundesanzeiger. Weiß da einer mehr? Besteht ein EAV? Bei der S&S wurde der Betrag widerum unter " Erträge aus Beteiligungen" ausgewiesen.


    Ich habe mir nochmal den Handelsregister-Eintrag der KGaA angesehen. Dort steht etwas von einem "Teilgewinnabführungsvertrag" mit der Hannover 96 Sales & Service GmbH & Co. KG, der am 22.12.2005 geschlossen wurde, dem die "Hauptversammlung" (der KGaA nehme ich an) zugestimmt habe.

  • Das Handelsblatt - immerhin eine Zeitung mit ausgewiesener Wirtschaftskompetenz - schreibt heute unter der Überschrift "Das System Hannover 96" unter anderem über den Anteilsverkauf:


    Zitat


    Basis für den 3,25 Millionen Euro teuren Deal waren die Werte, mit denen die Profis in der Bilanz standen. Bei Zugrundelegung des aktuellen Marktwerts hätte Kind ein Vielfaches zahlen müssen.


    Und weiter:


    Zitat


    Doch es ist vor allem das komplizierte, undurchsichtige System Hannover 96, das ihm seit Jahren Kritik einbringt. Der Verein ist untergliedert in unterschiedliche Gesellschaften, denen allen Kind vorsteht. Er ist - gemeinsam mit seinen Kompagnons - an jedem Deal beteiligt.


    Dazu ein kurzes Interview mit Kind, in dem dieser - neben der üblichen Retter-Geschichte - unter anderem sagt, dass ein Engagement seines Sohnes bei Hannover 96 ausgeschlossen sei, was die Nachfolgeregelungen im (nichtöffentlichen) Gesellschaftsvertrag der S&S umso spannender macht. Der Artikel ist leider bisher noch nicht online erschienen, sobald ich ihn finde, poste ich einen Link.

  • Die Jungs auf Schalke haben Eier. Der Verein "Schalkevereint" rockt da regelmäßíg die Jahreshauptversammlungen. Sowas wie in Hamburg oder Hannover ist da derzeit nicht denkbar.


    Ähnlich wie auf Schalke läuft es auch hier. Dort wurde bereits im letzten Jahr die Satzungskommission eingerichtet, die Transparenz verbessert etc.. Die Vorgehensweise hier, auch im Vorfeld der diesjährigen Hauptversammlung, hat nicht grundlos und zufällig ähnliche Züge.


    Hier mal ein Link dazu: http://schalkevereint.de/index…sion-legt-ergebnisse-vor/

    Einmal editiert, zuletzt von EXTC ()

  • Klingt irgendwie kompliziert das Gebilde. Sicher dem Umstand geschuldet, dass die 130.000 Mitglieder Stimmrecht haben.
    Es scheint dort auch häufiger Auseinandersetzungen zwischen Mitgliedern und Organen gegeben zu haben.
    Das Leitbild um Transparenz zu erweitern würde uns auch ganz gut zu Gesicht stehen.
    Apropos Leitbild. Haben wir eins?
    Oder sind die Fans die Einzigen mit Idealen?


    Hannover 96 hat Ca. 20.000 Mitglieder. Rund 5.000 davon sind stimmberechtigt. Bei der Jahreshauptversammlung waren es etwa 340.
    Es kann eigentlich gar nicht so schwer sein in so einer Versammlung die Mehrheit zu stellen.


    2016 wird der Aufsichtsrat neu gewählt. Dieses Gremium setzt den Vorstand ein...