Der alltägliche Wahnsinn

  • Wieder mal ein ein von Polizisten getöteter Schwarzer in USA am hellichten Tag vor vielen Zuschauern, die verbal intervenieren, aber natürlich nichts erreichen.


    Wieder mal erfolgen Untersuchungen erst nach Veröffentlichung eines Videos (das in Länge, Bildern und Ton für mich extrem erschütternd war ohne wirklich gehaltvoll sein zu müssen in Form von Schläge oder so), dass eben nicht zeigt, dass die Polizisten völlig unschuldig nur ihre Pflicht taten.


    Für mich persönlich ist das vorsätzlicher Mord, was ich da gesehen habe.


    "Ich kann nicht atmen!" Schwarzer stirbt nach brutaler Festnahme in den USA


    Und ich kann dieses überhaupt nicht vorhandene Unrechtbewusstsein der beteiligten Polizisten wirklich nicht nachvollziehen. Wie funktioniert sowas, was ist das für eine Sozialisation, die das in einer angeblich freien Gesellschaft möglich macht?

  • Ich frage mich manchmal, ob weiße Menschen sensibler wären, was diese Thematik betrifft, wenn das Wissen um Millionen weißer, also europäischer Sklaven in Nordafrika vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert größer und vor allem präsenter wäre und ob der Grund, dass es das nicht ist, eventuell darin liegen kann, dass eine Empfindsamkeit für die Thematik Sklaverei/Ungleichheit vermieden werden soll, damit man mit diesem Ausbeuterverhalten ungestört weiter machen kann, wo man ja nicht mehr betroffen ist.


    Ich warte jedenfalls sehnsüchtig auf tiefere Forschungsergebnisse zu diesem Themenfeld.

  • Ich frage mich manchmal, ob weiße Menschen sensibler wären (..)


    Können wir uns vielleicht darauf einigen, dass die gemeinten Menschen in erster Linie Arschlöcher und dann weisse sind?


    Wie auch beim Mann-Frau Thema geht mir dein Hang zum Pauschalurteil gegenüber Männern und dem Weissen langsam etwas auf den Geist.


    Ich bin weiss und ein Mann, möchte aber trotzdem nicht ständig mit solchen Arschmaden in einen Topf geworfen werden.

  • Nun, das kommt wenig überraschend.


    Dafür, dass du hier die Ethik-Polizei gibst, kommt deine Art von Aufklärungsarbeit erschreckend unangenehm rüber.

  • Können wir uns vielleicht darauf einigen, dass die gemeinten Menschen in erster Linie Arschlöcher und dann weisse sind?


    Wie auch beim Mann-Frau Thema geht mir dein Hang zum Pauschalurteil gegenüber Männern und dem Weissen langsam etwas auf den Geist.


    Ich bin weiss und ein Mann, möchte aber trotzdem nicht ständig mit solchen Arschmaden in einen Topf geworfen werden.

    Langsam, langsam. Es geht um soziologische Kategorien. Und es geht um Macht, Teilhabe an Macht und Ausschluss von der Macht. Weiterhin geht es auch im Teilhabe und Einfluss an Entscheidungsprozessen in Bezug auf Politik und Gesellschaft.


    Die feministische Wissenschaft Ende der 60er/Anfang der 70er begann mit der Dekonstruktion dieser Verhältnisse. Damals stand das biologische Geschlecht als ausschlaggebendes Kriterium im Fokus.


    In den 80ern entwickelte die Birmingham School of Cultural Studies diesen Ansatz weiter und erweiterten die Kategorien.

    Denn das biologische Geschlecht reicht als Kategorie der Ausgrenzung nicht aus. Die europäische Frau hat gegenüber einer farbigen Frau andere Möglichkeiten, der homosexuelle Mann hat nicht die gleichen Möglichkeiten wie der heterosexuelle. Der weiße Mann aus der Arbeiterschicht wiederum unterliegt anderen Beschränkungen als ein farbiger Mann aus einer adeligen Familie usw.

    Dort wurden die Kategorien class - gender - race geschaffen und bilden bis heute die Basis für die neuere soziologische Forschung. Heutzutage werden die Kategorien im Rahmen der Intersektionalismusforschung erweitert (Kategorien z. Bsp. Behinderung, Geschlechterkategorien wie transgender, intersexuell usw.)

    Es geht auch darüber hinaus um kollektive Erfahrungen, die sich in der Gesellschaft über Generationen reproduzieren.


    Die Schlagworte heute, wie der alte weiße heterosexuelle Mann als Inhaber von Macht, der diese zur Verfolgung von eigenen Interessen, die Interessen seiner "Klasse", die Interessen von weißen Männern basiert auf der Kategorisierung der cultural studies.

  • Ist mir bekannt, ich hab das irgendwann auch mal studiert. Wollte nur die Sicht von blue valentine in aller Kürze zusammenfassen.

  • Deinen akademischen Hintergrund habe ich erahnt (Stichwort Rolf Pohl, Melanie Klein).

    Du bist auch nicht der erste Adressat.

    Für mich ist zuerst einmal wichtig die Kategorie Arschloch/kein Arschloch auf einer individuellen Basis aufzulösen.

    Denn die führt was den Erkenntnisgewinn betrifft in eine Sackgasse.

  • Auch ich bin ein alter weißer Mann und trotzdem fühle ich mich von blue valentine und ihren Beiträgen nicht angepisst. Das liegt vor allen Dingen an zwei Punkten:


    Wie 96mettbrötchen bereits geschrieben hat, handelt es sich bei der Kategorie „alte weiße Männer“ um ein soziologisches Konstrukt. Damit sollen Machtstrukturen angemessen beschrieben und analysiert werden. Wie treffend diese Kategorie ist, zeigen Trump, Putin und Johnson par excellence. In der Wirtschaft können exemplarisch Gates, Bezos und Ackman genannt werden und im Fußball Kind, Hopp und Tönnies. Die Machtstrukturen, die sie aufbauen sind soziologisch gesehen Strukturen alter weißer Männer.


    Darüber hinaus nehme ich blues Posts als Bausteine einer Position gegen Ungerechtigkeit, Machtmissbrauch und Unterdrückung wahr.


    Der Post über den Mord eines weißen Polizisten an einen Schwarzen in den USA ist nicht nur ein gewöhnliches Verbrechen. Er ist Ausdruck einer rassistischen Gesellschaftsstruktur (race). In anderen Zusammenhängen gibt es aber auch Beiträge von blue über die Ungleichbehandlung von Männern und Frauen (gender) und über die Ungleichbehandlung von sozial benachteiligten Personen (class).


    Die Vehemenz der Beiträge sehe ich auch eher positiv, da große Missstände auch mit großem Zorn vorgetragen werden sollten, damit sie Gehör finden.

  • Insbesondere letzteres sehe ich anders und hat bei mir den gegenteiligen Effekt. Aber auch diese Posts werden mich nicht zum Trump- oder Kind-Fan machen können.


    Und was für studierte Soziologen klar ist, muss für den - wenn auch offenbar recht kleinen - Rest des Forums noch lange nicht klar sein. Das was Jones sagt.

    Einmal editiert, zuletzt von 4no1 () aus folgendem Grund: Interpunktion...….

  • Das ist so. Die Abstraktionsbereitschaft wird durch den Ton nicht gerade gefördert. Darauf kann man scheißen, wie bei cultural studies üblich, muss sich dann aber auch nicht wundern, wie bei cultural studies unüblich, weshalb das eingehende Verständnis nie den Elfenbeinturm verlässt.